Nachspiel-Drama im Ellenfeld

Unglückliche 2:3-Niederlage für Borussia / Zwei Saks-Treffer reichen nicht zum Punktgewinn / Sonntagsschuss am Samstagnachmittag entscheidet das Derby / Chancenplus für Borussia

Unsere Bilder: Lust und Frust, Freude und Enttäuschung – kaum mehr als 60 Sekunden liegen zwischen beiden Szenen. Gerade noch hatte Borussia über den 2:2-Ausgleich von Kevin Saks gejubelt (li.) und war doch wenig später im „Tal der Tränen“ gelandet. (Fotos: -jf-)

Von Jo Frisch

„Wer in dieser Saison auf die U21 der SV Elversberg trifft, muss bisweilen einen langen Atem haben und bis zur letzten Sekunde hochkonzentriert bleiben!“ Was in unserer Spielvorschau auf der Borussia-Homepage angekündigt war, sollte sich am Ende der 90 Minuten am Samstag im Ellenfeld auf hochdramatische Weise bestätigen. Binnen 60 Sekunden erlebten die 380 Fans eine lange nicht mehr erlebte Achterbahnfahrt der Emotionen. Gerade schien Kevin Saks mit seinem 9. Saisontor zum 2:2 in der vierten Minute der Nachspielzeit die zweite Heimniederlage der Saison abgewendet zu haben, da fasste sich Elversbergs Jungspund Tim Steinmetz nach dem Wiederanstoß aus 30 Metern ein Herz und zog einfach mal ab und beförderte die Lederkugel zum Entsetzen aller Borussen genau in den Winkel. Zweifellos: Ein Treffer Marke „Tor des Monats“ – ein Sonntagsschuss am Samstagnachmittag, der Borussia bis ins Mark traf.

Mucksmäuschenstill sei es hinterher in der Kabine gewesen, berichtet Björn Klos. „Die Niederlage haben wir eigentlich nicht verdient, aber wir haben sie uns selbst zuzuschreiben“, so das Fazit des Borussen-Trainers, der mit der Chancenverwertung seines Teams haderte: „Da haben wir einiges liegen lassen!“ Respekt bezeugte Björn Klos aber der finalen Aktion des Gegners: „Da gehört schon einiges an Mut dazu, nach dem Ausgleich in quasi letzter Minute beim Anstoß den Ball noch mal nach vorne zu spielen. Die meisten hätten in dieser Situation das Leder zurückgepasst und in den letzten Sekunden den Punkt gesichert. Da spielt sicher auch die Routine eines erfahrenen Profis wie Steffen Bohl eine Rolle.“

Ein Chancenplus hatte Borussia in der Tat. Schon vor dem 1:0 von Kevin Saks, der nach Ruschmann-Pass frei vor SVE-Torhüter Blankenburg im Sturmzentrum die Nerven behielt und den Ball rechts oben im Tor versenkte (28.), hätte Daniel Ruschmann Borussia in Führung bringen können, ja müssen, als er nach einem Missverständnis in der Elversberger Abwehr Torhüter Blankenburg schon umspielt hatte und aus spitzem Winkel nur den Außenpfosten traf (22.). Eine Flanke von Tim Cullmann, der sich auf der rechten Seite dynamisch durchgesetzt hatte, fand im Rücken der Abwehr keinen Abnehmer (30.), Tim Klein traf nach Kopfball-Ablage von Kevin Saks in aussichtsreicher Schussposition den Ball nicht richtig (32.) und bei einem Ruschmann-Schuss nach Vorlage von Tim Klein war Keeper Blankenburg zur Stelle (40.). Und so reichte den Elversbergern in der Nachspielziet der ersten Halbzeit eine Unaufmerksamkeit in der Abwehr Borussias, die Steffen Bohl routiniert ausnutzte und zum Ausgleich einnetzte. Vorausgegangen waren mehrere vergebliche Versuche der Borussen-Defensive, den Ball aus der Gefahrenzone zu befördern – ein Treffer, der sich aber angedeutet hatte, da Elversberg gegen Ende der ersten 45 Minuten stärker geworden war und das Spielgeschehen bestimmt hatte.

Auch nach der Pause hatte Borussia zunächst die besseren Gelegenheiten. Nachdem sich Kevin Saks auf dem rechten Flügel mit vorbildlichem Einsatz den Ball erkämpft hatte, köpfte Daniel Ruschmann die Flanke knapp über das Tor (59.) und ein Schuss von Kevin Saks wurde im allerletzten Moment von der vielbeinigen Elversberger Abwehr abgeblockt (68.). Doch auch die Gäste setzten nun den einen oder anderen offensiven Nadelstich. So musste Kamil Czeremurzynski gegen Steffen Bohl auf der Torlinie retten (74.). „Männer, das Ding ist jetzt auf der Kippe, mit Kopf spielen, clever sein“, forderte Björn Klos seine Schützlinge auf, die dennoch nach 78 Minuten in Rückstand gerieten, als Elversbergs in der Jugend von Real Madrid ausgebildete Mittelfeldspieler Israel Suero Fernandez Borussen-Keeper Philippe Persch überwand. „Wir kriegen da keinen Druck drauf, die dürfen gefühlte zehn Mal hintereinander flanken“, ärgerte sich Björn Klos über das inkonsequente Defensivverhalten seiner Mannschaft. Für die SVE hätte Muhamed Alawie nach 84 Minuten alles klar machen können, doch der Profi aus der Regionalliga-Mannschaft traf nur das Außennetz. Danach setzte Borussia alles auf eine Karte, schien sich mit dem 2:2 durch Kevin Saks belohnt zu haben, ehe die Gäste dann noch einmal brutal zuschlugen.

„Das Spiel hatte eigentlich alles, was man sich wünscht: Gutes taktisches und physisches, viel Tempo, viele Zweikämpfe und eine gute Portion Spannung und Dramatik. Nur eines hatte die Partie leider nicht: Ein glückliches Ende für uns“, so Björn Klos, der seinen Jungs trotz der Niederlage eine ordentliche Leistung bescheinigte. Das sahen auch die meisten Borussen-Fans so, die die Mannschaft beim Gang in die Kabine mit wohlwollendem Beifall begleiteten, auch wenn die Niederlage im Borussen-Herz sehr schmerzte. „Der Einsatz hat gestimmt, wir haben gegen einen Gegner von ganz hoher Qualität gute Torgelegenheiten herausgespielt“, bilanzierte Björn Klos, der allerdings kritisch anmerkte, „dass wir dem Gegner auf den Außenbahnen viel zu viel Raum gelassen haben zum Flanken.“ Auch im Mittelfeld sah Björn Klos „eine Problemzone, in der wir im Zweikampfverhalten mitunter nicht aggressiv genug agiert und deshalb zu wenig Zugriff bekommen haben.“ Mit dem Einstand von Neuzugang Janosch Scherer, der nach gut einer Stunde für Furkan Erdogan ins Spiel gekommen war, war Borussias Übungsleiter zufrieden: „Er hat ja vorher gerade mal das Abschlusstraining mitgemacht, konnte aber in meinen Augen schon andeuten, was er leisten kann. Schade, dass er kurz vor Schluss den Freistoß von der Strafraumgrenze verzogen hat, denn gerade da hat er eine seiner Stärken. Es fehlt auch noch an der Spritzigkeit. Aber ich traue Janosch noch viel zu.“ Kurzfristig verzichten musste Borussia auf Patrick Seidel verzichten, der beim Warmmachen signalisierte, dass die Oberschenkelmuskulatur zumachte, und lieber auf der Bank Platz nahm, um das Risiko eines Faserrisses auszuschließen.

Viel Zeit, den verlorenen Punkten nachzutrauern, bleibt nicht. „Montag werden wir uns im Training auf das Pokalspiel am Mittwoch bei Gencerbirgili Homburg vorbereiten, ab Donnerstag steht dann das Spiel in Köllerbach im Focus, wo wir ja schon am Freitagabend antreten müssen“, so Björn Klos, der versucht hatte, die Pokalpartie auf Dienstag vorzuverlegen, dabei aber beim Gegner nicht auf Zustimmung stieß. „Die Mannschaft ist intakt, das passt schon. Ich bin sicher, dass sie nach dieser zweifellos bitteren Niederlage wieder aufstehen und die richtige Reaktion zeigen wird“, lässt sich Björn Klos seine zuversichtliche Grundhaltung nicht nehmen.

Unsere Bilder vermitteln Eindrücke vom Derby der Borussia gegen Elversberg. (Fotos: -jf-)

Borussia in der Statistik:

Unsere Mannschaft: Philippe Persch – Tom Fink, Tim Cullmann (61. Attila Serr), Nino Kannengießer, Kamil Czeremurzynski, Yannick Bach, Furkan Erdogan (61. Janosch Scherer), Daniel Ruschmann, Daniel Schlicker, Tim Klein (83. Patrick Feller), Kevin Saks. – Unser Trainer: Björn Klos.

Tore: 1:0 (28.) Kevin Saks, 1:1 (45.+2) Steffen Bohl, 1:2 (78.) Israel Suero Fernandez, 2:2 (90.+4) Kevin Saks, 2:3 (90.+5) Tim Steinmetz. – Schiedsrichter: Pascal Frenzel (Reinheim). – Zuschauer: 380. – Gelbe Karten: Tim Klein (44.), Tom Fink (71.), Kamil Czeremurzynski (83.).

1 Kommentar

  1. Der Jubel zum Ausgleich blieb mir quasi im Halse stecken,als Elversberg in letzter Sekunde unseren Jungs den hochverdienter Ausgleich vermasselten.Ja,das Spiel ist aus,wenn der Schiri abpfeift,sagt eine alte Fussballweißheit.Dennoch mit 3 Punkten in 3 Heimspiele dürfen wir nicht zufrieden sein.Gut gespielt und knapp verloren reicht auf Dauer nicht oben mitzuspielen. Das unsere Jungs es können,das wissen wir.Also abputzen und weiter kämpfen und siegen.Go Borussia.

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