
Borussia holt Punkt beim heimstarken TuS Herrensohr / Kristof Scherpfs Führung reicht nicht für einen Sieg / Teil-Entwarnung bei der Verletzung von Niklas Backes
Unser Bild: Herzensangelegenheit Borussia – Kristof Scherpf gab nach seinem Führungstreffer in Herrensohr ein klares Bekenntnis ab! (Foto: -jf-)
Für 90 Minuten wohnten zwei Seelen in seiner Brust. Einerseits macht er kein Hehl daraus, dass er beim TuS Herrensohr gut aufgenommen wurde und sich wohl fühlt. Andererseits ist er natürlich nach acht Jahren Borussia immer noch mit den ehemaligen Mannschaftskameraden im Ellenfeld verbunden. „Es war schon seltsam, nach so langer Zeit auf der anderen Seite zu stehen. Acht Jahre lang habe ich mit Kapitän Marco Dahler zusammen gespielt, da musste ich heute ja fast schon aufpassen, nicht auf seine Kommandos zu hören“, gibt Tim Klein lachend einen kleinen Einblick in seine Gefühlswelt. Wehgetan hat der Mittelstürmer, der im TuS-Trikot die Nummer 11 trägt, der Borussia nicht: Nach einem Spiel mit viel Hin und Her, Torchancen und strittigen Szene auf beiden Seiten sowie der beiderseitigen Chance auf den „lucky punch“ trennten sich die Mannschaften schiedlich-friedlich 1:1 – ein unter dem Strich gerechtes Resultat, mit dem der TuS die ersten Heimpunkte der Saison abgab, die Borussia dagegen nach den beiden Niederlagen in Merchweiler und Hasborn im zweiten Auswärtsspiel in Folge ungeschlagen blieb.
Angesichts der personellen Lage (mit Dilowan Günel und Tobias Leick waren zwei Spieler nach Herrensohr „nachgereist“, die zuvor noch mit der U23 beim 2:2 in Bexbach auf dem Platz gestanden hatten!) und dem vierten Spiel binnen acht Tagen war Jan Berger mehr als zufrieden, ja schon ein bisschen stolz auf was, was seine Jungs bei sommerlichen Temperaturen auf dem schattenfreien Kunstrasen geboten hatten („Sie haben die allerletzten Körner rausgeholt!“), und gab deshalb ein paar Tage frei zur Regeneration: „Erst Donnerstag ist wieder Training“, so der Borussen-Coach, der sich und der Mannschaft diesen Luxus erlauben kann, da die Borussia am kommenden Wochenende wegen des Tags des offenen Denkmals im Ellenfeld spielfrei ist. Die für diesen Tag vorgesehene Saarlandliga-Partie gegen die SG Marpingen-Urexweiler (5:1) war bekanntlich vorgezogen worden.

Borussen-Power: Jan Luca Rebmann zündet nach vorne den Turbo (oben), während Nico Christmann und Nico Purket hinten nichts mehr anbrennen lassen (unten). (Fotos: -jf-)

Schon beim Aufwärmen hatte TuS-Co-Trainer Marius Neumeier seine Schützlinge eingestimmt und auf Betriebstemperatur gebracht: „Ihr wisst, worauf es ankommt, ein Saarlandliga-Spiel zu gewinnen. Wir werden heute viele Zweikämpfe haben!“ Mit dieser Prognose sollte er Recht behalten, wobei sich der Großteil dieser Duelle in den ersten 20 Minuten überwiegend im Mittelfeld abspielten. Dylan Sodji hatte Herrensohrs Routinier zwischen den Pfosten, Georg Amann, nach acht Minuten mit einem Distanzschuss erstmals auf die Probe gestellt. Durchgang eins war fast zur Hälfte rum, bis es das erste Mal im Borussen-Strafraum brenzlig wurde, aber Maximilian Strack war ebenso auf dem Posten wie zuvor sein Gegenüber Georg Amann. Kristof Scherpf hätte wenig später die ganz in Schwarz gekleideten Borussen in Führung bringen können, doch sein Schrägschuss ging knapp unten rechts am Pfosten vorbei (25.). Bei der nächsten Gelegenheit machte Borussias Nummer 22 es besser: Nach einem weite Schlag von Marco Dahler wurde Sayfedine El Khadems Geschoss von der vielbeinigen Abwehr der Gastgeber noch abgeblockt, doch auf der linken Seite war Kristof Scherpf gedankenschneller als seine Gegner und jagte das Leder unter die Latte (33.). Jan Luca Rebmann hatte die Chance auf 0:2 zu erhöhen, als er nach einer Scherpf-Flanke das Leder runternahm, Georg Amann aber parieren konnte. Auf der anderen Seite sauste eine flache Hereingabe in den Borussen-Strafraum, wo Tim Klein das Leder haarscharf verpasste und Nino Keuper an Maximilian Stracks Reaktionsschnelligkeit scheiterte (45.). Da hatte der Schiedsrichter Paco-Miguel Desenz schon die Nachspielzeit und einen Eckball für den TuS angezeigt – prompt fiel noch vor dem Pausenpfiff der Ausgleich, als Elias Huf am höchsten stieg und per Kopf ins lange Toreck einnetzte (45.+2).


Umstrittene Szene in drei Phasen: Gerade hat Tim Cullmann auf dem Weg zum Tor von Philipp Gales den entscheidenden Schubser bekommen (oben), stürzt … (Mitte) und wundert sich zusammen mit Nico Christmann über Schiedsrichter Paco-Migeul Desenz, der die Arme ausbreitet und „Weiterspielen“ signalisiert! (Fotos: -jf-)

Jan Luca Rebmann hatte gleich nach Wiederanpfiff die große Chance, seine Farben wieder in Führung zu bringen: Borussias quirliger und dribbelstarker Außenspieler war in ein Zuspiel, von Georg Amann zu kurz an einen Mitspieler adressiert, hineingesprintet, donnerte das Leder aber knapp über den Querbalken (47.), ehe er nur ein paar Zeigerumdrehungen später auf der linken Seite in den Strafraum durchstartete und Georg Amann seinen flachen Abschluss abwehren konnte. Die Schlussphase lebte von der Spannung: Schafft eines der beiden Teams noch den Siegtreffer? Das fragten sich die 300 Zuschauer, von denen ein Großteil die schattigen Plätzchen der sonnenüberfluteten Sportanlage belagert hatten. Zwei strittige Szenen waren zu notieren: Zunächst dribbelte sich Tim Cullmann auf der rechten Seite geschickt in die gefährliche Zone vor und war auf der Grundlinie nur noch drei Meter vom Tor entfernt, als er von dem hinterher hechelnden Philipp Gales einen Schubs von hinten bekam und ins Straucheln geriet (76.). Die Pfeife des Unparteiischen blieb, trotz der lautstarken Proteste der Borussen, stumm – wohl zu Unrecht, wie die Videoaufnahmen von Kameramann Heinz Petri ziemlich eindeutig zeigen. Glück auch für den Abwehrspieler des TuS: er hatte kurz zuvor den gelben Karton gesehen, hätte sich womöglich nach dieser Aktion die letzte Viertelstunde von draußen ansehen dürfen! „Da dürfen wir uns nicht beschweren, wenn er Strafstoß pfeift“, gab Tim Klein nach der Partie freimütig zu. Benachteiligt fühlten sich wenig später auch die Gastgeber, als ein sehenswertes Tor von Nino Keuper, der das Leder aus halblinker Position über Maximilian Strack hinweg genau in den oberen Torwinkel gezirkelt hatte, wegen angeblichem Abseits keine Anerkennung fand (79.). Für Borussia hätte Sayfedine El Khadem den Siegtreffer erzielen können, bekam jedoch, da er sich den Ball etwas zu weit vorgelegt hatte, nicht mehr genug Druck auf den Schuss, der am Tor vorbestich (84.). Die Chance auf den „lucky punch“ hatte für den TuS anschließend der gerade eingewechselte Spielertrainer Manuel Schuck, der den von Tim Klein intuitiv durchgelassenen Ball aus etwa 12 Metern über das Tor feuerte (86.).
„Wir waren vielleicht einen Tick näher dran am 2:1, hatten aber einmal auch Glück, dass wir keinen Elfmeter gegen uns bekommen haben“, fasste TuS-Coach Manuel Schuck die Partie aus seiner Sicht zusammen. Auf Borussen-Seite haderte man mit dem Ausgleichstreffer: „Der hätte so kurz vor dem Pausenpfiff nicht sein müssen, einfach unnötig“, lautete hier der Tenor. Mit dem 1:1 ging derweil für einen Beteiligten ein Wunschergebnis in Erfüllung: Dr. Sebastian Richter, langjähriger Fußballboss des TuS Herrensohr und Teamarzt der Borussia in Personalunion, hatte schon vor dem Anpfiff, auf einen Tipp angesprochen, seine Präferenz klar zum Ausdruck gebracht: „Ein Remis wäre mir am liebsten!“ „Unter dem Strich geht das Resultat in Ordnung“, befand Niklas Backes, der auf Krücken gestützt die Partie seiner Kameraden verfolgte und mitfieberte. Der Verdacht auf Teilruptur der Achillessehne bestätigte sich bei der MRT-Untersuchung des Borussen-Mittelfeldspielers am heutigen Montagvormittag im Übrigen nicht: „Es wurde ein Längsriss in der Plantaris-Sehne festgestellt. Die Ausfallzeit wird trotzdem sicherlich etwa sechs Wochen betragen, ich muss auch weiterhin mit dem orthopädischen Schuh und den Gehstützen unterwegs sein, um den Fuß zu entlasten“, berichtet Niklas Backes sichtlich erleichtert. Wir wünschen unserer Nummer 14 gutes Heilfleisch und eine schnelle Genesung! (-jf-)
Statistik: TuS Herrensohr – Borussia 1:1 (1:1)
Borussia: Maximilian Strack – Tim Cullmann, Jan Eichmann, Marco Dahler (C), Nico Purket (ab 69. Florian Stopp), Leon Bayer, Nico Christmann, Sayfedine El Khadem (ab 58. Dominik Cullmann), Jan Luca Rebmann, Dylan Sodji, Kristof Scherpf (ab 82. Sayfedine El Khadem). – Trainer: Jan Berger, Jörg Backes.
Tore: 0:1 (32.) Kristof Scherpf, 1:1 (45.+2) Elias Huf. – Schiedsrichter: Paco-Miguel Desenz (FV Schwalbach). – Zuschauer: 300. – Gelbe Karten Borussia: Dylan Sodji (29.), Jan Eichmann (32.), Kristof Scherpf (76.).
Unsere Bilder zeigen weitere Impressionen vom Gastspiel der Borussia beim TuS Herrensohr. (Fotos: -jf-)























