Für immer unvergessen: „Mister Borussia“

Der Todestag von Matthias Woll jährt sich heute zum ersten Mal / Seit 1948 Mitglied der Borussia / Großer Fan und verlässlicher Unterstützer zugleich, der auch im Vorstand Verantwortung übernahm und stets mit Rat und Tat zur Seite stand

Ein großzügiges Herz hat aufgehört zu schlagen. Heute vor einem Jahr ist das Lebenslicht von Matthias Woll erloschen. Mit ihm hat die Borussia eine herausragende Persönlichkeit verloren, der aber über den Verein hinaus auch die Stadt Neunkirchen geprägt hat.

Denn Matthias Woll, Neunkircher Urgestein, Unternehmer und seit 1948 Borussen-Mitglied war, hat seinen Herzensclub in schwierigen Zeiten und finanziellen Sorgen nie im Stich gelassen. Schon sein Großvater hat die Borussia unterstützt. Doch in seiner Bescheidenheit wollte Matthias Woll das Sponsoring nicht an die große Glocke gehängt wissen: „Wenn man ein echter Borusse ist, ergibt sich das automatisch“, hat er lapidar in „Mythos Ellenfeld“, der Festschrift des Vereins zum 100jährigen Bestehen, festgestellt. Selbst Fußball gespielt hat er nur in der Jugend, zusammen mit Horst Meurer und Armin Fries unter Jugendleiter Kurt Gluding und Trainer Erich Leibenguth. Dann gab der Großhandelskaufmann und Unternehmer aus beruflichen Gründen das Kicken auf, brachte sich aber in der Gremienarbeit des Vereins als Ältestenrats- und Aufsichtsratsmitglied ein, gründete den Förderverein und wurde 1997 zum Vorsitzenden der Borussia bestellt. Die Frage sei durchaus erlaubt: Was wäre aus Borussia geworden, wenn es Matthias Woll nicht gäbe? „Wenn wir de Matz nit hädde, könnt ma scho lange dicht machen“, so ein nahezu geflügeltes Wort. Ebenso gilt: „Der größte Borusse aller Zeiten, der zurecht den Titel Mister Borussia trägt!“

Die Erinnerung an die alten Zeiten war dabei bis zum Schluss immer in ihm lebendig. „Nach dem Krieg, als wieder Fußball gespielt wurde, fuhren wir mit dem Lkw, auf dessen Ladefläche Obst- und Bananenkisten als Sitzgelegenheiten für etwa 20 Fans dienten, zu Spielen nach Pirmasens oder Saarbrücken. Das hat uns als Kinder geprägt, ja uns regelrecht mit dem Borussen-Virus infiziert“, wußte „de Matze“, wie ihn seine Freunde nennen, zu erzählen. Fans der Borussia sind sie alle, die ganze Familie mit all ihren Verästelungen seit fünf Generationen. Kein Wunder, denn „im Elternhaus wurde montags und dienstags ein Thema immer besonders gepflegt: Das zurückliegende Spiel der Borussia. Ab Mittwoch verhackstückten wir dann schon die kommende Partie“, berichtet Matthias Wolls Bruder Dieter, der seit 1954 Vereinsmitglied ist, zweiter Vorsitzender war und von 1997 bis 2003 dem Aufsichtsrat vorstand.

„Eine Familie steht geschlossen hinter der Borussia“. So steht es in der Festschrift „Mythos Borussia“ zum 100jährigen Vereinsjubiläum – wahre Worte, die Matthias Woll (2. v. re.) mit seinen Geschwistern Dieter (li.), Annemarie (2. V. li.) und Hansl (re.) stets mit Leben füllte. (Foto: Ellenfeld-Verein / Archiv Borussia Neunkirchen)

Die ganze Familie Woll war in ihren Vereinsämtern immer mit Leidenschaft tätig, aber genauso mit scharfem Blick für die Realitäten und das Machbare. „Die Situation im wirtschaftlichen Umfeld war und ist schwierig. Wir müssen uns an den zur Verfügung stehenden Mitteln orientieren. Mit mir werden keine Drahtseilakte mit doppeltem Boden, aber ohne Netz gemacht“, verkündete Matthias Woll bei seinem damaligen Amtsantritt als Präsident. Nicht nur in der Borussen-Familie, auch in der Stadt Neunkirchen hat Matthias Woll eine Lücke hinterlassen. 2018 war Matthias Woll anlässlich des Fests der Meister in der neuen Gebläsehalle für sein Engagement zugunsten des heimischen Sports mit dem Ehrenpreis des Neunkircher Sportverbandes (NSV) „als bester Botschafter für unsere Stadt“, so der damalige Oberbürgermeister Jürgen Fried, ausgezeichnet worden. Darüber hinaus wurde Matthias Woll mit dem Ehrenring des Vereins bedacht und im Mai 2016 durch den DFB für besondere Verdienste im Ehrenamt ausgezeichnet.

Matthias Woll wird über sein Ableben hinaus immer ein Teil der Borussen-Familie bleiben und seinen festen Platz in der Vereinshistorie haben – ganz im Sinne Albert Schweitzers: „Das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann, steht in den Herzen seiner Mitmenschen.“ (-jf-)

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