Unser Bild: Das Borussen-Team der frühen 70er-Jahre mit Trainer Kurt Sommerlatt (oben links), der die Mannschaft 1971 in die Aufstiegsrunde zur Bundesliga führte. (Foto: Hoch lebe Eisen! Festschrift zum 75jährigen Bestehen der Borussia)
Kurt Sommerlatt ist tot. Der erste Bundesliga-Trainer des Karlsruher SC starb am 8. Februar in seiner Heimatstadt Karlsruhe fünf Wochen nach seinem 90. Geburtstag an den Folgen einer nach einem häuslichen Sturz notwendig gewordenen Operation. Von 1969 bis 1971 war Sommerlatt zwei Jahre lang Trainer der Borussia im Ellenfeld und führte die Mannschaft im Frühsommer 1971 zum Gewinn der Südwestmeisterschaft und in die Aufstiegsrunde zur Bundesliga.
Kurt Sommerlatts Spielerkarriere begann bei den Junioren des nördlich von Karlsruher gelegenen SV Blankenloch, ehe er 1950 zum Karlsruher FC Phönix wechselte. Für den KSC (1952-1957) und Bayern München (1957-1959) bestritt er 188 Spiele in der alten Oberliga (51 Tore), ehe er seine Laufbahn in der Schweiz beim FC La Chaux-de-Fonds (1959-1962) ausklingen ließ. Als einziger Spieler gewann Sommerlatt dreimal hintereinander den DFB-Pokal (1955 und 1956 mit dem KSC, 1957 mit dem FC Bayern) und absolvierte 11 Länderspiele für die deutsche B- und Amateur-Nationalmannschaft.
In der Schweiz beim FC La Chaux-de-Fonds startete er dann seine Trainerkarriere, die ihn nach Stationen beim Karlsruher SC, dessen erster Bundesligatrainer er war, beim FK Pirmasens und VfR Frankenthal 1969 ins Neunkirchener Ellenfeld führte. Bei der Borussia löste Sommerlatt den Jugoslawen Zeljko Cajkovski ab und führte die Mannschaft in der Spielzeit 1969/70 hinter Meister SV Alsenborn, Vizemeister FK Pirmasens und Südwest Ludwigshafen auf einen guten vierten Tabellenplatz. Die Leistungen am Saisonende, vor allem beim 6:2-Sieg im letzten Spiel gegen Mainz 05, gaben Anlass zur Hoffnung für die Spielzeit 1970/71. Und diese Hoffnungen sollten sich erfüllen! Mit einer geschlossenen und selbstbewussten Mannschaft gehen Sommerlatt und Borussia an die Aufgabe heran. Von Beginn an läuft es wie am Schnürchen. 17 Spieltage bleiben die Borussen ohne Niederlage, die Truppe macht Furore in den deutschen Sportzeitungen. Den krönenden Abschluss bildet ein 8:1-Sieg auf dem Kieselhumes bei Saar 05 Saarbrücken – Borussia wird vor dem FK Pirmasens Südwestmeister und klopft in der Aufstiegsrunde wieder an das Tor zur Bundesliga!
Hier warten auf Kurt Sommerlatt und seine Schützlinge schwere Gegner: Fortuna Düsseldorf, der FC St. Pauli und der ruhmreiche „Glubb“ aus Nürnberg – sie alle wollen in die „bel etage“ des deutschen Fußballs. Fortunas Coach Heinz Lucas rechnet die Borussen zu den Mitfavoriten. Eine der Stützen in Kurt Sommerlatts Team ist der Stennweilerer Gerd Zewe: Er ist mitverantwortlich, dass die erste Partie der Qualifkationsrunde vor 31.000 Zuschauern im Ellenfeld mit 1:0 gegen den 1. FC Nürnberg gewonnen wird. Später wird Zewe nach Düsseldorf wechseln. Borussia schlägt sich wacker, gibt zuhause nur gegen Düsseldorf beim 2:2 einen Punkt ab, doch die Fortunen erweisen sich am Ende als spielstärkstes Team und steigen auf. Keine Frage: Kurt Sommerlatt und seine Mannschaft haben dennoch den Südwest-Fußball höchst respektabel vertreten!
Kurt Sommerlatt überlässt im Sommer 1971 seinem Nachfolger Adi Preißler, der die Borussia bereits von 1960 bis 1962 trainiert hatte, ein wohl bestelltes Feld und wechselt zum benachbarten FC Homburg, später zur Spvgg Ludwigsburg und beendet nach einem Jahr beim FK Pirmasens 1974 seine Trainerkarriere. Bemerkenswert: Er betätigte sich nie als Profi-Trainer, sondern führte ein Sportfachgeschäft in seiner Heimatgemeinde Blankenloch. Das Traineramt war für Kurt Sommerlatt, dem von allen Seiten stets eine disziplinierte Einstellung zu Beruf und Sport bescheinigt wurde, reine Leidenschaft und Passion.
Borussia trauert um den früheren Trainer Kurt Sommerlatt und wird ihm in Dankbarkeit für die geleisteten Dienste ein ehrendes Andenken bewahren. Ruhe in Frieden, Kurt! (-jf-)
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