Abschied von Felix Marx und Mike Schmidt

Unser Bild: Unvergessen – Borussias langjähriger Platzwart Felix Marx mit seinem ständigen Begleiter, dem Vierbeiner Peggy. (Foto: Archiv Borussia Neunkirchen)

Die Borussen-Familie trauert um zwei ehemalige Akteure. In den vergangenen Tagen sind unser langjähriger Platzwart Felix Marx und unser früherer Oberligaspieler Mike Schmidt von uns gegangen. Borussia sagt beiden posthum ein herzliches „Dankeschön“ für Ihr Engagement im Ellenfeld und wird den beiden ein ehrendes Andenken bewahren.

25 Jahre lang war Felix Marx der heimliche Herrscher im Ellenfeld. 1968, in dem Jahr, in dem die Borussia zum zweiten Mal aus der Bundesliga absteigen sollte, begann er seine Tätigkeit in der Nachfolge des Schreinermeisters Hermann Baab. Der handwerklich sehr begabte Allrounder führte im danals noch vereinseigenen Stadion kleinere und größere Unterhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen durch und entlastete damit die finanzielle Lage der Borussia in erheblichem Maße. „Der treue Felix, in dessen Adern sicherlich schwarz-weißes Blut fließt, war sicherlich nicht nur ein normaler Platzwart oder Hausmeister. Er war Anlaufstation für alle Abteilungen, wenn Probleme oder Problemchen anstanden“, beschreiben Wolfgang Rausch und Jens Kelm in „Mythos Ellenfeld“, dem Jubiläumsbuch zum 100jährigen Bestehen der Borussia im Jahr 2005 die Bedeutung von Felix Marx, den man getrost als das sprichwörtliche „Mädchen für alles“ bezeichnen durfte. Denn er war mit bescheidenem Equipment in Zusammenarbeit mit dem Gartenbauamt der Stadt Neunkirchen für die Rasenpflege zuständig, legendär waren dabei „die oft tagelangen Fahrten auf einer museumsreifen großen Walze, mit der Felix Marx auf Drängen der Spieler den Rasen des Ellenfelds so lange beackerte, bis er den Ansprüchen der Kicker genügte“, erinnern sich Wolfgang Rausch und Jens Kelm. Darüber hinaus sorgte Felix Marx für Schuhpflege und saubere Sportkleidung der Jugendlichen und Aktiven, war für die Reinigung des Stadions vor und nach den Spielen, die Regelung der Heizungsanlage und die Abgrenzung des Spielfeldes zuständig und dazu Ansprechpartner für so manchen Trainer, Spieler und Funktionär in den unterschiedlichsten Anliegen.

In seine Amtszeit fielen in den 80er-Jahren die erste Stehstufen-Sanierung der Gegengerade und das Anlegen des „Biotops“ in der Nordost-Kurve. Unter anderen war es auch Felix Marx zu verdanken, dass die beiden Marmortafeln der ehemaligen Ehrenmale gerettet werden konnten, die heute an der Wand des Haupteinganges verortet sind und an die gefallenen Borussen in den beiden Weltkriegen erinnern sollen. Lange hat Felix Marx auch noch aktiv gekickt: Er gehörte dem legendären „Montagsclub“ an – einer Gruppe von Funktionären und Schiedsrichtern, die immer am Montag in der Borussia-Sporthalle Fußball gespielt und anschließend im Borussia-Heim noch viele unterhaltsame dritte Halbzeiten absolviert haben. Sogar eine kleine Fernsehrolle in einem auf dem Ellenfeld-Nebenplatz und in der Schloss-Brauerei gedrehten Film des Saarländischen Rundfunk (SR) mit dem unvergessenen Manfred Sexauer war dem Platzwart der Borussia vergönnt.

Erinnerungen an Felix Marx: Im Gespräch mit Professor Dr. Jens Kelm – Borussias Stadionexperte verdankt dem Platzwart manche Information über das Ellenfeld (oben li.), mit seinem Nachfolger Stefan Welte, bei dem Felix Marx das Ellenfeld in guten Händen wusste (oben re.) und im Kreis des „Montagsclubs“ (unten, mittlere Reihe ganz re.). (Fotos: Archiv Borussia Neunkirchen)

Felix Marx´ ständiger Begleiter war sein treuer Vierbeiner Peggy, ein grauer Schnauzer, dem durch die Feder von Lokalredakteur Gerd Meiser nach den Spieltagen eine eigene Kolumne in der „Saarbrücker Zeitung“ (SZ) eingeräumt wurde. Unterstützt wurde Felix Marx bei seiner Arbeit von einigen fleißigen Helfern: Neben Rudi Rau, der auch in der Jugendarbeit tätig war, waren ihm Armin Keller, Fritz Becker, Karl Seyler, Fritz Schmidt, Max Honecker und Walter Schwender willkommene Mitstreiter. Aus gesundheitlichen Gründen musste der engagierte Hüter des Ellenfelds 1993 ausscheiden, wusste sein Amt aber bei seinem Nachfolger Stefan Welte in guten Händen und war, solange es die Gesundheit zuließ, gern gesehener Gast bei den Heimspielen seiner Borussia. Es ist sicher nicht übertrieben, Felix Marx einen der „guten Geister des Ellenfelds“ zu nennen. Dass er den Denkmalstatus des „seines“ Stadions noch erleben durfte, wird ihn sehr gefreut haben.

Die Erinnerungen an das Ehrenmitglied der Borussia sind bei vielen Borussen immer noch präsent. So berichtete Stefan Kuntz einmal in einem Beitrag des SR davon, was ihn als Jugendlichen im Ellenfeld besonders motiviert hat: „Angefangen hat das schon beim Platzwart Felix Marx, wo du dir ganz ehrfürchtig die Trikots der ersten Mannschaft anschauen durftest.“ Auch zahlreiche Facebook-Kommentare dokumentieren die Beliebtheit des Platzwartes. „War immer ein besonders Verhältnis zwischen uns. Ich war `de Dorman´ und du warst `de Platzmarx´. Du sorgtest auch dafür, dass ich immer Torwarthandschuhe von meinem Vorbild Willi Ertz bekam“, so Peter Stoffel. Der Tee, den die Jugendspieler von ihm bekamen, sei „sensationell“ gewesen, meint Stephan Legrom. Da kann Martin Bach nur zustimmen: „Auch mir bleibt der gut gesüßte Tee von Felix Marx für uns Jugendspieler in den 1970er Jahren und sein stets verschmitztes, schelmiges Lächeln für immer in positiver Erinnerung. Im Übrigen hatte Felix Marx auch großen Anteil daran, dass ich es dann irgendwann auch geschafft habe, meine Fußballschuhe richtig zu binden. Felix Marx ist und bleibt für immer ein Teil der großen Vergangenheit von Borussia Neunkirchen und eine wichtige Person meiner Kindheit. Auch später verband uns beide stets ein sehr gutes und freundschaftliches Verhältnis, geprägt von gegenseitigem Respekt. Unvergessen bleibt auch, dass Felix Marx bei manch‘ einem Derby gegen den 1. FC Saarbrücken so aufgeregt war, dass er gar nicht mehr dem Spiel zuschauen wollte oder konnte. Er ist dann den Kabinengang vor lauter Nervosität rauf und runter gerannt“, kommentiert der frühere Borussen-Präsident Martin Bach. Für Jürgen Schmidt war Felix Marx „der beste Platzwart der Borussia ever! Die Zeit als Jugendspieler und später als Freund werde ich nie vergessen.“

Nicht ganz so lange in Diensten der Borussia wie Felix Marx stand Mike Schmidt (Fotos oben: Thomas Burgardt, vielen Dank!). Aus der U19 rückte der Abwehrspieler im Sommer 2005 in die erste Mannschaft auf, für die er bis 2007 in der Oberliga Südwest das schwarz-weiße Trikot trug. Anschließend wechselte er nach Hüttigweiler und zog 2010 weiter zu Hertha Wiesbach, ehe er 2011 zu seinem Heimatverein Sportfreunde Winterbach zurückkehrte, wo er nach dem Rücktritt des damaligen Spielertrainers Björn Tarillon für einige Wochen in der sportlichen Verantwortung stand. In seiner aktiven Zeit hatte Mike Schmid bedauerlicherweise oft mit Verletzungen zu kämpfen: Immer wieder setzten ihn Bänder- oder Knieverletzungen außer Gefecht und verhinderten eine größere Karriere. Hinzu kam Stress im Beruf: Mike Schmidt führte mit seinem Vater ein Bau- und Montageunternehmen – an Fußball war da zeitweise nicht mehr zu denken. Die richtige Lust auf das runde Leder kehrte im Sommer 2013 zurück, als Mike Schmidt eine Anfrage seines Heimatclubs ins Haus flatterte: Ob er sich vorstellen könnte, die Nachfolge des scheidenden Spielertrainers Daniel Kallus anzutreten? Das entfachte wieder das Feuer in ihm. „Zuerst wollte ich eigentlich selbst nicht mehr spielen und nur Trainer machen, doch jetzt juckt es wieder. Ich will mich fit machen und der Mannschaft als Innenverteidiger helfen“, hat er damals in einem Beitrag der „SZ“ gesagt.

Nun ist Mike Schmidt nach schwerer Krankheit am 21. Oktober auf die andere Seite gegangen. Er wurde nur 39 Jahre alt und hinterlässt seine Frau Rabea mit den Kindern Matilda und Malou. Die Nachricht von seinem Ableben hat auch die Mitglieder der Borussen-Traditionsmannschaft zutiefst erschüttert und sprachlos gemacht. „Nicht zu glauben! Viel Kraft für die gesamte Familie“ schreibt Torwart-Legende Sascha Purket stellvertretend. Die Trauerfeier für Mike Schmidt findet am Donnerstag kommender Woche (6. November) um 14.00 Uhr in der katholischen Kirche in Winterbach statt.

„Tausend Worte können nicht beschreiben, wie tief die Trauer in den Herzen derer liegt, die Dich lieben, die Dich kennen. Tausend Gedanken werden Dich begleiten auf der Reise durch die Unendlichkeit, tausend Gedanken, in denen Du bei uns bist bis in alle Ewigkeit.“ Mit diesen Worten, von Mike Schmidts Familie anlässlich der Sterbeanzeige gewählt, verabschiedet sich auch die Borussia in dankbarer Erinnerung von Mike Schmidt und Felix Marx und wünscht allen, die zurückbleiben und um die Verstorbenen trauern, viel Kraft in dieser Zeit. Ruhet in Frieden, Felix und Mike! (-jf-)