„Echte Ellenfeld-Atmosphäre zu erleben – darauf arbeite ich hin!“

Borussias Mittelfeldakteur Nico Christmann im Gespräch vor dem Auftakt der Frühjahrsrunde am morgigen Samstag gegen Rot-Weiß Hasborn (15.00 Uhr / Ferraro-Sportarena)

„Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt“, soll der legendäre chinesische Philosoph Laotse im 6. Jahrhundert gesagt haben. Den allerersten Schritt auf seiner Reise durch die Fußballer-Karriere hat der 5jährige Nico Christmann beim SV Olympia Ramstein, unweit seines Geburtsorts Landstuhl, getan. Über den 1. FC Kaiserslautern, den FC Homburg und den SV Steinwenden ist der Mann mit der Nummer 19 auf dem Trikot im vergangenen Sommer ins Ellenfeld gekommen. Hier hat er anfänglich viel Zeit auf der Reservebank verbracht. Doch mit ungebrochenem Optimismus, viel Geduld und einer Riesenmenge Trainingsengagement hat er in den letzten Monaten gleich mehrere Schritte nach vorne gemacht. Und wo die Reise hingeht, auch wenn sie nicht gleich „tausend Meilen“ lang sein wird, weiß er auch: Nico Christmann (NC) möchte mit der Borussia am Ende der Saison gerne in die Oberliga aufsteigen! Über seine bisherigen Erfahrungen im Ellenfeld, über seine Hoffnungen und Wünsche sowie über den Auftakt der Frühjahrsrunde morgen gegen Rot-Weiß Hasborn spricht der 21jährige Mittelfeldspieler im Interview.

Nico, acht Monate bist du jetzt Teil des Borussen-Teams, hast zwei Vorbereitungen mitgemacht. Zur Borussia bist Du, wie Du selbst gesagt hast, gekommen, weil Du Herausforderungen liebst und weil Dir das Projekt, eine neue Mannschaft mit Perspektive zusammenzustellen, gefallen hat. Wie sieht jetzt Deine Bilanz aus?

NC: Die letzten Wochen und Monate hat die Sache richtig Spaß gemacht. Ich hatte ja am Anfang nicht so viele Einsatzzeiten. Aber jetzt habe ich meine Chance bekommen, durfte mich in jedem Spiel zeigen, Tore schießen und weiter Selbstvertrauen gewinnen. Ich spüre das Vertrauen, das der Trainer mir geschenkt hat, und das will ich gerne mit vollem Einsatz für die Mannschaft zurückzahlen.

Was hast Du denn in diesen acht Monaten im Ellenfeld gelernt? Worin hast Du Dich verbessert?

NC: Zu Beginn des Lernprozesses musste ich die Erfahrung machen zurückzustecken. Ich habe ja lange auf der Bank gehockt. Das war für mich neu. Aber da ich ein positiv denkender Mensch bin, habe ich das gerne angenommen und den Ehrgeiz entwickelt, in jedem Training richtig Gas zu geben und mir die Chance auf Einsatzzeiten zu erarbeiten. Dass das funktioniert hat, freut mich und ist für mich Ansporn, die nächsten Schritte zu machen. Zudem habe ich mich auf meiner Position im rechten Mittelfeld gut eingelebt, auch wenn es nicht meine Wunschposition ist. Ich selbst sehe mich eher als 6er, 8er oder 10er in der Mitte. Aber das Team steht im Vordergrund – das heißt für mich: Ich gebe da mein Bestes, wo der Trainer mich hinstellt und die Mannschaft mich braucht!

Wo siehst Du persönlich noch Optimierungsbedarf?

NC: An meiner Schnelligkeit muss ich noch arbeiten!

Auch als Torschütze konnte sich Nico Christmann (Nr. 19) mittlerweile auszeichnen: Sein Premierentor aus dem Hinterhalt brachte das 2:1 für Borussia in Quierschied (oben), beim 4:0 in Hermersberg in der Vorbereitung gelang ihm ein Kopfballtor (unten / Fotos: -jf-)

Du hast den Trainer angesprochen. Welche Rolle spielt Thorsten Lahm für Euch als Mannschaft?

NC: Seine ruhige, entspannte Art tut uns allen richtig gut! Vor dem Spiel ist unsereins schon mal ein bisschen nervös. Doch Thorsten Lahm weiß, was wir können, er glaubt an uns, das vermittelt er uns auch und pusht uns nach vorne. Auf diese Weise stärkt er unser Selbstbewusstsein, was wir als junge Mannschaft brauchen. Er ist nicht nur unser Trainer, sondern auch Freund und Mensch. Bei aller Gelassenheit spricht er aber auch Fehler klar an und fordert Verbesserung ein. Seine Kritik richtet sich aber immer nur auf das, was wir auf dem Platz in Spiel und Training falsch machen, nie gegen den Menschen. Das zeichnet einen guten Trainer aus. Thorsten Lahm und wir als Mannschaft – das passt!

In der Vorbereitung gab es zum Teil deutliche Siege in Blieskastel (5:0), Hermersberg (4:0) und gegen Deinen Ex-Club Steinwenden (3:1). Zuletzt gegen die U23 des FK Pirmasens (3:3) und in Merchweiler (1:4) hakte es etwas, es gab 7 Gegentore. Wie beurteilst Du die Vorbereitung insgesamt?

NC: Insgesamt positiv. In den ersten Spielen lief es richtig gut, wir haben gespürt, wozu wir in der Lage sind. Dabei haben wir uns gegen die pfälzischen Mannschaften leichter getan. In der Saarlandliga wird giftiger und aggressiver agiert. Die Niederlage in Merchweiler war für uns ein sehr heilsamer und lehrreicher Warnschuss zur rechten Zeit: Wir konnten sehen, was noch nicht gut ist, an welchen Feinheiten im Training noch gearbeitet werden muss. Aus solchen Niederlagen lernt man oft am meisten. Aber klar ist auch: 7 Gegentore sind zu viel, da haben wir es den Gegnern zu leicht gemacht. Das darf uns in der Runde definitiv nicht passieren, da müssen wir in der Defensive voll konzentriert und fokussiert sein!

Was erhoffst Du Dir von der restlichen Runde?

NC: Ganz klar: Wir wollen in die Oberliga aufsteigen! Am liebsten wollen wir die Chance direkt ergreifen ohne den Umweg über die Relegation zu gehen. Doch darum kämpfen außer uns noch acht, neun weitere Mannschaften. Die Tabellenkonstellation ist ja ganz eng. Das bedeutet aber auch: Es gibt nahezu an jedem Spieltag Spitzenspiele, in dem sich die Konkurrenten gegenseitig Punkte abnehmen. Das gilt es natürlich auszunutzen und zur Stelle zu sein, wenn es darauf ankommt!

Aber Relegation hat auch was – man denke da nur an den stimmungsvollen Auftritt gegen den SC Idar-Oberstein im vergangenen Juni …

NC: … das stimmt, da war ich im Stadion live dabei, habe regelrecht Gänsehaut bekommen und mich auf die Borussia gefreut. Auch beim 1:0 gegen den FC Homburg war ich im Ellenfeld, als Vincenzo Accursio fast mit dem Schlusspfiff das goldene Tor erzielt hat. Eine Wahnsinnsatmosphäre! Dennoch würden wir auf die Relegation gerne verzichten. Auch ohne sie lässt sich ein Aufstieg gebührend feiern.

Auch ohne Relegation am 28. Mai möglichst den Aufstieg feiern möchte Nico Christmann (5. v. li.) zusammen mit seinen Mannschaftskameraden so wie hier nach dem Sieg gegen Homburg, dann aber im Stadion! (Foto: -jf-)

Echte Ellenfeldatmosphäre durftest Du ja bisher noch kaum erleben, weil derzeit nicht im Stadion gespielt wird!

NC: Das stimmt. Als wir beim 3:2 gegen Ballweiler das Spiel gedreht haben, konnte ich so ein bisschen erahnen, was im Stadion los ist, auch wenn ich in diesem Spiel nicht eingesetzt wurde. Aber diese Stadionerlebnisse sind für mich eine totale Motivation, weiter alles zu geben, um dann, wenn der neue Rasen liegt, ins Ellenfeld einzulaufen, in diese Atmosphäre einzutauchen und nach einem Sieg in die Fankurve zu gehen! Darauf arbeite ich hin!

Du sprichst den Aufstieg als Ziel offen aus. Nenne uns doch bitte Gründe, warum die Borussia aufsteigt!

NC: Erstens: Unser Zusammenhalt. Wir sind seit Saisonbeginn, als viele neue Spieler gekommen sind, zu einer verschworenen Einheit geworden, die sich auch außerhalb des Platzes gut versteht und zusammenhält. Zweitens: Unsere Spielfreude, die wir auf dem Kunstrasen viel besser zur Geltung bringen können. Das konnten wir ja vor allem in den Spielen gegen Homburg und Mettlach zeigen. Drittens: Unsere wiedergewonnene Aggressivität im Zweikampfverhalten. Viertens: Die verbesserte Effektivität in der Offensive und im Abschluss. Und schließlich die Tatsache, dass mit Dylan Sodjim Christoph Stemmler, Kevin Saks und Sebastian Cullmann einige Langzeitverletzte zurückgekommen, die uns mit Sicherheit stärker machen. So ist zum Beispiel Dylan Sodji einer, der auch mal richtig dazwischenhaut und uns wachrüttelt. Auch einer wie Sebastian Cullmann hat uns lange gefehlt mit seinen Offensiv-Impulsen, seiner Kreativität und seinen Ideen!

Zum Start morgen kommt Rot-Weiß Hasborn. Ein Gegner, der im letzten Testspiel – im Gegensatz zur Borussia – mit einem überzeugenden 3:0 gegen Oberligist Jägersburg aufwartete. Wie ordnest Du dieses Spiel ein?

NC: Ein Spiel mit viel Gewicht! Hasborn ist ein starkes Team, ein direkter Konkurrent im Kampf um die vorderen Plätze, der nicht zu unterschätzen ist. Ein guter Start ist ganz wichtig für den weiteren Verlauf der Runde. Wir wollen möglichst dort anknüpfen, wo wir vor der Winterpause beim 4:1 gegen Mettlach aufgehört haben, und alles geben, um die drei Punkte im Ellenfeld zu behalten!

Dafür wünschen wir Euch ganz viel Erfolg und auch das Quäntchen Glück, ohne das es nicht geht! Vielen Dank für das Gespräch, Nico, und auf Deiner persönlichen Reise, auch wenn sie nicht „tausend Meilen“ lang sein wird, viele weitere gute Entwicklungsschritte! (-jf-)

Unsere Bilder zeigen Nico Christmann beim engagierten und couragierten Einsatz im Borussen-Trikot. (Fotos: -jf-)

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