Bilder eines Jahres (4)

Zwischen den Jahren. Zwischen Heiligabend und dem Dreikönigstag scheint die Zeit still zu stehen und etwas anders zu verlaufen. Die Nächte sind lang und dunkel. Das Wetter ist oft stürmisch und man ist auf sich selbst zurückgeworfen. Seit jeher waren diese Tage zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag am 6. Januar dazu da, sich zu besinnen, Rückschau zu halten und sich auf das neue Jahr vorzubereiten. Die alten Römer feierten seit dem Jahr 153 v. Chr. den Beginn eines neuen Jahres und huldigten dem doppelköpfigen Gott Ianus: Der blickte gleichzeitig zurück als auch voraus, nach ihm ist unser Monat Januar benannt. Anlass genug, um in schnelllebiger Zeit auch aus der Borussen-Perspektive zurückzuschauen auf ein bewegtes und turbulentes Jahr 2025. Unser Bilderreigen lässt im vierten und letzten Teil die Highlights die Ereignisse der Monate Oktober, September und Dezember mit dem vorläufig traurigen Ende der drohenden Insolvenz noch einmal lebendig werden.

Guter Start in den Oktober: Durch das „goldene“ Tor von Kristof Scherpf (Foto oben/-jf-) entführt die Borussia mit 1:0 die Punkte aus dem Quierschieder Franzenhaus. In einem nicht unbedingt schönen und spielerisch hochklassigen Spiel siegt letztlich der unbändige Kampfgeist und das stabile Kollektiv der Borussen über einen Gastgeber, der zwar ein Plus an Ballbesitz und Spielanteilen hatte, sich aber immer wieder an der konzentrierten und kernigen Defensive der Borussia die Zähne ausbiss. Kuriosum am Rande: In der Halbzeit musste der Schiedsrichter ausgewechselt werden: Für den verletzten Stephan Müller übernahm der bis dahin als Linienrichter fungierende Severin Hans die Spielleitung.

Pokal ist wieder mal angesagt! Die Borussen revanchieren sich trotz Personalnot beim FV Schwalbach recht deutlich mit 6:1 (Foto oben) für die zuvor erlittene 0:2-Niederlage Ende September im Saarlandligaspiel. Unter dem Schwalbacher Flutlicht ist Wirbelwind Dominik Cullmann der „Mann des Abends“, der gleich drei Treffer besteuert. Die übrigen Tore gehen auf das Konto von Dylan Sodji, Marco Dahler und Tim Cullmann.

Das Auf und Ab geht weiter. Nach einer hart umkämpften und unterhaltsamen Partie muss Borussia den Gästen aus Limbach die drei Punkte mitgeben. Dustin Lill erzielt das Tor des Tages – allerdings aus stark abseitsverdächtiger Position. Da beide Mannschaften von Beginn an mit offenem Visier agierten und die Offensive suchten, gab es zahlreiche Torchancen. Deren Verwertung war allerdings stark optimierbar, so dass es bei einem einzigen Treffer blieb. Zu ihrem ersten Saarlandliga-Auftritt im Borussen-Trikot kamen kurz vor dem Ende Jean-Charles Mananga Monthe (Foto oben/-jf-) und Kai Olze, die zuvor in Quierschied schon im Kader standen und sich gut ins Team einfügten.

Während die erste Mannschaft gegen Palatia Limbach leer ausging, gelang der U23 im Derby gegen den FC Neunkirchen 2021 gleich ein halbes Dutzend Einschläge. Mit 6:1 schlugen die jungen Borussen die Gäste aus dem Wagwiesental und widmeten ihren Jubel ihrem Betreuer Michael Rosar (Foto oben): Der hatte vor den letzten drei Derbys jeweils auf seine Jungs gesetzt und stets eine Kiste Bier verloren! Benedikt Blank, Dennis Pick, Jan Schwindling, Dilowan Günel und Doppelpacker Jean Charles Mananga-Monthe sorgten diesmal dafür, dass Michael Rosar seine Wette gewann!

Die Jugendabteilung durfte mit der Austragung des Chris-Bläs-Gedächtnisturniers (Foto oben) wieder sehr zufrieden sein. Bei den E-Junioren setzte sich der TuS Wiebelskirchen durch, das Turnier der D-Jugend gewann der SV Kohlhof. Für die Borussen-Teams galt das Motto: „Dabei sein ist alles.“ Der Namensgeber des Turniers, der langjährige und engagierte Borussen-Fan Chris Bläs, 2023 plötzlich und viel zu früh verstorben, hätte seine helle Freude gehabt!

Beim Titelfavoriten FSV Jägersburg schlug sich das letzte Aufgebot der Borussia tapfer und musste sich durch ein Tor von Ex-Profi Manfred Osei-Kwadwo kurz vor Schluss mit 1:2 geschlagen geben. Tobias Jänicke hatte den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt. Ein paar Tage später dann der Hammer: Trainer Jan Berger (Foto oben/-jf-) gibt seinen sofortigen Rücktritt bekannt. Für seine Entscheidung macht Jan Berger persönliche Gründe geltend. Borussias erster Vorsitzender Jörg Eisenhuth bedauert den Schritt des Trainers, betont aber, „dass der Trainer, auch wenn wir alle mit der augenblicklichen sportlichen Situation verständlicherweise nicht zufrieden sind, von Vereinsseite aus zu keinem Zeitpunkt in Frage gestellt worden ist, sondern wir ihm nach wie vor das Vertrauen geschenkt haben.“ Wenig später vermeldet der abstiegsbedrohte Oberligist FV Eppelborn die Verpflichtung Jan Bergers als Nachfolger Philipp Häfners, von dem sich der Verein vorher getrennt hatte. Sein Kollege Jörg Backes dagegen bleibt der Borussia erhalten: „Ich will das Ding durchziehen, der Mannschaft und dem Verein in dieser Situation weiterhelfen und fühle mich auch den Spielern, gerade denen, die wir zu Saisonbeginn für uns gewinnen konnten, verpflichtet weiterzumachen“, so Jörg Backes, der gemeinsam mit dem erfolgreichen Trainer der U23, Daniel Rodenbusch bis zum Saisonende die sportliche Verantwortung übernimmt.

Besser kann die Dramaturgie eines Spiels kaum sein: Mit 3:2 ringen die Borussen die Sportfreunde Köllerbach nieder. Dank einer leidenschaftlichen Vorstellung gelingt es, bei strömendem Regen einen 0:2-Pausenrückstand zu drehen. Nach gut einer Stunde kippt die Partie durch den Anschlusstreffer von Domink Cullmann, der ein paar Minuten später auch für den Ausgleich verantwortlich ist. Den Siegtreffer besorgt Tobias Jänicke (Foto oben/-jf-) nach Vorlage von Jean-Charles Mananga Monthe.

Nur eine Woche später wieder zeigen die Borussen wieder ihr weniger schöne Gesicht. Trotz der gegen Köllerbach bewiesenen tollen Moral und einer guten Trainingswoche ist von Selbstvertrauen auf dem Kieselhumes nicht viel zu sehen, so dass der abstiegsbedrohte SV Saar 05 die Borussia mit 3:1 geschlagen nach Hause schickt (Foto oben/-jf-). Borussia ist vor allem in der Anfangsphase nicht richtig wach, liegt nach 18 Minuten bereits mit 0:2 zurück. Zwar gelingt Marco Dahler per Handelfmeter der Anschluss, die Borussen versuchen, dem Spiel noch einmal eine Wende zu geben, doch die Offensive ist nicht durchschlagskräftig genug. Stattdessen werden die Männer aus dem Ellenfeld nach 84 Minuten eiskalt ausgekontert und stehen am Ende mit leeren Händen da.

Jetzt heißt es im Pokal wieder aufstehen! Und das tun die Borussen und ziehen nach einem ungefährdeten 5:1-Pokalerfolg beim Verbandsligisten SV Losheim, zu dem neben einem Eigentor der Gastgeber Tobias Jänicke, Kristof Scherpf, Florian Stopp und Jean Charles Mananga Monthe mit seinem Premierentor beitragen, in die nächste Runde ein. Auch beim SC Reisbach bleibt Borussia ein paar Tage später obenauf. Gegen die Truppe des Ex-Borussen Markus Kneip, der als Trainer an der Lohwiese Sebastian Saia abgelöst hat, dominiert der unbändige Siegeswille der Borussen, die sich auch vom zweifachen Ausgleich durch Reisbachs Torjäger Cortese nicht von ihrer Marschroute abbringen lassen und am Ende in Doppelpacker Florian Stopp (Foto oben/-jf-), der in der Schlussphase gleich zweimal zuschlägt, ihren Matchwinner feiern dürfen.

Es folgen die Katastrophen-Tage! Im Zusammenhang mit Vorwürfen gegen Subunternehmen der Deutsche Glasfaser im Zusammenhang mit einer möglicherweise illegalen Praxis bei der Vergabe von Aufträgen durchsuchen Beamte von Polizei und Staatsanwaltschaft auch die Geschäftsräume der Borussia im Ellenfeld. Ab sofort ist Daniel Rodenbusch, der bei der Glasfaser für die Auftragsvergabe zuständig ist, nicht mehr Trainer der Borussia. Jörg Backes leitet in Zusammenarbeit mit Marco Dahler, Tim Cullmann und Tobias Jänicke die Übungseinheiten.

Da fällt es nicht leicht, sich auf das Sportliche zu konzentrieren! Doch die Mannschaft schafft das und besiegt im letzten Heimspiel Winterpause Rot Weiß Hasborn nach Toren von Nico Purket (Foto oben/-jf-) und Tobias Jänicke mit 2:1. Doch das Thema Fußball ist längst in den Hintergrund gerückt. Die weiteren Ermittlungen in Sachen Glasfaser haben gravierende Auswirkungen auf laufende Sponsorengelder der Borussia, die jetzt wegbrechen. Somit ist die Finanzierung der Spielzeit 2025/26 nicht mehr gewährleistet. Deshalb sieht sich der Vorstand gezwungen, am 1. Dezember beim Amtsgericht Sulzbach einen Insolvenzantrag einzureichen. Die Nachricht verbreitet sich in Windeseile und löst weit über das Saarland hinaus viele Emotionen aus, zumal auch die prosperierende Jugendabteilung mit mittlerweile über 200 kickenden Junioren sowie das bislang sehr gut gelaufene Projekt U23 akut gefährdet sind. Der Not gehorchend muss Borussia die Amateurverträge aller Spieler der Saarlandliga-Mannschaft auflösen. Dylan Sodji (zum 1. FC Saarbrücken II), Nico Christmann und Niklas Backes (beide nach Quierschied) sind die ersten, die sich aus dem Ellenfeld verabschieden. Weitere Abgänge sind vorprogrammiert …

Dennoch stoßen drei gelungene Veranstaltungen auf ein äußerst positives Echo. Die Jugendabteilung veranstaltet eine Martinsfeier mit Umzug und Martinsfeuer, der gut frequentiert ist. Zudem kann man zum traditionellen Nikolaus-Turnier (Foto oben) 28 Mannschaften begrüßen. Eine Woche später genießen viele Besucher anlässlich des ersten Borussen-Weihnachtsmarktes die vorweihnachtliche Atmosphäre unter der in stimmungsvolles Licht getauchten Haupttribüne des Ellenfelds (Foto unten/-jf-). „So schön hätte ich mir das nicht vorgestellt“, war unter den vielen Besuchern eine oft zu hörende Stimme.

Auch erfreulich: Im zweiten Jahr ihres Bestehens haben die Tischfußballer der Borussia (Foto unten) in der Bezirksliga Südost souverän die Meisterschaft gewonnen. Nicht nur das: Sie schaffen in den Relegationsspielen sogar den Aufstieg in die Verbandsliga, tolle Leistung – herzlichen Glückwunsch!

Alles andere als efreulich sind die Zahlen, die die Mitglieder der Borussia eine Woche vor Weihnachten anlässlich der Jahreshauptversammlung präsentiert bekommen. Es entzündet sich eine emotionale Diskussion – vor allem um die Beibehaltung des sehr kostenintensiven Ellenfeld-Stadions, dessen Unterhaltung jährlich die Hälfte des gesamten Etats verschlingt. Von „Ohne Borussia kein Ellenfeld – ohne Ellenfeld keine Borussia“ bis zu „Raus aus dem Stadion“ ist nahezu die ganze Bandbreite an Meinungen vertreten.  Auch eine Koexsitenz mit Zweitligist SV Elversberg wird thematisiert. Am Ende bleiben zahlreiche Fragen um die Insolvenz unbeantwortet – auch deshalb, weil noch kein Insolvenzverwalter bestimmt ist. Den Schlusspunkt der Versammlung bildet das von Borussia-Urgestein Dieter Woll, der nicht als einziger angesichts des drohenden Vereinsschicksal schon während der Versammlung mit den Tränen kämpft, mit viel Disziplin angestimmte Vereinslied (Foto unten/jf-): „Hoch lebe Eisen, hoch lebe Stahl … die Freunde der Borussia sind da.“ Ein letztes Mal? Das weiß derzeit noch keiner so genau zu sagen. Die Weihnachtsstimmung jedenfalls ist diesmal getrübt, denn vielen Menschen wird so richtig bewusst, was ihnen die Borussia bedeutet.  (-jf-)