Rückblick auf 2022: Bilder eines Jahres (2)

Unser Bild: So seh´n Sieger aus – die Borussen feiern den ersten Saarlandliga-Saison beim SC Halberg-Brebach. (Foto: Susi Welter)

MAI 2022

Noch nie hatte die Borussia in der Saarlandliga beim SC Halberg-Brebach gewinnen können, im Gegenteil: Meist gab es ordentlich was auf die Mütze! Anders an diesem ersten Mai-Sonntag, der seinem Namen alle Ehre machte: Denn nach dem 3:1-Erfolg herrschte auf Borussen-Seite eitel Sonnenschein, der Halberg-Spuk war besiegt! Marco Dahler und Tim Klein hatten einen 2:0-Vorsprung herausgeschossen, nach Brebachs Anschlusstreffer machte Roman Torres kurz vor Schluss den Deckel drauf. Und so kamen fast 500 Fans eine Woche später mit viel Vorfreude zum Heimspiel gegen den FV Schwabach ins Ellenfeld. Sie wurden lange auf die Folter gespannt, durften aber am Ende nicht nur über einen 1:0-Arbeitssieg, für den Kevin Saks eine Viertelstunde vor Schluss mit einem fulminanten Freistoß verantwortlich zeichnete, jubeln, sondern auch die Sicherung des Relegationsplatzes! Den konnte Borussia nun niemand mehr nehmen, und deshalb gab Trainer Björn Klos für die letzten drei Spiele ein neues Ziel aus: „Jetzt wollen wir auch Vizemeister werden!“

Der geht rein (1): Kevin Saks´ Freistoß ist unterwegs ins Netz – Borussias Torjäger (Nr. 11) trifft zum 1:0 gegen Schwalbach. (Foto: -jf-)

Doch schon acht Tag später gab es einen Dämpfer: Nach total überlegen geführter erster Halbzeit und einer mehr als verdienten 2:0-Führung ließen sich die Borussen nach dem Seitenwechsel noch die Butter vom Brot nehmen und mussten sich erstmals nach 8 Spielen, aus denen man 19 Punkte geholt hatte, mit 2:4 wieder geschlagen geben. In dieser Niederlage glaubte Sportvorstand Gunther Persch schon den Schlüssel für das spätere Scheitern in der Aufstiegsrunde erkannt zu haben und beklagte einen Spannungsabfall im Team. Zwar sorgte Vincenzo Accursios „goldenes Tor“ fast mit dem Schlusspfiff im kleinen Derby gegen die U23 des FC Homburg noch einmal für Hochstimmung unter den 700 Zuschauern im Ellenfeld, doch irgendwie wurde man das Gefühl nicht los, dass der Flow, in dem sich die Klos-Schützlinge seit Mitte März befunden hatten, ausgerechnet jetzt – zum ungünstigsten Moment – unterbrochen worden war. Einer, dem wohl alle Borussen den Erfolg gönnten, wurde an diesem Tag sehr emotional verabschiedet: Trainer Björn Klos schämte sich bei der von den Fans dargebotenen Choreo seiner Tränen nicht, schließlich hatte er seit fast fünf Jahren im Ellenfeld herausragende Arbeit geleistet!

Emotionaler und wohl verdienter Abchied von Björn Klos: Die Borussen-Fans danken deim Coach mit einer Choreo (oben). 90 Minuten später das Sahnehäubchen: Vincenzo Accursio macht mit seinem 1:0 im kleinen Derby gegen die U23 des FC Homburg die Borussen-Fans glücklich! (unten / Fotos: -jf-)

JUNI 2022

Mit 0:1 verlor die Borussia auch in Mettlach – nicht nur das Spiel, sondern auch die anvisierte Vizemeisterschaft, die man nach den 90 Minuten dem Gegner überlassen musste. Doch der durfte bekanntlich wegen der SG-Regelung ja nicht an der Relegation teilnehmen. Wieder musste Björn Klos die Konsequenz in der Chancenverwertung bemängeln, was ihm auch nicht gefiel: Die fehlende Konstanz! „Es ist nicht das erste Mal in dieser Spielzeit, dass wir eine Halbzeit liegen lassen“, konstatierte der Coach, der jetzt elf Tage Zeit hatte, seine Jungs auf das erste Relegationsspiel vorzubereiten. Denn die erste Partie der Quali-Runde stieg in Idar-Oberstein, wo sich der Rheinland-Vize und Außenseiter TuS Kirchberg nach einer richtigen Abwehrschlacht ziemlich überraschend mit 1:0 durchsetzte. Damit war für die Borussen der Rahmen abgesteckt: „Es gilt, im ersten Spiel gut in die Runde hineinzukommen und uns eine gute Ausgangsposition zu verschaffen, das heißt einen Punkt zu holen oder zu gewinnen, um dann im zweiten Spiel alles in der eigenen Hand zu haben“ formulierte Kapitän Marco Dahler die Aussichten in einem Interview.

Banger Blick zurück: Unterwegs ins Borussen-Tor ist das Leder, abgefeuert von Idar-Obersteins Marius Gedratis, Anfang vom Ende der Hoffnungen im Spiel gegen Idar-Oberstein (oben). Die großartige Stimmung der 2500 Fans im Ellenfeld (unten) war getrübt. (Fotos: -jf-)

Ganz ehrlich: Die Aktienkurs der Borussia auf die Rückkehr in die Oberliga war nach der 1:3-Niederlage auf Talfahrt gegangen, auch wenn Björn Klos natürlich die Flinte nicht ins Korn werfen wollte. „Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Im Fußball ist alles möglich, im Fußball ist schon alles passiert. Der Gegner hat es uns heute vorgemacht, wie das geht. Sie haben heute alles rausgehauen, sie wollten den Sieg unbedingt und sie haben ihn sich auch verdient, weil sie heute besser waren. Aber wir können am nächsten Sonntag auch besser sein“, versuchte der Trainer im Spielerkreis die Köpfe seiner Schützlinge wieder aufzurichten. Mit dem Freistoß von Marius Gedratis, der später für die Auswahl zum „Tor des Monats“ der ARD-Sportschau aufgenommen wurde und dort in der Endabrechnung Platz 3 belegte, hatte das Unheil schon nach 7 Minuten seinen Lauf genommen, nach Florian Zimmers 0:2 zimmerte Marco Dahler zwar eine Ablage von Dylan Sodji ins Obersteiner Netz, aber nachdem Lennart Arend einen der stets brandgefährlichen Konter der Roten aus der Schmuckstadt veredelt hatte, war es um die Borussen geschehen. Dennoch brandete nach dem Schlusspfiff auf den Rängen aufmunternder Beifall. Die Atmosphäre und das ganze Drumherum mit den rund 2500 Zuschauern im historischen Stadion hatten es auch Idars Trainer Andy Baumgartner angetan: „Was die Fans hier 90 Minuten veranstaltet haben, auch nach dem Rückstand, war einfach geil und hat auch uns sehr motiviert.“ Borussias Problem: Jetzt musste in Kirchberg schon mit drei Toren Unterschied her!

Vielleicht DIE Bilder des Jahres: Enttäuschung pur in Kirchberg – Borussias Youngster Roman Torres findet Trost bei Sportvorstand Gunther Persch (oben), auch Trainer Björn Klos kann die Tränen kaum zurückhalten (unten). (Fotos: -jf-)

Diese Bürde erwies sich auf dem Hunsrück als zu schwer. „Viel Aufwand, aber kein Ertrag“ – so könnte man die 90 Minuten in der Gluthitze unter dem Kirchberger Wasserturm vor 1300 Zuschauern, darunter viele Borussen-Fans, umschreiben. Die Gastgeber standen in der Defensive sehr kompakt und erwiesen sich offensiv als extrem effizient, machten nach dem Seitenwechsel aus dem Nichts zwei blitzsaubere Konter-Tore und zogen damit Borussia den Stecker. Das erhoffte „Wunder von Kirchberg“ war ausgeblieben, Björn Klos die Krönung seiner Arbeit verwehrt worden. Für die Borussen hieß es jetzt, das Konfuzius-Motto anzunehmen und umzusetzen: „Unser größter Ruhm ist es nicht, niemals zu fallen, sondern jedes Mal wieder aufzustehen.“ (Fortsetzung folgt / -jf-)

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