Misslungene zweite Borussen-Halbzeit, heimstarke Preußen

Borussia verliert nach der Pause den Faden und unterliegt in Merchweiler auf dem Haldy mit 0:2 / Jan Berger: „Für die zweite Halbzeit kann man sich nur entschuldigen!“ /

Unser Bild: Haben im Abschlusstraining vor dem Reisbach-Spiel viel zu besprechen: Borussias Trainer Jan Berger (Mitte) und Jörg Backes (mit dem Rücken zur Kamera). (Foto: -jf-)

Ein Ferienausflug mit den Kids in den Holiday Park ist normalerweise ein Tag zum totalen Entspannen. Mal abschalten vom Alltag, die Sorgen zurücklassen, einfach den Moment genießen. Doch Jan Berger ist das gestern nicht leicht gefallen. Zu sehr nagte die 0:2-Niederlage seiner Jungs in Merchweiler am Borussen-Trainer. Vor allem die zweite Halbzeit: „So kann man als Borussia nicht auftreten. Dafür muss man sich bei allen entschuldigen“, lautet kurz und bündig das Fazit Jan Bergers zu dem, was er zweiten 45 Minuten von den Borussen auf dem Platz gesehen hatte. „Die ersten 45 Minuten waren total in Ordnung: Ein abwechslungsreiches und unterhaltsames Spiel mit zahlreichen Chancen für beide Teams. Da hätte es beim Pausenpfiff auch gut und gerne 2:2 oder 3:3 stehen können“, so Borussias Coach, der sich in Merchweiler zeitweilig vorkam wie auf der Achterbahn im Holiday Park.

Dabei hätte Borussia vor guter Kulisse auf dem Haldy das Signal früh auf Sieg stellen können. Denn wer weiß, wie die Partie gelaufen wäre, hätte Jan Luca Rebmann die erste Monster-Chance nach knapp 10 Minuten genutzt: Dominik Cullmann hatte das Leder so hoch in den Strafraum geschickt, dass der Ball fast mit Schnee bedeckt war – doch die sich wie im Sturzflug herabsenkende Flanke konnte Borussias Nummer 27 nicht mehr drücken und jagte den Ball aus kürzester Distanz per Kopf über die Querlatte. Anschließend waren die gastgebenden Preußen an der Reihe: Zunächst parierte Kevin Collofong in reaktionsschneller Manier einen von Sami Affes abgelenkten Schuss von Lukas Paulus (17.), hatte dann aber Glück, dass Nicolas Modeste, der sich an der Strafraumgrenze im Zweikampf sehr robust gegen Christoph Stemmler durchgesetzt hatte, den Ball unbehindert mit voller Wucht über den Kasten knallte (19.).

Auf Borussen-Seite hatte danach Jan Luca Rebmann nach weitem Einwurf das 1:0 auf dem Fuß, traf den Ball aber mit links nicht richtig und verzog am kurzen Toreck vorbei (27.). Auch zwei entschlossene Kopfbälle von Dylan Sodji fanden innerhalb einer Minute nicht den Weg ins Ziel: Beim ersten verhinderte Moritz Schwindling auf der Torlinie den Einschlag, der zweite flog nur ganz knapp am linken Torpfosten vorbei (28.). Kurz vor der Pause stand Merchweiler brandgefährlicher Angreifer Sami Affes im Mittelpunkt des Geschehens, der nach 40 Minuten nach langem Einwurf und Kopfballverlängerung in guter Position zum Abschluss kam, das Spielgerät aber nicht optimal setzen konnte, so dass Kevin Collofong vor keine Probleme gestellt wurde. Zwei Minuten später konnte Borussias Keeper im kurzen Toreck Affes kräftigen Schuss zur Ecke abwehren.

Konnte dem Spiel trotz großen Einsatzes auch keine entscheidende Wende mehr geben: Der eingewechselte  Nico Christmann. (Foto: -rh-)

In der Halbzeit stellte Jan Berger seine Mannschaft mit der Einwechslung von Tim Klein auf zwei Sturmspitzen um. „Eine Umstellung, die leider in die Hose gegangen ist“, musste der Trainer nach den 90 Minuten konsterniert feststellen. Borussia verlor jetzt nach und nach den Faden. Zwar hatten Tim Klein (58.) und Jan Luca Rebmann, der aus günstiger Position nicht genug Druck hinter seinen Schuss bekam (65.) nochmal gute Möglichkeiten, aber in Führung gingen die Preußen: Nach einem Ballverlust der Borussen im Aufbauspiel schaltete Merchweiler blitzschnell um, nach einer Kopfballvorlage von Felix Keßler konnte Jan Eichmann Sami Affes im Laufduell nicht mehr am satten Abschluss hindern – und schon war es passiert! Das Leder landete nahezu perfekt genau im oberen linken Torwinkel: Sitzt, wackelt, passt und hat kaum Luft, Merchweiler führte (62.). Und kam jetzt immer besser ins Spiel. Die logische Folge war das 2:0 sechs Minuten später: Sami Affes wollte den Ball in den Strafraum schicken, der prallte jedoch von Marco Dahlers Ferse genau vor die Füße von Cüneyt Eren, der nach kurzem Blick genau Maß nahm und das Leder über die komplette Borussen-Abwehr ins lange obere Toreck zirkelte: Da gab es kein Herankommen mehr, mochte sich Kevin Collofong auch so lang machen wie er wollte!

Einen Hoffnungsschimmer schien es für die Borussen nach 71 Minuten zu geben: Nico Purket, von Nico Christmann auf dem linken Flügel mit einem Steckpass freigespielt, netzte den Ball ins lange Eck zum Anschlusstreffer ein, doch Schiedsrichter Marco Niebergall verweigerte dem Treffer die Anerkennung, weil er eine Abseitsstellung gesehen haben wollte – eine nach den Video-Aufnahmen von Heinz Petri allerdings strittige, wiewohl knifflige Entscheidung, da Nico Purket im Moment des Abspiels wohl knapp nicht im Abseits stand. Den Borussen schien danach der Stecker gezogen, die Schlussphase wurde jetzt von den Hausherren beherrscht, die durch Aaron Wagner, Cüneyt Eren und David Lesch noch gute Chancen auf ein höheres Resultat liegen ließen.

Als der Unparteiische die Partie abpfiff, war die Enttäuschung im Borussen-Lager riesengroß, Borussia blieb wie im Vorjahr auf dem Haldy tor- und punktlos, während die Gastgeber ihre bereits in der Vorsaison unterstrichene Heimstärke (nur eine Niederlage in 17 Spielen) erneut untermauern konnten. „Wir werden uns zum Abschlusstraining am Freitag statt um 18.30 Uhr schon um 18.00 Uhr treffen. Es gibt viel zu besprechen“ kündigte Borussias Trainer Jan Berger an, der jetzt von der Mannschaft am morgigen Samstag gegen den SC Reisbach (Anstoß wegen des 2. Liga-Spiels der SV Elverberg gegen den 1. FC Nürnberg erst um 16.30 Uhr!) eine Reaktion erwartet. (-jf-)

Statistik: Preußen Merchweiler – Borussia 2:0 (0:0)

Borussia: Kevin Collofong – Jan Eichmann, Marco Dahler (C), Nico Purket (ab 74. Florian Stopp), Christoph Stemmler, Niklas Backes, Leon Bayer (ab 46. Tim Klein), Dominik Cullmann (ab 46. Nico Christmann), Jan Luca Rebmann, Dylan Sodji, Kristof Scherpf (ab 71. Sayfedine El Khadem). – Trainer: Jan Berger, Jörg Backes.

Tore: 1:0 (62.) Sami Affes, 2:0 (68.) Cüneyt Eren. – Schiedsrichter: Marco Niebergall (FSV Jägersburg). – Zuschauer: 450.