Borussia rockt Reisbach

Die Doppelpacker Tobias Jänicke und Florian Stopp sorgen beim verdienten 4:2 auf der Lohwiese für den dritten Auswärtssieg einer geschlossen auftretenden Mannschaft

Unser Bild: Herausragend – Florian Stopp durfte (mit Christoph Stemmler) nach dem Schlusspfiff zurecht strahlen, hatte er doch Reisbachs Bemühungen, dem Spiel eine Wende zu geben, mit seinen zwei Treffern in der Schlussphase den Stecker gezogen. (Foto: -jf-)

Manchmal ist der Name Programm. Nomen est omen, sagten die alten Römer. Gestern in Reisbach war so ein Fall. Zweimal ist die Borussia durch Tobias Jänicke auf der Lohwiese in Führung gegangen, zweimal hat der heimische Sportclub seine in den vergangenen Wochen oft gezeigte Come back-Mentalität bewiesen und den Ausgleich geschafft. Sollte jetzt sogar die Wende gelingen? Doch dann setzt einer ein Stopp-Schild: Borussias gleichnamiger Offensivakteur, der auf den Vornamen Florian hört, stoppt in der Schlussphase eines sehr unterhaltsamen Saarlandliga-Spiels, das mehr als die 200 Zuschauer verdient gehabt hätte, mit zwei Treffern, die einander ähnelten wie ein Ei dem anderen, entschlossen alle Siegesträume der Gastgeber. Beinahe hätte der 21jährige – frei nach dem Motto: Aller guten Dinge sind drei! – sogar noch ein drittes Tor nachgelegt, doch Reisbachs Keeper Benedikt Philippi hatte etwas dagegen und setzte dem knallharten Schuss des jungen Borussen seinerseits ein „Stopp!“ entgegen. Es wäre ein lupenreiner Hattrick gewesen. Aber egal: Die Rückennummer 13 von „Stoppi“ war am gestrigen Spätnachmittag für die Borussen jedenfalls alles andere als eine Unglückszahl: Sie rockten die Lohwiese, fügten den tapferen Reisbachern die zweite Heimniederlage in Folge zu und durften sich selbst über den dritten Auswärtssieg freuen.

So machte denn Daniel Rodenbusch nach den abwechslungsreichen 90 Minuten aus seinem Herzen keine Mördergrube: „Ich bin sehr erleichtert über diesen recht souveränen Auftritt der Jungs, die auf fremdem Platz bei einem starken Gegner richtig guten Fußball gezeigt hat. Wir haben wahnsinnig viele Räume bespielt und uns darüber hinaus durch den kämpferischen Einsatz und den Willen, das Ding unbedingt ziehen zu wollen, den Sieg ehrlich verdient.“ In der Tat war es schon beachtlich, was die Schützlinge von Daniel Rodenbusch und Jörg Backes auf den Reisbacher Kunstrasen brachten: Denn zum einen steckte ihnen noch das Pokalspiel vom Mittwoch in Losheim in den Knochen, zum anderen waren die Borussen mit dem wirklich allerletzten Aufgebot in den Saarwellinger Ortsteil gereist: Nach einer Grippewelle unter der Woche standen mit Kevin Collofong, Niklas Backes, Jan Luca Rebmann und Tim Cullmann einige Stammspieler nicht zur Verfügung. Auf der Bank hatten lediglich Torwart Tobias Leick, Yannis Flausse sowie die beiden A-Jugendlichen Jean-Charles Mananga Monthe und Ba Viet Vo Platz genommen, wobei Leick, Flausse, Mananga Monthe und Ba Viet Vo am frühen Nachmittag noch 60 Minuten für die U23 (7:2 beim TuS Wiebelskirchen) auf dem Platz gestanden hatte, ehe sie sich auf den Weg nach Reisbach machten.

Bezeichnend für Leidenschaft und Siegeswillen: Der kämpferische Einsatz von Kristof Scherpf. (Foto: -jf-)

Reisbach hatte vom Anpfiff weg einen guten Start erwischt. Dem neuen Trainer Markus Kneip und sein Co Thomas Tornes sei es gelungen, „der Mannschaft das verlorene Selbstvertrauen und den Glauben an die eigenen Stärken wieder einzuhauchen“, hatte Reisbachs Sportchef Tommy Weber im Stadionmagazin „SCR-Kicker“ festgestellt – und das war in der Anfangsphase auf dem Platz auch deutlich zu sehen. So verpassten nach einem Eckball gleich mehrere Reisbacher die Hereingabe, ehe Maximilian Strack im Borussen-Tor entschlossen zupacken konnte (7.). Doch auf der Gegenseite saß gleich der erste Schuss: Nach einer Kombination über Florian Stopp und Kristof Scherpf landete das Leder bei Tobias Jänicke, der die Vorlage eiskalt zum 0:1 verwertete (10.). Reisbach war aber keineswegs geschockt und sofort um eine passende Antwort bemüht: Marco Dahler musste einen Abschluss von Nils Wohlschlegel von der Torlinie kratzen (12.). Im Gegenzug verpasste Dominik Cullmann das 0:2, als er weitem Schlag von Marco Dahler auf dem linken Flügel in den Strafraum stürmte und aus etwa 12 Metern oben am langen Eck vorbeizielte. Nach 22 Minuten landete der all dann tatsächlich hinter Benedikt Philippi im Netz, wieder war der flinke Dominik Cullmann der Schütze, wieder war ein langer Ball hinter die Reisbacher Kette der Ausgangspunkt, ehe Borussias Nummer 7 Reisbachs Keeper umkurvte und einschob. Doch der Torjubel währte nur kurz, denn Schiedsrichter Maximilian Fischer hatte ein Abseits gesehen – eine Fehlentscheidung, wie sich nach dem Video-Studium im Saarbrücker Keller von Borussias VAR Heinz Petri herausstellen sollte, war doch Dominik Cullmann im Moment der Passgabe von Dylan Sodji eindeutig erkennbar hinter der Reisbacher Abwehr gestartet und dank seiner Schnelligkeit vor Torhüter Benedikt Philippi am Ball. „Abseits? Wie soll das denn gehen?“ lautete so auch die empörte Reaktion auf der Borussen-Bank.

Jubeln durften drei Minuten später dann die Gastgeber. Torjäger Nicola Cortese war auf der linken Angriffsseite sträflich ungedeckt und konnte eine Hereingabe von Jona Schmitt aus kurzer Distanz zum Ausgleich ins Netz drücken (25.). Jetzt ging es hin und her mit einem Chancenplus für Borussia, die sich nach einer halben Stunde Gelegenheiten im Minutentakt erspielte: Nachdem Marco Dahler Nicola Corteses Lupfer über Maximilian Strack noch geklärt hatte (28.), scheiterte Dominik Cullmann gleich zweimal im Eins-zu-eins-Duell an Torwart Philippi, der sich ganz breit machte und seine Mannschaft vor dem erneuten Rückstand bewahrte (29./32.). Reisbachs Keeper ließ reaktionsschnell auch Kristof Scherpf doppelt verzweifeln (30./31.). Glück hatten die Männer von der Lohwiese dann nach einem blitzschnell ausgeführten Freistoß: Noch während sich die Mauer formierte, erkannte Routinier Tobias Jänicke die unsortierte Situation des Gegners und schlenzte das Leder an die Latte (35.)! Halbzeit eins endete mit zwei Gelegenheiten für Reisbach, doch sowohl Nils Wohlschlegel (mit Heber am Tor vorbei) als auch Nicola Cortese (Maximilian Strack pariert) blieb ein Torerfolg versagt.

Belohnung für die Doppelpacker: Tobias Jänicke durfte in Reisbach zusammen mit seinen Teamkameraden (oben) bereits über seinen 6. Saisontreffer, Florian Stopp (mit Dylan Sodji im „Huckepack“, unten) über seinen 4. Saisontreffer jubeln. (Fotos: -jf-)

Nach dem Seitenwechsel dann ein Déjà-vu für den Sportclub: Wieder waren knapp 10 Minuten gespielt, als die Borussia erneut in Führung ging, erneut war Tobias Jänicke der Schütze, der auf der rechten Seite zum Abschluss kam und, während Reisbachs Abwehr mit einer Flanke rechnete, das Leder kurzentschlossen aus spitzem Winkel ins Netz jagte (55.). Doch die Antwort folgte schnell: Nach Nicola Corteses 8. Saisontreffer (nach Pass in die Schnittstelle der Borussen-Abwehr) hieß es wiederum 10 Minuten später 2:2. Nach etwa 70 Minuten neigte sich die Waagschale des Spiels dann zugunsten der Borussia. Dominik Cullmann verfehlte mit Distanzschuss von der Strafraumgrenze das Gehäuse nur knapp und raufte sich die Haare (75.) und Kristof Scherpf nahm, nachdem Torwart Philippi einen Hammer von Leon Bayer nur abprallen lassen konnte, das Spielgerät aus der Luft und verzog (76.) – den Ball anzunehmen und dann überlegt abzuschließen wäre hier die bessere Entscheidung gewesen, denn Borussias Offensivspieler stand reichlich unbedrängt im Strafraum. Florian Stopp, in der Schlussphase einer der auffälligsten Akteure auf dem Platz, war es schließlich vorbehalten, mit zwei nahezu identischen Treffern die Entscheidung herbeizuführen: Zweimal feuerte er von der rechten Angriffsseite eiskalt, zweimal überraschte er Reisbachs Torwart Philippi, der sich zwar streckte, aber gegen die harten und platzierten Schüsse letztlich machtlos war.

„Bestimmt 20 Kilometer gelaufen“ – Leon Bayer verdiente sich für seinen unermüdlichen Einsatz ein Sonderlob des Trainers. (Foto: -jf-)

„Wir sind zwar gut reingekommen und selbstbewusst aufgetreten, geraten dann aber mit dem ersten Schuss aufs Tor in Rückstand. Insgesamt war das zu wenig, um heute hier zu gewinnen“, bilanzierte Reisbachs Coach Markus Kneip, der sich und seine Mannschaft vor dem dritten Heimspiel in Folge am kommenden Samstag gegen Aufsteiger Marpingen-Urexweiler nun „unter Druck“ sieht: „Diesen Druck haben wir uns selbst zuzuschreiben.“ Sein Gegenüber Daniel Rodenbusch sprach von „einer geschlossenen Mannschaftsleistung“, zollte aber dennoch den Doppeltorschützen Tobias Jänicke und Florian Stopp ein Sonderlob und wollte auch die herausragende Leistung von Leon Bayer gewürdigt wissen: „Er hat ja zuletzt nicht immer von Anfang an gespielt, aber im Training eine Klasse-Reaktion gezeigt. Wahnsinn, wie er heute marschiert ist. Ich glaube, der ist gefühlt 20 Kilometer gelaufen“, zog der Borusse-Coach vor seiner Nummer 31 den Hut. Insgesamt eine starke Leistung, eine starke Reaktion nach dem enttäuschenden Auftritt vor Wochenfrist bei Saar 05 auf dem Kieselhumes. In Reisbach zeigten Marco Dahler und Co., welches Potential im Team steckt. Das sieht auch Daniel Rodenbusch so: „Ich sage den Jungs immer wieder: Wir müssen auf die eigenen Stärken besinnen, auf sie vertrauen und mit ihnen den Gegner bespielen.“ Dann kann es gelingen, auch die Lohwiese zu rocken. Borussia hat gestern den Beweis erbracht.

Statistik: SC Reisbach – Borussia 2:4 (1:1)

Borussia: Maximilian Strack – Tim Braun, Marco Dahler (C), Jan Eichmann, Nico Purket, Leon Bayer Dominik Cullmann (ab 88. Jean-Charles Mananga Monthe), Dylan Sodji, Florian Stopp, Tobias Jänicke, Kristof Scherpf. – Trainer: Daniel Rodenbusch, Jörg Backes.

Tore: 0:1 (10.) Tobias Jänicke, 1:1 (25.) Nicola Cortese, 1:2 (55.) Tobias Jänicke, 2:2 (65.) Nicola Cortese, 2:3 (80.) Florian Stopp, 2:4 (85.) Florian Stopp. – Schiedsrichter: Maximilian Fischer (Blau-Weiß St. Wendel). – Zuschauer: 200. – Gelbe Karte Borussia: Tobias Jänicke (45.), Nico Purket (83.).

Unsere Bilder vermitteln weitere Impressionen vom Spiel der Borussia beim SC Reisbach. (Fotos: -jf-)