Aus der Borussen-Historie: Rekordmeister Nürnberg schlägt Aufsteiger Borussia mit 2:0 / Mangende Chancenverwertung und fehlende Glück verhindert verdienten Punktgewinn starker Borussen / Rustikale Gangart beider Teams
Unser Bild: Borussia Stürmer Paul Pidancet (li.), hier im Duell mit Nürnbergs Fritz Popp, fehlte bei der Bundesligapremiere das Schussglück. (Foto: Privatarchiv Paul Pidancet)
Von Jo Frisch
Bundesligapremiere für Borussia! Nach der grandiosen Aufstiegsrunde, in der die Truppe von Trainer Horst Buhtz den hochfavorisierten Münchener Bayern das Nachsehen gaben, wartete zum Saisonauftakt, heute vor 54 Jahren, am 22. August 1964 der damalige deutsche Rekordmeister 1. FC Nürnberg auf die Elf vom Ellenfeld. 35.000 Zuschauer wollten den Neuling im Städtischen Stadion an der Noris erleben. Lange hielt Borussias geballte Defensive dicht, fast 80 Minuten mussten die favorisierten „Glubberer“ warten, ehe Nationalspieler Heinz Strehl mit einem Solo, bei dem er drei Borussen umkurvte, die entscheidende Lücke fand. Drei Minuten vor Schluss boxte Torhüter Willi Ertz eine Flanke von Heiner Müller ins eigene Netz – die Entscheidung. Borussia war unter dem Strich die bessere Mannschaft, setzte aus kompakter Abwehr heraus immer wieder die sprichwörtlichen Nadelstiche, fuhr letztlich aber ohne Punkte zurück ins Saarland.
So jedenfalls lautet die Essenz des Spielberichts in der „Saarbrücker Zeitung“, in dem man folgendes lesen kann: „Die Nürnberger Elf, bisher hilf- und ratlos wie schlecht vorbereitete Schulbuben, rannten noch einmal gegen den elastischen Neunkircher Riegel an. Dabei hatte die Not die Borussen zu einer Improvisation gezwungen. Schon in der 3. Minute wurde Achim Melcher durch einen Tritt gegen das Wadenbein verletzt und konnte nur noch humpelnd weitermachen. Er ging in die halblinke Position und Erwin Glod, der für Kuntz Linksaußen spielte, zog sich in die Abwehrkette zurück. Schnell aber sah man, dass die besseren Einzelspieler auf Neunkircher Seite standen, die fast jeden Nürnberger Vorstoß schon weit vor der Strafraumgrenze, oft sogar im Mittelfeld, abblockten. Auch die klareren Torchancen boten sich so 80 Minuten lang den Neunkirchern, die nicht nur mit ihrem Drei-Mann-Sturm, sondern oft auch noch mit einem Verteidiger bis an den Nürnberger Strafraum steil und wuchtig vorstießen.“ Eine besonders gute Leistung wird dabei dem Ex-Trierer Paul Pidancet bescheinigt, der von Nationalspieler Reisch nie zu halten war, jedoch bei einem halben Dutzend von Schüssen kein Glück hatte: FCN-Keeper Wabra faustete einen Scharfschuss reaktionsschnell ins Feld zurück, den Abpraller verpasste Günter Heiden nur denkbar knapp, die anderen Bälle strichen über die Latte oder dicht am Pfosten vorbei. Auch Sturm-As Elmar May fehlte die „Fortune“: Ein 25-Meter-Freistoß knallte gegen die Latte, ein akrobatisch angesetzter Fallrückzieher sauste knapp drüber. Beide Torhüter, so heißt es, „wurden in diesem Spiel wenig geprüft, jeder bekam höchstens ein halbes Dutzend Bälle zu halten. Aber Wabra hatte die größeren Ängste auszustehen. Für Ertz kam dies erst in den letzten zehn Minuten.“ Borussia trumpfte spielerisch auf, doch der „Glubb“ triumphierte am Ende, so die Bilanz der „SZ“, die nach 90 Minuten einen erleichterten Nürnberger Trainer Baumann zitierte: „Die Neunkircher waren viel stärker als im letzten Aufstiegsspiel gegen Tasmania Berlin, die ich damals trainiert habe.“
Borussias Leistung ist um so beachtlicher, als man nicht nur ohne die verletzten Ringel und Kuntz angetreten war, sondern aufgrund der Verletzung von Achim Melcher quasi 90 Minuten personell geschwächt war – eine Auswechslung war in den Anfangsjahren der Bundesliga noch nicht möglich. Akteure wie Achim Melcher waren gezwungen, auf die Zähne zu beißen, damit Bundesligapremiere in Nürnberg ging es ziemlich rustikal zu. Das musste Achim Melcher bei einem vehementen Tritt gegen das Wadenbein schmerzlich erfahren, für den Rest der Partie war er eher als Statist denn als Spielgestalter unterwegs. Natürlich verstand es auch Borussia, auszuteilen – und nachdem ein Foul von Dieter Harig am Nürnberger Greif im Borussen-Strafraum von Schiedsrichter Ewald Regely sehr zum Ärger der Nürnberger nicht mit Elfmeter geahndet wurde (70.), kochte die Volksseele in der Noris hoch. Und zwar so stark, dass sich Borussias Verteidiger Günter Schröder lange nach dem Spiel tätlichen Angriffen eines fränkischen Fanatikers erwehren musste. „In den letzten zehn Minuten des Matches machte die aufgeputschte Atmosphäre die Borussen auch spielerisch nervös. Und so kassierte die eigentlich bessere Mannschaft kurz vor dem Ende noch zwei Treffer und musste ohne Punkte von der Noris an die Blies zurückkehren“, heißt es im von Paul Burgard und Ludwig Linsmayer herausgegeben Buch „90 Minuten“ (Mit Ferdi Hartung in die Bundesliga / Teil 1: Borussia Neunkirchen).
So spielten die beiden Teams (in Klammern die Benotung der Spieler):
1.FCN: Wabra (2) – Hilpert (3), Popp (4), Ludwig Müller (2), Reisch (2), Leupold (3), Heiner Müller (3), Allemann (4), Greif (2), Strehl (3), Dachlauer (4). – Trainer: Baumann.
Borussia: Ertz (2) – Schröder (3), Schreier (3), Melcher (2), Leist (3), Schock (3), Pidancet (2), Harig (2), May (2), Heiden (3), Glod (2). – Trainer: Horst Buhtz.
Tore: 1:0 (79.) Strehl, 2:0 (87.) H. Müller. – Schiedsrichter: Ewald Regely. – Zuschauer: 35.000.
Hallo Sportskamerad Frisch,habe mal nachgerechnet,und einen Fehler entdecktBorussuia und die Bundesliga liegt,erst 54 Jahre zurück,mach uns nicht älter wie wir sind.
Nur Spass ,-mach weiter wie bisher!