Ende einer kleinen Serie: Borussia unterliegt auf dem schneebedeckten Betzenberg mit 0:2

Aus der traditionsreichen Geschichte der Borussia / Heute vor 60 Jahren: Rückkehr von Günter Kuntz in seine Heimat Kaiserslautern ohne Erfolg / Borussen überlegen, aber ohne Fortune und Durchschlagskraft in der Offensive

Bild mit Symbolcharakter (1): Ausgerutscht sind Elmar May und die Borussia nach vier Spielen ohne Niederlage auf dem schneebedeckten Betzenberg. (Foto: Ellenfeld-Verein e.V. / Archiv Borussia Neunkirchen Hartung)

Der Winter war noch einmal zurückgekehrt an jenem Samstag Ende Februar. Schneebedeckt war der Rasen des Stadions auf dem Betzenberg, als die Borussia zum Nachbarschaftsduell in die Pfalz reiste. Für einen im Aufgebot der Mannschaft aus dem Ellenfeld war es, wie immer, eine ganz besondere Partie in der Heimat: Stürmer und Kapitän Günter Kuntz, der gebürtige Kaiserslauterer, war vom Erbsenberg, wo sein Heimatclub VfR Kaiserslautern zuhause war, bekanntlich im Sommer 1960 ins Saarland gewechselt. Dort sollte er – bis heute – heimisch werden. Während der damals 25jährige den Bus Richtung Pfalz bestieg, blieb Söhnchen Stefan, gerade mal zweieinhalb Jahre alt, zuhause in Neunkirchen. Was damals noch keiner ahnen konnte: Der kleine Mann sollte auf dem Betzenberg ein Vierteljahrhundert später die erfolgreichste Zeit seiner späteren Karriere erleben!

23.000 Zuschauer waren gekommen, darunter auch zahlreiche Anhänger der Borussia, die eine Woche zuvor mit dem 1:1 beim Meidericher SV aus der Wedau einen Punkt mit ins Ellenfeld gebracht hatte und mittlerweile seit vier Spielen ungeschlagen war. Das Hinspiel in der Hüttenstadt hatten die Pfälzer im September 1964 durch Treffer von Jürgen Neumann (10.), Helmut Kapitulski (68.) und Winfried Richter (84.) klar mit 3:0 für sich entschieden und damit den Borussen die letzte Heimniederlage der gesamten Saison beigebracht. Dass jetzt das Rückspiel auf dem Betzenberg nicht unbedingt hochklassiges Niveau aufwies, hatte seine Gründe: „Das lag in erster Linie an dem sehr schweren Platzverhältnissen, die eine Mischung von schneebedecktem Boden, gefrorenem und aufgeweichten Rasen darstellten. Es gab eine Unzahl von Stürzen und Karambolagen, denen Schiedsrichter Sparing aus Kassel dadurch zu begegnen suchte, dass er viel – viel zu viel! – pfiff“, analysierte die „Saarbrücker Zeitung“ (SZ) in ihrer Spielnachlese.

Bild mit Symbolcharakter (2): So wie hier Stürmer Horst Berg (re., gegen Lauterns Verteidiger Roland Kiefaber) versuchten es die Borussen auf dem Betzenberg allzu oft mit dem Kopf durch die Wand. Auch diesen Ball konnte FCK-Torhüter Horst-Dieter Strich abfangen und so einen Treffer der Borussia verhindern (oben). Sein Pendant im Borussen-Trikot dagegen hatte Pech: Das Leder schien schon eine sichere Beute von Horst Kirsch zu sein (Mitte), ehe es ihm dann doch entglitt und aufreizend langsam über die Linie trudelte (unten)! (Fotos: Ellenfeld-Verein e.V. / Archiv Borussia Neunkirchen Hartung)

Beim Duell auf dem Betzenberg war am Ende eines wie immer: Der FCK gewann die Partie gegen den saarländischen Nachbar, der auch zuvor in gemeinsamen Zeiten der alten Oberliga nie in der Barbarossa-Stadt gewinnen konnte, allenfalls (wie 1960 beim 2:2 oder 1966 beim 0:0) mal ein Pünktchen zu ergattern wusste. Dabei hatten die Borussen vor dem Spiel in der Tabelle punktgleich, aber mit dem besseren Torverhältnis noch einen Rang (11) vor dem Rivalen (12) gelegen, verpassten es jetzt aber in einer „überlegen geführten Begegnung die sturmreife Festung zu erobern“ (SZ). Zwei Männer aus dem Ruhrpott erledigten dabei das Geschäft für den FCK: Der gebürtige Essener Willi Wrenger hatte die Roten Teufel schon nach vier Minuten mit 1:0 in Führung gebracht, aber erst Helmut Kapitulski, der in Dortmund das Licht der Welt erblickte und im Sommer zuvor vom Nachbarn FK Pirmasens nach Kaiserslautern gewechselt war, erlöste mit dem 2:0 eine Viertelstunde vor Schluss die um den Sieg zitternden Pfälzer gegen eine Borussia, die allzu oft „mit dem Kopf durch die Wand durchzukommen versuchte“ (SZ). So war die kleine Serie von vier unbesiegten Spielen zu Ende. Und am darauffolgenden Samstag sollte Tabellenführer und Titelkandidat Werder Bremen ins Ellenfeld kommen!

Trainer Horst Buhtz hatte an jenem 27. Februar 1965 auf dem Betzenberg folgender Mannschaft das Vertrauen geschenkt: Horst Kirsch – Erich Leist, Dieter Schock, Hennes Schreier, Günter Schröder, Achim Melcher, Horst Berg, Günter Heiden, Günter Kuntz, Elmar May, Volker Münz. Sein Kollege, FCK-Coach Günter Brocker, schickte neben Mittelfeldspieler Dietmar Schwager, der später von 1976 bis 1979 drei Jahre als Trainer bei der Borussia tätig sein sollte, folgende zehn Spieler auf den Platz: Horst-Dieter Strich – Roland Kiefaber, Willi Kostrewa, Werner Mangold, Gerd Schneider, Willi Wrenger, Harald Braner, Helmut Kapitulski, Willy Reitgaßl, Winfried Richter. (-jf-)

Unsere Bilder zeigen weitere Impressionen vom Bundesliga-Auftritt der Borussia vor 60 Jahren beim 1. FC Kaiserslautern auf dem Betzenberg. (Fotos: Ellenfeld-Verein e.V. / Archiv Borussia Neunkirchen Hartung)

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