Premiere für das neue Trainer-Duo im Ellenfeld

Doppel-Interview mit Daniel Rodenbusch und Jörg Backes vor dem Saarlandligaspiel gegen die Sportfreunde Kölllerbach am morgigen Sonntag (Anstoß: 14.30 Uhr)

Borussias Gegner im Benefizspiel im Mai dieses Jahres, die Namenscousine aus Mönchengladbach, hat es vor einigen Wochen vorgemacht und nach der Entlassung von Coach Gerardo Seroane eine interne Lösung gefunden: U23-Coach Eugen Polanski wurde mit der Trainingsarbeit der Profis beauftragt. Die Borussia aus dem Ellenfeld zieht jetzt nach, allerdings nicht nach einer Entlassung. Wenn die Sportfreunde Köllerbach und die Borussia am morgigen Sonntag kurz vor 14.30 Uhr den Rasen des Ellenfeld-Stadions betreten, wird Daniel Rodenbusch, 35jähriger Abteilungsleiter der Deutschen Glasfaser und erfolgreicher Trainer beim Neuaufbau der U23 im Ellenfeld, nach dem Rücktritt von Jan Berger zum ersten Mal auf der Trainerbank Platz nehmen. An seiner Seite: Jörg Backes, der erstmals den Weg seines langjährigen Teamgefährten Jan Berger nicht mitgeht, sondern weiter bei der Borussia seine Tätigkeit ausüben wird. Über die neue Situation, den Trainingsauftakt, die Zusammenarbeit, das Selbstverständnis als Trainer und das bevorstehende Spiel gegen Köllerbach äußern sich Jörg Backes (JB) und Daniel Rodenbusch (DR) im Doppelinterview.

Daniel, im Vorjahr noch Trainer beim VfB Heusweiler in der Kreisliga, jetzt auf der Borussen-Bank in der Saarlandliga, wie fühlt sich das an?

DR: Sehr gut. Der Auftakt am Donnerstagabend war prima, die Jungs haben brutal gut mitgezogen und die Vorgaben umgesetzt. Die Stimmung ist gut. Die Herausforderung bei der Borussia bedeutet mit sehr viel. Ich bin den Vereinsverantwortlichen sehr dankbar, dass sie mir diese Chance geben, hier Fuß zu fassen. Ich freue mich auch sehr, dass Jörg Backes im Ellenfeld geblieben ist und mir mit seiner großen Erfahrung zur Seite steht. Er hat einen sehr guten Draht zur Mannschaft. Wir stehen in intensivem Kontakt, mit ihm telefoniere ich zurzeit mehr als mit meiner Frau (lacht)!

Jörg, wie war das erste Training an der Seite von Daniel Rodenbusch?

JB: Sehr gut! Daniel ist bei der Mannschaft gleich angekommen, alle haben engagiert mitgezogen. Den Jungs ist schließlich in den letzten Tagen vieles um die Ohren geflogen.

Nach langen Jahren gemeinsamer und erfolgreicher Arbeit haben sich Deine Wege und die Jan Bergers jetzt getrennt. Was war der Grund für Dein Bleiben im Ellenfeld?

JB: Dass wir jetzt getrennte Wege gehen, ist für mich nach der langen Zusammenarbeit schon schmerzlich. Ich gebe ehrlich zu: Das Vertrauensverhältnis hat gelitten. Das tut weh, aber ich muss damit klarkommen. Ich will in dieser Lage den Verein und die Mannschaft, zu der eine gute und vertrauensvolle Beziehung besteht, nicht im Stich lassen und gemeinsam mit Daniel Rodenbusch helfen, dass es wieder nach oben geht. Da sich meine berufliche Situation demnächst verändern wird, kann ich nicht als Cheftrainer fungieren. Diese Rolle obliegt Daniel, er ist in der Kabine wortführend, das ist unsere klare Linie. Ich empfinde es aber als eine schöne und erfüllende Aufgabe, einem jungen Trainer in seiner ersten Chefrolle unterstützend zur Seite zu stehen. Und wenn es gut funktioniert, kann ich mir sehr gut vorstellen, diese Zusammenarbeit auch über das Saisonende fortzusetzen.

Wie habt Ihr untereinander die Kompetenzbereiche aufgeteilt?

DR: Wir sind beide intensiv in die Trainingsarbeit involviert und agieren in enger Abstimmung, wobei es zurzeit noch nicht möglich ist zu sagen: Der eine macht dies, der andere das. Jörgs Meinung ist mehr sehr wichtig. Er übernimmt auf jeden Fall wie bisher die Aufgabe des Torwarttrainers.

JB: Im Trainerbüro besprechen wir uns und finden einen gemeinsamen Nenner. Auch mit den Spielern suchen wir das Gespräch und tauschen uns über die jeweiligen Gegner aus.

Daniel, als was für einen Trainertyp würdest Du Dich bezeichnen?

DR: Ich bin auf jeden Fall sehr ehrgeizig. Das war ich schon als Spieler. Deshalb bin ich auf der einen Seite sehr fordernd, bleibe dabei aber realistisch. Meine Mannschaft ist für mich ein Stück weit auch Familie: Wir sehen uns immerhin an vier, fünf Tagen in der Woche zu Training und Spiel. Ich schenke meinen Jungs viel Vertrauen, erwarte aber auch, dass sie dieses Vertrauen zurückzahlen. Ich beharre nicht stur auf einem Konstrukt, gebe die Grundrichtung vor, gebe aber Freiraum in der Gestaltung, wie die Jungs diese Grundrichtung umsetzen. Grundsätzlich gilt es, durch intensives Training und harte Arbeit die Wahrscheinlichkeit auf gute Situationen, sprich Tore und Siege zu erschaffen.

Hast Du ein Vorbild als Trainer?

DR: Als Spieler hatte ich den einen oder anderen, der seine Aufgabe sehr gut gehandhabt hat. Doch so ein direktes Vorbild habe ich nicht, eher Orientierungspunkte: Ich finde die Arbeit von Julian Nagelsmann gut, fand auch Thomas Tuchel in seiner Mainzer Zeit gut. Wie Jürgen Klopp und Carlo Ancelotti das Menschliche eingebracht haben, hat mir auch imponiert. Lukas Kwasniok, der ja jetzt in Köln ist, hat viel Erfahrung aus dem Amateurlager mitgebracht, von ihm kann mal sich auch viel abschauen. Und in Saarbrücken gefällt mir die Art des Coachens, wie es Sammer Mozain bei der zweiten Mannschaft praktiziert.

Was habt Ihr Euch für die nächsten Wochen mit der Mannschaft vorgenommen?

DR: Wichtig ist, dass wir als Gespann gut starten. Von der Qualität der Mannschaft aus betrachtet, sehen wir uns schon noch ein paar Plätze besser als derzeit. Es gilt jetzt, erst einmal wieder Ruhe reinzubringen und vom Druck wegzukommen. Natürlich wollen wir jedes Spiel gewinnen, aber das hängt von ganz vielen Faktoren ab. Wir wollen auf jeden Fall in jeder Partie einen ordentlichen Fight abliefern und s das Publikum mitnehmen. Dann werden wir sehen, was am Ende dabei herauskommt.

JB: Trotz der Verletztenmisere hat die Mannschaft zuletzt eine gute Mentalität auf dem Platz gezeigt. Darauf können wir aufbauen. In den letzten beiden Spielen auf Augenhöhe hat auch ein bisschen das Spielglück gefehlt. Die Truppe ist auf jeden Fall geschlossen, hat aufopferungsvoll gekämpft und ihr Herz auf dem Platz gelassen – gute Voraussetzungen dafür, dass uns Fortuna uns in den kommenden Spielen auch wieder zur Seite steht und sagt: Jetzt seid ihr mal dran!

Mit den Sportfreunden Köllerbach kommt am Sonntag ein spielstarkes Team ins Ellenfeld. Wie schätzt Ihr diese Aufgabe ein?

JB: Köllerbach war schon immer ein schwerer und unangenehmer Gegner. Die Mannschaft ist technisch gut und hat sehr viele Spieler mit höherklassiger Erfahrung in ihren Reihen. Wir müssen uns fokussieren auf das, was wir können. Ich bin davon überzeugt, dass unsere Jungs sich gerade in der jetzigen Situation beweisen wollen und so das Glück auch ein Stück weit erzwingen können!

DR: Unser Ziel ist es, dem starken Gegner auf jeden Fall alles abzuverlangen, Leidenschaft und Intensität auf den Platz zu bringen und alles reinzuwerfen. Es war im Training zu spüren: Die Jungs brennen darauf, sich zu beweisen. Ich erwarte ein ausgeglichenes Spiel. Dabei hoffen wir sehr auf die Unterstützung unserer Fans: Kommt ins Ellenfeld und helft den Jungs! Sie brauchen die Unterstützung des zwölften Mannes und haben sie auch verdient!

Wie steht es um die personelle Situation?

DR: Tim Braun steht ja wieder zur Verfügung. Auch bei Marco Dahler, der ja in Jägersburg passen musste und erst kurz vor Schluss ins Spiel kam, scheint es wieder zu gehen. Dominik Cullmann, der im Limbach-Spiel wegen Adduktorenproblemen rausmusste, ist einsatzbereit. Ich hoffe, dass sich die Lage in den kommenden Wochen etwas entspannt.

Letzte Frage, Daniel, wie geht es nach Deinem Wechsel zur Saarlandliga-Mannschaft jetzt bei der U23 weiter, die ja nach dem Neustart im Sommer bislang eine tolle Runde spielt?

DR: Steven Tober und Dennis Pick werden als neues Team die Trainingsarbeit ganz in meinem Sinne weiterführen. Das hat auch in dieser Woche schon sehr gut funktioniert.

Dann wünschen wir Euch und der Mannschaft für Sonntag ganz viel Glück und Erfolg und bedanken uns für das ausführliche Gespräch! (-jf-)

TV-TIPP für die Borussen-Fans: Nach dem Beitrag über Tobias Jänicke in der „SR-Amateurklasse“ war Borussias Routinier jüngst auch in der SR-Serie „Sportarena-Clubheim zu Gast und plauderte mit Moderatorin Anne Hilt über seine Karriere – ein sehenswertes Gespräch, das wieder einmal zeigt, welch beliebter, bodenständiger und feiner Sportler und Mensch das Borussen-Trikot übergestreift hat! Unter folgendem Link kann die Sendung in der ARD-Mediathek angeschaut werden:

https://www.ardmediathek.de/video/sportarena-clubheim/sportarena-clubheim-mit-ex-profi-und-publikumsliebling-tobias-jaenicke/sr/Y3JpZDovL3NyLmRlL1NQQ18xNTk4MzE