Unser Bild: Helle Freude bei Alexander Schmieden, Borussias Nummer 37 traf mit schönem Hackentrick zu seinem zweiten Saisontor, nachdem ihm zuvor schon vier Treffer aus verschiedensten Gründen aberkannt worden waren! (Foto: -jf-)
Manchmal tut es auch ein dreckiger Sieg. Oder ein knapper Arbeitssieg ohne Glanz und Gloria. Denn auch für den gibt es drei Punkte. Und die waren am gestrigen Samstag für die Borussen das Allerwichtigste. Mit dem hart erkämpften 2:1 gegen eine vor allem nach der Pause starke Mannschaft aus Merchweiler gelang das, was bereits nach dem 0:3 im Ellenfeld gegen Wiesbach gelungen war: Eine Kehrtwende, mit der die Schützlinge von Jan Berger und Jörg Backes ihre Mentalität bewiesen, im Pokal die nächste Runde erreicht haben und in der Liga wieder in die Erfolgsspur eingebogen sind. Alexander Schmieden (25.) und Lukas Hoffmann (29.) sorgten in einer dominant geführten ersten Halbzeit für eine beruhigende und hochverdiente 2:0-Führung, ehe mit der letzten Aktion vor dem Pausenpfiff von Schiedsrichter Karsten Schyma Merchweiler Felix Keßler eine Unaufmerksamkeit in der Borussen-Defensive zum Anschlusstreffer nutzte. Mehr Gelegenheiten gab es nach dem Seitenwechsel für beide Teams, doch da blieb es torlos.
Die Anfangsphase der Partie war geprägt vom Spiel zwischen den beiden Strafräumen. Nach etwa zehn Minuten übernahm Borussia, die neben Christoph Stemmler auch auf Tim Klein (Tauffeier seiner Tochter Malia), Sebastian Cullmann (muskuläre Probleme) und Nico Christmann (Außenbandabriss im rechten Fuß nach Trainingsunfall) verzichten musste, das Kommando. Lukas Hoffmann hatte nach einer Ecke von Tim Cullmann die erste Gelegenheit: Mit dem Rücken zum Tor verlängerte der aufgerückte Innenverteidiger das Leder nur knapp über die Latte. Wenig später drohte den Preußen erneut Gefahr, als David Keller eine scharfe Hereingabe von Simon Schreibeisen im letzten Moment vor dem auf den Einschuss lauernden Nico Purket klären konnte. Wieder nur kurz danach (14.) hatten die Zuschauer, die es mit den Borussen hielten, schon den Torschrei auf den Lippen: Tim Cullmann hatte sich einen Querschläger geschnappt und aus 25 Metern draufgehalten – Preußen-Keeper Torben Steil konnte das Leder nur noch vor die Füße von Niklas Backes abwehren, der – wohl überrascht von der sich bietenden Chance – den Ball wuchtig über den Querbalken Richtung Altseiterstal donnerte. Borussias Nummer 14 zog sich danach aus lauter Enttäuschung das Trikot vor´s Gesicht, denn er wusste genau: Das musste eigentlich die Führung sein!
Die Szenen zum 2:0: Lukas Hoffmann packt den Hammer aus (oben), um sich anschließend bei Vorlagengeber Nicki Backes zu bedanken (unten). (Fotos: -jf-)
Doch die ließ dann nicht mehr lange auf sich warten: Dominik Cullmann setzte auf der linken Seite entschlossen einen Sturmlauf an, passte flach nach innen, wo Alexander Schmieden die linke Hacke auspackte und die Lederkugel ins Netz schlenzte (25.). „Ohlala, ein Hauch von Okocha weht durch´s Ellenfeld“, kommentiert der fupa.net-Liveticker diesen in Entstehung und Vollendung sehenswert herausgespielten Treffer. Und die Borussen legten nach: Nachdem Torwart Steil einen harten Schuss von Niklas Backes gerade noch so parieren konnte und sich im Sturmzentrum kein Abnehmer für den Abpraller gefunden hatte (27.), nahm Lukas Hoffmann nach Auflage von Niklas Backes aus 20 Metern einfach mal Maß und versenkte den Ball mit dem rechten Fuß satt im linken unteren Toreck (29.) – eine auch in der Höhe bis dahin verdiente Führung. Preußen-Coach Björn Klos war mit seiner Mannschaft sichtlich unzufrieden: „In Halbzeit eins waren wir nicht präsent. Es ist uns nicht gelungen, die Räume zuzustellen.“ Doch er durfte neue Hoffnung schöpfen: Denn unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff entwischte der clevere Felix Keßler nach einem Eckball seinem Bewacher Tim Cullmann und nickte vom Fünf-Meter-Raum aus per Kopf zum Anschlusstreffer ein, wobei Preußens Nummer 19 davon profitierte, dass die Borussen die lange Torecke reichlich ungedeckt gelassen hatten. Und genau dort schlug das Leder ein! Manch einem schwirrte jetzt im Kopf herum, dass die Preußen aus Merchweiler erst vor drei Tagen im Saarlandpokal einen 0:3-Rückstand gedreht hatten …
Sollte das jetzt auch die Borussen verunsichern? Es schien zunächst nicht so, denn die Mannen um Kapitän Marco Dahler kamen mit der Entschlossenheit aus den Kabinen, schnellstmöglich den alten Tore-Abstand wieder herzustellen. Nachdem Dominik Cullmann es aus etwa 17 Meter n mit einem Schlenzer versucht hatte, der knapp am rechten Pfosten vorbeistrich, stand Simon Schreibeisen mit seiner Schnelligkeit gleich zweimal im Mittelpunkt des Geschehens: Zunächst sprintete er im Vollspeed auf Merchweilers Torwart Torben Steil zu, der bereits außerhalb des Strafraums den Borussen anschoss, von dem aus die Lederkugel dann ins Tor rollte – doch nach Ansicht von Schiedsrichter Karsten Schyma war dabei die Hand im Spiel, eine durchaus diskutable Entscheidung (50.)! Vier Minuten später sauste ein Schreibeisen-Schrägschuss von der linken Seite ebenso knapp Tor vorbei wie nach knapp einer Stunde eine Direktabnahme von Alexander Schmieden, der nach schöner Kombination mit Dominik Cullmann über die rechte Seite den Abschluss suchte.
Aktivposten im Spiel der Borussen: Dominik Cullmann beim „Ringelpiez mit Anfassen“ in Erwartung eines Einwurfs (oben), nach 73 Minuten musste der Flügelflitzer leider verletzt ausscheiden (unten). (Fotos: -jf-)
Die Gäste kamen erstmals nach 57 Minuten wieder in die gefährliche Zone vor dem Borussen-Tor, doch das hatte es gleich in sich: David Lesch nahm eine abgewehrte Flanke im Strafraum auf und hatte Maximilian Strack bereits umkurvt, doch der konnte das Leder mit den Fingerspitzen noch ans Außennetz lenken. Überhaupt bewies der Borussen-Keeper in der folgenden Spielphase, in der Merchweiler am Ausgleich schnupperte, gleich mehrfach seine Reaktionsschnelligkeit auf der Linie und war selbst bei besten Gelegenheiten der Preußen auf der Höhe: So fuhr er bei einem Kopfball von Simon Jostock mit einer Monsterparade den linken Arm aus und boxte das Leder von der Torlinie (64.). Auch nach 70 Minuten war Maximilian Strack nach Direktabnahme von Israel Garcia-Perez zur Stelle und verhinderte den Einschlag. Ganz nebenbei: Merchweilers quirlige und balltechnisch beschlagene Nummer 10 war einer der auffälligsten Akteure auf dem Platz und ließ in manchen Borussen die Erinnerung an den mittlerweile in den USA kickenden Roman Torres aufkommen! Für die Borussen hätte Marco Dahler die Partie endgültig entscheiden können, doch sein wuchtiger Kopfstoß nach Eckball von Tim Cullmann rauschte um Haaresbreite am oberen linken Toreck vorbei (78.). Letztmals aufatmen durften alle Borussen, nachdem ein Volleyschuss von Ethan Andrew Sampson über die Latte geflogen war (90.) und der Unparteiische Karsten Schyma die Partie abpfiff.
Hochspannung bis zum Schluss beim Trainerteam Jan Berger und Jörg Backes (oben) sowie auf der Borussen-Bank (unten). (Fotos: -jf-)
„Wir haben die Sache dadurch, dass wir bei klarer Dominanz vor der Pause vorne einige Hochkaräter liegen gelassen und nach einem Standard das 2:1 kassiert haben, unnötig spannend gemacht“, bilanzierte Trainer Jörg Backes, der nach dem Anschlusstreffer auch „leichte Verunsicherung bei den Jungs“ entdeckt hatte, aber auch erfreut feststellen konnte, „dass wir wieder eine gute Mentalität auf den Platz gebracht haben, so dass wir jetzt am Ende sicher nicht unverdient die drei Punkte im Ellenfeld behalten.“ Noch nichts sagen konnte Jörg Backes zur Verletzung von Dominik Cullmann, der nach hartem Einsteigen eines Gegenspielers nach 73 Minuten humpelnd vom Platz geführt wurde: „Wir hoffen, dass es nichts Schlimmeres ist.“ Der Lädierte selbst gab am Sonntagmittag erstmal Entwarnung: „Ein Schlag auf den Fuß, wahrscheinlich nur geprellt. Da Ganze sollte aber im Laufe der Woche im Training aber wieder gehen.“ Trainer-Kollege Björn Klos war mit seinen Schützlingen insgesamt nicht unzufrieden („Sie konnten trotz der 120 Pokalminuten am Mittwoch noch zulegen“), bemängelte aber, „dass wir nicht zum ersten Mal auswärts vermeidbare Gegentore bekommen haben.“ Dennoch wollte Merchweilers Coach – neben dem Erlebnis Ellenfeld-Stadion – unter dem Strich als positiv mitnehmen, „dass wir nach schwächerer erster Halbzeit in den zweiten 45 Minuten, sicherlich beflügelt durch das Anschlusstor zu einem günstigen Zeitpunkt, immer besser ins Spiel gefunden und uns Situationen erspielt haben, um den Ausgleich zu erzielen, da hat sicher auch hier und da das Quäntchen Glück gefehlt.“ So blieb es letztlich beim dreckigen Sieg für die Borussen, hart erarbeitet, ohne Glanz und Gloria, aber mit drei Punkten auf der Habenseite. (-jf-)
Statistik: Borussia – SV Preußen Merchweiler 2:1 (2:1)
Borussia: Maximilian Strack – Tim Braun, Tim Cullmann, Marco Dahler (C), Lukas Hoffmann, Nico Purket, Niklas Backes (ab 80. Louis Cupelli), Dominik Cullmann (ab 73. Ralph Smith), Alexander Schmieden (ab 67. Justin Kihm), Simon Schreibeisen, Florian Stopp. – Trainer: Jan Berger, Jörg Backes.
Tore: 1:0 (25.) Alexander Schmieden, 2:0 (29.) Lukas Hoffmann, 2:1 (45.) Felix Keßler. – Schiedsrichter: Karsten Schyma (FV Püttlingen). – Zuschauer: 300. – Gelbe Karten Borussia: Alexander Schmieden (66.), Tim Cullmann (87.).
Untenstehend einige Impressionen vom Duell der beiden Preußen-Teams aus Neunkirchen und Merchweiler. (Fotos: -jf-)
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