Eine absolut authentische Persönlichkeit

Unser Bild: Immer voller Einsatz und viel Herzblut – Borussias Torhüter Philippe Persch (hier gegen Herrensohrs Kapitän Marc Hümbert, Nr. 14) schont weder sich noch den Gegner. (Foto: -jf-)

„Werde die Borussia nie im Stich lassen!“ / Philippe Persch unterstützt die Trainingsarbeit im Athletik-Bereich / Eine Vorstellung des Borussen-Torwarts in Wort und Bild

Torhütern sagt man nach, eine ganz besondere Spezies von Fußballer zu sein. Manchmal auch keine ganz einfachen Zeitgenossen. Beispiele gefällig? Ein Oliver Kahn eckte des Öfteren an, Sepp Maier, „die Katze von Inzing“ war darüber hinaus als Spaßvogel bekannt. Der Chilene Jose Luis Chilavert galt als der personifizierte Jähzorn, war aber auch als Elfmeter- und Freistoßschütze berühmt-berüchtigt. Rene Higuita, genannt „El Loco“, was soviel heißt wie „der Verrückte“, schaltete sich gerne in den Spielaufbau ein und war für Mitspieler wie Gegenspieler unberechenbar. Jorge Campos war mit seinen 1 Meter 75 der kleinste aller Nationalkeeper, zeichnete sich aber ebenso durch seine schrillen Outfits wie durch seine enorme Sprungkraft aus, für die der Mexikaner eine skurril anmutende Erklärung parat hatte: Die Hühner auf der Farm seiner Eltern habe er immer im Sprung gefangen.

Und Philippe Persch, der schon in der A-Jugend das Borussen-Tor hütete und nach einem dreijährigen Gastspiel bei der Hertha in Wiesbach 2016 ins Ellenfeld zurückgekehrt ist? „Zu hundert Prozent“, antwortet der 27jährige auf die Frage, ob der frühere Trainer Max Merkel Recht habe, wenn er mit dem ihm eigenen Wiener Schmäh behauptete, Torhüter und Linksaußen hätten eine Macke. „Wer mich kennt, weiß, dass ich eigentlich eine anständige Person bin. Aber was das Torhüterspiel manchmal mit mir macht, kann ich mir selbst nicht erklären“, sagt der St. Wendeler mit spitzbübischem Grinsen ohne dabei näher ins Detail zu gehen: „Meine Mitspieler wissen, was ich meine.“ Auf jeden Fall steht fest: Philippe Persch ist zu einer Persönlichkeit gereift, zu deren hervorstechendsten Eigenschaften Ehrgeiz, Ehrlichkeit, Authentizität, Zuverlässigkeit, ein hohes Maß an Disziplin und ein gesundes Selbstbewusstsein gehören. Mit diesen Grundtugenden ausgestattet überzeugt Philippe Persch nicht nur im Ellenfeld die Borussen-Fans, sondern als Lehrer für Sport und Sozialkunde auch seine Schüler am Gymnasium Wendalinum.

Zusätzliche Verantwortung hat der Keeper seit Saisonbeginn in der Saarlandliga-Mannschaft übernommen und ist jetzt fürs Aufwärmen und das Athletiktraining zuständig. „Durch seine berufliche Ausbildung ist Philippe für diese Aufgabe geradezu prädestiniert. Er macht das sehr professionell, die Jungs sind begeistert und nehmen die Sache sehr gut an. Die Zusammenarbeit mit ihm macht viel Freude“, ist Björn Klos über die Entlastung sehr froh. Der Trainer weiß um die Bedeutung des Torwarts für das Team: „Mit ihm haben wir einen der besten Torhüter der Liga, wenn nicht sogar des ganzen Saarlandes in unseren Reihen. Zudem wirkt er sehr integrativ, hat immer ein offenes Ohr für die Interessen der Mannschaft und für die Belange gerade der jungen Spieler. Philippe ist geradlinig und ehrlich, sagt offen seine Meinung und scheut auch kritische, unangenehme Worte nicht – eine Eigenschaft, die heute selten geworden ist.“ Bezeichnend für seine Mentalität, wie schnell er sich nach seinem Achillessehnenabriss im Herbst 2017 wieder an die Mannschaft herangearbeitet hat – schon zwei Monate früher als erwartet stand Philippe Persch wieder zwischen den Pfosten!

Wir lassen an dieser Stelle unseren Torhüter zu bemerkenswerten Worten kommen und stellen ihn dabei auch in Bildern vor.

Gestatten: Philippe Persch!

Geboren am 22. Juni 1992

Familienstand: ledig

Kinder: ungefähr 160 Schulkinder im Alter von 10 bis 17 😉

Wohnort: St. Wendel

Beruf: Gymnasiallehrer für Sport und Sozialkunde, derzeitig tätig am Gymnasium Wendalinum St. Wendel

Wie ich zum Fußballsport kam und warum ausgerechnet Fußball? Durch meinen Vater, der mit mir im Garten Fußball spielte, wahrscheinlich sogar schon, bevor ich laufen konnte. Später als ich vom Feld ins Tor wechselte, trainierte mein Vater mich dann im Tor, sodass er mir quasi den Weg geebnet hat.

Fußballerische Laufbahn: Im Jugendbereich beim SV Oberlinxweiler (Heimatverein), FC Hellas Marpingen (Bis B- Jugend), Borussia Neunkirchen (A- Jugend). Im Seniorenbereich bei Borussia Neunkirchen (2010- 2012), FC Hertha Wiesbach (2013- 2016) und seit 2016 wieder Borussia Neunkirchen.

Mein fußballerisches Vorbild ist Oliver Kahn, weil er wie kein anderer die nötige Mentalität und den Siegeswillen verkörpert, die perfekte Mischung aus Intelligenz und sportlicher Verrücktheit hat und natürlich darüber hinaus überragende torhüterspezifische Fähigkeiten besaß.

Am meisten zu verdanken habe ich meinen Eltern, weil sie ihr Leben danach gerichtet haben (und heute noch tun), dass ich Fußball spielen kann,  ich überall hinkomme (ob DFB Stützpunkt in Braunshausen oder Saarlandauswahl in SB), und mir dabei immer klargemacht haben, dass Fußball niemals über meiner Bildung stehen darf.

Mein bester Trainer bisher war menschlich Dieter Ferner und sportlich Heiko Wilhelm. Summa summarum jedoch Björn Klos, der diese Eigenschaften in meinen Augen super vereint und charakterlich mit mir auf einer Welle schwimmt.

Meine Stärken und Schwächen: Über eigene Stärken rede ich nicht gerne, es reicht mir, wenn ich und meine Mannschaft diese kennen. Denke aber, dass ich nicht auf den Kopf gefallen bin. Zu meinen Schwächen, wobei ich eher von Entwicklungspotenzial sprechen würde: Geduld (vor allem während des Spiels, wenn nicht alle von Beginn an den Matchplan umsetzen) und emotionale Gelassenheit. Wenn ich mich aufrege, muss das raus, auch wenn ich weiß, dass es oftmals nicht hilfreich ist. Glaube aber, dass ich mich in diesem Punkt seit der Ära Klos und mit zunehmendem Alter schon verbessert habe.

Meine bisher größten sportlichen Erfolge bisher waren: B- Junioren Saarlandpokalsieger mit FC Marpingen, zwei Pokalsiege gegen den 1 FC. Saarbrücken und zwei Pokal-Halbfinals.

Meine bislang größte sportliche Enttäuschung war: Oberliga Abstieg mit Borussia 2018 und der verpasster Wiederaufstieg am letzten Spieltag 2018, wobei ich mich extra nach erlittenem Achillessehnenriss in Rekordzeit zurück gekämpft hatte.

Zur Borussia bin ich 2016 zurückgewechselt, weil ich nach wie vor an den Verein glaube, den Jungs in der Mannschaft damals wie heute vertraue, in und um den Verein enormes Potenzial sehe. Am Wichtigsten: Weil ich dem Verein viel zu verdanken haben und versuchen möchte, etwas zurück zu geben. Das machen in meinen Augen viel zu wenige ehemalige „Borussen“. Damit meine ich nicht nur Spieler, sondern vor allem Leute aus dem Umfeld, die sich aufgrund persönlicher Ambivalenzen, dauerhaft vom Verein abgewendet haben, oder zum Teil sogar dem Verein schaden möchten.

Meine Bilanz nach vier Jahren Borussia: Sportlich ein ständiges Auf und Ab, jedoch sehe ich eine progressive Verbesserung der Qualität in der Mannschaft, auch durch die Entwicklung der neuen jungen Spieler. Viel wichtiger: Ich habe viele Freunde in der aktuellen Mannschaft, mit denen ich einfach gerne zusammen bin und etwas erreichen will. Dies gilt aber genauso für ehemalige Mitspieler, wie zum Beispiel Yannick Bach, mit dem ich über die Borussia zusammengefunden habe und den ich trotz seines Wechsels immer noch meinen Freund nenne. Außerdem freut es mich, dass es noch einige Leute im Umfeld gibt, die trotz widrigster Bedingungen, bedingungslos hinter dem Verein stehen. Zwar werden diese Menschen immer weniger, aber diejenigen, von denen ich spreche, dafür immer engagierter. Hier auch einfach mal ein großes Danke!

Wie ich die bisherige Saison sehe: Ähnlich wie meine gesamte Zeit bei der Borussia. Viele Höhe, aber auch einige Tiefen.  Sehr zufrieden bin ich mit der Entwicklung im körperlichen Bereich, der ja primär auch zu meinem Aufgabenbereich gehört und der Stabilisierung der Defensive.

Warum ich meinen Vertrag vorzeitig verlängert habe: Weil ich bedingungslos an die Mannschaft glaube, viele wirkliche Freunde in der Mannschaft habe und den Verein niemals, egal wie schwierig es manchmal ist, im Stich lasse. Weil ich sportlich dabei helfen möchte, die ganzen negativen Menschen im Umfeld der Borussia zum Schweigen zu bringen, und meinen Teil dazu beitragen will, dass in diesem Verein werteorientiert und menschenwürdig miteinander umgegangen wird.

Wie ich mit der Krise umgehe (sportlich / privat / beruflich): Sportlich sind wir zuhause im Besitz einiger Geräte, so dass ich durch zum Teil zweimaliges Training am Tag womöglich noch fitter als vorher zurückkomme. Beruflich besteht meine Hauptaufgabe aktuell darin, meinen Schülern digitale Lernpakete zu erstellen und für Fragen und Anregungen beratend tätig zu sein. Jedoch vermisse ich meine Klassen sehr, sowie meinen Sportunterricht und rege Diskussionen im Politikunterricht. Privat machen mir die Einschränkungen etwas zu schaffen, da ich ein sehr aktiver Mensch bin und z.B. Fitnessstudio oder Tennis mit unserem Physio Max sehr vermisse.

Die unterbrochene Saison (notfalls im September) fortsetzen oder nicht fortsetzen? Ist mir egal. Ich bin immer bereit und werden mich den Gegebenheiten anpassen. Ich möchte einfach nur wieder trainieren und spielen.

Wie ich meine Rolle / Funktion als Torhüter im Mannschaftsgefüge sehe: Als einer der Erfahrenen, sehe ich mich teilweise als Mentor für einige der jungen Spieler. Mir ist es wichtig, dass im Spiel eine klare Struktur herrscht und alle sich auf ihre Aufgaben besinnen. Neben meiner Hauptaufgabe, Tore verhindern, sehe ich die Einhaltung dieser Struktur und das Ordnen der Mannschaftsteile sowie das Aufrechterhalten der sportlichen Mentalität auf dem Platz als meine primäre Funktion.

Wie ich mit Fehlern umgehe (die bei einem Torhüter ja manchmal besonders schwer wiegen): Eine Sekunde später interessiert mich der Fehler nicht mehr. Aus meinen Fehler, die ich gemacht habe, habe ich immer meine Lehre gezogen und mich so ständig verbessert. Mich interessiert es auch nicht, wenn ich kritisiert werde von Zuschauern, Fans etc. Ich kenne mein Torwartspiel am besten und deshalb weiß ich auch am besten, was ich womöglich hätte anders machen können. Ich gestehe natürlich jedem zu, mich zu kritisieren, aber außer von Björn oder meinen Mitspieler oder meinem Vater, hat diese Kritik für mich kein Gewicht.

Was mich am Fußball (manchmal) ärgert: Die kommerzielle Entwicklung bis in die Amateurligen. Für einen Fußballer 220 Millionen Euro zu zahlen finde ich einfach nur krank. Mit dem Geld hätte man so viel Gutes in der Welt tun können. Darüber hinaus der Hass und die Hetze, die auch Borussia betreffen. Zu meinem Berufsbild gehört es, jungen Menschen ein menschenwürdiges, demokratisches und wertbasiertes Sozialverhalten näher zu bringen. Beim Fußball und bei Borussia selbst muss ich aber zum Teil machtlos mitanschauen, wie Menschen ein solches Verhalten des sozialen Miteinanders mit Füßen treten. Aber eigentlich ärgern mich diese Menschen nicht, sondern vielmehr finde ich es traurig und habe Mitleid für eine solche Boshaftigkeit.

Meine Hobbies (außer Fußball): Fitness, diverse andere sportliche Aktivitäten wie Bouldern oder Tennis und ein ausgeprägtes politisches Interesse

Was ich sonst noch sagen möchte: Ich möchte Mannschaft, Trainer, Vorstandsteam und den echten Borussen-Fans danken, für den Zusammenhalt und das soziale Miteinander. Ich glaube an meine Mannschaft, und wir werden noch so einiges erreichen, wenn wir weiter unseren Job ordentlich und zielorientiert machen. Aktuell besteht die Borussen-Familie nur noch aus dem harten Kern. Aber dieser Kern ist in meinen Augen der Funke, der das Borussen- Feuer wieder entzünden kann. Wie das aussehen kann, zeigt die aktuelle virtuelle Spendenaktion. Danke an alle die sich beteiligt haben. Bleibt gesund!

Diesen Wunsch geben wir gerne zurück. Vielen Dank, Philippe Persch, für Deine offenen und ehrlichen Worte! (-jf-)

Unser Torhüter Philippe Persch in Bildern (alle Fotos: -jf-):

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