Der Unaufsteigbare ist 60!

Gleich viermal war er auf dem Sprung in die 2. Liga! Dreimal mit Eintracht Trier (1987 gegen Kickers Offenbach, Spvgg Bayreuth und den SV Sandhausen, 1993 gegen RW Essen, Preußen Münster und den VfL Herzlake, 1994 gegen Kickers Emden, SSV Ulm und den FSV Frankfurt) einmal mit der Borussia (1991 gegen 1860 München, Hessen Kassel und den 1. FC Pforzheim). Viermal hat es nicht geklappt. „Die Leute haben deshalb gesagt: Der Müller ist unaufsteigbar“, sagt der Mann, der am heutigen Donnerstag, runde 60 Jahre alt wird: Frank Müller (Foto / Archiv Borussia Neunkirchen). Was damals richtig weh tat, kann er heute mit Gelassenheit und froher Erinnerung Revue passieren lassen.

Dabei hat die Zeit im Ellenfeld einen festen Platz in seinem Herzen. „Bei der Borussia war es rund herum immer sehr turbulent, aber dort zu spielen hat mir – ehrlich gesagt – am meisten Spaß gemacht“, erzählt Frank Müller und kennt auch die Gründe: „Das hat sicher etwas mit dem Erfolg, aber auch mit dem atmosphärischen Ellenfeld-Stadion zu tun!“ Die Südwestmeisterschaft 1991 mit dem dramatischen 3:2 im letzten Spiel vor über 6000 Fans gegen Saarwellingen und die anschließende Relegationsrunde zur 2. Liga gehören für das „Geburtstagskind“ zu den Highlights seiner Karriere: „Über 20.000 im Ellenfeld gegen die Löwen, das Rückspiel vor 30.000 an der Grünwalder Straße – da kriegst du heute noch Gänsehaut“, erzählt Frank Müller. Daran kann auch die Tatsache nichts ändern, dass es die Borussen damals nicht geschafft haben.

Seine fußballerischen Wurzeln hat der Mittelfeldspieler in Trier. Im Moselstadion trug er in B- und A-Jugend-Zeit das Trikot der Eintracht, rückte 1982 in den Kader der ersten Mannschaft auf. „Im ersten Jahr saß ich fast nur auf der Bank, hatte aber in meinen Mitspielern Alfons Jochem (heute Eintracht-Vorstand, Anm. d. Red.) und dem früheren Neunkircher Reiner Brinsa meine Fürsprecher, so dass ich immer mehr Einsatzzeiten bekam und zum Stammspieler wurde“, erinnert er sich an die jungen Jahre.  Die nächste Station hieß 1988: SC Birkenfeld. Die Hochwälder wollten unter Trainer-Fuchs Robert Jung hoch hinaus und hatten dafür richtig viel Moneten in die Hand genommen: Neben Frank Müller waren Torjäger Eckhart Schüssler, Jörg Marcinkowski und Gerald Klein verpflichtet worden. „Das ging bis Februar 1989 gut, dann war kein Geld mehr da. Robert Jung verabschiedete sich zu den Kickers nach Offenbach, mit denen er dann ja auch aufgestiegen ist, Gerry Klein und Achim Therre waren schon in der Winterpause nach Neunkirchen gewechselt. Da gingen dann in Birkenfeld die Lichter aus“, war jetzt auch Frank Müller auf der Suche nach einer Perspektive.

Meistermannschaft 1991 mit Frank Müller (oben, kniend rechts / unten, 6. von re.). (Fotos: Ellenfeld-Verein / Archiv Borussia Neunkirchen)

Dass er die in Neunkirchen fand, hat ganz viel mit Achim Therre und Christof Mees zu tun, wie Frank Müller zu berichten weiß: „Mit den beiden wohnte ich damals als Student in Saarbrücken in einer WG. Christof Mees war, genau wie ich in Birkenfeld, damals in Sandhausen nicht glücklich, und so baten wir Achim, mal in Neunkirchen bei Trainer Gerd Schwickert nachzufragen, ob er uns nicht gebrauchen könne.“ Der konnte! Und so landete Frank Müller mit der Borussia in seinem ersten Jahr im Ellenfeld im Frühsommer 1990 auf einem beachtlichen 3. Platz! Doch dann wurde es wieder turbulent: Coach Schwicker verabschiedete sich „in einer Nacht- und Nebelaktion“ nach Homburg, sein Nachfolger wurde der Trierer Horst Brand, der ja in den 60er- und 60er-Jahren bereits als erfolgreicher Stürmer das Borussen-Trikot getragen hatte. Für Frank Müller ein Glück: „Horst Brand war der beste Trainer, den ich je hatte, zumal er in Neunkirchen wie verwandelt war“, bekennt er freimütig. Denn in Trier war es zu Beginn nicht immer reibungslos zwischen ihm und dem als „Felix Magath von der Mosel“ genannten Trainer verlaufen war.

Horst Brand war nicht der einzige Neue, weiß Frank Müller zu berichten: „Hinzu kamen mit Klaus Müller, Frank Lebong, Jo Brehmer und einem gewissen Jay Jay Okocha starke Leute ins Ellenfeld!“ Trotz unsagbarem Verletzungspech holten die Brand-Männer 1991 den Südwesttitel in die Hüttenstadt. Doch in der Saison danach lief es nicht mehr rund: „Nach einer Heimniederlage gegen Edenkoben hat Horst Brand dann das Handtuch geworfen, auch finanziell wurde die Lage schwierig“, hat Frank Müller noch in Erinnerung. Gemeinsam mit Christof Mees wechselte er zurück zu den Wurzeln nach Trier, wo der erfahrene Udo Klug ein sehr professionelles Szepter schwang. „Bei der Eintracht hatten wir fußballerisch eine Klasse-Mannschaft“, konnte Frank Müller feststellen, „in der aber leider die Chemie nicht stimmte.“ Eigentlich wäre er auch gerne noch im Moselstadion geblieben, doch der damalige Sportvorstand (und ehemalige Bundesligaprofi des VfB Stuttgart) Alexander Szatmari hatte andere Pläne. Da kam Frank Müller die alte Freundschaft zu Jörg Nehren („Wir kennen uns seit Studienzeiten!“) zugute, Nehren lotste ihn für zwei Jahre zur FSG Schiffweiler. In dieser Zeit beendete Frank Müller („Ich war ein Langzeit-Student!“) endlich auch sein Lehramtsstudium in den Fächern Deutsch und Sport, half dann Jörg Nehren bei seinem Engagement im Ellenfeld nochmal aus, ehe er die Karriere als Spielertrainer beim FV Lebach ausklingen ließ.

Und das Leben neben dem Fußball? „Mein Referendariat habe ich am Gymnasium in Neunkirchen absolviert, dann hat es mich in die Pfalz verschlagen“, berichtet Frank Müller. Die Liebe, die leider nicht lebenslang gehalten hat, hat ihn in Hauenstein, wo er ein Haus gebaut hat, heimisch werden lassen. Heute ist Frank Müller an den berufsbildenden Schulen in Rodalben tätig – und begegnete in den letzten Jahren auch dort der Borussia: „Gleich drei Jungs, die bei Borussia spielten bzw. noch spielen, waren meine Schüler: Dyla Sodji, Kristof Scherpf und Christoph Stemmler.“ Auch wenn er den Weg der Borussia nur noch aus der Ferne verfolgt, sei, so Frank Müller, der innere Kontakt zum Ellenfeld nie abgerissen. Und so hofft er, dass es der Borussia gelingt, den Spagat aus der „unglaublichen Tradition und der daraus erwachsenden hohen Erwartungshaltung zu bewältigen und wieder ein bisschen weiter hochzukommen. Denn was in den letzten 30 Jahren passiert ist, tut mir schon weh“, bekennt er offen.

Wenn Frank Müller heute seinen „60.“ feiert, darf er sich der allerbesten Wünsche aller Borussen erfreuen: Hab´ einen schönen Geburtstag, genieße den Tag, bleib gesund und schau mal wieder im Ellenfeld bei der Borussia vorbei – happy birthday, Frank Müller! (-jf-)

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