Warten auf Björn

Impressionen von der Stimmung im Ellenfeld rund um das Derby gegen die U23 des FC Homburg

Die Geräuschkulisse wird lauter, mit jeder Minute steigt das Gemurmel unter der Haupttribüne, während Professor Dr. Jens Kelm, Borussias Stadionbeauftragter, im Rahmen seiner Stadionführung die Architektur der Haupttribüne des Ellenfelds mit seinem für die 60er-Jahre innovativen und geradezu revolutionären stützenlosen Dach erklärt. „Da ist zweieinhalb Stunden vor Spielbeginn schon ganz schön was los“, merken auch die Fußballnostalgiker aus Homburg. Kein Wunder, denn zum letzten Saarlandliga-Heimspiel der Saison 2021/22 haben sich Borussias Fans etwas ganz Besonderes ausgedacht.

Für den im Sommer scheidenden Björn Klos, der nach fünf Jahren im Ellenfeld, die Preußen aus Merchweiler übernimmt, ist eine Dankes-Choreo vorbereitet. Unzählige Stunden haben die Jungs in den letzten beiden Wochen in der Ellenfeld-Halle in ihr Werk, das man durchaus als kleines Kunstwerk bezeichnen darf, investiert. „Wir haben zunächst aus zahlreichen Fotos eine Collage erstellt und diese dann per Beamer auf einen kräftigen Tapetenuntergrund projiziert, danach ausgemalt und mit Klebeband fixiert. Schließlich wurde das Ganze auf ein Stangengerüst montiert, das es uns ermöglicht, die Choreo im Block hochzustemmen, wenn der Trainer aus der Kabine kommt“, erläutert Steven, der zu den Mitinitiatoren der Choreo gehört. Schon gegen 14 Uhr ist im Block 5, wo die Borussen-Fans zuhause sind, alles vorbereitet: Schwarz-Weiße Bänder sind gespannt, die Choreo liegt parat, ein Konfetti-Regen wartet darauf, abgeschossen zu werden. Jetzt heißt es nur: Rund ums Stadion sich bei ein paar kühlen Bieren „warmlaufen“ und „Warten auf Björn!“

Alles ist vorbereitet – mit der in der Borussia-Halle am Ellenfeld gemalten Choreo heißt es jetzt in Block 5: Warten auf Björn! (Fotos: -jf-)

Der Trainer lässt sich Zeit. Er hat keine Ahnung, was ihn erwartet. Während seine Spieler unter Anleitung von Co-Trainer Özal Acar das übliche „Warm-Up“-Programm absolvieren, hält Björn Klos noch einen Plausch mit dem Schiedsrichter-Gespann um Maximilian Fischer aus St. Wendel. Die Stimmung ist entspannt. „Was? Jetzt schon, vor dem Spiel?“, kommentiert Borussias Coach süffisant grinsend den Hinweis, er solle doch in die gut wie lange nicht mehr gefüllte Fankurve kommen, dort gebe es „Gesprächsbedarf“. Was der 38jährige dann vor dem mit einer Menge Zaunfahnen geschmückten Block 5, wo sich unter den Borussen-Anhang viele Unterstützer vom „Eff-Zeh“ aus Saarbrücken, Nancy und dem luxemburgischen Hesperange gemischt haben, unter lautstarken „Bjöööörn Klos“-Sprechchören sieht, treibt ihm die eine oder andere Träne in die Augen: Ein buntes Kaleidoskop aus unterschiedlichen Motiven lässt Björn Klos in symbolischer Weise typische Szenen seines Trainer-Daseins im Ellenfeld vorüber ziehen: Wie oft hat er in den fünf Jahren an der Grenze zur Verzweiflung die Arme ausgebreitet, sich nachdenklich an die Mütze gegriffen, aber auch gejubelt und seine Schützlinge nach Sieg oder Niederlage fast wie ein Vater in die Arme genommen!

Eine Zeit lang steht der Coach staunend vor den Bildern, genießt den Gänsehautmoment. Die Szene zeigt, dass da etwas entstanden ist zwischen dem Trainer, Fans und Verein. Sichtlich tief beeindruckt stapft Björn Klos nach einer tiefen Verneigung vor der Kurve zu seiner Trainerbank. „Was für Bilder! Das ging unter die Haut, war extrem für mich. Das hätte ich nie im Leben erwartet und werde ich auch nie vergessen. Ich spüre, was mir dieser Verein und die Leute nach all den Jahren bedeuten“, so Björn Klos, der wohl noch ein bisschen Zeit braucht, um die vielen positiven Eindrücke und Stimmungen zu verarbeiten. Nach den 90 Minuten sieht der Coach seine fünf Jahre Ellenfeld im Drehbuch des Spiels gegen Homburg gespiegelt: „Da war alles drin: Anfänglich enttäuschend, da konnte man sauer sein, doch dann Stolz über die zweite Halbzeit, in der wir den Zuspruch, den wir durch die Fans erhalten haben, zurückzahlen konnten und alles gegeben haben“, bilanzierte Björn Klos, für den es auch nach den 90 Minuten noch einen emotionalen Abschied von dem einen oder anderen Anhänger gab: „Menschen mit Tränen in den Augen zu sehen, das bedeutet mir alles, macht mich auch ein bisschen stolz und zeigt mir: War doch einiges richtig, was ich gemacht habe.“

Und so durfte der Trainer auch mit seinen Schützlingen ausgelassen feiern: Ob bei der „Borussia“-Pogo im Mannschaftskreis, bei der anschließenden „Humba“ mit Vincenzo Accursio als Taktgeber auf dem Zaun, beim „Abduschen“ mit Christoph Stemmler und Dylan Sodji oder noch lange nach Spielschluss an der Verkaufsbude in der Fankurve. Nicht auszudenken, wie ausgelassen die Stimmung sein kann, sollte nach erfolgreichen Relegationsspielen nach fünf Jahren am Ende der „Ära Björn Klos“ die Rückkehr in die Oberliga gelingen!

Doch egal, wie diese Runde auch ausgeht: Für Björn Klos und die Borussia gilt auf jeden Fall das, was die Kölner Schauspielerin, Schlagersängerin und Theaterdirektorin Trude Herr in einem schon legendären Song zum Ausdruck gebracht hat: „Niemals geht man so ganz, irgendwas von mir bleibt hier, es hat seinen Platz immer bei dir.“ (-jf-)

Borussia bedankt sich bei ihren Fans für die großartige Choreo und bei allen, die zu der nicht minder großartigen Atmosphäre im Ellenfeld beigetragen haben – das wird unserer Mannschaft für die anstehenden Relegationsspiele sicher nochmal einen Schub geben!

Spielbericht folgt! Unsere Bilder vermitteln Eindrücke von der Stimmung im Ellenfeld-Stadion rund um das Spiel gegen den FC Homburg II. (Fotos: -jf-)

5 Kommentare

  1. Wie immer ein großartiger Beitrag von Jo Frisch, der einmal mehr eine schriftstellerische Meisterleistung vollbracht hat. Nicht nur ich, sondern sicherlich viele Borussenfans würden sich ein Buch mit Jo´s Geschichten über seinen Lieblingsverein wünschen. Mach es, Jo!

  2. Ein unvergessener Tag mit Gänsehaut Momenten Dank einer Supermannschaft und einem großen Trainer.Lieber Björn Wir werden Dich vermissen und nie vergessen was Du in Deiner Zeit im Ellenfeld geleistet hast.Du hast nicht einiges richtig gemacht,sondern sehr,sehr viel.Und als Krönung dieser tolle Bericht von unserem Jo.Zack wieder Gänshaut.Danke Jo. Go Borussia.

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