Das Ellenfeld – eine heilige Stätte des Fußballs

Das Stadion der Neunkircher Borussia im Fokus des Magazins 11FREUNDE

Die Dramaturgie scheint perfekt! Vor wenigen Wochen war Christoph Biermann, Reporter des Magazins 11FREUNDE, gemeinsam mit Fotografin Anna Ziegler zu Gast im Ellenfeld. Vor dem Eröffnungsspiel der Saarlandliga zwischen der Borussia und der zweiten Mannschaft des 1. FC Saarbrücken genossen die beiden eine ausführliche Führung durch das Ellenfeld-Stadion und konnten dabei dank der lebendigen Schilderungen der Experten Professor Dr. Jens Kelm und Wolfgang Rausch die Geschichte des seit Januar 2025 unter Denkmalschutz stehenden Arena hautnah nacherleben. Nun ist pünktlich zum morgigen „Tag des offenen Denkmals“ mit erstmaliger Beteiligung des Ellenfelds in der 11FREUNDE-Sonderausgabe „Stadien“ auf sechs Seiten eine große Reportage über das Neunkircher Stadion erschienen.

Klick, klick, klick – der Auslöser der Kamera von Anna Ziegler ging zuweilen im Sekundentakt, so viele interessante Motive entdeckte die Profi-Fotografin aus Neustadt an der Weinstraße. Ob Details oder das große Ganze – die alten Gemäuer des Ellenfeld-Stadions hatten es ihr offenbar angetan. „Eine Geschichte zwar sachlich, aber mit Gefühl zu erzählen“, möchte die Fotografin gerne, ihre Bildsprache bezeichnet sie in einem Interview als „ruhig und subtil, warm und nah“ – und so kommen die Bilder auch rüber, die die Reportage von Christoph Biermann illustrieren. Der Autor ist beileibe kein Unbekannter, hat nach eigenem Bekunden schon „tausende von Stadien in aller Welt besichtigt, aber das Ellenfeld-Stadion hat mir in meiner Sammlung tatsächlich noch gefehlt.“ Das Mit­glied der Deut­schen Aka­demie für Fuß­ball-Kultur und Autor zahl­rei­cher Bücher wurde 2009 und 2011 zum Sport­jour­na­listen des Jahres gewählt, gewann dreimal den Preis für das Fuß­ball­buch des Jahres (2010, 2015 und 2023). Zahlreiche Informationen, sorgfältig in seinem Notizbuch notiert, nahm Christoph Biermann mit auf den Heimweg, die er nun in seinem Beitrag für das Fußballmagazin verarbeitet hat.

Im Titel wird provizierend, fast ketzerisch die Frage gestellt: „Ist das historisch oder kann das weg?“ Eine grundsätzliche Antwort darauf, so Christoph Biermann, gebe es nicht. Der 11FREUNDE-Reporter veweist vor allem auf den Bökelberg in Mönchengladbach und den Tivoli in Aachen – Stadien, deren Abriss als schmerzliche Verluste bezeichnet werden müssten. Dass zuletzt im Schloss Strünkede in Herne jene Tribüne abgerissen wurde, die 1959 gebaut wurde, als die Westfalia mit Nationaltorwart Hans Tilkowski in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft auch gegen die Borussia aus Neunkirchen spielte, habe den Charakter des Stadions zerstört. Eine Aussage, die bei einem lange befürchteten Abbau der Spieser Kurve sicher auch für das Ellenfeld gegolten hätte. Aber das ist jetzt dank des Denkmalschutz-Status vom Tisch, bedeutet jedoch nicht, dass alle Probleme gelöst sind. „Wir sehen schon die maroden Stellen“, wird Wolfgang Rausch zitiert. „Damit der Schutz wirklich umgesetzt wird, braucht es Menschen, die sich darum kümmern. Kelm, Rausch und die anderen sind mit ihrer Arbeit also noch nicht fertig“, so Christoph Biermanns Fazit.

Das Ellenfeld-Stadion ist zwar das erste unter Denkmalschutz im Saarland, doch erfährt man in dem lesenswerten 11FREUNDE-Beitrag, dass dieser Status auch anderen Spielstätten (mittlerweile 14 an der Zahl) bereits zu teil wurde, wie 1986 dem Berliner Olympiastadion. Allerdings ist das Ellenfeld die einzige Arena, die ein reines Fußballstadion darstellt. Zudem sind an fast 20 Orten einzelne Bereiche von Stadien denkmalgeschützt. Christoph Biermann nennt unter anderen die Holztribünen im Bruno-Plache-Stadion und im Alfred-Kunze-Sportpark (beide in Leipzig) oder das Uhrentürmchen im Niederrhein-Stadion in Oberhausen.

Wer also am morgigen Sonntag (ab 10.00 Uhr, bis 18.00 Uhr) anlässlich des Tages des offenen Denkmals das Ellenfeld-Stadion besucht, darf sich bewusst sein, dass er ein Unikat in der deutschen Fußball-Landschaft vor Augen hat. „Es gibt nur wenige Groundhopper oder Zufallsbesucher, die das Stadion nicht begeistert“, hat Christoph Biermann feststellen können. Auch er gehört zu denen, die offenbar Gefallen am Ellenfeld gefunden haben. Denn nur so ist es zu verstehen, wenn der erfahrene Stadionkenner festhält: „Die Konstruktion ist ungewöhnlich, man kann hier toll Fußball schauen, außerdem ist die Zeit hier im Wortsinn stehen geblieben. Kaum etwas wurde in den letzten 60 Jahren umgebaut, und es gibt kein anderes Stadion, in dem der Geist der frühen Bundesligajahre so konserviert ist.“

Es lohnt sich also, die Sonderausgabe des 11FREUNDE-Magazins zu erwerben und zu studieren. Nicht allein wegen des Ellenfeld-Artikels – in dem Heft finden sich zahlreiche lesenswerte Beiträge. So erzählt Torwart-Titan Oliver Kahn über besondere Stadionerlebnisse, die er nie vergessen wird; zwei Groundhopper berichten über ihre kulinarischen Stadion-Erfahrungen; drei Stadionbauer sprechen über die Entwürfe der Zukunft, und auch die Suche der Berliner Hertha nach dem richtigen Stadion, das sie ja einst in der berühmten „Plumpe“ mal hatte, wird thematisiert. Dazu ungewöhnliche Fotos aufregender Arenen und „lost places“. Die 11FREUNDE-Sonderausgabe „Stadien“ ist in jeder Hinsicht gelungen! (-jf-)