1:2-Niederlage in der Nachspielzeit im Top-Spiel beim FSV Jägersburg / Schwere Verletzung von Tim Klein überschattet den Saisonauftakt / Niklas Backes erster Borussen-Torschütze 2024/25
Unser Bild: Alexander Schmieden setzt sich an ehemaliger Wirkungsstätte in dieser Szene gleich gegen zwei frühere Mitspieler durch, zieht aber am Ende mit der Borussia den Kürzeren.
Schon Hippokrates und Hildegard von Bingen handelten zu ihrer Zeit nach dem Motto: „Bitter im Mund, dem Magen gesund.“ Sowohl der antike Arzt als auch die heilkundige Äbtissin wussten, dass Bitterstoffe dem Menschen gut tun. Nicht umsonst sind in diversen und beliebten Aperitif-Sorten, die den Magen auf opulente Mahlzeiten vorbereiten sollen, Bitterstoffe enthalten. Dennoch: Auf so viel Bitterkeit hätten die Borussen gestern Abend beim sportlichen „Aperitif“ zu Beginn der neuen Saarlandliga-Saison gerne verzichtet. Nicht genug damit, dass sich die Männer aus dem Ellenfeld in der Nachspielzeit nach eigener Chance und bitterem Abspielfehler mit dem spielentscheidenden Tor zum 1:2 auskontern ließen; nicht genug damit, dass der 0:1-Rückstand aus zumindest abseitsverdächtiger Position resultierte; nicht genug damit, dass ein Treffer von Alexander Schmieden zum vermeintlichen 1:1 wegen einer vorangehenden Berührung des Balles mit der Hand nicht anerkannt wurde, nein: Zu allem Unglück verletzte sich nach etwa 55 Minuten Top-Torjäger Tim Klein so schwer, dass er noch vor Ort erstversorgt und dann ins Krankenhaus gebracht werden musste. Erste Diagnose: Wadenbeinbruch, Ausfallzeit: Derzeit noch ungewiss. Angesichts dieser Ereignisse fällt es jedem Borussen sicher schwer, an die positive Wirkung von Bitterstoffen zu glauben. Vielmehr musste man dem im Mannschaftskreis nach dem Spiel getroffenen Fazit von Trainer Christian Schübelin zustimmen: „Ein ganz bitterer Abend mit allem, was dazu gehört.“
Tolle Unterstützung durch die Borussen-Fans: Nicht nur mit der kleinen Choreo zu Spielbeginn machte der schwarz-weiße Anhang die Partie in Jägersburg stimmungstechnisch zu einem Heimspiel – vielen Dank dafür! (Foto: -jf-)
Nach einer Abtastphase gingen die Gastgeber, die den Borussen mit einer „gesunden“ Portion Härte offensichtlich den Schneid abkauften, schon früh in Führung: Jannis Gabler, von der linken Seite kommend, hatte Tim Schäfer „in die Gasse“ hinein bedient, der vor Sebastian Kelm im Borussen-Tor cool blieb und zum 1:0 einnetzte. Zahlreiche Zuschauer wollten den Torschützen dabei im Abseits gesehen haben, aber das Schiedsrichtergespann um Frank Distler hatte es anders eingeschätzt und das Spiel weiterlaufen lassen. Borussia wirkte von diesem Rückstand beeindruckt und brauchte eine Zeit lang, um ins Spiel zu finden. Die Defensive stand zwar sicher und ließ in der ersten Halbzeit kaum ernsthafte Gelegenheiten der in Rot und Schwarz gekleideten Jägersburger zu, doch im Mittelfeld vermisste man einen Ideengeber, der mit Inspiration und Entschlossenheit die Angreifer in Szene hätte setzen können. Dass Offensivspiel wirkte eher gehemmt, um nicht zu sagen ängstlich. Erst nach knapp 25 Minuten setzte Tim Klein ein (allerdings dickes) Ausrufezeichen, als er, von Dominik Cullmann bedient, direkt abzog und lediglich der in letzter Minute ausgestreckte Fuß von Nico Flögel einen Einschlag des Balles verhindern konnte. Borussen-Keeper Sebastian Kelm musste vor der Pause nur noch einmal zupacken, als er den Kopfball von Jannis Gabler parierte (44.). Da die Jägersburger nach vorne die aktivere Mannschaft waren, ging die 1:0-Pausenführung durchaus in Ordnung.
Borussia kam nun wesentlich engagierter aus den Kabinen. Ein Freistoß von Tim Klein, den FSV-Torwart Blankenburg abwehren konnte, signalisierte erste Torgefahr. Nach 53 Minuten schien dann der Ausgleich gefallen zu sein: Alexander Schmieden war, beim Eindringen in den Strafraum hart bedrängt, zu Fall gekommen, berappelte sich blitzschnell und knallte das Leder aus etwa 8 Metern entschlossen in die Maschen. Doch der Pfiff von Frank Distler unterband den großen Jubel des Torschützen und der zahlreichen Borussen-Fans abrupt. Der Unparteiische hatte ein Handspiel gesehen und erläuterte nach der Partie in seiner immer wieder erfrischend kommunikativen Art seine Entscheidung: „Ein Tor, dem ein unmittelbares Handspiel vorausgeht, ist dann ungültig, wenn es durch den Spieler selbst und unmittelbar erzielt wird. Wenn es nur zu einer Torchance kommt oder ein weiterer Spieler den Ball bekommt und dann ins Tor trifft, ist keine Unmittelbarkeit gegeben und das Tor regulär. Auf diese Besonderheit wurden wir vor Saisonbeginn bei einer Schiedsrichterbelehrung noch einmal eigens hingewiesen“, so der Schiedsrichter von der SG Peterberg. Auf dem Hintergrund dieser Regel absolut nachvollziehbar, wenn auch bitter für Borussia, dem Treffer des Ex-Jägersburgers Alexander Schmieden an ehemaliger Wirkungsstätte die Anerkennung zu verweigern!
Gerade ist das 1:1 gefallen: Torschütze Niklas Backes (Nr. 14) dreht jubelnd ab (oben), auch die Fans freuen sich über den Ausgleich (unten). (Fotos: -jf-)
Frank Distler war es dann auch, der wenig später als erster sofort die Tragweite der Verletzung von Tim Klein erkannte und unverzüglich die Betreuer auf den Platz rief. „Ich habe es knacken hören und wusste sogleich, dass da was Schlimmeres passiert ist“, erklärte der Schiedsrichter, der aufgrund der Behandlung des Verletzten die Partie erst nach mehr als 30minütiger Unterbrechung wieder anpfiff. Die Borussen schienen den Schock des Ausfalls ihres Top-Torjägers besser verkraftet zu haben als der Gegner. Trainer Christian Schübelin sprach nach den 90 Minuten trotz aller Bitterkeit sogar von einem „positiven Impuls für uns“, einer Art Trotz-Reaktion frei nach dem Motto: Jetzt erst recht! Denn nur wenig später verwertete Niklas Backes eine Vorlage des von Justin Kihm in Szene gesetzten Sayfedine El Khadem per Dropkick zum 1:1 (57.). Alexander Schmieden hätte nach 70 Minuten die Partie fast sogar komplett gedreht, doch erwies sich FSV-Keeper Joshua Blankenburg bei seinem akrobatischen Seitfallzieher auf dem Posten. In einem völlig offenen Spiel war jetzt die Entscheidung in beide Richtungen möglich. Doch ausgerechnet nach zwei eigenen vielversprechenden, aber nur ungenügend genutzten Freistoß-Situationen, die von der FSV-Abwehr geklärt werden konnten, schlugen die Gastgeber unerbittlich zu: In einen zu kurz geratenen Querpass von Sayfedine El Khadem auf Steffano Sottosanti spritzte der aufmerksame und listige Daniel Dahl und schob das Leder am herausstürzenden Sebastian Kelm vorbei ins Netz. Während Jägersburg der Euphorie verfiel, bekamen die Borussen die herbe Bitterkeit dieses Fußballabends zu schmecken.
Nahezu untröstlich: Unglücksrabe Sayfedine El Khadem. „Männer, ich kann´s leider nicht mehr rückgängig machen, auch wenn ich´s gerne würde. Es tut mir wirklich von Herzen leid“, entschuldigte sich Borussias Nummer 11 für seinen Fauxpas vor dem Knock-out, wurde aber sogleich von seinen Teamkameraden aufgefangen: „Gibt nichts, wofür Du Dich entschuldigen musst – alle zusammen“, tröstete Dominik Jost den Pechvogel, Stefano Sottosanti sprach aus, was alle dachten: „Wir sind ein Team – heute mehr denn je!“ Christian Schübelin sprach von einem „Abend des Lernens“ und wollte allen bitteren Aspekten zum Trotz auch was Positives herausstreichen: „Wir hätten das Spiel hinten raus zu unseren Gunsten entscheiden können. Aber Fehler werden nun mal knallhart bestraft. Das Ding kann uns jedoch noch mal ein bisschen mehr zusammenschweißen. Wir gehen unseren Weg weiter und müssen jetzt am Mittwoch im ersten Heimspiel gegen Hasborn Zähne zeigen, um den ersten Dreier einzufahren.“ Und das hat auch Lukas Hoffmann im Sinn, wenn er spät am Abend seine Mannschaftskollegen in bester Oliver-Kahn-Manier aufmunterte: „Weiter, immer weiter!“ (-jf-)
Statistik: FSV Jägersburg – Borussia 2:1 (1:0)
Borussia: Sebastian Kelm – Tim Braun (ab 56. Sebastian Cullmann), Marco Dahler (C), Tim Cullmann, Lukas Hoffmann, Nico Purket (ab 83. Ben Müller), Stefano Sottosanti, Niklas Backes (ab 74. Christoph Stemmler), Dominik Cullmann (ab 46. Sayfedine El Kadem), Alexander Schmieden, Tim Klein (ab 56. Justin Kihm). – Trainer: Christian Schübelin. – Assistenztrainer: Christian Weiland.
Tore: 1:0 (8.) Tim Schäfer, 1:1 (53.) Niklas Backes, 2:1 (90.+2) Daniel Dahl. – Schiedsrichter: Frank Distler (SG Peterberg). – Zuschauer: 400. – Gelbe Karten Borussia: Dominik Cullmann (38.), Stefano Sottosanti (78.), Sayfedine El Khadem (85.).
Unsere Bilder zeigen Eindrücke vom Saisonauftakt der Borussia im Alois-Omlor-Sportpark in Jägersburg. (Fotos: -jf-)
Wünsche komlikationsfreien postop.Verlauf,lieber Tim