„Der Poldi vom Ellenfeld“

Ex-Borusse Hendrick Zuck trifft am Ostersonntag nicht nur auf eine gigantische 3.Liga-Kulisse, sondern auch auf seinen Jugendfreund Manuel Zeitz / Christoph Serr erinnert sich noch gut an seine Anfänge im Ellenfeld: „Selten so ein Talent gesehen!“

Unser Bild: Von 2005 bis 2010 auf den Außenbahnen des Ellenfelds zuhause – Hendrick Zuck (hier im Derby gegen den 1. FC Saarbrücken / Alle Fotos: Thomas Burgard)

46.895. In Worten: Sechsundvierzigtausendachthundertfünfudneunzig – für jeden Buchstaben 1000 Zuschauer, eine beeindruckende Kulisse für ein Spiel der dritten Liga, die zweitgrößte in der Geschichte der Liga!! Wenn am Ostersonntag die Roten Teufel gegen 1. FC Saarbrücken den Rasen des Fritz-Walter-Stadions betreten, wird sie ein ehemaliger Borusse als Kapitän anführen: Hendrick Zuck. Und der freut sich riesig über das proppenvolle Stadion: „So eine Kulisse hatten wir die letzten Jahre nicht mehr. Man hat dann einfach nochmal eine ganz andere Anspannung“, sagt der 31jährige in einem Interview des „Kicker“. Erst recht, wenn auf der anderen Seite ein Jugendfreund das gegnerische Team anführt: Manuel Zeitz.

Hendrick Zuck und Manuel Zeitz sind beide in der südwestlichsten Ecke Deutschlands groß geworden. In Großrosseln jagten sie beide gemeinsam dem runden Leder nach, sobald sie laufen konnten. Entweder im Garten oder auf dem Sportplatz trafen sie sich, die Elternhäuser der beiden liegen gerade mal 150 Meter auseinander. Spielten wenig später in der wohl stärksten Jugendmannschaft, die der heute siebtklassige Verein SC Großrosseln 1910 jemals hatte. Als Kinder maßen sie sich bei vielen überregionalen Turnieren mit namhaften Vereinen. Doch am Ende der C-Jugend-Zeit trennten sich die Wege. Während Manuel Zeitz den Weg zum 1. FC Saarbrücken wählte, entschied sich Hendrick Zuck für das Ellenfeld. Vom 1. FC Saarbrücken habe er nie eine Anfrage bekommen, erzählt er: „Neunkirchen hatte damals gemeinsam mit dem FCS die stärkste Jugendabteilung im Saarland. Das war dann für mich der nächste Schritt.“

Und auch der richtige, glaubt zumindest Christoph Serr: „Das hat seiner Entwicklung sehr gut getan, hier konnte er in aller Ruhe reifen. In Saarbrücken wäre er nur einer unter vielen gewesen, im Ellenfeld wurde aus ihm der Zucki.“ Dem in der Borussen-Jugend sehr engagierte und umtriebige Trainer und Macher, der Hendrick Zuck zwar nicht trainiert, ihn aber seit seinen ersten Schritten im Ellenfeld genau beobachtet hat, war gleich etwas aufgefallen: „Hendrick war eigentlich eher ein unscheinbarer Typ sowohl was Statur als auch Muskulatur oder Auftreten angeht. Aber sobald er den Ball am Fuß hatte, ging es ab, das war brutal. Da hat er alle nass gemacht. Ich habe selten so einen talentierten Jungen gesehen.“ Vor allem der linke Fuß zeichnete ihn früh aus: „Der hatte den rechten eigentlich nur, damit er nicht umfiel“, scherzt Christoph Serr, der Hendrick Zuck mit dem Kölner Lukas Podolski vergleicht: „Für mich war er sowas wie der Poldi vom Ellenfeld!“ So lief am Ende der Juniorenzeit, in der der junge Mann mit Heinz Histing und Jupp Henkes zwei Koryphäen der Borussia als Trainer hatte, der Aufstieg von der A-Jugend über die zweite bis in die erste Mannschaft in Windeseile. Immer mit dabei: Opa Michael Zuck. „Sein größter Förderer und Forderer und heute noch immer sein größter Fan“, weiß Christoph Serr, der gelegentlich zu beiden noch Kontakt hat.

Dass Hendrick Zuck 2010 dem Ruf des aufmerksam gewordenen 1. FC Kaiserslautern erlag, war nur folgerichtig. Auch insofern, als der mit reichlich Talent gesegnete Außenbahnspieler schon als Kind leidenschaftlicher Fan der Roten Teufel war. „Ich hatte schon bei der Einschulung einen FCK-Rucksack. Und ins Training bin ich oft genug mit FCK-Trikot und Kappe gegangen“, erinnert er sich. Auf dem Betzenberg spielte Hendrick Zuck zunächst bei den Amateuren, erhielt nach dem Bundesliga-Abstieg 2012 einen Profivertrag. Gleich beim ersten Saisonspiel unter Flutlicht gegen Union Berlin stand er in der Startelf, brachte seine Farben (nach 0:2-Rückstand) in einer turbulenten und dramatischen Partie mit 3:2 in Führung: „Und das ausgerechnet vor der Westkurve, die danach ein Tollhaus war – einfach unvergesslich bis heute.“ Ruck-Zuck-Tor – hieß es damals in Fankreisen. Der so Geehrte bekommt immer noch Gänsehaut, wenn er an diesen Moment denkt. Dass es am Ende 3:3 ausging, ändert nichts daran.

Der Wechsel im Januar 2013 zum SC Freiburg war von ungünstigen Umständen begleitet. Der Ex-Borusse litt lange unter einer Fersenbeinentzündung, kam insgesamt in seinen anderthalb Jahren an der Dreisam nur zu drei Pflichtspieleinsätzen. „Die Mannschaft war damals überragend, war sogar in der Europa League dabei. Der Schritt von der 2. Liga in die Bundesliga war einfach enorm. Da habe ich mich leider nicht durchsetzen können“, so Hendrick Zuck im Rückblick. Christoph Serr ist dennoch der Meinung, dass der Weg nach Freiburg richtig war: „Zum einen ist das ein gut geführter Verein, in dem sich Talente in aller Ruhe entfalten können. Zum anderen muss es das Ziel eines ehrgeizigen Sportlers sein, das Optimum zu versuchen. Und das heißt: Erste Liga spielen. Hendrick kann sich zumindest nicht vorwerfen, es nicht versucht zu haben.“ Einer hat sich jedenfalls bei Hendrick Zuck aus der Freiburger Zeit tief eingeprägt: Christian Streich. „Taktisch der beste Trainer meiner Karriere, komplett fußballbekloppt“, sagt er im „kicker“.

Als Hendrick Zuck nach vier Jahren bei Eintracht Braunschweig (88 Spiele und 4 Tore in der 2. Liga) auch aus privaten Gründen („Meine Frau war damals hochschwanger und wir wollten nicht zu weit weg von der Heimat!“) auf den Betzenberg zurückkehrte, wurde er dort mit offenen Armen empfangen. „Bei seinen sportlichen, aber auch menschlichen Qualitäten wundert mich das überhaupt nicht. Denn Hendrick hat sich immer in alles gut eingefunden und eingebracht“, weiß Christoph Serr, der kein Hehl daraus macht, dass sein Herz für den 1. FCK schlägt. Sicher auch wegen Hendrick Zuck, vor dessen Leistung der langjährige und erfahrene Jugendtrainer der Borussia großen Respekt hat. Trotzdem hat ein klitzekleines Manko ausgemacht: „Hendrick musste nie mehr machen als die anderen. Das hat man in seiner Freiburger Zeit gesehen. Wenn andere nach dem Training noch eine Fitnesseinheit gemacht oder ins Entmüdungsbecken gestiegen sind, war für Hendrick schon Schluss. Sein Talent, sein Potential hat einfach ausgereicht. Vielleicht hätte er aber noch mehr erreicht.“

46.895. In Worten: Sechsundvierzigtausendachthundertfünfundneunzig. Christoph Serr wird am Ostersonntag nicht unter ihnen live dabei sein. „Das ist mir zu heiß“, sagt er. Auch Hendrick Zuck glaubt, dass es „auf dem Platz durch die außerordentliche Stimmung außen durchaus etwas hektischer werden kann.“ Doch bei aller Rivalität auch zum Jugendfreund und Kollegen Manuel Zeitz ist Hendrick Zuck keiner, der nicht gönnen kann: „Ich bin ja Saarländer und kenne einige aus der Mannschaft des FCS, weil sie auch mal in Kaiserslautern gespielt haben. Ich gönne es Saarbrücken schon, aber halt nicht vor uns.“ Eines ist klar: Die Freundschaft der beiden Großrossler wird für 90 Minuten Ruhepause haben. (-jf-)

Wir bedanken uns herzlich bei Thomas Burgard, der uns aus seinem Archiv die Fotos von Hendrick Zuck zur Verfügung gestellt hat!

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