Eine rundum positive Bilanz für die Vorrunde 2018/2019 können die Borussen-Girls ziehen. Im Sommer hat es einen großen Umbruch gegeben, vom bisherigen Stamm bleiben acht Spielerinnen übrig, zahlreiche Neuzugänge müssen integriert werden. In der Vorbereitung stellt sich nach dem Trainingslager, das im Rahmen der „friendship-days“ bei den befreundeten Mädels vom FFC Pohlheim stattfindet, heraus, dass das Team schnell zu einer Einheit gefunden hat – auf dem Platz und auch außerhalb des Platzes.
Der Saisonstart in Winterbach jedoch ist ernüchternd. Josianne Stein erzielt zwar nach fünf Minuten mit der 1:0-Führung das erste Tor für die Borussen-Girls, doch anschließend bekommt man die Torjägerin des Gegners, Myriam Alt, nicht in den Griff – drei Tore steuert sie zur 1:5-Niederlage bei. „Aller Anfang ist schwer. Jetzt gilt es, aus den Fehlern zu lernen“, zieht das Trainerteam Michael Hager und Dirk Honcker ein nüchtern-sachliches Fazit. Und die Mädels sind lernwillig (Bild oben)! Im ersten Heimspiel sorgen Victoria Glößner und Jasmin Jäckle gegen die SG Peterberg für den ersten Sieg in der jungen Saison.
Danach allerdings gerät das Sportliche in den Hintergrund. In der Nacht vor dem Heimspiel gegen den Top-Favoriten aus Göttelborn brennt das Haus der Familie Göttner bis auf die Grundmauern ab, Spielerin Marie Göttner steht von heute auf morgen vor dem Nichts. Doch es zeigt sich, wie stark der Zusammenhalt nicht nur in der Borussen-Familie, sondern auch bei den benachbarten Clubs ist. Borussia sammelt schon am Tag danach beim Heimspiel gegen die U23 der SV Elversberg mehr als 1000,- Euro. Vereine, Fans, Fanclubs, Freunde und Bekannte starten diverse Hilfsaktionen, um der Familie wenigstens das Notdürftige zur Verfügung zu stellen. So kommen neben Sachspenden binnen kurzer Zeit fast 8000,- Euro zusammen, die der Familie Göttner mit einem symbolischen Scheck übergeben werden – für die Borussen-Girls ganz sicher das Foto des Jahres 2018 (Bild unten)!
Auf dem grünen Rasen scheint das schreckliche Ereignis und die so starke Solidarität eher eine „Jetzt erst recht-Stimmung“ hervorgerufen zu haben. Die Borussen-Girls stürmen durch die Liga, schießen sich in den kommenden Spielen gegen Blau-Weiß St. Wendel (10:0), Tabellenführer SG Nahe (5:0), beim SV Mosberg-Richweiler (11:0), gegen den SV Überroth (5:0) und in Morscholz-Steinberg (5:0) mit 36 Toren die Traurigkeit aus der Seele und kassieren dabei kein einziges Gegentor! Lediglich gegen Ende der Runde gibt es nach zwei (allerdings unnötigen) Niederlagen gegen den SV Illingen (1:2) und beim SV Hirzweiler-Welschbach (0:1) eine kleine Durststrecke. Den FV Lebach überrollen die Mädels dann wieder mit 10:0, zum Rückrundenauftakt gegen Winterbach bleiben die Punkte wegen Nichtantritts der Gäste kampflos im Ellenfeld. Dass es nach einem 1:1 bei der SG Peterberg dann mit 0:7 im Nachholspiel gegen einen übermächtigen SV Göttelborn eine deftige Pleite setzt, schmälert den insgesamt positiven Eindruck, den die neuformierten Borussen-Girls hinterlassen haben, in keiner Weise. Zumal auch im Saarlandpokal Akzente gesetzt werden können: Nach einem 4:0 in Runde 1 bei der SG Werbeln-Völklingen gelingt den Mädels ein echter Coup: Sie werfen den klassenhöheren SV Niederlinxweiler mit 3:2 aus dem Rennen – in einem wahren Pokalkrimi sorgt Emily Nickel im Ellenfeld mit ihrem Tor nach 65 Minuten für die Entscheidung! Umso bedauerlicher, dass die Borussengirls in Runde 3 gegen die FSG Schmelz-Lebach aus Krankheits- und Verletzungsgründen keine Mannschaft zusammenbekommen und kampflos aus dem Wettbewerb ausscheiden müssen.
Mit 25 Punkten in 13 Spielen bleibt die von Dirk Honecker, Michael Hager und Fitness-Trainerin Christine Honecker neu aufgestellte Mannschaft nur knapp unter dem 2-Punkte-Schnitt, darf sich über 53 Tore freuen (Bild unten), das sind pro Spiel mehr als vier Treffer! 18 Punkte werden im heimischen Ellenfeld gesammelt, damit erweisen sich die Borussen-Girls als zweitbestes Heim-Team! Nur eine gelbe Karte kassieren die Mädels und tragen damit bei zu einer äußerst fairen Vorrunde, in der die Unparteiischen ligaweit insgesamt nur 28mal „Gelb“ zücken müssen. Jasmin Jäckle erwies sich mit 13 Treffern als torgefährlichste Stürmerin, Josianne Stein steht ihr mit 9 Toren nicht viel nach. Carina Lorschiedter trifft 7mal – die drei haben zusammen mehr als die Hälfte der Borussen-Tore erzielt.
Am 1. Februar beginnt die Vorbereitung auf die restliche Runde. Im ersten Spiel (10. März) wartet in Göttelborn mit dem großen Titelfavoriten gleich der schwerste Brocken. „Diese Mannschaft, die seit Saisonbeginn unter dem Dach der SV Elversberg spielt, gehört eigentlich nicht in die Liga. Das kann nicht unser Maßstab sein. Aus dem Spiel können wir aber ganz viel lernen“, so der erste Ausblick von Dirk Honecker, der darauf hofft, dass seine Borussen-Girls nach der Winterpause wieder neu motiviert auf den Platz gehen und die Saison am Ende mit einem Platz im vorderen Tabellendrittel abschließen können. (-jf-)
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