Offensivverstärkung für Borussia

Unser Bild: Tobias Jänicke (2. von re.), hier bei der Begrüßung heute Abend im Ellenfeld (mit dem ersten Vorsitzenden Jörg Eisenhuth und dem Trainerteam um Jan Berger und Jörg Backes) wird ab sofort das Borussen-Trikot tragen und in der Trainingsarbeit mitwirken. (Foto: Borussia Neunkirchen)

Auf fremden Plätzen stand bislang die Null – allerdings auf der falschen Seite. Weder in Merchweiler noch in Hasborn konnten die Borussen erfolgreich sein. In den Heimspielen war das anders: Alle bisherigen neun Saisontreffer wurden im Ellenfeld erzielt. Allerdings haben mit Tim Klein, Sebastian Cullmann und Lennart Niederländer Akteure das Ellenfeld verlassen, die offensiv Impulse setzen konnten. Da sind Sofortlösungen gefragt. Jetzt hat Borussia die Problemstelle Angriff zumindest teilweise geschlossen. Mit einem Transfer, der durchaus ein Ausrufezeichen setzt. Denn mit Tobias Jänicke kann das Trainerteam um Jan Berger und Jörg Backes einen erfahrenen Ex-Profi im Kader begrüßen, der vom FK Pirmasens kommt, wo er seit 2024 unter Vertrag stand. Tobias Jänicke soll aber nicht nur die Offensive auf dem Platz stärken, sondern auch zum Trainerstab gehören und Aufgaben der Trainingsarbeit übernehmen.

160 Spiele und 25 Tore für Hansa Rostock, 185 Spiele und 24 Tore für den 1. FC Saarbrücken, 19 Spiele (1 Tor) für Dynamo Dresden, 75 Partien und „18 Einschläge“ für den SV Wehen-Wiesbaden – das alles in der zweiten und dritten sowie in der Regionalliga, darüber hinaus für Saarbrücken im DFB-Pokal Schlüsselspieler und gegen Köln und Düsseldorf der Mann für die wichtigen Tore – das sind beeindruckende Zahlen einer erfolgreichen Karriere, die in der Jugend seines Heimatvereins im neubrandenburgischen SV Tollense begann. Als C-Jugendlicher wechselte Tobias Jänicke („Ich war in der Jugend kein Überflieger!“) 2003 ins Fußballinternat nach Rostock, wo er später über die zweite Mannschaft (2007-2010) den Sprung in die Profimannschaft schaffte und sogar ein Spiel für die deutsche U20-Juniorenauswahl absolvierte: „Es erfüllt einen natürlich mit Stolz, für sein Land spielen zu dürfen. Eine Erfahrung und Ehre, die mir niemand mehr nehmen kann“, erinnert sich der 35jährige an das Spiel gegen Italien im Frühjahr 2010.

Sein erster Profitrainer bei der Kogge war Frank Pagelsdorf, bei dem er die Gelegenheit bekam, in die große Fußballwelt hineinzuschnuppern – für den jungen Tobias „eine ganz andere Welt, da mit 18 Jahren reinzurutschen und mit gestandenen Bundesligaspielern zu trainieren. Da nimmt man viel mit, das lässt in einem den Wunsch wachsen, es auch nach oben zu schaffen.“ Unter Andreas Zachhuber nutzte Jänicke die Chance und etablierte sich in der 2. Liga-Mannschaft, stieg jedoch mit Hansa ab und gleich wieder auf. Doch nur für ein Jahr, dann hieß es wieder zurück in Liga 3. „In drei Profijahren habe ich viel erlebt: Zweimal abgestiegen, einmal aufgestiegen – die reinste Berg- und Talfahrt“, so sein Resümee dieser aufregenden Zeit, die ihn anschließend zu Dynamo Dresden führte: „Eine lehrreiche Zeit, wir waren junge Eltern, weg von zuhause, aber man wächst mit den Aufgaben und lernt mit Rückschlägen umzugehen.“ Da es sportlich nicht passte, zog die Familie mit Tobias Jänicke weiter zum SV Wehen-Wiesbaden. In der hessischen Landeshauptstadt erhielt er das Vertrauen des Trainers, das er mit herausragenden Leistungen und 18 Toren in zwei erfolgreichen Spielzeiten zurückzahlte.

Die Sehnsucht nach der Heimat und dem Meer ließ Tobias Jänicke dann doch noch einmal nach Rostock zurückkehren, wo er sogar zum Hansa-Kapitän avancierte, aber nach gutem Beginn feststellen musste, dass er bei der Kogge keine Zukunft mehr hatte. Da kam der Kontakt zu FCS-Manager Marcus Mann, mit dem Jänicke in Wiesbaden zusammen gespielt hatte, gerade recht. „In Saarbrücken habe ich den Spaß am Fußball wieder gefunden“, gesteht er freimütig. Die gute Fanbase und die ambitionierten Ziele des FCS hätten ihm gefallen, und da auch das Wirtschaftliche gepasst habe, habe er im Ludwigspark angeheuert. „Zwar eine Liga tiefer, aber mit Option auf den Aufstieg.“ Und 2020 ging es dann tatsächlich eine Etage höher in Liga drei.

Dieser Aufstieg sowie die tollen Pokalserien in den Spielzeiten 2019/20 und 2022/23, die erst im Halbfinale mit dem 0:3 gegen Bayer Leverkusen bzw. dem 0:2 gegen den 1. FC Kaiserslautern endeten, gehören zu den Highlights seiner Zeit im Ludwigspark. „Diese Emotionen und der Nervenkitzel haben uns getragen und geprägt. Sogar meine Kinder hat es total mitgenommen und fasziniert. So etwas zu erleben – davon träumst du als Fußballer. Davon werden wir noch oft und lange reden“, so Tobias Jänicke, für den diese Erlebnisse aber auch gezeigt hatten, „dass der Schritt ins Saarland der richtige war. Denn hier fühlen wir uns sehr wohl, haben als Familie viel Gutes erlebt und einen Freundeskreis aufgebaut, der über den Sport hinausgeht.“

Umso weher tat der unfreiwillige Abschied vom Ludwigspark im Sommer 2024. Dass der Vertrag des äußerst beliebten und volksnahen Angreifers beim FCS nicht verlängert wurde, stieß auch bei den Fans auf viel Unmut. „Ich hatte tatsächlich lange daran zu knabbern und wäre sehr gerne geblieben“, macht Tobias Jänicke kein Hehl aus der damaligen Enttäuschung, hat jedoch längst den Blick nach vorne gerichtet und den Schwerpunkt auf die berufliche Perspektive gelegt. Eine Ausbildung bei der Landespolizei hat er gestartet, wo er viele Parallelen zum Fußball sieht: „Teamgedanke, Umgang mit Menschen und in der Öffentlichkeit stehen.“ Beim FK Pirmasens hatte er parallel dazu in der Oberliga eine neue sportliche Heimat gefunden, doch die berufliche Tätigkeit lässt die entsprechende Trainingsbeteiligung nicht mehr zu. Deshalb jetzt der Schritt zur Borussia in die Saarlandliga. „Solange mein Körper mitmacht und es einen Verein gibt, der meine Dienste nutzen will, stehe ich gerne zur Verfügung“, sagt Tobias Jänicke, der dem Fußball auch nach der aktiven Karriere verbunden bleiben will, in welcher Funktion auch immer: „Ich kann mir eine Trainertätigkeit vorstellen, mache da auch Scheine und bilde mich weiter.“ Den Anfang macht er jetzt bei der Borussia.

Borussia begrüßt Tobias Jänicke ganz herzlich im Ellenfeld und wünscht ihm im Kreis seiner neuen Mannschaft ganz viel Glück und Erfolg: Herzlich willkommen, Tobias! (-jf-)