15 Jahre, über 700 Spiele: Torwartlegende aus dem Ellenfeld ist 55!

Unser Bild: Geburtstagsfeier im Kreise seiner Liebsten – Borussias früherer Torhüter Sascha Purket ist mit Ehefrau und Tochter Elly oft im Ellenfeld zu Gast, wenn Sohn Nico im Borussen-Trikot aufläuft. (Foto: -jf-)

Jakob Forster, Ladislav Jirasek, Horst Kirsch, Willi Ertz, Roland Kuppig – die Liste der herausragenden Hüter des Borussen-Tores ist lang. Das war auch einem jungen Mann aus dem pfälzischen Spesbach bewusst, als er im Sommer 1992 im Ellenfeld anheuerte. Der gelernte Zimmermann hatte sich einen Stammplatz als persönliches Ziel gesetzt, als er zum ersten Mal den Trainingsplatz betrat und den gesunden Konkurrenzkampf annahm. Sein Premierenspiel hatte es gleich in sich: Es war das Abschiedsspiel des legendären Jay Jay Okocha. Doch eine Legende ist anschließend auch aus dem Torwart selbst geworden, denn aus dem anvisierten Ziel „Stammplatz“ wurden 15 Jahre und über 700 Spiele im Borussen-Trikot. Auch als Kapitän übernahm er Verantwortung, wurde im Saarland als einziger Torhüter zum Sportler des Jahres gewählt. Wenn man ihn heute im Ellenfeld trifft, glaubt man kaum, dass er am gestrigen Montag schon seinen 55. Geburtstag gefeiert hat: Sascha Purket.

Aktuell ist Sascha Purket nun schon im zwölften Jahr beim Nachbarn in Elversberg für die Ausbildung der Keeper zuständig. Und hat mit dem Aufstieg in die zweite Liga den bislang größten Erfolg seiner Karriere gefeiert. Doch auch aus Neunkircher Zeit sind im Highlights in bester Erinnerung: „Das Pokalspiel gegen Bayern München zählt dazu, aber noch mehr eigentlich unsere Gastspiele in der Regionalliga bei den Traditionsvereinen in ihren traditionsreichen Stadien im Westen: Auf der Bielefelder Alm, auf dem alten Tivoli in Aachen, an der Hafenstraße bei Rot-Weiß Essen oder bei Preußen Münster. Ich glaube, wäre ich kein Fußballer geworden, wäre ich Groundhopper geworden “, hat er in einem Gespräch mit Sven Roland vom Saarländischen Rundfunk (SR) erzählt. Auch das Ellenfeldstadion, das er einmal als sein „Wohnzimmer“ bezeichnete, ist für ihn einfach ein „Kultstadion: Es hat sich, sieht man einmal vom neuen Rasen ab, ja wenig verändert. Diese Enge und dichte Atmosphäre, egal ob 300 oder Tausende von Zuschauern da sind, ist einfach phänomenal. Es ist Herzblut pur und immer noch emotional.“ Erleben durfte er das Anfang September im Rahmen des Meistertreffens zwischen den Oberliga-Champions von 2002 und 2005 noch einmal live und in Farbe auf dem grünen Rasen. Erleben darf er das auch von der Tribüne aus, seit sein Sohn Nico das Borussen-Trikot trägt, den er, wann immer es geht, bei den Spielen begleitet.

Highlight-Spiel: Sascha Purket durfte im DFB-Pokal gegen den deutschen Meister Bayern München ran. (Foto: Ellenfeld-Verein e.V. / Archiv Borussia Neunkirchen)

Im altehrwürdigen Ellenfeld avancierte Sascha Purket nach seinem Wechsel zur Borussia ganz schnell zum Publikumsliebling. „Das ist sicher eine Geschichte harter Arbeit, aber auch eine Sache, die sich außerhalb des Platzes abspielt“, glaubt der authentische, leutselige und nahbare Keeper, der sich nie zu schade war, sich mit den Borussen-Fans zu beschäftigen, sich unter sie zu mischen und auch mal ein Bier mit ihnen zu trinken: „Training – heim, Spiel – heim, das gab es für mich nicht!“ Grundlage dabei war ihm seine stets optimistische Lebenseinstellung: „Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag“, so lautet bis heute sein Motto. Man darf Sascha Purket sicherlich als ein Spaßvogel im Team bezeichnen – eine Eigenschaft, mit der begeisterte Karnevalist auch an Fastnacht „in der Bütt´“ schon oft genug seine Mitmenschen zum Lachen brachte.

Überhaupt hat sein Frohsinn ihm im Laufe seiner Jahre immer wieder sehr geholfen: Zum Beispiel nach dem Einstieg als Quereinsteiger im pädagogischen Bereich, als er lange Jahre im Drogenzentrum auf dem Schaumberg in Tholey mit schwerst heroin- und kokainabhängigen Menschen arbeitete und ihnen die Rückkehr in ein halbwegs normales Leben zu ermöglichen versuchte. Zum Beispiel bei der schlimmen Prostatakrebs-Diagnose, die ihn zu Beginn des Jahres traf. „Wenn einem der Arzt das mitteilt, haut dich das erstmal um. Doch für mich war von Anfang an klar: Aufgeben gilt nicht, jetzt wird gekämpft“, sagte der frühere Borussen-Torwart im Gespräch mit dem „Trierischen Volksfreund“. Mittlerweile geht es ihm deutlich besser, mit alter Begeisterung übt er seine Tätigkeit als Torwarttrainer an der Kaiserlinde aus, versteht sich als „Zuarbeiter für den Chef, Horst Steffen“. Die Arbeit mit den Torhütern ist für ihn dabei weit mehr als ein Job: „Es gibt nichts Schöneres, als sein Hobby zum Beruf zu machen. Dass mir dies gelungen ist, dafür bin ich sehr dankbar.“ Hinzu kommt der augenblickliche Erfolg: „Ein absoluter Traum, jetzt in die großen Arenen auf Schalke, beim Hamburger SV oder Hertha BSC Berlin zu fahren“ – Erlebnisse, die er regelrecht in sich aufsaugt.

Sascha Purket weiß: Es hätte auch alles ganz anders laufen können seit dem Oberliga-Gastspiel beim FV Engers vor rund 20 Jahren, als er sich nach 83 Spielminuten bei einem Zusammenprall mit einem Stürmer des Gegners vier Rippen brach. Nicht ungefährlich: Eine Rippe brachte dabei die Lunge zum „Einsturz“. Die Folge: OP in Neuwied, zehn Tage Krankenhausaufenthalt, längere Reha. „Mit Dr. Jens Kelm habe ich damals sogar im Dunkeln im Ellenfeld mit Medizinbällen gearbeitet, um wieder fit zu werden“, erinnert er sich. Das Problem: Die Geduld! Damals bemühte Sascha Purket den legendären Vergleich mit einem italienischen Sportwagen: „Ich komme mir vor wie in einem Ferrari, in dem ich drinsitze, es ist kein Schlüssel da und ich komme einfach nicht weg. Also muss ich mich in Geduld üben.“ Schon immer war die Kämpfernatur in Sascha Purket präsent!

Zeiten in Schwarz und Weiß: Sascha Purket dirigiert seine Abwehrmauer (oben) und holt sich den einen oder anderen Tipp von seinem Mentor und Torwarttrainer, Borussen-Legende Willi Ertz (unten). (Fotos: Ellenfeld-Verein e.V. / Archiv Borussia Neunkirchen)

15 Jahre Borussia mi herausragenden Leistungen – gab es da nie Angebote von der Konkurrenz? „Ja, ich hatte mal eine Anfrage vom 1. FC Saarbrücken, aber ein Wechsel war nie ein Thema. Dafür war meine Zuneigung zur Borussia einfach zu groß“, macht Sascha Purket aus seinem Herzen keine Mördergrube. Dass die große Zeit der Borussen lange vorbei ist, hat er traurig zur Kenntnis genommen. Könnte er sich denn vorstellen, mal eine Aufgabe im Ellenfeld wahrzunehmen? „Derzeit eher nicht, denn die Tätigkeit in Elversberg macht mir Riesenspaß. Aber das ist auch irgendwann mal vorbei. Und dann schauen wir mal. Man soll nie nie sagen!“

Borussia erinnert sich anlässlich des 55. Geburtstages von Sascha Purket mit Dankbarkeit an schöne gemeinsame Jahre und tolle Spiele. Mit der dankbaren Erinnerung verbinden alle Borussen die besten Wünsche für unsere Torwartlegende:

Lieber Sascha, alles Gute, viel positive Energie, Optimismus, Gesundheit und noch viele weitere schöne Jahre im Kreis der Menschen, die Dir am Herzen liegen! (-jf-)

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