Verdientes 1:0 gegen tapfer kämpfenden Aufsteiger aus Marpingen / Lars-André Kaula in einem Geduldsspiel mit seinem Premierentor im Borussen-Trikot / Tim Cullmann mit Überraschungseinsatz
Unser Bild: Sorgte für viel Wirbel und Gefahr auf den Außenbahnen – Sayfedine El Khadem (hier gegen Marpingens Tobias Straß, Nr. 17). Für Trainer Christian Schübelin war der Neuzugang „der beste Mann auf dem Platz“. (Foto: -jf-)
Mit Anfängen ist das so eine Sache. Erst recht zu Beginn einer neuen Fußball-Saison. Eine optimale Vorbereitung hat nicht automatisch einen gelungenen Auftakt zur Folge. Manchmal ist es wie im Theater: Eine missglückte Generalprobe bedeutet eine erfolgreiche Premiere. Von Hermann Hesses „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ bis zum sprichwörtlichen „Aller Anfang ist schwer“ – die ganze Bandbreite der Energien, Emotionen und Eindrücke tun sich auf, wenn es los geht. Nicht anders gestern beim Saisonauftakt im Ellenfeld. Unter dem Strich steht ein 1:0-Sieg der Borussia gegen den Aufsteiger aus Marpingen. Ein Arbeitssieg, zudem verdient. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
„Aller Anfang ist schwer“: Das spürten auch die Borussen in einer sehr intensiven Anfangsphase ohne große Höhepunkte oder Strafraumszenen, mit denen eine Gefahr verbunden gewesen wäre. Die erste Torannäherung hatten die Gäste, als ein Freistoß von Torjäger Björn Recktenwald durch die Mauer schlüpfte, doch der wenig wuchtige Flachschuss stellte den aufmerksamen Maximilian Strack vor keine Probleme. Nach einer Viertelstunde übernahm Borussia das Kommando. Und hätte gleich zweimal in Führung gehen können. Zunächst landete der Ball nach flüssiger Kombination über Christoph Stemmler und Simon Schreibeisen auf der rechten Außenbahn bei Lars-André Kaula, der – im Fünf-Meter-Raum von hinten bedrängt – aber keinen Druck mehr drauf bekam und um Haaresbreite am kurzen Eck vorbeizielte. Nur wenige Minuten später hatte die Kulisse erneut den Torschrei schon auf den Lippen, als Dylan Sodji nach herausragender Vorarbeit und Flanke von Sayfedine El Khadem den Ball per Kopf nicht richtig traf – auch hier trudelte das Spielgerät nur um Haaresbreite am rechten Torpfosten vorbei. „Wenn wir da gleich zu Beginn den Dosenöffner machen, wird die Sache vielleicht ein bisschen einfacher, ein bisschen entspannter“, so die Analyse von Trainer Christian Schübelin, der in der Folge einen enorm fleißigen, schnellen und dribbelstarken Sayfedine El Khadem erlebte, der gleich zweimal das 1:0 auf dem Fuß hatte, aber zum einen abgeblockt wurde (18.), zum anderen das Tor knapp verfehlte (19.). Der Aufsteiger verlegte sich darauf, aus kompakter Defensive schnell zu kontern, wusste dabei kombinatorisch durchaus zu gefallen, entwickelte jedoch am Strafraum zu wenig Durchschlagskraft, so dass Maximilian Strack selbst dann, als die Borussen nach zehnminütiger Zeitstrafe für Nico Purket in Unterzahl agierten, vor keine ernsthafte Prüfung gestellt wurde.
Dicke Chancen in Halbzeit eins: Zuerst verpasst Lars-André Kaula das Tor nur um Haaresbreite (oben), anschließend trifft Dylan Sodji das Leder per Kopf nicht richtig (unten). Ein frühes Tor hätte Borussias Aufgabe sicher leichter gemacht. (Fotos: -jf-)
Auch nach dem Seitenwechsel blieben die Borussen am Drücker. Nach knapp einer Stunde setzte Sayfedine El Khadem den eingewechselten Dominik Cullmann auf der linken Flanke geschickt in Szene, Borussias Nummer 22 drang in den Strafraum ein und versuchte es aus spitzem Winkel mit einem listigen Flachschuss, der Marpingens Keeper Ziegler aber auf dem Posten fand (58.). Und wieder war es der quirlige Dominik Cullmann, der wenig später nach sehenswertem Diagonalpass von Marco Dahler und Simon Schreibeisens Hereingabe hineinrauschte, das Leder aber nicht mehr kontrollieren konnte (61.). So musste der Borussen-Anhang weiter auf das erlösende Tor warten. „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“: Für diesen Zauber zeichneten eine Viertelstunde vor Schluss schließlich Dylan Sodji und Lars-André Kaula verantwortlich: Der eine brachte das goldene Tor mit einem Zuckerpass auf den Weg, der andere hebelte mit intuitivem Laufweg die Marpinger Abwehr aus, umkurvte Keeper Ziegler in cooler Manier und zauberte das Leder ins Netz.
Der Moment der Entscheidung: Lars-André Kaula umkurvt Keeper Ziegler (oben) und wird anschließend von Fans und Kameraden gebührend gefeiert (unten). (Fotos: -jf-)
War der Bann jetzt gebrochen? Dylan Sodji (knapp rechts vorbei, 79.), Tim Klein per Kopf (81.) und Christoph Stemmler mit als Flanke getarntem gefährlichen Abschluss (85.) hätten in der Schlussphase den Deckel drauf machen können. Dass sie es nicht taten, ließ die Partie bis zum Schlusspfiff von Schiedsricher Carsten Schyma, der viel laufen ließ und bei einigen Abseitsentscheidungen wohl nicht immer richtig zu liegen schien, hochspannend bleiben. Und wie es im Fußball oft sein kann, offenbarte Minute 88: Nach einem Freistoß aus dem rechten Halbfeld fiel die Lederkugel wie eine Flipperkugel urplötzlich Moritz Müller vor die Füße, doch Marpingens Nummer 13 war wohl zu überrascht über das Geschenk des Himmels, so dass Maximilian Strack dank gutem Stellungsspiel beim zu schwachen Abschluss entschlossen zupacken konnte und den Sieg festhielt.
So durften die Borussen, bei denen Tim Cullmann nach nur zwei Trainingseinheiten zu einem Überraschungseinsatz kam und so spielte, als sei er nie weggewesen, nach dem gelungenen Auftakt ihr erstes Tänzchen auf das grüne Parkett der Ferraro-Sportarena legen. Mitten drin Trainer Christian Schübelin, der von einem „Wahnsinnserlebnis“ im Ellenfeld sprach und mit einem „dreckigen Sieg gegen einen aufopferungsvoll und leidenschaftlich fightenden Gegner“ zufrieden war. „Die Defensive stand richtig gut, nach vorne muss es jedoch noch ein bisschen besser werden“ – eine Erkenntnis, die für den Coach nach den Vorbereitungsspielen allerdings nicht neu war. Dicker Pluspunkt der Borussen: Sie spielten von Anfang an diszipliniert, bewiesen bis Geduld, was sich schließlich auszahlte.
Toller Empfang für Mannschaft und Trainer: Gänsehaut-Feeling vor dem Anpfiff dank Choreo ud Spruchband der Borussen-Fans. (Foto: -jf-)
Für einen „Zauber des Anfangs“ hatten vor der Partie bereits die Fans der Borussia gesorgt, die mit einer Choreo in Schwarz und Weiß ihre Verbundenheit zum Verein zum Ausdruck brachten. „Unsere Neuzugänge und auch die jungen Spieler waren echt beeindruckt“, war Christian Schübelin voll des Lobes für den Borussen-Anhang. Da auch zahlreiche Fußballfreunde aus Marpingen – unter ihnen sicher der eine oder andere aus alter Verbundenheit, denn schließlich waren von Marpingen in den 60er-Jahren richtig gute und erfolgreiche Kicker wie Erwin Glod, Erich Leist und Torjäger Rudi Dörrenbächer ins Borussen-Trikot geschlüpft! – den Weg ins Ellenfeld gefunden hatten, hatte die Begegnung mit mehr als 600 Zuschauern eine prächtige Kulisse angelockt. Mit dabei: Merchweilers Coach Björn Klos mit mehrjähriger Borussen-Erfahrung, die Ex-Borussen-Spieler Jens Kiefer, Janosch Scherer und Niklas Allenfort, Hasborns Trainer Heiko Wilhelm (in zwei Wochen Gastgeber der Borussia) und Oberbürgermeister Jörg Aumann – sie alle wollten es sich nicht entgehen lassen, die neue Borussia zu sehen. „Meine Mutter war heute auch dabei. Sie sagt, sie habe sich bei einem Fußballspiel noch nie so lange an der Kasse anstellen müssen“, berichtete Christian Schübelin. Auch das ein Aspekt des Anfangszaubers, der – das wünschen sich alle Borussen – nicht so schnell vergehen möge. „Borussia Neunkirchen ist immer noch ein großer Name, den wir als Team mit Leben füllen wollen – eine Verpflichtung! Um ihr gerecht zu werden. sind wir bereit alles zu geben“, verspricht der Borussen-Coach. Damit aus dem Zauber des Anfangs kein fauler Zauber wird. Nächste Gelegenheit dazu: Kommenden Mittwoch (19.00 Uhr) beim Gastspiel in Reisbach. (-jf-)
Statistik: Borussia – SG Marpingen-Urexweiler 1:0 (0:0)
Borussia: Maximilian Strack – Kamil Czeremurzynski (ab 62. Tim Cullmann), Marco Dahler (C), Nico Purket(ab 54. Dominik Cullmann) , Christoph Stemmler, Nico Christmann, Sayfedine El Khadem, Michael Müller, Simon Schreibeisen (ab 62. Tim Klein), Dylan Sodji, Lars-André Kaula (ab 90. Ralph Smith). – Trainer: Christian Schübelin.
Tor: 1:0 (75.) Lars-André Kaula. – Schiedsrichter: Carsten Schyma (FV 08 Püttlingen). – Zuschauer: 600. – Gelbe Karten Borussia: Nico Purket (38.), Tim Klein (65.). – Zehn-Minuten-Strafe: Nico Purket (44.).
Unsere Bilder zeigen Eindrücke vom Saisonauftakt im Ellenfeld-Stadion gegen die SG Marpingen-Urexweiler. (Fotos: -jf-)
Liebe Borussia, zunächst herzlichen Dank an Herrn Persch u Matthias Woll, wir konnten mit dem Rollstuhl direkt bis ans Stadion fahren, auch die Ordner waren sehr bemüht. Natürlich wären wir mit einem Remis zufrieden gewesen, gönnen aber der Borussia den Sieg. Nun zu der Historie: Rudi Dörrenbächer war ein enger Freund unserer Familie, er war Torschützenkönig 62/63 in der Oberliga Südwest, es gab noch keine Bundesliga. Leider musste er nach einem schweren
Sportunfall seine Fussballkarriere beenden. Bei der Aufzählung der ehemaligen Marpinger Spieler wurde Erich Leist vergessen, der von 1960-1969 für die Borussia spielte. Mit sportlichem Gruß Christel u Norbert
Liebe Familie Mascioni, vielen Dank für Ihren Kommentar. Sie haben Recht, auch Erich Leist war ein Marpinger Junge, der das Borussen-Trikot getragen hat. Danke für den Hinweis, wir haben seinen Namen ergänzt. Dass Rudi Dörrenbächer sich damals so schwer verletzt hat und nie wieder Fußball spielen konnte, war tragisch. Es gibt nicht wenige, die glauben, dass die Borussia mit ihm 1963 ins Finale um die Deutsche Meisterschaft eingezogen und damit schon früher Bundesligist geworden wäre. Ein toller Fußballer und Mensch!