„Ich wollte, es wäre Nacht oder die Preußen kämen!“, soll der britische General Wellington vor der Schlacht bei Waterloo gesagt haben, als seine Truppen den Franzosen unter Napoleon kaum standhalten konnten. Doch am frühen Abend fielen die Preußen, auf deren Unterstützung Wellington gehofft hatte, unter Feldmarschall Blücher dem Gegner gerade noch rechtzeitig mit einem schnellen Vorstoß in die Flanke – dies brachte den Sieg. „Die Preußen kommen!“ So heißt es auch am morgigen Samstag um 14.30 Uhr im Ellenfeld-Stadion. Doch anders als vor mehr als 200 Jahren geht es in der Saarlandliga-Partie zwischen Borussia und Preußen Merchweiler nicht um Leben und Tod, der General auf Seiten der „preußischen“ Gäste heißt weder Wellington oder Blücher, sondern Björn Klos, der freilich ein „Waterloo“-Erlebnis seiner Mannschaft gerne verhindern möchte. Die Chancen dazu stehen nach drei Spielen in Folge ohne Niederlage wieder besser als noch vor drei Wochen: Nach dem 2:2 gegen Saar 05 gab es zuletzt mit dem 2:0 im Derby bei der Spvgg Quierschied und einem spektakuläres 7:4 im Pokal beim SV Geislautern zwei Siege. Das stimmt Björn Klos (BK) vor seiner sicher emotionalen Rückkehr ins Ellenfeld zuversichtlich, wie er im Interview verrät.
Björn, „Krimi im Nebel“ – so lautet die Überschrift zur Spielnachlese auf der Preußen-Homepage zum Pokalspiel in Geislautern, das Ihr vor zwei Tagen mit 7:4 nach Verlängerung für Euch entscheiden konntet. Den Nervenkitzel hättet Ihr Euch aber doch sicher lieber erspart, oder?
BK: Einerseits ja, aber andererseits war dieses Spiel für uns alle ein Erfolgserlebnis, das man in dieser Weise nicht oft in seiner Karriere hat. Es war ein typischer Pokalabend im Herbst: Flutlicht, neblig und kalt. Zur Pause lagen wir gegen starke Gastgeber 0:2 hinten, waren nach Wiederanpfiff kaum auf dem Platz und kassierten das 0:3. Da bist du normalerweise raus aus dem Wettbewerb. Doch wie auf Knopfdruck hat sich dann das Spiel gedreht, wir hatten die totale Dominanz, kamen auf 2:3 heran, um dann nochmal das 2:4 zu bekommen. Aber auch diesen Nackenschlag haben wir weggesteckt und konnten uns in der Nachspielzeit die Verlängerung erkämpfen, wo wir dann die besseren physischen Reserven hatten. A la bonheur, wie meine Mannschaft das Ding noch gedreht hat! Ich kann mich nicht erinnern, in meiner Laufbahn ein solch emotionales Erfolgserlebnis gehabt zu haben. Ein Erlebnis, das was mit den Jungs machen kann. Insofern kann ich dem „Krimi im Nebel“ durchaus was Positives abgewinnen!
So sehen Nebelkrimi-Sieger aus: Sichtlich erleichtert präsentieren sich die Preußen aus Merchweiler nach dem 7:4-Pokalsieg in Geislautern und hoffen jetzt – genau wie die Borussen – auf ein gutes Pokallos! (Foto: Homepage Preußen Merchweiler)
Vor Saisonbeginn hast Du von einer „brutal schweren Aufgabe“ gesprochen und einzig und allein das Ziel „Klassenerhalt“ ausgerufen. Jetzt steht Ihr nach tollem Start mit 23 Punkten und ausgeglichener Bilanz auf Rang 9 im gesicherten Mittelfeld. Müsst Ihr Euer Saisonziel jetzt korrigieren?
BK: Klares Nein! Meine Aussage, dass es brutal schwer wird, steht immer noch. Ein Blick auf die Tabelle zeigt, dass es in dieser Liga ganz eng zugeht. Ich bin der Meinung, dass man in dieser Saison für den Klassenerhalt mehr Punkte benötigt als zuvor. Da derzeit auch nicht abzuschätzen ist, wer möglicherweise aus der Oberliga runterkommt, musst du schon fünf Teams hinter dir lassen, um sicher drinzubleiben.
Was stimmt Dich optimistisch, das Ziel erreichen zu können?
BK: Zu Beginn der Saison haben wir zweifellos überperformt. Anschließend sind wir in ein Loch gefallen – aber nur ergebnistechnisch, nicht leistungsmäßig! Wir waren auch in den Spielen, die wir verloren haben, gleichauf. Nuancen haben den Unterschied gemacht. Wir haben zum Beispiel klare Torchancen nicht verwertet und in der Defensive unnötige Fehler gemacht, die zu Gegentoren führten. Aber wir hatten keinen Ausreißer, waren nie chancenlos. Und das stimmt mich zuversichtlich!
Das Hinspiel auf dem Haldy habt Ihr gegen die Borussia mit 1:0 gewinnen können. Welche Erinnerungen hast Du daran?
BK: In diesem Spiel ist unser Matchplan aufgegangen. Wir haben die Schwachstellen gut ausgemerzt, Borussia hat sich schwergetan und keinen Plan B gehabt. Aber die Vorzeichen haben sich verändert, das Hinspiel hat für die Partie morgen keinerlei Bedeutung mehr. Schließlich steht bei Borussia ein neues Trainer-Team in der Verantwortung. Dazu kommt, dass unsere Mannschaft zum ersten Mal auf dem großen Platz im Ellenfeld-Stadion spielt, der gefühlt nochmal auf jeder Seite zehn Meter mehr Kampf- und Laufbereitschaft erfordert. Beim 1:1 im letzten Jahr waren wir ja noch wegen der Rasenerneuerung in der Ferraro-Sportarena auf dem Kunstrasen zu Gast. Allerdings sind mir persönlich die Erinnerungen an das Ellenfeld immer noch präsent, vor allem die Atmosphäre anlässlich meiner Verabschiedung bei den Spielen gegen den FC Homburg und in der Relegation gegen den SC Idar-Oberstein. Sowas sucht in der Saarlandliga seines gleichen. Diese Wertschätzung, die mir da entgegengebracht wurde, hat mich tief berührt.
Unvergessen für Björn Klos: Der Abschied im Sommer 2022 im Ellenfeld mit einer großartigen Choreo der Fans in Block 5. (Archivfotos: -jf-)
Wie ist denn Deine Außensicht auf die derzeitige Borussia?
BK: Ich gebe meinem Kollegen Jan Berger einerseits Recht, wenn er im Podcast von Nicky Kassner die Kommunikation des Ziels „Aufstieg“ nicht so glücklich findet. Das erzeugt in der Tat vielleicht mehr Druck als nötig. Andererseits hat Borussia einen sehr guten Kader mit individuell hoher Saarlandliga-Qualität und einer Breite, die es auch erlaubt, verletzungsbedingte Ausfälle, die man immer wieder mal hat, zu kompensieren. Ich traue der Borussia deshalb eine gute Rolle zu!
Was wünschst Du Dir für Deine Rückkehr ins Ellenfeld?
BK: Zunächst einmal freue ich mich riesig darauf, viele bekannte Gesichter wieder zu sehen und die Atmosphäre in diesem einzigartigen Stadion aufzusaugen. Für meine Mannschaft wünsche ich mir, dass sie das Erlebnis Ellenfeld genießt. Niemand will gerne verlieren, aber wenn Preußen Merchweiler nach Neunkirchen kommt, dann sind die Vorzeichen klar. Ich versuche, meine Mannschaft bestmöglich ein- und aufzustellen. Wenn wir einen Punkt mitnähmen, wäre das natürlich das Sahne-Häubchen.
Deine Mannschaft ist auf jeden Fall gewillt, ihrem Trainer nachträglich ein kleines Geburtstagsgeschenk zu machen, denn einen Tag vor dem Spiel, am heutigen 1. November, wirst Du 41 Jahre alt. Dazu herzlichen Glückwunsch und alles Gute! Aber Du wirst es den Borussen sicherlich nachsehen, wenn sie trotzdem die Punkte gerne im Ellenfeld behalten wollen! Vielen Dank für das Gespräch – wir alle freuen uns auf eine faire und spannende Begegnung und wünschen Dir und den Preußen aus Merchweiler, dass es Euch gelingt, Euer Saisonziel zu realisieren! (-jf-)
+++WEITERE INFOS!+++
Spielkleidung: Die Borussen werden gegen Preußen Merchweiler im traditionellen Schwarz-Weiß (schwarze Hosen, weißes Trikot) auflaufen, die Gäste spielen ganz in Rot.
Schiedsrichter des Spiels gegen Merchweiler im Ellenfeld ist (nach Angaben von fussball.de) Carsten Schyma. Der Der 36jährige Referee aus der Schiedsrichter-Hochburg Püttlingen ist mit viel Saarlandliga-Erfahrung ausgestattet und hat letztmals zum Saisonstart 2023/24 in der Ferraro-Sportarea gegen die SG Marpingen-Urexweiler (1:0) ein Spiel mit Borussen-Beteiligung gepfiffen. Carsten Schymas Assistenten an den Seitenlinien sind die Herren Fabian Schienke und Dominik Brandt. Wir wünschen dem Schiedsrichter-Team eine gute Anreise und eine gelungene Spielleitung!
Die bisherige Saarlandliga-Bilanz zwischen den Namensvettern aus Merchweiler und Neunkirchen (Borussia ist die lateinische Bezeichnung für Preußen!) ist ausgeglichen. Im Hinspiel zur heutigen Begegnung triumphierten die Klos-Männer mit 1:0 gegen wahrlich enttäuschende Borussen, die ein paar Monate zuvor noch mit 4:2 die Punkte mit ins Ellenfeld genommen hatten. Die erste Begegnung der beiden Mannschaften nach Merchweilers Aufstieg endete vor ziemlich genau einem Jahr 1:1: Marco Dahler hatte David Kellers Führung (59.) per Foulelfmeter ausgeglichen.
Jugendspiele: Zeitgleich mit der Saarlandliga-Mannschaft spielen auf dem Kunstrasen in der Ferraro-Sportarena auch zwei Jugendteams der Borussia. Die D2-Junioren treffen um 14.15 Uhr auf den SV Oberwürzbach, um 15.30 Uhr empfängt die C2-Jugend der Borussen die DJK Elversberg. Am Sonntagvormittag empfangen unsere B-Junioren den SV Rohrbach, Anstoß ist um 10.30 Uhr. Der Jugendverkaufsraum ist geöffnet! Auswärts muss die E-Jugend am morgigen Samstag um 12.45 Uhr beim SV Rohrbach ran, die D-Jugend spielt ebenfalls am Samstag um 14.45 Uhr in Niederwürzbach.
Weitere Informationen zur Borussia und dem Gegner aus Merchweiler sind unserem Stadionmagazin „Blick ins Ellenfeld“ zu entnehmen.
Sehr schön geschrieben!