1:3 auf dem Kieselhumes – Rückschlag für Borussia

Marco Dahlers Elfmetertor zu wenig / Borussen in der Anfangsphase nicht wach genug / Aufholjagd verpufft

Unser Bild: „Jagt sie!“ Frei nach diesem Motto hatten es die Borussen auf dem Kieselhumes wie hier Florian Stopp meist mit gleich mehreren Kontrahenten eines leidenschaftlich kämpfenden SV Saar 05 zu tun. (Foto: -jf-)

Einen gebrauchten Sonntag erlebten die Borussen und ihr Anhang gestern am Kieselhumes in Saarbrücken. Mit großen Hoffnungen auf den dritten Auswärtssieg hatte man die Fahrt zum Tabellenletzten Saar 05 angetreten, musste am Ende aber mit 1:3 geschlagen die Heimreise antreten. Verloren wurde die Partie in den ersten 20 Minuten, als die Borussen gegen die hellwachen und wie um ihr Leben kämpfenden Gastgeber schläfrig und unkonzentriert wirkten und sich gleich zweimal überrumpeln ließen. Marco Dahler sorgte zwar noch vor dem Seitenwechsel mit einem sicher verwandelten Handelfmeter für den Anschlusstreffer, aber alle Bemühungen um den Ausgleich waren im weiteren Spielverlauf nicht von Erfolg gekrönt, so dass Saar 05, das keineswegs wie ein Tabellenschusslicht auftrat, kurz vor dem Abpfiff bei einem Konter mit dem 3:1 den Sack zumachte und sich im Kampf um den Klassenerhalt zurückmeldete. Nach dem starken Spiel gegen Köllerbach vor Wochenfrist bedeutet die Niederlage für die Borussen zweifellos einen herben Rückschlag.

Jörg Backes konnte sich den zweifellos enttäuschenden Auftritt nicht erklären: „Wir haben gegen Köllerbach eine ganz starke Partie abgeliefert. Die Jungs haben eindrucksvoll bewiesen, dass sie es können. Dazu hatten wir eine sehr gute Trainingswoche und hätten von daher eigentlich zurecht viel selbstsicherer auftreten können.“ Doch von dem gegen Köllerbach vor allem in Halbzeit zwei gezeigten Selbstvertrauen war auf dem Kieselhumes von Beginn an nicht viel zu spüren. Das lag allerdings wohl auch am Gegner, der sich mit allem, was er hatte, in die Zweikämpfe warf und unter dem neuen Trainer Alexander Stamm eine eindrucksvolle kämpferische Einstellung an den Tag legte. „Jagt sie!“ So lautete das Motto, mit dem jeder Akteur im rot-schwarzen Trikot mit der Rose auf der Brust seinem Gegenspieler auf die Pelle rückte, meist unterstützt von zwei, drei Mannschaftskameraden. Deshalb taten sich die Borussen schwer im Kreieren von zwingenden Gefahrenmomenten. Und doch hätte ein solcher nach knapp 10 Minuten eigentlich die Führung bedeuten müssen: Nach einem Eckball von Saar 05 ergab sich eine Umschaltsituation, in der das Leder über Tobias Jänicke und Dominik Cullmann zu Kristof Scherpf in den Strafraum kam, der allerdings aus etwa 7 Metern am reaktionsschnellen Sascha Segarra-Gil im Saar-Tor scheiterte.

Hätte, hätte, Fahrradkette: Kristof Scherpf (oben) hätte Borussia in dieser Szene früh in Führung bringen können, Jan-Luca Rebmann (unten) rutschte später nur knapp am 2:2-Ausgleich vorbei. (Fotos: -jf-)

Stattdessen klingelte es wenig später gleich zweimal in Folge hinter Kevin Collofong. Zweimal nach einem Angriff über die linke Seite: Zunächst verwertete der junge Dion Rosche, freistehend am langen Toreck eine Hereingabe von Tim Schäfer (15.), dann netzte Maximilian Krill nach Vorlage von Jan Toll im kurzen Eck ein, nachdem die Borussen-Abwehr den Ball nicht aus der Gefahrenzone bekommen hatte (18.). „Ich hoffe, dass wir jetzt langsam mal wach werden“, kommentierte Borussias erster Vorsitzender Jörg Eisenhuth am Spielfeldrand die beiden Nackenschläge. Nach knapp einer halben Stunde hatten sich die Borussen gefangen: Sie schraubten an der Intensität und eroberten sich langsam, aber sicher mehr Spielanteile, taten sich dennoch schwer, aus dem Spiel heraus Lösungen gegen die kompakte und leidenschaftliche Defensive der St. Johannes zu finden. Auch Standardsituationen brachten nicht wirklich Gefahr. So war es symptomatisch, dass der Anschlusstreffer vom ominösen Punkt aus fiel: Nach einem weiten Schlag in den Strafraum sprang das Leder dort unglücklich an den Arm eines Saar-Abwehrspielers, Schiedsrichter Pascal Frenzel zögerte keine Sekunde und entschied auf Strafstoß, den Kapitän Marco Dahler mit gewohnter Souveränität zum 1:2 verwandelte (36.). Zuvor hatte sich bereits für Dominik Cullmann eine der wenigen guten Gelegenheit ergeben: Nach Balleroberung von Tobias Jänicke in Szene gesetzt, wollte Borussias Nummer 7 das Leder ähnlich wie gegen Köllerbach aus halblinker Position oben rechts ins Kreuzeck schlenzen, zielte diesmal aber ein paar Zentimeter zu hoch (32.). Die Halbzeitführung für die Gastgeber ging insgesamt durchaus in Ordnung.

Auch nach dem Seitenwechsel erwischte Saar 05 zunächst den besseren Start. Florian Stopp klärte vor Taiki Ishikawa (48.), Tim Schäfer jagte den Ball aus der Distanz ebenso über das Tor (49.) wie kurz darauf Frederic Ehrmann einen Freistoß von der Strafraumgrenze (51.). Mit der Einwechslung der lange verletzten Nicki Backes und Jan-Luca Rebmann änderte sich die Statik des Spiels. Die Borussen hatten jetzt ihre beste Phase, wurden auch zwingender: Danylo Kulinich konnte Jan-Luca Rebmann im letzten Moment am Abschluss hindern (62.), wenig später rauschte Borussias Nummer 27 im Strafraum nur knapp an einer scharfen Hereingabe vorbei (63.). Dylan Sodji scheiterte an Sascha Segarra-Gil, Niklas Backes verzog im Nachschuss (65.) und auch Nico Purket fand im Saar-Keeper seinen Meister (72.). Jetzt lag das 2:2 in der Luft.

Gewohnt sicher verwandelt, aber insgesamt zu wenig. Marco Dahler verlädt Saar-Keeper Sascha Segarra-Gil und stellt den 1:2-Anschlusstreffer her. (Foto: -jf-)

Doch die Zeit rannte Borussia davon, die nun ein höheres Risiko eingehen musste, um doch noch den Ausgleich zu erzwingen. Das bot den Gastgebern Räume zum Kontern. Einen dieser Konter nutzte Maximilian Krill nach 82 Minuten, als er eine Vorlage von Tim Schäfer aus etwa 11 Metern kurzerhand unter die Latte knallte und die Borussen mit dem 3:1 für das vorherige Auslassen einiger Chancen bitter bestrafte. „Ein Sieg des Willens und der Leidenschaft“, befand Saars neuer Coach Alexander Stamm freudestrahlend. Genau das hatte sein Kollege Daniel Rodenbusch bei seinen Borussen weitgehend vermisst: „Der letzte Wille hat gefehlt. Wir haben nicht alles dafür getan, das Spiel zu gewinnen.“ Das man den Tabellenletzten unterschätzt habe, will Daniel Rodenbusch nicht gelten lassen: „Wir wussten schon, was uns am Kieselhumes auf uns zukommt, zumal Begegnungen zwischen der Borussia und Saar 05 oft emotional verlaufen waren. Wir hatten ja auch Chancen, zum Beispiel die von Kristof Scherpf nach 10 Minuten. Eine Führung hätte die Sache einfacher gemacht, so laufen wir wieder einem Rückstand hinterher.  Die Gegentore, vor allem die zum 1:0 und zum 2:0, waren absolut vermeidbar, da waren wir im Kopf noch nicht richtig da.“ Letztlich tat es dem Coach leid, „dass sich die Jungs für ihre wirklich sehr gute Trainingsarbeit in den letzten beiden Wochen heute nicht belohnt haben.“ Im Pokalspiel am Mittwoch beim SV Losheim sollen die Zuschauer dann wieder eine andere Borussia zu sehen bekommen, schließlich soll die Pokalreise noch ein bisschen weiter gehen! (-jf-)

Statistik: Saar 05 – Borussia 3:1 (2:1)

Borussia: Kevin Collofong – Tim Braun (ab 73. Leon Bayer), Tim Cullmann, Marco Dahler (C), Jan Eichmann, Nico Purket, Dominik Cullmann (ab 57. Jan-Luca Rebmann, ab 80. Jean-Charles Mananga Monthe), Dylan Sodji, Florian Stopp (Ab 57. Niklas Backes), Tobias Jänicke, Kristof Scherpf. – Trainer: Daniel Rodenbusch, Jörg Backes.

Tore: 1:0 (15.) Dion Rosche, 2:0 (18.) Maximilian Krill, 2:1 (36.) Marco Dahler (Handelfmeter), 3:1 (84.) Maximilian Krill. – Schiedsrichter: Pascal Frenzel (SF Reinheim). – Zuschauer: 150. – Gelbe Karte Borussia: Kevin Collofong (50.).

Unsere Bilder vermitteln Impressionen vom Spiel der Borussia bei Saar 05 auf dem Kieselhumes. (Fotos: -jf-)