Mit Lockerheit ins hochspannende Saisonfinale

Quierschieds Trainer Thomas Bettinger im Gespräch vor dem Top-Spiel der Saarlandliga am kommenden Samstag (Anstoß: 16.00 Uhr) im Ellenfeld

HINWEIS: Borussias U23 ist heute Abend zum Nachbarschaftsduell zu Gast bei der SVGG Hangard II. Anstoß auf dem Kunstrasenplatz in der Höcherberg-Straße ist um 19.00 Uhr. Besart Surdari und seine Jungs freuen sich sehr über Zuschaueunterstützung!

Er ist gebürtiger Quierschieder, hat als junger Fußballer für die Sportvereinigung gespielt, ehe er 17 Jahre lang für den SV Ritterstraße erfolgreich kickte, sich als Trainer und dann als Sportchef engagierte. Als 2020 die Anfrage kam, ob er sich die Stelle als Chefcoach am Franzenhaus vorstellen könne, musste er nicht lange überlegen. Im dritten Jahr ist er nun für die Mannschaft der „Wambe“ verantwortlich, führte seine Truppe im ersten Jahr auf Platz 3. Nach Platz 10 in der vergangenen Runde thront er nun mit Quierschied an der Tabellenspitze: Thomas Bettinger. Seine Bilanz: 58 Punkte in 29 Spielen, 2 Punkte pro Spiel – aus diesem Holz sind Meister geschnitzt! „Wir haben in dieser Saison schon alle Tabellenregionen mitgemacht, standen nach 5 Spieltagen auf dem letzten Platz und nach dem 15. Spieltag auf Platz 1. Das zeigt, dass in dieser Spielzeit nichts unmöglich ist, dass man nie aufgeben, sich aber auch nie zu sicher sein darf. Wenn wir fünf Spieltage vor Schluss immer noch die Chance auf den Titel oder den Relegationsplatz haben sollten, dann wollen wir die Gelegenheit auch nutzen – inklusive des damit verbundenen Aufstiegs in die Oberliga“, hatte der 48jährige in einem Beitrag der „Saarbrücker Zeitung“ (SZ) anlässlich der Qualifikation für das Hallenmasters gesagt. Aus Thomas Bettingers prophetischem Blick in die Zukunft ist Gegenwart geworden: Die große Chance ist da, Quierschied kann der große Wurf tatsächlich gelingen! Vor dem Gastspiel im Ellenfeld äußert sich der Trainer der Sportvereinigung im Gespräch zur aktuellen Situation im Allgemeinen und zur Partie gegen die Borussia im Besonderen.

Thomas Bettinger, in der Saisonvorschau der „SZ“ war die Rede vom „Spektakel abliefern, offensiver spielen und dabei weniger Gegentore kassieren“. Die Ziele sind erreicht: Mit 70 Toren beste Offensive der Liga, mit jetzt 39 Gegentoren 10 weniger kassiert als im Vorjahr. Da ist der Cheftrainer doch sicher sehr zufrieden, oder?

TB: Ja, man kann wohl schon vor Ende der Runde feststellen, dass wir die oben genannten Ziele erreicht, sogar weit übertroffen haben. Bei unserer Art des Offensivspiels kommt es mir aber auch auf die Anzahl der Gegentore gar nicht mal so sehr an, solange wir eins mehr schießen als der Gegner.

Die Sportvereinigung ist wider Erwarten ziemlich schlecht aus den Startlöchern gekommen, zierte nach dem 5. Spieltag sogar das Tabellenende. Woran hat das gelegen?

TB: Im Scherz habe ich vor kurzem noch gesagt, dass wir jetzt um den Titel mitspielen dürfen, obwohl wir 5 Spieltage später angefangen haben (lacht). Im Ernst: Das ist eigentlich nicht erklärbar. Denn obwohl uns mit Dominik Engel und Lars Kaula zwei wichtige Spieler verlassen hatten, war die Vorbereitung ordentlich und die Stimmung gut. Zum Start der Runde haben wir dann allerdings beim 3:4 in Ballweiler und beim 2:5 in Bischmisheim gleich zweimal eine 2:0-Führung aus der Hand gegeben und sind so in eine Drucksituation hineingeraten, die uns bis ans Tabellenende geführt hat. Da beschäftigt man sich schon mit Gedanken wie: Was passiert, wenn wir tatsächlich absteigen sollten?

Sportvorstand Kai Berrang (ganz links sitzend) und Coach Thomas Bettinger – wichtige Bestandteile eines eingeschworenen Teams, mit der Sportvereinigung Quierschied auf Erfolgskurs. (Foto: -jf-)

Mit dem 3:1 gegen die FSG Ottweiler-Steinbach gelang am 6. Spieltag der Turn-Around. Wie haben Sie das hinbekommen?

TB: Unser Plus in dieser Situation lag darin, dass wir nicht die Nerven verloren, sondern Geduld bewiesen und weiter an die Qualität des Teams geglaubt haben. Weitere Pluspunkte: Der große Zusammenhalt und der Charakter der Mannschaft. Da arbeitet und rackert jeder für den anderen. Die Redewendung von den sogenannten „11 Freunden“ klingt zwar wie aus einer längst vergangene Zeit hergeholt, aber sie trifft die Lage in diesem Fall ganz gut. Teamgeist und Mentalität sind in einem Mannschaftssport eben oft erfolgreicher als Talent. Darüber hinaus sind wir aber auch als Trainerteam mit meinem Co-Trainer Marc Birkelbach und den sportlichen Leitern Kai Berrang und Christian Meiser eine echte Einheit geworden. Dass wir trainingstechnisch oder taktisch groß etwas verändert hätten, kann ich nicht sagen.

Welchen Anteil am Erfolg hat Thomas Bettinger?

TB: Darüber zu sprechen fällt mir, ehrlich gesagt, schwer. Denn ich halte mich als Trainer für nicht so wichtig wie die Mannschaft. Das Team ist das Wichtigste! Ich glaube, jederzeit ein offenes Ohr für die Jungs zu haben. Werte wie Respekt und Demut sind mir bedeutsam – Werte, die für mich eine größere Rolle spielen als ein 4-4-2 oder 4-3-3-System. Das versuche ich auch, meinen Spielern mit auf den Weg zu geben. Des Weiteren lege ich großen Wert auf vertrauensvolle Zusammenarbeit. Zum Beispiel mit meinem Co-Trainer Marc Birkelbach, dessen Vorstellungen sich auch inhaltlich in der Trainingsarbeit wiederfinden.

Teamgeist, Geduld, Respekt und Demut – Werte, die Thomas Bettinger im Kreis seiner Mannschaft propagiert und weiterzugeben versucht. (Foto: -jf-)

Sie haben ihren Vertrag für die kommende Saison bereits verlängert und gehen dann in ihr viertes Jahr am Franzenhaus. Wie sieht Ihre bisherige Bilanz aus?

TB: Ich bin ein Verfechter des Konzept-Gedankens. Wenn ich etwas gestalten will, brauche ich ein Konzept, das auf Mittel- oder Langfristigkeit beruht, das sich nicht allzu sehr vom Tagesgeschäft abhängig macht und bei dem man sich von Misserfolgen, wie sie im sportlichen Geschehen nun mal vorkommen, nicht aus der Bahn werfen lässt. Hier spielt die oben schon einmal genannte Geduld eine große Rolle. Welchen Weg wollen wir gehen? Wollen wir auf junge Spieler bauen, auf Jungs, die eine enge Verbindung zum Verein haben? Das waren Fragen, die für mich bei der Vertragsunterzeichnung 2020 bedeutsam waren. Auch die Zusammenarbeit und das gute Verhältnis zur zweiten Mannschaft waren entscheidend. Vieles davon konnten wir umsetzen …

 … und die Früchte dürfen jetzt geerntet werden! Mit welcher Strategie gehen Sie die letzten Spiele im Kampf um Titel und Aufstieg an?

TB: Den größten Druck hatten wir zu Beginn der Saison, als es nicht rund lief. Jetzt lassen wir eine gewisse Lockerheit walten und denken einfach von Spiel zu Spiel. Natürlich wissen wir, dass man, wenn man fünf Runden vor Schluss Tabellenführer ist, schlecht sagen kann: Wir sind am Ende auch mit Platz 5 zufrieden! Aber auf uns wartet mit Neunkirchen, Saar 05, Hasborn, Eppelborn und Bliesmengen ein Hammer-Programm. Das sind Spiele, die wir gewinnen, aber genauso gut auch verlieren können! Lasst uns zusehen, dass wir am Wochenende gewinnen – mit dieser Devise sind wir immer gut gefahren. Auf jeden Fall besser als immer nur auf die Tabelle zu schauen und zu rechnen!

Ihr sportlicher Leiter Kai Berrang hat mit großem Respekt vor der kommenden Aufgabe gegen die Borussia gesprochen. Wie schätzen Sie die Begegnung im Ellenfeld ein?

TB: In Sachen Qualität steht uns die Mannschaft der Borussia in nichts nach. Das konnte man ja bereits beim 2:2 im Hinspiel sehen. Die Borussia hat im Laufe der Runde diverse Probleme gehabt und ist nicht in einen solchen Lauf gekommen, wie wir ihn hatten und haben. Aber gerade auf eigenem Platz, auf dem sie viele Punkte geholt haben, werden sie ein starker Gegner sein, der uns alles abverlangt. Die Spiele zwischen Quierschied und Neunkirchen, die ich bisher erleben durfte, waren immer hartumkämpft und eine knappe Sache. Die Chancen stehen fifty-fifty, der Tabellenplatz ist da in meinen Augen nur eine Momentaufnahme und spielt keine Rolle. Tagesform und Kleinigkeiten werden den Ausschlag geben.

Das Spiel findet diesmal auf dem Kunstrasenplatz in der Ferraro-Sportarena, nicht im Ellenfeld-Stadion statt. Vor- oder Nachteil?

TB: Wir spielen lieber auf Kunstrasen, da mache ich kein Hehl draus. Andererseits war es für mich und die Mannschaft ein Highlight, in diesem traditionsreichen und geschichtsträchtigen Stadion zu spielen. Auch wenn wir zuletzt im Ellenfeld mit 1:2 verloren haben, haben wir schöne Erinnerungen mitgenommen und durch Mirco Zavaglias Hackentrick-Tor, das ja bei der Abstimmung zum ARD-Tor des Monats April 2022 gegen hochrangige Konkurrenz auf dem dritten Platz gelandet ist, viel mediale Präsenz genießen dürfen.

Thomas Bettinger, ganz herzlichen Dank für das interessante Gespräch! Borussia wünscht Euch am Samstag eine gute Anreise zu einem für uns alle hoffentlich spannenden und fairen Spiel! (-jf-)

5 Kommentare

  1. Wieso veranstaltet man im Ellenfeld eigentlich keine Konzerte??
    Man könnte doch ca. 10000 Zuschauer reinlassen. Der Rasen könnte durch eine Abdeckung geschont werden und eine ordentliche mobile Soundanlage sollte ja beschaffbar sein….
    Dadurch könnte man soviele Einnnahmen generieren…. Aber irgendwie wird es nur für die Fussballspiele genutzt wo gerade mal 300 Zuschauer kommen….

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