1:3 – Idar-Oberstein erobert das Ellenfeld

Bild mit Symbolcharakter: Hingefallen ist die Borussia beim 1:3 gegen Idar-Oberstein. Jetzt heißt es in Kirchberg wieder aufstehen. Kapitän Marco Dahler (re.) ging schon gleich nach Spielschluss mit gutem Beispiel voran und hilft dem jungen Roman Torres wieder auf die Beine. (Foto: -jf-)

Als Schiedsrichter Jean-Luc Behrens aus Neunkhausen im Westerwald zum letzten Mal in seine Pfeife blies und das Aufstiegsspiel der Borussia gegen den SC Idar-Oberstein abpfiff, herrschte im weiten Rund des Ellenfelds eine seltsame Stimmung. Fast hatte man den Eindruck, es stünden nur Verlierer auf dem Platz. Auf der einen Seite die Borussen, gerade mit 1:3 geschlagen, bitter enttäuscht ob der eigenen Leistung in diesem so wichtigen Spiel und in dem Bewusstsein, dass man weitaus mehr auf den Platz zu bringen in der Lage ist. Auf der anderen Seite die Gäste aus Idar-Oberstein, verdienter 3:1-Sieger und dennoch mit gebremster Freude durch die 0:1-Niederlage im ersten Spiel auf eigenem Platz gegen den TuS Kirchberg. Der Rheinlandvertreter, im Ellenfeld zwecks Beobachtung vertreten durch sein Trainerteam, schien der wahre Sieger dieses Spiels zu sein. Denn Fakt ist: Kirchberg, als Außenseiter in die Runde gestartet, hat vor dem Finalspiel gegen die Borussia am kommenden Sonntag (15.30 Uhr) die besten Karten im Aufstiegsrennen – ein Punkt genügt zum Sprung in die Oberliga. Die Borussen, die auf eigenem Platz erstmals nach dem 1:2 gegen Auersmacher am 12. März wieder besiegt wurden, müssen hingegen nun mit drei Toren Unterschied gewinnen, um ihre letzte Chance zu wahren.

Trotz der ungünstigsten Ausgangslage und der riesigen Enttäuschung ist Björn Klos nicht bereit, die Flinte vorzeitig ins Korn zu werfen. „Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Im Fußball ist alles möglich, im Fußball ist schon alles passiert. Wir allein können selbst entscheiden, ob wir unser letztes gemeinsames Spiel abschenken oder nicht. Das haben wir immer noch in unserer Hand. Ich werde jedenfalls alles dafür tun, brauche aber auch eine Körpersprache, die Euren Willen, Eure Leidenschaft und Euren Glauben an das schier Unmögliche zum Ausdruck bringt“, richtete Borussias Trainer im Mannschaftskreis direkt nach dem Spiel aufrüttelnde Worte an seine Schützlinge und hatte im Gegner aus Idar-Oberstein auch gleich ein Vorbild parat: „Die haben es uns heute vorgemacht, wie das geht. Sie haben heute alles rausgehauen, sie wollten den Sieg unbedingt und sie haben ihn sich auch verdient, weil sie heute besser waren. Aber wir können am Sonntag auch besser sein. Da ist noch viel Luft nach oben. Also, auf Männer, Kopf hoch“, so Björn Klos.

Die Borussen, die kurzfristig auf den bei einem Arbeitsunfall am Fuß verletzten Simon Schreibeisen verzichten mussten, hatten zwar den besseren Start und nach gut 5 Minuten bei Daniel Schlickers Kopfball nach Freistoß von Fabian Scheffer Pech, dass das Leder nur ganz knapp am linken Pfosten vorbeistrich, aber die Gäste nutzten nach 7 Minuten eine Standardsituation zur Führung: Marius Gedratis nahm Maß und wuchtete den Ball aus rund 20 Metern genau in den linken oberen Torwinkel – ein sehenswerter Freistoß und quasi der Dosenöffner des Spiels, denn das 0:1 verlieh Idar-Oberstein das ersehnte Selbstbewusstsein, um mit zunehmender Spieldauer die Zügel in die Hand zu nehmen. Die Borussen-Defensive hatte immer wieder Probleme mit den flinken Angreifern der Gäste und kam nicht richtig in die Zweikämpfe. So verhinderte Philippe Persch nach einer Viertelstunde mit reaktionsschneller Fußabwehr gegen Alex do Nascimento, der sich gleich gegen mehrere Gegner durchgesetzt hatte, das 0:2. Die Borussen dagegen taten sich schwer, Gelegenheiten zu kreieren. Der Grund: Es wurde viel mit langen Bällen operiert, und im Kampf um die zweiten Bälle waren die Gäste immer wieder Sieger, da die Abstände im Borussen-Spiel nicht stimmten. Dennoch brauchte Idar-Oberstein einen veritablen Fauxpas von Borussias Defensive, um die Führung auszubauen: Justus Klein eroberte auf der linken Flanke den Ball, bediente den in der Mitte mitgelaufenen Goalgetter Florian Zimmer, der aus dem Rückraum keine Mühe hatte, die Vorlage freistehend einzunetzen (34.).

Unmittelbar vor dem 0:2: Justus Klein (i.) hat vorgelegt, Florian Zimmer (25) netzt ein, Marco Dahler und Philippe Persch können nicht mehr eingreifen (oben). Doch nur drei Minuten später ist die Hoffnung zurück im Ellenfeld: Torschütze Marco Dahler ballt die Faust, nur noch 1:2! (unten) (Fotos: -jf-)

Die Borussia reagierte – mit Wut im Bauch und mit Erfolg: Nur drei Minuten nach dem 0:2 legte Dylan Sodji nach einer Ecke von Niklas Allenfort für Marco Dahler auf, Borussias Kapitän fackelte nicht lange und zog ins lange Eck ab. Die Hoffnung war ins Ellenfeld zurückgekehrt, wiewohl man feststellen musste, das nach intensiven 45 Minuten die Halbzeitführung für starke Gäste in Ordnung ging. Björn Klos reagierte und brachte nach dem Seitenwechsel mit Vincenzo Accursio (für Tim Klein) und Roman Torres (für Kamil Czeremurzynski) frische Offensivkräfte. Wieder setzte Daniel Schlicker den ersten Akzent, doch sein 20-Meter-Schuss strich nur knapp am Tor von SC-Keeper Michel Schmitt vorbei. Danach stand zweimal Vincenzo Accursio om Mittelpunkt des Geschehens: Zunächst kratzte Michel Schmitt den Kopfball des 21jährigen (nach langem Einwurf von Niklas Allenfort) aus dem Torwinkel, dann schlenzte Borussias Nummer 10 eine Hereingabe von Fabian Scheffer nur um Haaresbreite am Tor vorbei.  SC-Coach Andy Baumgartner spürte das Erwachen der Borussia, brachte deshalb den erfahrenen Christian Henn zur Stabilisierung des eigenen Teams. Die Partie wogte jetzt bei leichtem Ballbesitzvorteil der Borussia hin und her, aber die Gäste waren bei ihren Kontern stets brandgefährlich. So hielt Philippe Persch seine Mannschaft im direkten Duell gegen Florian Zimmer noch im Spiel (76.), war aber nach 84 Minuten machtlos, als Idar-Oberstein nach Balleroberung im Mittelfeld eine (allerdings abseitsverdächtige) Überzahlsituation mit Vorlagengeber Marius Botiseru und Torschütze Lennert Arend clever ausspielte und den Deckel draufmachte. Anschließend Pech für die Borussen, dass das Spiel wegen des bereits erschöpften Auswechselkontingents die Partie in Unterzahl beendet werden musste: Denn Sebastian Cullmann hatte sich bei einem Zweikampf verletzt und musste mit starken Schmerzen in der Brust ins Krankenhaus gebracht werden. Inzwischen konnte der Mittelfeldspieler Entwarnung geben: „Zum Glück ist weder etwas gebrochen noch ein Organ betroffen, wohl nur eine starke Prellung!“

Den Ausgleich „auf dem Schlappen“: Nur um Haaresbreite am Tor vorbei zielte Daniel Schlicker kurz nach der Pause mit diesem wuchtigen Distanzschuss. (Foto: -jf-)

„In der Schlussphase nach dem 1:3 haben wir einfach zu wenig investiert, um das Ergebnis noch zu korrigieren. Dabei hatte ich der Mannschaft klar gemacht, dass in diesem Spiel jedes Tor wichtig ist. Doch die Körpersprache war genau das Gegenteil von dem, was in dieser Situation notwendig gewesen wäre“, resümierte ein sichtlich enttäuschter Björn Klos, der erneut bemängelte, „dass wir zum wiederholten Male dieselben Fehler gemacht haben, die dann vom Gegner knallhart bestraft wurden. Das zieht sich schon durch die ganze Saison hindurch.“ Sein Kollege Andy Baumgartner war naturgemäß sehr zufrieden: „Dass wir nach dem Nackenschlag vom Samstag hierhin fahren und 3:1 gewinnen, darauf hatte ich gehofft, aber gerechnet hatte ich nicht damit. Ich hätte die Borussia insgesamt aggressiver erwartet. Von der Atmosphäre her war es für uns alle überragend, hier zu spielen. Vielleicht hat die große Kulisse die Borussia auch gelähmt. Was die Fans hier 90 Minuten veranstaltet haben, auch nach dem Rückstand, war einfach geil und hat auch uns sehr motiviert“, zeigte sich der SC-Coach mehr als angetan von der inspirierenden Stimmung.

Wie ordnet der Trainer, der am letzten Spieltag der Konkurrenz tatenlos zuschauen muss, das 3:1 vom Ellenfeld in den Gesamtkontext der Runde ein? „Wenn wir es nicht schaffen, haben wir es nicht in Neunkirchen verbockt, sondern im Heimspiel gegen Kirchberg. Aber ich denke, dass der Sportsgeist der Borussen am Sonntag da ist und sie in Kirchberg alles raushauen.“ Ein Sieg der Borussia mit zwei Toren Unterschied würde das Oberliga-Tor für Idar-Oberstein öffnen. Deshalb gibt Andy Baumgartner zu: „Am Sonntag bin ich zum ersten Mal im Leben ein Neunkircher!“ Und fügt lächelnd hinzu: „Ich habe auch noch ein Borussia-Trikot daheim. Das von David Becker!“ Der heute 30jährige spielt mittlerweile beim FK Pirmasens und absolvierte als Jungspund in den Jahren 2011 bis 2013 67 Spiele für die Borussia in der Oberliga. Ob Andy Baumgartner am Sonntag beim entspannten Angeln mit seinem Sohn und dessen Freunden das Borussen-Trikot anzieht, wollte er nicht verraten! (-jf-)

Statistik: Borussia – SC Idar-Oberstein 1:3 (1:2)

Borussia: Philippe Persch – Niklas Allenfort, Tim Cullmann, Kamil Czeremurzynski (ab 46. Roman Torres), Marco Dahler, Christoph Stemmler (ab 26. Quincy Henderson), Fabian Scheffer (ab 76. Sebstian Cullmann), Daniel Schlicker, Dylan Sodji, Tim Klein (ab 46. Vincenzo Accursio), Kevin Saks. – Trainer: Björn Klos. – Co-Trainer: Özal Acar.

SC Idar-Oberstein: Michel Schmitt – Luca Baderschneider (ab 69. Thiago Reis Viana), Paulo Roberto Silva de Souza, Lennert Arend (90. Philipp Schneider), Marius Botiseru, Alexander Davidenko, Marius Gedratis, Danny Lutz, Alex Ricardo Xavier Do Nascimento, Justus Klein (ab 62. Christian Henn), Florian Zimmer (87. Maurice Müller). – Trainer: Andy Baumgartner. – Co-Trainer: Christian Henn.

Tore: 0:1 (7.) Marius Gedratis, 0:2 (34.) Florian Zimmer, 1:2 (37.) Marco Dahler, 1:3 (84.) Lennert Arend. – Zuschauer: 2000. – Schiedsrichter: Jean-Luc Behrens (Neunkhausen). – Gelbe Karten Borussia: Roman Torres (65.), Kevin Saks (71.), Björn Klos.

Nachstehend ein paar Bildeindrücke vom Spiel der Borussia gegen den SC Idar-Oberstein. (Fotos: -jf-)

9 Kommentare

  1. Ida kam mit einer Heimniederlage ins Ellenfeld und hatte nichts zu verlieren. Und genau so müssen wir nach Kirchberg reisen.Respekt vor der tollen Kulisse und Gruß an die FCS Kulisse die bis zur letzten Sekunde unsere Borussia anfeuerten. Bis auf das Ergebnis war es ein toller Tag im Ellenfeldstadion.Da wurden Erinnerungen wach.GO BORUSSIA.

  2. Die Borussia sollte in Kirchberg auch mal an die Gefühle ihrer Fans denken.
    Auch andere Saar-Vereine hat man bereits mit dem ersten Relegationsergebnis tief enttäuscht. Da war vorher auf Trier mehr Verlass.

  3. Ja,wir FC Fans hatten ganz schön trara gemacht …
    Ich hatte mich auch über den Trainer gewundert, falsch und zu spät gewechselt,irgendwie wirkte er lustlos …
    Auf der Heimfahrt hatten wir geredet,wie das die Borussia noch schaffen könnte ,ein Gedanke von Uwe war … Trainer raus und der neue könnte nochmals für das eine Spiel eine extra Portion Power frei schalten …wie gesagt ,war nur ein Gedanke !!!
    Viel Glück Borussia !!!

  4. Wenn man alle Kommentare hier liest, egal von Wem auch immer (inkl. Facebook) ist das Fazit, dass der Trainer Klos falsche Entscheidungen getroffen hatte und diese „Runde verbockt“ hat … Schade …

    Vielleicht „reißt“ die Mannschaft in Kirchberg „das Ruder noch rum“??
    Hoffen wir Alle ..

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