
Temperamentvolle und emotionale Begegnung mit vielen Chancen auf beiden Seiten / Limbachs Siegtor nach 67 Minuten – Abseits oder nicht? / Borussias Ausgleichsbemühungen am Ende nicht belohnt
1:0. In Worten: Eins zu null. So lautete schon in der vergangenen Saison gleich zweimal das Endresultat, als die Borussia und Palatia Limbach in der Saarlandliga aufeinandertrafen. Während die Borussen bislang zweimal als Sieger vom Platz gingen, stibitzten gestern die Gäste mit dem eben diesem knappsten aller Ergebnisse in einer hart umkämpften und unterhaltsamen Partie die drei Punkte aus dem Ellenfeld und beendeten damit die kleine Serie der Borussia, die im Aufwind war und (inklusive des Saarlandpokalspiels beim FV Schwalbach) zuletzt dreimal in Serie gewinnen konnte. Das entscheidende Tor erzielte Dustin Lill Mitte der zweiten Halbzeit, als er allein vor Kevin Collofong eiskalt wie eine Hundeschnauze rechts unten einnetzte. Abseits oder nicht – das war allerdings die (auch nach den 90 Minuten heiß diskutierte) Frage, die Linienrichter Abdullah Alzoubi auf seine Weise beantwortete: Er ließ die Fahne unten und das Tor gelten. Was Borussen-Coach Jan Berger und Abwehrspieler Nico Purket derart auf die Palme brachte, dass sie wegen vehementer Proteste von Schiedsrichter Luca Schilirò mit persönlichen Strafen, der eine mit einer gelben Karte, der andere mit einer 10-Minuten-Zeitstrafe, sanktioniert wurden. Die Video-Aufnahmen von Borussias Kameramann Heinz Petri legen allerdings nahe, dass das Schiedsrichtergespann mit seiner Entscheidung richtig lag. In Halbzeit eins hätte es dagegen nach einem Einsteigen von Limbachs Torwart Jonas Brass gegen Dominik Cullmann durchaus auch Elfmeter geben können.
Dass in den 90 und ein paar mehr Minuten Nachspielzeit nur ein Tor fallen würde, war zu Beginn des Spiels nicht abzusehen. Denn beide Mannschaften suchten von der ersten Minute an mit offenem Visier die Offensive. So sahen die nur etwa 250 Zuschauer eine temperamentvolle und emotional geführte Partie mit hohem Tempo. Es ging rauf und runter, hin und her mit zahlreichen Einschuss-Möglichkeiten und spannenden Szenen in beiden Strafräumen. Auffällig auf Borussen-Seite der dreifache Torschütze von Schwalbach, Dominik Cullmann, der seine Gegenspieler ein ums andere Mal vor schwierige Aufgaben stellte. Der wieselflinke Außenbhanspieler ging schon früh nach einer blitzschnellen Kombination auf der rechten Seite über Tim Cullmann und Kristof Scherpf bei der Hereingabe des Balles volles Risiko und jagte das Leder knapp über den Querbalken (6.). Für Limbach verpassten derweil Lukas Höh, der an Kevin Collofong scheiterte (9.), und Carl Maximilian Blug, dessen Kopfball knapp am rechten Pfosten vorbeistrich (20.), die Führung, die Borussen hatten Pech, dass Kristof Scherpf nach Balleroberung über die Latte zielte (11.) und Limbachs Keeper Jonas Brass das Geschoss von Dilowan Günel mit letzter Sprungkraft und der rechten Hand aus dem bedrohten Winkel holte (25.), ehe Julius Bauer mit einem Distanzschuss (28.) und erneut Kristof Scherpf nach Flanke von Dominik Cullmann (32.) aus guter Position das Tor verfehlten. Dann die Schrecksekunde für alle, die es mit der Borussia hielten: Dominik Cullmann fasste sich nach einem langgezogenen Sprint an die Innenseite des Oberschenkels, musste am Spielfeldrand behandelt und schließlich ausgewechselt werden. „Die Adduktoren“, so sein Kurzkommentar, als er von Physiotherapeutin Helena Brill vom Platz geführt wurde – hier droht den Borussen der nächste längere Ausfall!

Bitterer Moment: Für Dominik Cullmann, zuvor agil, spritzig und torgefährlich (oben), geht es nach 38 Minuten nicht mehr weiter (unten) – Adduktorenverletzung! Borussias droht ein weiterer längerfristiger Ausfall! (Fotos: -jf-)

„Es könnte genauso gut auch 3:3 stehen“, kommentierte Jan Berger den torlosen Pausenstand und traf mit dieser Analyse den Nagel auf den Kopf. Nach Wiederanpfiff prüfte Limbachs Lars Benedikt Wagner Kevin Collofong im Borussentor (51.), der wenig später auch gegen Tom Koch klären konnte. Dann waren wieder die Borussen an der Reihe, als ein Kopfball von Marco Dahler knapp übers Tor ging (64.). Aber insgesamt war das Spielgeschehen jetzt etwas ruhiger, nahm allerdings wieder Fahrt auf, nachdem Dustin Lill die Gäste in Führung geschossen hatte. Borussia ging jetzt ins Risiko, warf alles nach vorne, auch Kapitän Marco Dahler schaltete sich ins Offensivspiel mit ein – aber ohne eine dicke Torchance kreieren zu können. Den Männern in Schwarz merkte man jetzt an, dass die Kräfte, sicher auch bedingt durch das Pokalspiel drei Tage zuvor in Schwalbach, nachließen, es fehlten – neben einer Portion Fortune – die letzten Körner und die offensive Durchschlagskraft, auch wenn den Jungs der Wille nicht abzusprechen war. Die größte Gelegenheit zum Ausgleich bot sich in der Schlussphase Kristof Scherpf, der nach Freistoß von Tim Cullmann und Marco Dahlers Kopfballvorlage das Leder nicht mehr richtig drücken konnte und aus etwa 7 Metern ebenfalls per Kopf zu hoch zielte (84.). Die Borussen operierten jetzt mit dem Mute der Verzweiflung meist mit weiten und hohen Bällen, die die Palatia aber geschickt vom eigenen Tor wegverteidigte. Und was trotzdem durchkam, wurde eine sichere Beute des aufmerksamen Torwarts Jonas Brass. Auf der Gegenseite boten sich jetzt natürlich den Gästen mehr Räume, die sie jedoch nicht zu nutzen verstanden und so manch gute Kontergelegenheit wenig konsequent ausspielten. Da musste sich dann Palatia-Coach Patrick Gessner am Spielfeldrand ein paar Mal ganz schön die Haare raufen.

Beste Ausgleichschance: Kristof Scherpf kann Marco Dahlers (hinten) Kopfballvorlage nicht mehr drücken, der Ball geht über den Querbalken (oben). In der Schlussphase Saarlandliga-Premiere für Jena-Charles Mananga-Monthe (unten). (Fotos: -jf-)

Zu ihrem ersten Saarlandliga-Auftritt im Borussen-Trikot kamen kurz vor dem Ende Jean-Charles Mananga Monthe und Kai Olze, die zuvor in Quierschied schon im Kader standen und sich gut ins Team einfügten. Kai Olze bot sich auch noch eine Abschluss-Chance auf der linken Seite, sein Schuss mit dem linken Fuß wurde jedoch abgeblockt. So blieb es am Ende beim 0:1, die angestrebte Revanche der Borussia für den bitteren Halbfinal-Abend im Saarlandpokal von vor einem halben Jahr gelang nicht. Einen Vorwurf konnte und wollte Jan Berger seiner personell arg gebeutelten Truppe trotz der Niederlage nicht machen: „Die Mannschaft hat auf dem Platz aufopferungsvoll gekämpft und alles gegeben, was sie hatte.“ Das sahen die Borussen-Fans auf den Rängen offenbar ebenso: Sie verabschiedeten die Mannschaft mit lauten Borussia-Rufen, aufmunterndem Beifall und dem feinen Gespür: Einen Punkt hätten die Jungs verdient gehabt! (-jf-)
Statistik: Borussia – Palatia Limbach 0:1 (0:0)
Borussia: Kevin Collofong – Tim Cullmann, Jan Eichmann, Marco Dahler (C), Leon Bayer, Dilowan Günel (ab 80. Jean-Charles Mananga-Monthe), Nico Purket, Dominik Cullmann (ab 39. Yannis Flausse), Dylan Sodji (ab 83. Kai Olze), Tobias Jänicke, Kristof Scherpf. – Trainer: Jan Berger, Jörg Backes.
Tor: 0:1 (67.) Dustin Lill. – Schiedsrichter: Luca Schilirò (SV Hermann Röchling-Höhe). Zuschauer: 250. – Gelbe Karten Borussia: Jan Berger (68.), Tobias Jänicke (78.). – Zeitstrafen Borussia: Nico Purket (69.) Tobias Jänicke (89.).
Unsere Bilder zeigen ein paar Impressionen vom Spiel der Borussia gegen Palatia Limbach. (Fotos: -jf-)





















