Borussia empfängt am Sonntag (15.00 Uhr) Hertha Wiesbach / Das auswärtsstärkste Team der Liga muss gewinnen, um den Titel zu holen, aber Borussia will nichts herschenken!
Der Gegner aus Wiesbach wahrte am vergangenen Mittwoch im Nachholspiel mit dem 2:0 gegen Rot Weiß Hasborn seine Titelchance. „Das war erlösend“, gestand Herthas Außenverteidiger Yannik Haupts, der mit einem vehementen Schuss aus 18 Metern nach 56 Minuten das 1:0 erzielt hatte, nach der Partie. Und Trainer Michael Petry gab ehrlich zu: „Es waren ja auch einige Eppelborner Spieler nach ihrem Training rübergekommen. Da wollten wir auf keinen Fall zulassen, dass sie ausgerechnet in unserem Stadion Meisterschaft und Aufstieg feiern können.“ Die Wiesbacher haben den Relegationsplatz sicher, gehen aber mit zwei Zählern Rückstand auf den Ortsrivalen in die letzte Runde. Dabei stand noch zur Winterpause die direkte Rückkehr der Hertha in die Oberliga außer Frage, zu dominant waren die Schwarz-Gelben bis dahin aufgetreten. Zwar geriet der Saisonstart etwas holprig (zwei Niederlagen in den ersten vier Spielen), doch mit dem 4:2 in Ballweiler starteten die Petry-Männer eine Serie von 15 Partien ohne Niederlage, die sie an die Tabellenspitze katapultierte. Auch nach der Winterpause sah es so aus, als könne niemand die Hertha stoppen. Fünf klare Siege mit insgesamt 20:0-Toren im Monat März unterstrichen die Ausnahmestellung der Wiesbacher. Aber seit dem 1:2 auf eigenem Platz gegen Jägersburg lief es nicht mehr so rund. Zwei weitere Heimniederlagen (0:2 gegen Merchweiler und 0:1 gegen Reisbach) kratzten erheblich am Image der Unbesiegbarkeit, zumal mittlerweile der FV Eppelborn, gegen den Wiesbach zweimal verlor, auf der Überholspur ein strammes Tempo vorlegte. Vor allem das 0:1 gegen Reisbach tat weh, weil die Hertha die gleichzeitige überraschender 3:5-Schlappe der Eppelborner in Ballweiler nicht zur Übernahme der Tabellenführung nutzen konnte. „Die Konkurrenz patzt und wir patzen mit“, stöhnte ein fassungsloser Michael Petry.
Man kennt sich, man schätzt sich: Kamil Czeremurzynski (li.) gehört zusammen mit „Borussen-Urgestein“ Tin Cullmann zu den einzigen „Überlebenden“ aus der Mannschaft, die mit dem damaligen Borussen-Trainer Michael Petry (re.) in der Oberliga-Saison 2015/16 einen respektablen 4. Platz holte. Gegen Wiesbach streift Kamil Czeremurzynski letztmals das Borussen-Trikot über (siehe Beitrag von gestern). (Foto: -jf-)
Der Hertha-Coach ist in Neunkirchen kein Unbekannter. Michael Petry (47) war im Sommer 2015 vom 1. FC Saarbrücken, wo er für die C-Jugend verantwortlich war, ins Ellenfeld gekommen, die Borussia war seine erste Station als Cheftrainer. Und gleich eine erfolgreiche: Die Borussen führte er auf den 4. Platz der Oberliga, ehe er sich schon 2016 nach Wiesbach verabschiedete. Dort hat Michael Petry seinen laufenden Vertrag bereits im Oktober vergangenen Jahres verlängert und geht mit der Hertha in sein neuntes Jahr! „Er hat sich als echte Säule in unserem Verein etabliert, die von ihm sehr gut durchgeführte Integration der jungen Spieler passt zur Philosophie des Vereins. So können wir immer wieder Spieler aus der eigenen Jugend für die erste Mannschaft entwickeln“, heißt es auf der Wiesbacher Homepage zur vorzeitigen Verlängerung des Konktrakts. Michael Petry kann auf viele Erfahrungen als Ex-Profis zurückgreifen: Der gebürtige Ludwigshafener, dessen Laufbahn beim FC Arminia begann, spielte im Laufe seiner Karriere u.a. für Jahn Regensburg, Kickers Offenbach, den SV Sandhausen und den 1. FC Saarbrücken, ehe er 2013 die Fußballstiefel an den Nagel hängte. Mit Mario Rino steht Michael Petry ein Torwarttrainer zur Seite, der jahrelang auch im Ellenfeld sehr gute Arbeit leistete.
Hertha-Coach Michael Petry baut vor allem auf seine Offensive mit (v.l.) Sören Maas, Pascal Piontek, Dominik Kaiser und Yannik Haupts. (Fotos: fupa.net)
Wiesbach besitzt mit 96 Toren und nur 29 Gegentoren sowohl die beste Offensive als auch Defensive der Liga. Elf Spieler zeichnen für die 94 Treffer verantwortlich, gleich fünf davon haben eine zweistellige Quote: Sören Maas (18), Pascal Piontek (17), Dominik Kaiser (14), Yannik Haupts (13) und Lucas Bidot (10) haben drei Viertel alle Hertha-Tore erzielt!
Die Ausganssituation stellt sich für die Gäste als wahres „Herzschlag-Finale“ dar. Die Hertha reist mit zwei Punkten Rückstand auf den Lokalrivalen aus Eppelborn an, muss gewinnen und auf einen Ausrutscher des Gegners, der auf eigenem Platz den SV Bliesmengen-Bolchen erwartet, hoffen. Gewinnt Eppelborn, ist dem FVE der Titel sicher. Siegt Wiesbach bei gleichzeitigem Unentschieden im Illtal-Stadion, sind beide Aufstiegsanwärter punktgleich – anders als im Abstiegskampf zählt hier nicht der direkte Vergleich, den Eppelborn mit zwei Siegen (3:2 und 3:0) gewonnen hat, sondern es käme zu einem Entscheidungsspiel um den direkten Aufstieg auf neutralem Platz. „Die Eppelborner haben zwar die bessere Ausgangsposition, aber auch den größeren Druck. Sie haben alles zu verlieren, wir können nur noch alles gewinnen“, schätzt Trainer Michael Petry die Lage ein. Und Mittelfeldspieler Yannik Haupts traut Bliesmengen-Bolchen in Eppelborn durchaus was zu: „Für die geht es am Sonntag noch um etwas. An einem guten Tag ist da was möglich!“ Die Borussia dagegen hat durch Hasborns Niederlage am Mittwoch den anvisierten 4. Platz sicher. Doch daraus den Schluss zu ziehen, es ginge für die Borussen schlicht und ergreifend um nichts mehr, will Christian Schübelin nicht gelten lassen. Abgesehen von der sportlichen Fairness im Konkurrenzkampf um den Oberliga-Aufstieg will der Trainer mit seiner Mannschaft unbedingt noch „die 60 Punkte-Marke knacken und mit einem Sieg den Saisonabschied und den Abschied von einigen Spielern, die uns verlassen, positiv gestalten. Wir spielen zuhause im Ellenfeld-Stadion und wollen endlich mal zeigen, dass wir auch auf eigenem Platz so gut spielen können wie im Laufe der Runde in der Fremde.“ Ein weiterer Punkt, der die Partie am Sonntag so reizvoll macht: Wiesbach ist mit 41 Zählern die auswärtsstärkste Mannschaft: Nur ein einziges Mal gab es auf fremdem Geläuf eine Niederlage (0:3 in Eppelborn), 13 Auswärtssiege stehen auf dem Konto, acht davon ohne Gegentor! Das wird für die Borussen, die zuhause schwächeln und schon 5 Niederlagen kassierten, also eine echte Herausforderung, gilt es doch zu verhindern, dass es erstmals in der Saarlandliga zum Saisonabschluss eine negative Heimbilanz gibt! Diese ist bisher bei 5 Siegen, 6 Remis und 5 Niederlagen ebenso ausgeglichen wie das Torverhältnis (28:28).
Borussias Personalsituation ist gegenüber dem Spiel am vergangenen Wochenende in Merchweiler unverändert. Anlässlich des Spiels werden Kamil Czeremurzynski, Dylan Sodji, Michael Müller und Alexander Velikov, die die Borussia definitiv verlassen, verabschiedet.
Bilanz gegen Borussia: Bis zum Abstieg der Borussia 2017 trafen beide Mannschaften in der Oberliga aufeinander. Seit 2013 konnte Wiesbach vier, die Borussia drei Partien gewinnen – meist mit knappem Resultat. Einmal trennte man sich Remis. Im Saarlandpokal 2021/22 dominierte die Hertha mit 6:1 ebenso deutlich wie im Hinspiel zur heutigen Begegnung: Luca Blaß, Pascal Piontek und Yannik Haupts erzielten die Treffer zum 3:0, die allerdings bei tapferer Gegenwehr der Borussen alle erst in der zweiten Halbzeit fielen.
Schiedsrichter des Spiels gegen Wiesbach ist im Ellenfeld (laut Angaben von fussball.de) Julian Marx (oben / Foto: -jf-). Der 30jährige pfeift für den SV Preußen Merchweiler, ist seit 2007 als Unparteiischer aktiv und seit 2011 Ziffer-Schiedsrichter. Neben Spielen der Saarlandliga leitet Julian Marx auch Oberliga-Begegnungen und fungiert in der Regionalliga als Schiedsrichterassistent. Zudem engagiert er sich als Kreisschiedsrichterobmann im Kreis Nordsaar. Julian Marx, der beruflich im Klinikum Saarbrücken in der System-Administration tätig ist, pfiff letztmals Ende August beim 1:1 in der Ferraro-Sportarena gegen die SG Mettlach-Merzig ein Spiel der Borussia. Er wird an den Seitenlinien unterstützt von den Herren Jonas Meyer und Hysni Buhalla. Wir wünschen dem Schiedsrichter-Team eine gute Anreise und eine gelungene Spielleitung! (-jf-)