Abschied von Deniz Siga

Borussias Nummer 18 ist nach nur kurzem Gastspiel aus familiären Gründen nach Cuxhaven umgesiedelt / „Habe die Rückkehr dennoch sehr genossen!“ / Trainerlaufbahn angepeilt

Unser Bild: Die ganze Welt umarmen möchte Deniz Siga nach seinem ersten Tor im Borussen-Trikot – gerade hat er das 1:0 gegen Köllerbach erzielt, später legt er mit einem weiteren Treffer zum 3:0 nach. (Foto: -jf-)

Die Planungen der Borussia für die kommende Saison sind bereits im Gange. Voll Freude konnte Gunther Persch pünktlich zum Weihnachtsfest bekanntgeben, dass bereits zu diesem frühen Zeitpunkt alle Spieler des derzeitigen Kaders für die Spielzeit 2021/22 ihren Verbleib im Ellenfeld fest zugesagt haben. „Wann hat es das schon einmal bei Borussia gegeben? Es zeigt sich, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist, dass dies die richtigen Spieler sind, die richtigen Charaktere sind, die sich mit Borussia identifizieren“, so der Sportvorstand. Einzige Ausnahme und gleichzeitig ein kleiner Wermutstropfen im Freudenkelch: Deniz Siga, im vergangenen Sommer erst zur Borussia zurückgekehrt, hat seine Zelte abgebrochen und ist aus familiären Gründen nach Cuxhaven umgezogen. Zurück zu den Wurzeln – dorthin, wo auch alles begann. Denn beim TS Bremerhaven und dann beim VfB Oldenburg hat die Karriere von Deniz Siga vor zwanzig Jahren begonnen und rasch Fahrt aufgenommen. Im Interview spricht der 30jährige Allrounder (DS) über die Hintergründe und über seine leider nur kurze Zeit im Ellenfeld.

Deniz, nachträglich noch alles Gute für das neue Jahr. Hoffentlich hat es für Dich gut begonnen …

DS: Ja, wir haben im engen Familienkreis ganz entspannt in Cuxhaven gefeiert und endlich mal wieder Zeit gehabt, über alles zu sprechen.

Die Familie war ja jetzt auch ausschlaggebend dafür, dass Du noch Cuxhaven umgesiedelt bist.

DS: Es kam einiges zusammen. Vor allem die gesundheitlichen Probleme meines Vaters haben mich zu diesem Entschluss geführt. Es gibt da einige Dinge zu regeln, mit denen ich meine Mutter und meine Familie nicht alleine lassen möchte. In den letzten Wochen und Monaten bin ich oft zu meinen Eltern gefahren und habe gespürt, dass sie mich brauchen, zumal ich derjenige in der Familie bin, der am flexibelsten ist. Dieser Verantwortung möchte ich mich stellen. Eigentlich wollte ich die Sache mit Borussia noch bis zum Sommer zu Ende bringen. Aber die ungewisse Situation, die sich durch den Lockdown auch im sportlichen Bereich nochmal verschärft hat, hat in mir den Entschluss reifen lassen, diesen Schritt jetzt schon zu vollziehen. Keiner weiß ja auch, wie es im Amateurfußball weitergeht. Ich habe mich auch mit unserem Trainer Björn Klos in mehreren Gesprächen über meine Lage ausgetauscht.

Wie empfindest Du die jetzige Zeit des Lockdowns?

DS: Mich nervt vor allem die Ungewissheit. Niemand, weder der Sport noch die Wirtschaft, kann vernünftig planen. Diese Perspektivlosigkeit zieht die Menschen wirtschaftlich, sozial und psychisch immer weiter runter. Das betrifft auch den Fußball. Keine Spiele, keine Einnahmen – wo soll das hinführen? Es geht um Existenzen, das muss jedem klar sein!

Welche Eindrücke nimmst Du nach einem halben Jahr im Ellenfeld mit nach Norddeutschland?

DS: Natürlich hatte ich zu Beginn mit den beiden Muskelfaserrissen Pech. Dennoch bedeutet mir die Rückkehr zur Borussia sehr viel, ich habe diese leider nur kurze Zeit sehr genossen. Es hat großen Spaß gemacht, mit den Jungs und Björn Klos zu arbeiten – das ist einfach ein Superteam! Ein tolles Gefühl auch, in diesem einmaligen Stadion noch einmal auftreten zu dürfen. Dafür habe ich die 200 Kilometer hin und zurück von Trier aus zu jedem Training und Spiel auch gerne in Kauf genommen. Aber es ist schon ein komisches Gefühl, denn normalerweise ist es nicht mein Ding, eine Sache nur halb zu Ende zu führen. Doch die Umstände haben sich halt so ergeben, wie sie jetzt sind.

Was traust Du denn dieser Borussia in der nahen Zukunft zu?

DS: Die Mannschaft hat gezeigt, wieviel Potential in ihr steckt. Sie ist jung, hat sich super entwickelt und ist zu einer Einheit zusammengewachsen. Dass jetzt schon alle Spieler für die kommende Saison zugesagt haben, macht deutlich, dass nicht wie früher oft von Jahr zu Jahr gedacht wird, sondern dass ein langfristiger Plan dahintersteht. Ich bin davon überzeugt, dass diese Mannschaft ihren Weg machen wird, ich traue ihr ein Eingreifen im Titelkampf durchaus zu. Borussia ist ein traditionsreicher Verein mit einem unglaublich atmosphärischen Stadion und kann mit diesem Trainer auch jungen Spielern Perspektiven aufzeigen. Deshalb an dieser Stelle mein Appell an alle jungen Talente: Wenn ihr was erreichen wollt und Ambitionen habt, dann gibt es kaum eine bessere Alternative als die Borussia!

Du hast den Trainer angesprochen. Wie schätzst Du seine Rolle konkret ein?

DS: Die Gespräche mit Björn Klos waren für mich überhaupt entscheidend, wieder zur Borussia zurückzukehren. Björn Klos ist nicht umsonst schon so lange Trainer im Ellenfeld, wie lange keiner mehr vor ihm. Er macht sich viele Gedanken, ist total engagiert, gibt immer 100 Prozent und mehr. Er ist ein selbstkritischer Mensch, der sich stets hinterfragt und auf dieser Basis sich auch ständig weiterentwickelt. Zudem hat er eine sehr gute Kommunikation, ist ein Kämpfertyp, der sich auch von Nackenschlägen nicht von seinem Weg abbringen lässt. Und vor allem: Er lebt das vor, was er von seinen Spielern verlangt. Das hat man auch in den Pokalspielen gemerkt, in denen er ja auch als Spieler auf dem Platz stand.

Wie sehen Deine sportlichen Pläne in naher Zukunft in Cuxhaven aus?

DS: Die Fußballschuhe will ich natürlich noch nicht an den Nagel hängen. Ich halte mich fit und habe auch schon einen Verein, der mich gerne haben möchte. Aber zunächst einmal will ich hier richtig „ankommen“, werde mir bis Sommer Zeit lassen und mir das Ganze anschauen.

Ist die Trainerlaufbahn auch eine Option?

DS: Auf jeden Fall! Ich werde meine Trainerscheine machen, denn ich empfinde es als schöne und reizvolle Aufgabe, meine Erfahrungen aus 20 Jahren Fußball an die jungen Leute, die was werden wollen, weiterzugeben. Ich weiß ja selbst noch, wie das bei mir als jungem Spieler war: Ich hatte Trainer, die zwar selbst nicht so hoch gespielt haben, mir aber dennoch unheimlich viel für meine Entwicklung mitgegeben haben. Die Trainertätigkeit fordert dich nicht nur sportlich, sondern auch menschlich: Mit jungen Leuten zu arbeiten, hält jung, stärkt die Sozialkompetenz. Als Trainer musst du auch Psychologe sein und – wie ich das eben über Björn Klos gesagt habe – das vorleben, was du von deinen Schützlingen verlangst. Das kann ich mir für die weitere Zukunft gut vorstellen!

Dann werden wir ja vielleicht auch den Trainer Deniz Siga irgendwann auf der Borussen-Bank wiedersehen! Vielen Dank für das Gespräch und alles Liebe und Gute für die Zukunft, Deniz. Du sollst wissen: Im Ellenfeld wirst Du immer ganz herzlich willkommen sein! (-jf-)

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