0:4 – Borussia vergeigt den Restrunden-Auftakt

Bild mit Symbolcharakter: So wie hier (v.l.) Tim Cullmann, Kevin Saks und Tim Klein ließ sich Borussia vom kompromisslos fightenden Gegner aus Eppelborn aus der Bahn werfen. (Foto: -jf-)

Unzufriedenheit, Missmust, Frust, Desillusionierung, Ernüchterung, Enttäuschung. Eine Mischung aus all dem griff im Borussen-Lager nach der mehr als kalten 0:4-Dusche zum Auftakt der Meisterschaftsrunde in Eppelborn um sich. „Wir haben uns erst den Schneid abkaufen und dann abkochen lassen“, resümierte ein sichtlich angefressener Björn Klos die 90 Minuten im Illtalstadion. Die Ursachen für die seltsam blutleere Vorstellung seiner Mannschaft, die noch in den Tagen zuvor eine mehr als ordentliche Trainingsleistung an den Tag gelegt hatte, geben dem Borussen-Coach indes Rätsel auf. „Auch als Trainer kannst du nicht alles erklären“, sagte noch gestern Abend Gladbachs Coach Dieter Hecking im Interview mit Moderatorin Kathrin Müller-Hohenstein im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF. Das könnte Björn Klos derzeit eins zu eins unterschreiben. Borussias ziemlich fassungsloser Übungsleiter, der vor der Partie noch so optimistisch war und eigentlich ein „ganz gutes Gefühl“ hatte, gab deshalb seinen Schützlingen im Mannschaftskreis gleich nach dem Spiel eine Hausaufgabe für den Sonntag mit auf den Weg: „Jeder einzelne soll sich mal Gedanken darüber, wie wir uns hier präsentiert haben! Montag im Training werden wir das aufarbeiten.“

Bedenklich: Aus dem Spiel heraus erarbeiteten sich die Borussen so gut wie keinen Abschluss und keine Torchance. Noch bedenklicher: Die Mannschaft zeigte sich bei allem Bemühen, das jedem Einzelnen sicher nicht abzusprechen war, nicht unbedingt als funktionierende Einheit. Vielmehr musste man – vor allem nach dem vorentscheidenden 0:2 – den Eindruck gewinnen, als zerfalle das Team in Einzelteile. „Wir haben nicht mal 1 Prozent der in den acht Wochen der Vorbereitung im Training erarbeiteten Dinge auf den Platz gebracht“, monierte Björn Klos, der den Auftritt als „kollektives Versagen“ brandmarkte und dem Gegner attestierte, „die wichtigen Tugenden, die ein Spiel entscheiden, gezeigt zu haben: Wille und Biss. Deshalb haben sie auch hochverdient gewonnen.“ In der Tat wirkten die Akteure des FVE hochmotiviert und gallig, gaben keinen Zentimeter des nagelneuen Kunstrasens kampflos preis, warfen sich leidenschaftlich in jeden Zweikampf.

Dabei hatte Borussia gar nicht schlecht begonnen. In einer ausgeglichenen Anfangsphase, in der Daniel Schlicker nach einem unnötigen Foul von Pascal Schmidt eine schmerzhafte Schienbein-Prellung davon trug und schon früh rausmusste, liefen beide Teams den Gegner früh an. Das so erschwerte Aufbauspiel lief deshalb immer wieder auch „hinten rum“, in den Strafräumen tat sich reichlich wenig, vieles blieb Stückwerk. Einen Hauch von Gefahr vor dem FVE-Tor verspürten die rund 300 Zuschauer, als Tim Cullmann nach einem Steilpass von Tim Klein allein aufs Tor zulief, doch der aus dem Tor herausgeeilte FVE-Keeper Dennis Lissmann war um Sekundenbruchteile schneller und begrub das Leder unter sich. „Holt doch mal die Handbremse raus, Mann!“ forderte auf der anderen Seite Björn Klos´ Kollege Jan Berger seine Schützlinge mit aller Vehemenz auf. Und die taten ihm den Gefallen. Nach gut einer halben Stunde erarbeiteten sich die Gastgeber ein leichtes Übergewicht. Zunächst musste Philippe Persch nach einer guten Eppelborner Kombination über Maximilian Rupp und Maurice Schwenk im letzten Moment vor dem einschussbereiten David Dräger entschlossen zupacken (36.). Nur eine Minute später ließ sich Kamil Czeremurzynski den Ball abluchsen, Dominik Strauß scheiterte an Borussias Keeper, der Nachschuss strich knapp über die Latte. Das 1:0 nach 40 Minuten war somit ein Tor mit Ansage: Nach einer Flanke von der rechten Seite reagierte Maurice Schwenk am schnellsten und lenkte den Ball in die Maschen des Borussen-Tores.

Björn Klos reagierte auf den Rückstand und brachte nach dem Wechsel mit Kevin Saks (für Nino Kannengießer) einen zweiten Stürmer. Der Ex-Eppelborner setzte sich auch gleich gut in Szene, doch seine scharfe Hereingabe von der rechten Flanke verpassten Freund und Feind im FVE-Strafraum um Haaresbreite. „Da brauche ich doch nur noch den Fuß hinhalten“, ärgerte sich der Borussen-Coach über die ungenutzte Gelegenheit. Das sollte sich rächen. Denn gerade als Borussia sich anschickte, mehr Druck aufzubauen, schlug der FVE gnadenlos zu, indem Maximilian Rupp nach schnellem Umschaltspiel aus halbrechter Position vom Strafraumeck aus die Kugel im zweiten Versuch links unten im Toreck platzierte (59.). Nur sechs Minuten machte Andre Dolphin mit einem direkt verwandelten Freistoß (aus ähnlicher Position wie beim 2:0) den Deckel aus Eppelborner Sicht drauf, Borussias Gegenwehr war nun gebrochen, auch der eingewechselte Jens Kirchen konnte dem Spiel der Borussen keine neuen Impulse mehr verleihen. Schon vor dem 4:0, bei dem Lars Weber freistehend vor Philippe Persch den Ball nach Hereingabe von Dominik Strauß zu seinem zehnten Saisontor im Netz unterbrachte, hatten schon Maximilian Rupp (70.) und Nico Kmoch (84.) die Gelegenheit, das Resultat zu erhöhen. Unerheblich und bedeutungslos deshalb die gelb-rote Karte für Waldemar Schwab kurz vor dem Schlusspfiff.

Unter dem Strich steht damit für Borussia eine Niederlage, die auch in der Höhe wehtut. Vier Tore hatte Jan Berger in seinem Tipp („2:2“) auf der Borussia-Homepage angekündigt. Damit lag er richtig, lediglich die Verteilung der Treffer fiel anders aus – so, wie es sich der FVE-Coach vor den 90 Minuten wohl nicht erträumt hätte! Ganz anders die Gefühlslage bei den Borussen. „Der Gegner, tabellarisch unser Nachbar, war heute klar besser und hat unsere Fehler kaltschnäuzig und zum richtigen Zeitpunkt ausgenutzt“, erkannte Björn Klos neidlos an und forderte schon unmittelbar nach dem Abpfiff eine Reaktion seiner Schützlinge im kommenden Heimspiel am Mittwoch gegen Saar 05. „Das wird nicht leichter, im Gegenteil. Da müssen die Jungs zeigen, ob sie Charakter haben oder die Saison vorzeitig abschenken.“ Ein klarer Auftrag! Letztmals verlor Borussia 0:4 am 6. August 2017, dem dritten Spieltag der Saison 2017/18. Damals bei der U23 in Elversberg. Anschließend gab es im Ellenfeld ein ernüchterndes 1:4 gegen Aufsteiger FSG Bous. Das sollte sich diesmal nicht wiederholen. (-jf-)

Borussia in der Statistik

Unsere Mannschaft: Philippe Persch, Tim Cullmann, Kamil Czermurzynski, Nino Kannengießer (46. Kevin Saks), Waldemar Schwab, Marco Dahler, Mohammed Benghebrid, Yannick Bach, Daniel Schlicker (34. Tom Fink), Daniel Ruschmann (66. Jens Kirchen), Tim Klein. – Unser Trainer: Björn Klos
Schiedsrichter: Marco Niebergall (FSV Jägersburg). – Zuschauer: 300. – Tore: 1:0 Maurice Schwenk (40.), 2:0 Maximilian Rupp (59.), 3:0 Andre Dalphin (65.), 4:0 Lars Weber (90.). – Gelbe Karten Borussia: Waldemar Schwab (63.), Mohammed Bengehbrid (65.), Yannik Bach (76.). – Gelb-rote Karte Borussia: Waldemar Schwab (89.).

Unsere Bilder vermitteln Eindrücke vom Spiel der Borussia im Illtalstadion in Eppelborn. (Fotos: -jf-)

5 Kommentare

  1. Wieso wurden denn Saks und Kirchen erst spät eingewechselt und wieso spielten diese nicht von Anfang an? Sind wie ich finde unsere beiden besten Spieler…
    Jetzt kann man die Saison nach noch nicht mal 2/3 Spielzeit schon wieder abhaken… echt traurig für diesen Verein was man sich die letzten Jahre antuen muss….

  2. Ich möchte weder eine Spielanalayse betreiben noch irgendeine Kritik üben! Mich interessieren an dieser Stelle ausschließlich die Personalien: auch ich war total überrascht (und verärgert), daß Kevin Saks und Jens Kirchen zu Beginn lediglich auf der Bank saßen, Janosch Scherer gar nicht im Aufgebot. Außerdem: warum war Daniel Schlicker nach seiner Verletzung noch so lange auf´m Platz?
    Sehr geschätzter Herr Frisch,könnten Sie die Gründe dafür bitte eruieren? Vielen Dank!

    • Zumal es noch der Ex Verein von Saks ist und dieser doppelt motiviert gewesen wäre… Ich fand es als ein entscheidendes Spiel. Erstes war es das erste Spiel nach der Winterpause und zweitens hätte ich nach einem Sieg eventuell noch Hoffnung gehabt, doch noch oben anzugreifen.. Aber nun finde ich nach so einem klaren Ergebnis, hoffe ich dass es nicht auch noch eine böse Überraschung gegen einen hoch motivierten Gegner im Pokal gibt…. Man merkt irgendwie gar nicht das wir vor ein paar Jahren noch eine Liga oben drüber gespielt haben.. Es fühlt sich so an als würden wir schon immer in der dieser Gurkenliga spielen…

  3. Kein Mißverständnis: ich möchte nicht alles in Grund und Boden reden, Stammtischparolen liegen mir fern! Aber je mehr ich darüber nachdenke (Kevin, Jens), umso weniger Verständnis habe ich. Ich habe keinerlei Hintergrundinformationen; im Vorfeld hieß es ja, der Trainer könne aus dem Vollen schöpfen. Man darf nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.
    Björn Klos – da spreche ich bestimmt für die meisten Borussenfans – sollte eine Erklärung abgeben.

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