Spruchkammer des SFV setzt Partie gegen Herrensohr neu an

Unser Bild: Herrensohrs Mick Roller (li.) und Borussias Florian Stopp müssen laut SFV-Urteil ihr Tänzchen ohne Ball noch einmal aufs grüne Parkett legen – die wegen rassistischer Beleidung abgebrochene Partie soll wiederholt werden. (Foto: Susi Welter)

Das am Ostersamstag von Schiedsrichter Lukas Rohn abgebrochene Saarlandliga-Spiel der Borussia gegen den TuS Herrensohr wird neu angesetzt. Das hat die Spruchkammer des Saarländischen Fußballverbandes heute entschieden. In der 80. Minute war Borussias Mittelfeldspieler Dylan Sodji unmittelbar nach dem 1:2-Führungstreffer der Gäste von einem Zuschauer rassistisch beleidigt worden, als er eine Abseitsstellung des Herrensohrer Torschützen Valentin Solovej reklamierte. Laut der Website fussball.de ist als neuer Termin bereits Mittwoch, der 19. April, 19.00 Uhr, vorgesehen. Allerdings erwägt der TuS Herrensohr einen Einspruch, der ihm gemäß § 2, Absatz 7, der Rechtsordnung innerhalb einer Woche zusteht. „Die Entscheidung ist für uns nicht akzeptabel. Unser Anwalt prüft derzeit die Sache“, erklärt Herrensohrs Fußball-Chef Dr. Sebastian Richter.

Im der Borussia zugestellten Urteil heißt es: „Das Spiel ist vom Klassenleiter neu anzusetzen.“ Begründet wird die Spielwiederholung wie folgt: „Nach § 47, Absatz 2, darf ein Schiedsrichter ein Spiel nur abbrechen, wenn er alle Möglichkeiten zu seiner Weiterführung erschöpft hat. Vorliegend hätte der Schiedsrichter das Spiel unterbrechen und den betroffenen Spieler befragen müssen, ob er die rassistische Äußerung wahrgenommen hat und ob bzw. in wie fern er durch diese Äußerung beeinträchtigt ist. Der Schiedsrichter hätte den Vereinen bzw. dem TuS Herrensohr die Möglichkeit geben müssen, durch eine Spielunterbrechung die Situation zu deeskalieren und zu beruhigen sowie den Störer zu entfernen.“ Darüber hinaus verhängte die Spruchkammer für den TuS Herrensohr eine Geldstrafe von 200,- Euro, „da der namentlich bekannte Störer nach Überzeugung des Einzelrichters den Verin TuS Herrensohr zuzuordnen ist.“

Der Saarländische Fußballverband (SFV) nahm den Fall zum Anlass, die Handlungsanweisung für Schiedsrichter bei Gewaltvorfällen anzupassen. Wie der SFV auf seiner facebook-Seite mitteilt, greift bei Beleidigungen durch Zuschauer ab sofort ein mehrstufiges Verfahren: „Zunächst wartet der Schiedsrichter die Reaktion des betroffenen Spielers ab. Anschließend kann unter Berücksichtigung der Gesamtumstände und Schwere des Vorfalls geprüft werden, ob eine Fortsetzung des Spiels möglich ist. Außerdem bekommt der gastgebende Verein zukünftig die Möglichkeit, durch eine Spielunterbrechung die Situation zu deeskalieren und zu beruhigen sowie den Störer zu entfernen. Falls sich die Situation wiederholen sollte, wird das Spiel in jedem Fall abgebrochen. Die Regelung gilt ab sofort.“

Vor Dylan Sodji war vor wenigen Wochen bereits Hokon Sossah, Stürmer von Saar 05, beim Gastspiel im Hasborner Waldstadion rassistisch angegangen worden. SFV-Präsident Heribert Ohlmann betont deshalb auf der Homepage des Verbandes mit Nachdruck, dass „Rassismus im saarländischen Fußball keinen Platz hat. Der Saarländische Fußballverband steht für Vielfalt und stellt sich gegen Gewalt und jede Form der Diskriminierung. Ich appelliere an alle Beteiligten, sich für ein weltoffenes und tolerantes Saarland einzusetzen.“ Verbandsschiedsrichterobmann Dr. Volkmar Fischer ergänzt: „Mit der Anpassung der Handlungsanweisung wollen wir ein einheitliches Vorgehen bei rassistischen, homophoben oder ähnlich gelagerten Beleidigungen durch Zuschauer bei Fußballspielen schaffen, um ein solches Verhalten schon im Anfangsstadium zu unterbinden.“ (-jf-)

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