Bewegte Borussen-Bilder in Schwarz und Weiß

„SR retro“ zeigt Szenen aus alten Oberliga-Spielen im Ellenfeld-Stadion / Sehenswerte Zeitdokumente: Spiele aus 1961 gegen die beiden Eintracht-Teams aus Trier (3:0) und Bad Kreuznach (3:2) in der Mediathek abrufbar

Unser Bild: Borussias 2:0 in der Entstehung – Rudi Dörrenbächer setzt sich auf der rechten Seite durch, die Hereingabe setzt Werner Emser in der Mitte direkt ins Netz. (Screenshots: -jf-)

Anlässlich des UNESO-Welttages des Audiovisuellen Erbes am 27. Oktober 2020 haben die Fernsehanstalten ihre Archive geöffnet. Unter dem Motto „ARD retro“ das audiovisuellen Kulturerbe überliefert und gesichert werden. Die Zuschauer können in der Mediathek anhand von Beiträgen zu ganz unterschiedlichen Themen in die Zeit der 50er- und frühen 60er-Jahre eintauchen und Geschichte nacherleben. Diesem Anliegen hat sich der Saarländische Rundfunk  (SR) angeschlossen. Dabei sind in der Rubrik „Sport an der Saar“ auch bewegte Bilder von Spielen der Borussia noch vor Gründung der Bundesliga in der alten Oberliga Südwest zu bestaunen. Seltene Zeitdokumente , die man so nicht alle Tage zu sehen bekommt, dazu in Schwarz und Weiß, den Vereinsfarben der Borussia!

In der Sendung „Abendschau“, die seit Januar 1961 nur werktags ausgestrahlt wurde und als Keimzelle des „Aktuellen Berichts“ gilt, kommentierte SR-Reporter Hans Berwanger in einem fast zehnminütigen Bericht Szenen aus dem Heimspiel gegen Eintracht Trier, das die Borussen vor mehr als 60 Jahren am 27. Februar 1961 mit 3:0 gewannen. Das Ellenfeld-Stadion war noch nicht ausgebaut, die steil in den Himmel ragende Spieser Kurve gab es noch nicht. Auch die Haupttribüne war noch die, die Anfang der 30er Jahre auf Initiative einer Tribünengesellschaft errichtet worden war. Immerhin: Die Sporthalle war bereits (seit 1960) fertig und bildete den östlichen Abschluss der Arena. Immer wieder von der Kamera eingefangene Eindrücke aus dem Publikum offenbarten für die heutige Zeit Ungewöhnliches: Fanszene und Ultras fehlten, gelegentlich blies jemand in eine Fahrradhupe. Die 5.000 Zuschauer waren überwiegend männlichen Geschlechts, die meisten witterungsbedingt in lange Mäntel gehüllt mit Hüten auf dem Kopf. Und das, was an diesem Sonntag in Neunkirchen rauchte, waren beileibe nicht nur die Schlote von Eisenwerk und Hochöfen!

Zum Sportlichen: Die Trierer, in deren Reihen sich die späteren Borussen Elmar May und Paul Pidancet auffällig oft in Szene zu setzen wussten, mischten in der ersten halben Stunde munter mit. Hinten war Eintracht-Torhüter Butscheidt ein sicherer Rückhalt, der mit reaktionsschnellen Paraden einen Rückstand zunächst noch zu verhindern wusste. Machtlos war er allerdings nach 30 Minuten gegen Erich Leists platzierten Elfmeter. Was war passiert? Borussias Goalgetter Rudi Dörrenbächer, wie immer schwer vom Ball zu trennen, hatte sich im Strafraum energisch gegen zwei Trierer durchgesetzt und konnte nur noch regelwidrig von Keeper Butscheidt von den Beinen geholt werden. Und die Borussen legten nach! Diesmal war Dörrenbächer der Vorbereiter, tankte sich am rechten Flügel durch, während Werner Emser den Flankenball volley aus der Luft zum 2:0 verwandelte (32.). Doch die Trierer steckten nicht auf: Ein knackiger Schuss von Elmar May flog nach einem Abpraller über das von Horst Kirsch souverän gehütete Borussen-Tor, wenig später traf Paul Pidancet im Fünf-Meter-Raum das Leder aus bester Position nicht richtig, so dass Kirsch parieren konnte.

Damals noch im Trierer Trikot: Elmar May (Nr. 7) beim Freistoß gegen die Borussen-Mauer (oben), Chance für Borussia bei einem Flugkpfball von Rudi Dörrenbächer (unten) – Szenen aus dem historischen Spielbericht bei „SR retro“. (Screenshots: -jf-)

Und nach dem Seitenwechsel? „Die Borussen waren sehr einsatzfreudig und kampfkräftig und bestimmten das Spielgeschehen ganz klar“, ordnete Reporter Hans Berwanger das Geschehen ein. Angekurbelt vom umtriebigen Karl Ringel und Stürmer Dieter Schock, der ein riesiges Laufpensum absolvierte und überall auf dem Platz zu finden war, erspielten sich die Ellenfelder jetzt Chance um Chance, die der aufmerksame Butscheidt im Trierer Tor jedoch immer wieder zunichte zu machen wusste. Den Deckel drauf machte eine Viertelstunde vor Schluss Torjäger Rudi Dörrenbächer, der eine von Günter Kuntz aus vollem Lauf von der linken Sturmseite geschlagene Hereingabe aus kurzer Distanz ins Netz lenkte. „Am Ende zufriedene Gesichter in Neunkirchen, ein verdientes klares Ergebnis“, so das Fazit von Hans Berwanger. Zufrieden sein konnten die Borussen auch am Ende der Spielzeit: Platz zwei berechtigte zur Qualifikation um die Endrunde zur Deutschen Meisterschaft. Hier hatte Borussia gegen eine bärenstarke Frankfurter Eintracht beim 0:5 allerdings keine Chance.

Gegen Eintracht Trier hatte Borussen-Coach Adi Preißler folgende Mannschaft aufs Feld geschickt: Horst Kirsch – Josef Frisch, Dieter Harig, Hermann Baus, Gerd Lauck, Erich Leist, Günter Kuntz, Rudi Dörrenbächer, Dieter Schock, Werner Emser, Karl Ringel.

Die Spielszenen sind unter folgendem Link abrufbar:

https://www.ardmediathek.de/video/sr-retro-abendschau/fussball-borussia-neunkirchen-eintracht-trier-3-0/sr-fernsehen/Y3JpZDovL3NyLW9ubGluZS5kZS9SRVRSTy1BU185Mzk0MQ/

Auch vom Spiel der Borussia am 8. Oktober 1962 gibt es bewegte Bilder. 3:2 schlugen die Borussen an diesem Tag die Kreuznacher Eintracht, die früh in Führung gegangen war. Paul Pidancet (17.) und Achim Melcher (54.) drehten die Partie, ehe nach dem Kreuznacher Ausgleich Erich Leist einen Foulelfmeter zum 3:2-Siegtreffer verwandelte. Der 6minütige Beitrag, kommentiert von SR-Legende und dem späteren Sportschau-Moderator Werner Zimmer, ist unter folgendem Link einsehbar:

https://www.ardmediathek.de/video/sr-retro-abendschau/fussball-borussia-neunkirchen-kreuznach/sr-fernsehen/Y3JpZDovL3NyLW9ubGluZS5kZS9SRVRSTy1BU185Mzk0MA/

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