2:1 in Pirmasens – die Richtung stimmt!

Unser Bild: Schwarz-Weiße Abwehr-Mauer gegen blaue Offensiv-Power – so wie in dieser Freistoß-Szene (v.l.) Stefano Sottosanti, Tim Klein, Alexander Schmieden, Ben Müller, Lukas Hoffmann und Nico Purket stemmten sich die Borussen den FKP-Angriffen entgegen. (Foto: -jf-)

„Es ist nicht wichtig, wie groß der erste Schritt ist. Wichtig ist, in welche Richtung er geht.“ Wer der geistige Schöpfer dieses Aphorismus ist, ist nicht bekannt. Aber Christian Schübelin würde der Aussage sicherlich zustimmen. „Das war ein richtig guter Abschluss einer richtig guten und intensiven ersten Trainingswoche. Man sollte zwar das Resultat in solchen Testspielen nicht zu hoch hängen. Denn es handelt sich um eine Momentaufnahme, aber das Spiel konnte zeigen, dass die Richtung stimmt“, kommentierte Borussias Trainer den sicher nicht erwarteten 2:1-Sieg seiner Schützlinge beim ambitionierten Oberligisten FK Pirmasens. Alle Neuzugänge standen in der Startelf und konnten zeigen, dass sie eine Bereicherung sind. Die Tore für die Borussen erzielten Tim Klein vor und Justin Kihm nach dem Seitenwechsel. Der FKP konnte zwischenzeitlich durch Yannick Grieß ausgleichen.

Empfangen wurde Borussia und ihr Anhang auf der idyllisch im Pfälzer Wald gelegenen Anlage „In der Spesbach“ mit Musik. Ob der Pirmasenser Fanfarenzug „Die Schlabbeflicker“ den Gästen von der Saar schon vor der Partie zeigen wollte, wer hier den Takt vorgibt? Auf jeden Fall begannen die ganz in Blau gekleideten Gastgeber, als wollten sie den Schwarz-Weißen aus dem Ellenfeld gehörig den Marsch blasen. Der FKP ging früh drauf, setzte die Borussen in der Anfangsphase ganz schön unter Druck und ließ ein konstruktives Aufbauspiel kaum zu – ohne allerdings selbst für echte Torgefahr zu sorgen. Für eine erste nennenswerte Offensivaktion der Borussen nach 10 Minuten musste eine Standardsituation herhalten, als Stefano Sottosanti nach Raum öffnenden Pass von Lukas Hoffmann nur durch ein Foul zu bremsen war – der Freistoß segelte in den FKP-Strafraum, wo Keeper Reitz per Faust abwehrte, aber genau vor die Füße von Niklas Backes, der sofort abzog, aber leider auch links am Tor vorbei – da hätte durchaus mehr draus werden können. Während die Borussen-Abwehr trotz deutlich höherer Ballbesitzquote der Pirmasenser recht eng am Mann war und kaum etwas zuließ, hatte Dominik Cullmann nach 24 Minuten die nächste Gelegenheit: Wuselig und wieselflink wie immer, nahm er einen langen Ball auf der linken Angriffsseite auf, drehte nach innen und setze den Schrägschuss, der noch abgefälscht wurde, nur knapp am langen Toreck vorbei.

Ein Distanzschuss, der nur knapp über die Latte von Sebastian Kelm rauschte, läutete jetzt eine Sturm- und Drangphase der Gastgeber ein. Binnen zehn Minuten hatten die „blauen Dragoner“ nach Angriffen über die rechte Seite, jeweils vorbereitet durch den emsigen Kristof Scherpf, drei klare Gelegenheiten zur Führung, dabei trafen zunächst Torjäger Tobias Jänicke, dann Marc Ehrhart das Leder nicht richtig, das links am Tor vorbei flog. Bei Chance Nummer drei bekamen die Borussen im letzten Moment noch den Fuß dazwischen. Umso überraschender in dieser Phase kurz vor dem Pausenpfiff von Schiedsrichter Julien Belzer (vom FK Clausen) die Führung für Borussia, die von einem Mißgeschick der FKP-Hintermannschaft profitierte: Einen Rückwärts-Kopfball von Yannick Gries bekam Torwart Benny Reitz, der schon aus seinem Kasten geeilt war, nicht mehr zu packen, Tim Klein hatte im Hintergrund gelauert und brauchte das Leder, das genau vor seine Füße gefallen war, nur noch locker und dankbar einschieben.

Torjäger unter sich: Während Tim Klein (li.) im ersten Spiel gleich seinen ersten Treffer markierte, ging Tobias Jänicke (re.) noch leer aus. (Foto: -jf-)

Der Rückstand hatte den FKP ganz offensichtlich richtig gekitzelt. Denn der Oberligist kam jetzt mit viel Verve aus der Kabine, schnürte die Borussen geradezu in der eigenen Hälfte ein. Das 1:1 lag in der Luft und fiel prompt nach 53 Minuten, allerdings musste eine Standardsituation herhalten, um Borussias Keeper Sebastian Kelm zu schlagen: Nach einem Eckball schraubte Yannick Grieß seine 1 Meter 95 am höchsten in den Sommerhimmel und köpfte den Ball links oben ins Toreck – seinen Fauxpax vor dem 0:1 hatte die Nummer 6 des FKP damit wieder wettgemacht. Die Gastgeber setzten jetzt nach und wollten das Resultat komplett drehen, doch die Borussen-Abwehr hielt mit allem, was sie hatte, dagegen. „Erst haben wir gegrätscht, dann den Querpass geblockt und schließlich das Leder von der Torlinie noch runtergekratzt – Zeichen des extremen Willens, das Gegentor zu verhindern“, beschrieb Assistenzcoach Christian Weiland nach dem Spiel eine für diese Phase symptomatische und turbulente Szene im Neunkircher Strafraum.

Nach einer Stunde konnten sich die Borussen dann wieder etwas aus der Umklammerung lösen. Der frei gespielte Alexander Schmieden zielte nur knapp rechts am FKP-Tor vorbei (61.), ehe Justin Kihm eine flüssige Kombination über Alexander Velikov und Niklas Backes mit einem strammen Schuss finalisierte, bei dem sich FKP-Torwart Kupper, der Benjamin Reitz ersetzt hatte, ganz schön strecken musste, um den Ball über die Querlatte zu lenken. Nach dem anschließenden Eckball dagegen war Kupper machtlos: Denn das scharf auf die kurze Ecke getretene Leder wuchtete der mit Highspeed eingelaufene Justin Kihm per Kopf ins Netz, Borussia führte wieder (77.)! Eine Führung, die aber nicht von langer Dauer zu sein schien: Denn nur zwei Minuten später ahndete Schiedsrichter Belzer ein Einsteigen gegen den quirligen Luka Dimitrijevic mit Elfmeter (Christian Schübelin: „Den muss man nicht geben!“). Torjäger Dennis Krob nahm sich der Sache an, wollte das 2:2 perfekt machen – Sebastian Kelm hatte die Ecke geahnt, doch den Job machte letztlich das Aluminium, von dem das Leder wieder ins Spielfeld zurückklatschte.

„Den will ich machen!“ Mit unbändiger Willensleistung köpft Justin Kihm eine Ecke von Tim Klein zum 1:2 ein (oben) und bittet anschließend den Vorlagengeber zum Freudentänzchen (unten). (Fotos: -jf-)

So blieb es bis zum Schlusspfiff trotz aller Bemühungen der Gastgeber, die Niederlage im ersten Testspiel zu vermeiden, beim 2:1 für die Borussen. „Es war von vorneherein natürlich klar, dass wir gegen einen Oberligisten, der im Vorjahr um den Aufstieg in die Regionalliga gespielt hat und dies wahrscheinlich in der kommenden Saison wieder tun wird, keine 50 Prozent Ballbesitz bekommen“, analysierte Co-Trainer Christian Weiland, der den Jungs in Schwarz und Weiß bescheinigte, „dass sie das taktisch gut gelöst und sowohl läuferisch als auch kämpferisch stark dagegen gehalten haben. Diese Leistung und die Art und Weise, wie wir gegen einen höherklassigen Gegner agiert haben, war sehr ordentlich. Damit darf man nach der ersten Trainingswoche zufrieden sein.“ Auf Pirmasenser Seite dagegen haderte man mit der Chancenverwertung: „Wir müssen vor allem die Dinger in der ersten Halbzeit reinmachen, dann gehen wir mit einem Vorsprung in die Pause. Das war heute unser Manko“, so die Einschätzung des Ex-Borussen Kristof Scherpf. Widersprechen kann man ihm da sicher nicht. Auch wenn das Resultat in der Vorbereitung bekanntlich zweitrangig ist, so dürfte der Achtungserfolg in Pirmasens den Borussen doch einen Motivationsschub für die kommende Trainingswoche geben. Denn „es ist nicht wichtig, wie groß der erste Schritt ist. Wichtig ist, in welche Richtung er geht.“(-jf-)

Für Borussia kamen folgende Akteure zum Einsatz: Sebastian Kelm – Lukas Hoffmann, Ben Müller, Nico Purket, Nico Backes, Stefano Sottosanti, Dominik Cullmann, Sayfedine El Khadem, Justin Kihm, Alexander Schmieden, Tim Klein, Louis Cupelli, Alexander Velikov.

Unsere Bilder vermitteln Eindrücke vom Spiel der Borussia im Stadion „In der Spesbach“ in Pirmasens. (Fotos: -jf-)