Für die Meister nur der Beste!

Der beste Schiedsrichter des Saarlandes pfeift das Legendenspiel am Freitag (18.00 Uhr) im Ellenfeld / Eintritt frei – sämtliche Spenden kommen der Jugendabteilung der Borussia zugute!

Noch vier Tage, dann ist es soweit: Borussias Meisterteams von 2002 und 2005 messen sich nach 20 Jahren im nostalgischen Legendenspiel! Organisator Julian Müller ist dabei, die letzten Vorbereitungen zu treffen: Die Mannschaftskader stehen, der VIP-Raum ist für die dritte Halbzeit vorbereitet, das gute Wetter bestellt – es wird hoffentlich auch geliefert, so dass einem ereignisreichen Abend im Ellenfeld-Stadion nichts mehr entgegensteht! Sehr froh ist Julian Müller darüber, dass es gelungen ist, mit Patrick Alt den derzeit besten saarländischen Schiedsrichter für die Partie zu gewinnen: „Wir haben ein tolles Gespräch gehabt. Patrick war der Sache sehr zugetan, musste seine Zusage natürlich mit Blick auf die Schiedsrichtereinteilung des Deutschen Fußball-Bundes für die Spiele am Pfingstwochenende erstmal unter Vorbehalt geben. Doch jetzt ist klar: Patrick Alt wird ins Ellenfeld kommen.“ Das Ellenfeld ist für den 39jährigen Wirtschaftsinformatiker kein unbekannter Ort, hat er dort doch schon öfter Spiele der Borussia geleitet: Letztmals vor mehr als 9 Jahren, als er am 8. Mai 2015 beim 2:0-Sieg in der Oberliga gegen die SV Elversberg II der Mann an der Pfeife war. Wir stellen den Unparteiischen aus Illingen vor.

Samstag, 6. April, 16.51 Uhr, Voith-Arena in Heidenheim, es läuft die 60. Spielminute in der Bundesligapartie zwischen dem 1. FC Heidenheim und dem FC Bayern. Die Gastgeber haben mit einem Doppelschlag die Münchener 0:2-Pausenführung ausgeglichen. Ein Einwurf-Zuspruch für Heidenheim lässt Thomas Tuchel an der Seitenlinie lautstark reklamieren – offenbar zu lautstark, jedenfalls bekommt der Bayern-Coach die gelben Karton unter die Nase gehalten. Eine Karte mit Folgen: Seine vierte, Tuchel darf das nächste Heimspiel von der Tribüne aus anschauen. „Ein solch unsportliches Verhalten nach einer Einwurf-Entscheidung ist nach unseren Leitlinien nicht zu tolerieren und mit einer gelben Karte zu bestrafen“, kommentiert der Unparteiische emotionslos nach der Partie vor den Fernsehkameras. Die Konsequenzen für den Münchener Trainer kannte er nicht: „Die Statistiken machen andere.“ Derjenige, der Thomas Tuchel in dieser Situation „alt“ aussehen ließ, war: Patrick Alt! Der 39jährige, der für den SV Kerpen Illingen pfeift, geht als 16. saarländischer Bundesliga-Schiedsrichter in die Annalen ein. Zuvor hatte nach Volkmar Fischer in der Saison 1994/95 kein Unparteiischer aus dem kleinsten Bundesland mehr ein Spiel der 1. Liga geleitet.

Gefragter Mann: Schiedsrichter Patrick Alt erklärt nach seiner Bundesliga-Premiere in Heidenheim vor den Fernsehkameras die gelbe Karte für Bayern-Coach Thomas Tuchel. (youtube-Screenshot: -jf-)

Doch sein Bundesliga-Debut hatte sich Patrick Alt anders vorgestellt. Eigentlich war er als 4. Offizieller vorgesehen und als solcher auch bis zur Halbzeit im Einsatz. Doch dann musste der Kollege Robert Schröder aufgrund von Kreislaufproblemen passen, Patrick Alt wurde für die zweiten 45 Minuten zum Chef auf dem Platz „befördert“. 2:0 führten die Bayern zu diesem Zeitpunkt, doch den Spielstand hat Patrick Alt ausgeblendet und sich allein auf seine Aufgaben fokussiert. „Bis auf die gelbe Karte für Thomas Tuchel trat er jedoch nicht weiter in Erscheinung und trug keine Mitschuld an der Bayern-Pleite“, hieß es im Spielbericht der Münchener „TZ“ – was Patrick Alt gewiss als Kompliment bewerten darf, gehören doch in der Regel die Schiedsrichter zu den besten, von denen nach dem Spiel gar nicht die Rede ist!

Begonnen hat die Karriere von Patrick Alt vor fast 25 Jahren. Am 24. Juni 1999 hat der damals 14jährige Illinger Bub seinen ersten Schiedsrichter-Schein gemacht. „Mein erstes Spiel war F-Jugend auf dem roten Platz in Wemmetsweiler“, erinnert er sich. Da spielte er selbst auch noch aktiv Fußball, war als klassischer Libero auf dem Platz unterwegs. Mit 17 war dann Schluss mit dem Spielen, die Schiedsrichterei hatte für ihn Priorität gewonnen. In seinen Anfangsjahren sollte, erzählt Patrick Alt, einmal in eine Liste eintragen, was sein Ziel sei: „Ich habe damals Regionalliga geschrieben.“ Das hat er längst übertroffen, denn nach und nach gelang durch herausragende Leistungen der Aufstieg: Seit 2005 Oberliga, seit 2008 Regionalliga, seit 2010 3. Liga und seit 2015 2. Liga, wo er mittlerweile auf 84 Einsätze kommt. Patrick Alt gehört zu dem 150köpfigen Elitebereich für die beiden höchsten Spielklassen. Neben den Spielleitungen, für die mit An- und Abreise meist zwei, drei Tage beansprucht werden, warten zusätzlich Lehrgänge, individuelle Trainingsprogramme, sportpsychologische Betreuung, Fitness- und Athletik-Coaching, Video-Analysen – ein Programm, das längst die Dimensionen einer Freizeitbeschäftigung gesprengt hat. Deshalb würde Patrick Alt die Einführung von Berufsschiedsrichtern befürworten. Doch unter den augenblicklichen Voraussetzungen seinen Job als Wirtschaftsinformatiker bei Villeroy & Boch aufzugeben, käme für ihn nicht in Frage: „Er ist ein wichtiger Ausgleich. Der Beruf sorgt für Bodenhaftung“, sagt der zweifache Familienvater, der auch als Video-Assistent im Kölner Keller gefragt ist und dort für mehr Transparenz wirbt, um die Akzeptanz des VAR beim Publikum zu erhöhen. „Es wird aber trotzdem immer wieder mal Fehlentscheidungen geben“, ist für ihn sicher.

Zuweilen ist Patrick Alt natürlich auch Beleidigungen und Anfeindungen ausgesetzt. Wie geht er damit um? „Man muss an den Punkt kommen, an dem man es schafft, das ganze Drumherum auszublenden“, sagt er, das ist für ihn die entscheidende Hürde, nicht aufzugeben. Dabei sei es wichtig, gut begleitet zu werden: „Mir wurde viel Vertrauen rübergebracht.“ „Ruhig und entspannt“, beschreibt Patrick Alt seinen Stil auf dem Platz, „unaufgeregt, sachlich und klar in der Kommunikation“ hat ihn auch Stefan Regel, Redakteur der „Saarbrücker Zeitung“ (SZ) in einem Beitrag vom November 2023 wahrgenommen. Die eine Eigenschaft, die ein junger Mensch für das Schiedsrichteramt mitbringen müsse, könne er nicht benennen, die Beherrschung der Ausbildungsinhalte und die Fähigkeit, Entscheidungen treffen zu können, seien elementar wichtige Voraussetzungen, um dann auch auf dem Platz als Persönlichkeit zu reifen.

Eine solche Persönlichkeit ist Patrick Alt geworden, geerdet, heimatverbunden – und das nicht nur auf dem grünen Rasen. Mit seiner sozialen Einstellung engagiert er sich in seiner Heimatgemeinde in verschiedenen Bereichen, sei es als Schirmherr und Namensgeber des Patrick-Alt-Cups für Jugendmannschaften oder als Vorlese-Pate beim Lesefest an der Grundschule, wo er mit 4.Klässlern natürlich auch über seine Erfahrungen als Schiedsrichter im Profi-Fußball ins Gespräch kommt.

Borussia freut sich sehr, mit Patrick Alt den derzeit besten und erfahrensten Schiedsrichter des Saarlandes für das Meistertreffen am Freitagabend (Anstoß: 18.00 Uhr) gewonnen zu haben und heißt ihn, verbunden mit bestem Dank für seine Einsatzbereitschaft, im Ellenfeld-Stadion schon jetzt herzlich willkommen! (-jf-)