„Jeder muss reflektieren, was er tun kann, damit es besser wird!“

Kapitän Marco Dahler spricht nach dem 0:3 in Hasborn im Interview über den schwachen Saisonauftakt der Borussia

Man kommt sicher nicht umhin, nach den ersten vier Spielen der Saarlandliga-Saison von einem Fehlstart der Borussen zu sprechen. Angesichts der in der Mannschaft schlummernden Qualität, die sich im Heimspiel gegen den SC Reisbach vor allem nach dem befreiend wirkenden Tor zum 2:0 zeigte, eigentlich verwunderlich. Ist das, was die Borussen in Hasborn auf den Platz zu bringen im Stande waren, etwa Kopfsache? Jeder weiß: Beim Fußball geht es um technische, taktische und athletische Fähigkeiten. Aber das ist nicht alles – das eigene Potential abrufen und die richtigen Entscheidungen treffen, das ist die große Kunst des erfolgreichen Spiels. „Eigentlich können die das viel besser“, ist sicher nicht nur manch einem Anhänger der Borussia auch am Samstag im Waldstadion durch den Kopf gegangen, sondern auch den Spielern im weißen Trikot selbst.  Im Training läuft es super, aber wenn es darauf ankommt, klappt plötzlich nichts mehr. Der Grund dafür liegt fast immer „zwischen den Ohren“. Kopf und Ball bilden derzeit jedenfalls keine Einheit. Kapitän Marco Dahler (MD), der zu den Dienstältesten im Borussen-Trikot (seit 2015) gehört, äußert sich im Gespräch zur derzeit schwierigen Situation.

Marco, der Borussen-Motor stottert, kommt einfach nicht auf Touren. Woran liegt´s?

MD: Die ultimative Antwort auf diese Frage hätte ich gerne! Wenn wir das genau wüssten, wären wir ein gutes Stück schlauer und könnten bei der Trainingsarbeit entsprechend ansetzen, wie ein Arzt nach erfolgreicher Diagnose die zielgerichtete Therapie beginnen kann. Im Training läuft alles gut, aber wir bekommen – um im Bild des Borussen-Motors zu bleiben – die PS derzeit nicht auf den Platz. Dass wir mehr können, dass mehr in der Mannschaft steckt, war in der Vorbereitung und auch beim Sieg gegen Reisbach zu sehen. Die Jungs wollen ja auch, keiner spielt absichtlich schlecht, und keiner hat auf einmal das Fußballspielen verlernt!

Gegen Reisbach wirkte die Mannschaft vor allem nach dem zweiten Treffer wie befreit. Welche Rolle spielt die Dramaturgie des Spiels?

MD: Gegen Reisbach sind wir ja früh in Führung gegangen. In Hasborn war es genau umgekehrt, nach vier Minuten liegst du schon 0:1 hinten. Das ist natürlich schon ein Nackenschlag, aber das soll keine Ausrede sein, denn auf der anderen Seite hast du auch noch 86 Minuten Zeit, das Spiel zu drehen. Nach dem Seitenwechsel dann das gleiche Szenario: Du kommst aus der Kabine, hast dir viel vorgenommen, kassierst dann durch einen unnötigen Ballverlust im Zentrum das 0:2 – für den Kopf sicher keine einfache Situation! Es fühlt sich im Moment einfach so an, als würde alles gegen uns laufen.

Geht als Kapitän voran, hat schon manche Krise im Ellenfeld miterlebt und überstanden: Borussias Kapitän Marco Dahler (hier beim Spiel am Samstag in Hasborn). (Foto: -jf-)

Torwart-Titan Oliver Kahn pflegte in solchen Momenten zu sagen: Weiter, immer weiter! Ist das auch ein Ansatz für Borussia?

MD: Ja, natürlich. Für uns muss es jetzt heißen: Kopf oben behalten und als Mannschaft die Reihen schließen und noch mehr arbeiten. Wir dürfen uns nicht auseinanderbringen lassen. Jeder Einzelne ist gefragt, jeder Einzelne muss reflektieren, was er tun kann und tun muss, damit es besser wird und damit wir das Quäntchen Spielglück, das Momentum, das ja auch dazu gehört, wieder herauskitzeln. Das geht nur über harte Arbeit. Man spricht ja nicht umsonst vom Glück des Tüchtigen.

Was können die Borussen-Fans dazu beitragen?

MD: Sie sollten uns gerade jetzt, wenn es nicht läuft, unterstützen, uns Rückhalt geben und auch vor allem die jüngeren Spieler zu unterstützen, mit der Situation umzugehen. Wir können die Enttäuschung über den schwachen Start verstehen, aber negative Zwischenrufe von den Rängen wie in Hasborn helfen überhaupt nicht weiter. Wir müssen insgesamt als Verein nochmal zusammenrücken, und dazu gehören auch die Fans mit ihrem Support.

Mit welchen Gedanken blickt der Kapitän auf die nächsten Spiele zuhause gegen den FC Rastpfuhl, beim Rückkehrer in die Saarlandliga in Bliesmengen-Bolchen und gegen eine in dieser Saison offensichtlich starke U23 des Nachbarn aus Elversberg?

MD: Es gilt, von Spiel zu Spiel zu schauen. Die Saison steht ja erst am Anfang. Wir wollen zunächst am Samstag gegen Rastpfuhl alles reinhauen, um den Bock endlich umzustoßen. Es ist ja nicht die erste schwierige Situation, die ich im Ellenfeld miterlebe. Ich bin auch lange genug dabei um zu wissen, wie schnell sich das Blatt wenden kann. Ich erinnere nur an die Spvgg Quierschied und Hertha Wiesbach: Quierschied hatte vor drei Jahren nach fünf Spieltagen zwei Punkte, Hertha Wiesbach in der letzten Saison nach vier Runde ebenfalls nur zwei Zähler auf dem Konto – beide haben sich am eigenen Schopf aus dem Schlamassel herausgezogen, eine Serie gestartet und sind nach ihrem Fehlstart am Ende sogar aufgestiegen. Klar, man darf sich nicht darauf verlassen, dass das immer so funktioniert. Aber es zeigt, dass im Fußball vieles möglich ist. Und die beiden Beispiele sollten für uns Motivation genug sein, alles dafür zu geben, in einen positiven Flow hineinzukommen und Schritt für Schritt die Situation in den Griff zu bekommen.

Das wünschen Euch alle Borussen und drücken die Daumen, dass es gelingt! Vielen Dank, Capitano, für das Gespräch! (-jf-)