Von „Fußballgöttern“, dem Ellenfeld und der ältesten Stadt Deutschlands

Zum 3. Advent: Raimund Eichs beliebte Kolumne

„Fußballgötter“ gibt es ja viele, und ich bin mir ziemlich sicher, dass einer davon in Trier beheimatet ist, womit ich konkret den meine, der für unsere Borussia zuständig ist. Zumindest spricht einiges in hohem Maße dafür.

„So ein Unsinn“, höre ich Sie schon sagen, „wieso denn ausgerechnet in Trier?“ Na schön, dann fangen wir erst mal mit dem Klerikalen an. Bekanntlich ist Trier nicht nur die älteste Stadt Deutschlands, sondern auch Bistums- und Bischofssitz unserer Region. Und der Trierer Dom als ein Weltkulturerbe sollte doch das bestmögliche Quartier für einen regionalen Fußballgott sein, oder etwa nicht?

Nun zum sportlichen Part: Wer, so frage ich Sie, war der Topstar beim Bundesligisten Borussia Neunkirchen in den 60er Jahren? Nun, kein Geringerer als Elmar May, der mit seinem kongenialen Mitspieler Paul Pidancet aus Trier zu uns kam. Ein weiteres Indiz für meine These!

Sie hegen trotzdem noch Zweifel daran? Nun denn! Anfang der Siebziger stürmte Horst Brand für die Borussen und verhalf der Mannschaft mit seinen Treffern in 1971 und 1972 gleich zweimal hintereinander zur Regionalligameisterschaft. Horst Brand war einer der gefürchtetsten Neunkircher Torjäger und … ist ein gebürtiger Trierer. Was sagen Sie jetzt?

Falls Sie immer noch nicht genug haben sollten: 1990 kam Horst Brand noch einmal zu den Borussen zurück. Diesmal als Trainer, und er führte die Schwarz-Weißen prompt im Jahr darauf zur Meisterschaft in der Oberliga Südwest. Doch nicht nur das, Brand ließ einen damals noch völlig unbekannten jungen Nigerianer bereits mit 17 Jahren in der Oberligamannschaft der Borussen mitspielen. Und dieser junge Mann war kein Geringerer als Jay Jay Okocha, der während seiner zwei Jahre in Neunkirchen kurioserweise in einem Schwesternwohnheim untergebracht war.

Natürlich blieb sein herausragendes Talent nicht lange unentdeckt. Nein, ich meine damit nicht im Schwesternwohnheim. Jay Jay wechselte jedenfalls 1992 zu Eintracht Frankfurt. Warum ausgerechnet dorthin, fragen Sie sich? Ganz einfach, weil der Frankfurter Trainer Dragoslav Stephanovic´ hieß, der zuvor bei der Eintracht aus Trier (!) als Coach tätig war. Und in seiner Trierer Zeit hatte der Stepi natürlich den Jay Jay von Borussia Neunkirchen schon im Visier oder meinetwegen auch auf dem Kicker.

Ich merke schon, wie Ihr Widerstand immer mehr zu bröckeln beginnt.

So begann jedenfalls unser Nigerianer Jay Jay von Frankfurt aus eine Weltkarriere, die ihn danach unter anderem zu Fenerbahce Istanbul, Paris St. Germain, den Bolton Wanderers und nach Quatar führte. Mit Nigeria wurde er 1994 Afrikameister und gewann mit dem Team 1996 bei den Olympischen Spielen in Atlanta sogar die Goldmedaille. Insgesamt drei WM-Turniere bestritt er mit der Nigerianischen Nationalmannschaft, wobei man 1994 und 1998 jeweils das Achtelfinale erreichte. Das alles hätte die Fußballwelt versäumt, wenn der Jay Jay in Neunkirchen nicht von einem Trierer entdeckt worden wäre.

Immer noch Zweifel? Nun, Sie lesen ja gerade meine Kolumne auf der Borussen-Homepage, die Sie normalerweise bei Heimspielen unserer Mannschaft im Stadionmagazin finden. Für beide Medien ist inhaltlich Jo Frisch zuständig. Eine wahre Mammutaufgabe, die er nach meinem Dafürhalten großartig meistert. Und dreimal dürfen Sie jetzt raten, woher „unser Jo“ eigentlich kommt.

In diesem Sinne:

   Go Borussia, zusammen steh’n und Siege seh’n,
   Go Borussia, wir lassen 1.000 Fahnen weh’n…

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