Ein Paar wie Blitz und Donner

Zum Tode von Borussias früherem Stürmer Jürgen Papies / En Nachruf auf einen außergewöhnlichen Stürmer

„Wir waren zwei Detektive. (…) Du und ich, das war einfach unschlagbar, ein Paar wie Blitz und Donner (…) und immer nur auf brennend heißer Spur.“ Was Altrocker Udo Lindenberg in seinem Lied „Hinter dem Horizont geht´s weiter“ singt, trifft bei Borussias Stürmer-Duo Anfang der 70er Jahre zu hundert Prozent zu: Jürgen Papies und Horst Brand erwiesen sich in der Spielzeit 1971/72 als kongeniales Offensiv-Pärchen, schossen die Borussen mit zusammen 41 Toren (Papies 25, Brand 16) fast alleine zur Südwestmeisterschaft. Für einen der beiden geht es jetzt hinter dem Horizont weiter: Im Alter von 78 Jahren ist Jürgen Papies aus dieser Welt gegangen. Er hinterlässt Ehefrau Monika und Tochter Pamela, die in ihrer Familienanzeige an seinen „unvergleichlichen Charme, Humor und unerschöpfliches Repertoire an Ideenreichtum“ sowie an seine „positive Lebenseinstellung“ erinnern. Borussia trauert mit der Familie um Jürgen Papies und wünscht in diesen Tagen viel Trost und Kraft.

Noch vor wenigen Tagen war im Rahmen des Treffens einiger ehemaliger Spieler der Borussia am Stummplatz (wir berichteten) von Jürgen Papies die Rede. Der gebürtige Wuppertaler hatte seine Karriere im „Stadion am Zoo“ im Trikot des Wuppertaler SV begonnen, war über Fortuna Düsseldorf und Eintracht Frankfurt im Sommer 1971 mit der Empfehlung von 66 Toren in 167 Spielen ins Ellenfeld gekommen. Seinem Ruf als Torjäger wurde er bei der Borussia dann auch vollauf gerecht. Mit 25 Toren trug Jürgen Papies zu einer überragenden Spielzeit bei, in der sich die Borussen nur ein einziges Mal (1:3 beim FK Pirmasens) geschlagen geben mussten. Auch im heimischen Ellenfeld leistete sich die Dame Borussia nur einen Fehltritt (1:1 gegen den SV Alsenborn). „Er war der beste Mitspieler, den ich jemals hatte, ein Vollblut-Stürmer“, schwärmt Horst Brand, der nach seiner Zeit als Spieler auch als Trainer erfolgreich im Ellenfeld wirkte und die Borussia 1991 zur Südwestmeisterschaft führte, noch heute von seinem Strafraumpartner, „der hatte das, was mir fehlte, nämlich die Schnelligkeit“, so Horst Brand, der auch außerhalb des grünen Rasens mit Jürgen Papies befreundet war.

Kongeniales Sturmduo im Borussen-Trikot: In der Saison 1971/72 jubelten Jürgen Papies (li:) und Horst Brand (im Hintergrund) gleich 41mal über ihre Tore, mit denen sie die Borussia zum souveränen Titelgewinn in der Regionalliga Südwest führten. (Foto: Ellenfeld-Verein / Archiv Borussia Neunkirchen Wolfgang Rausch)

„Die beiden haben sich wirklich blind verstanden und mit ihren Doppelpass-Kombinationen so manche Defensive regelrecht schwindlig gespielt“, erinnert sich auch Reiner Brinsa, der als Jungspund im Borussen-Trikot Jürgen Papies erlebte: „Er war ein toller Fußballer, technisch gut und schnell. Wenn er mit dem Ball am Fuß Fahrt aufnahm, war er kaum noch zu stoppen. Darüber hinaus war er ein lebenslustiger Mensch, der auch zu Trainer Adi Preißler einen guten Draht hatte.“ Eine weitere Stärke von Jürgen Papies: Seine Coolness als sicherer Elfmeterschütze. Neun Strafstöße verwandelte der Stürmer mit der hohen Stirn mit traumwandlerischer Sicherheit, verzeichnete keinen einzigen Fehlschuss!

Gute Beziehung: Jürgen Papies (im Sprung) und Trainer Adi Preißler. (Foto: Ellenfeld-Verein / Archiv Borussia Neunkirchen Wolfgang Rausch)

Leider verlief die anschließende Aufstiegsrunde, zu deren Beginn die Borussen berechtigte Ambitionen auf eine Rückkehr in die Bundesliga angemeldet hatten, nicht so erfolgreich. Nach der souverän errungenen Südwestmeisterschaft erlebte man einen klassischen Fehlstart. Nach Niederlagen in Hof (1:3), gegen Papies´ Ex-Club Wuppertaler SV (0:2) und beim VfL Osnabrück (0:2) ließ ein deklassierendes 10:0 gegen den Berliner Vertreter Tasmania 1900 wieder zarte Hoffnungen aufkeimen. „Fünf Tore schoss ein Mann namens Jürgen Papies, von der Frankfurter Eintracht gekommen, ein schillernder Paradiesvogel, technisch brillant, nicht nur in Fußballkreisen im Saarland in Erinnerung geblieben“, notiert Borussen-Chronist Armin König. Am Ende wurde Jürgen Papies mit 9 Treffern Torschützenkönig der Aufstiegsrunde. Für die Borussia reichte es nach weiteren Niederlagen auf fremden Plätzen (2:3 in Wuppertal, 1:3 bei Tasmania) nur zum dritten Platz, trotzdem hatte man im Ellenfeld den Fußball-Südwesten respektabel vertreten.

In der Winterpause 1972/73 verließ Jürgen Papies die Borussia Richtung Leverkusen. Für Bayer 04 traf er in 12 Spielen der Rückrunde noch viermal, ehe er zum FK Pirmasens in die Regionalliga Südwest zurückkehrte. Auch hier kann sich seine Bilanz sehen lassen: 18 Treffer in 26 Spielen sind nicht von Pappe und zeigen, was Jürgen Papies immer auszeichnete: Er wusste, wo das Tor steht!

Nun ist er durch ein anderes Tor gegangen – durch das Tor in ein anderes Leben. Dass es für Jürgen Papies auch hinter dem Horizont weiter geht, darf für alle, die um ihn trauern, Trost und Zuversicht sein. Borussia dankt ihrem ehemaligen Stürmer für seinen Einsatz im Ellenfeld – ruhe in Frieden, Jürgen Papies! (-jf-)

Unsere Bilder rufen Jürgen Papies im Borussen-Trikot noch einmal in lebendige Erinnerung. (Fotos: Ellenfeld-Verein / Archiv Borussia Neunkirchen Wolfgang Rausch)

2 Kommentare

  1. Ich – Jochen Zoerner-Erb – Dramaturg und Regisseur (u.a.Staatstheater Saarbrücken) war mit Jürgen Papies in der Schule in Wuppertal (Gymnasium Bayreuther Strasse) und in der Gross-
    handelslehre in W°tal. Jürgen war ein Lehrjahr unter mir beim Eisen u.Stahlhandel August
    Kirberg. Seit der Lehrzeit habe ich ihn nie wieder gesehen – und als Nichtfussballer nie wieder von ihm gehört. Lange war ich am Staatstheater Saarbrücken und habe dort u.a. ein
    großes franz.Theaterfestival geleitet. Heute las ich von seinem Tod im Juni in der Zeitung WZ in Wuppertal.– Wie kam es zu seinem Tod? Ihnen – der Familie mein herzliches
    Beileid.

Kommentar hinterlassen