„Dorsch dene Gang sinn se allegar gang!“

Über den AC Hexenkessel, Trikots mit der Aufschrift „Neunkircher Stahl“ und eine besonders emotionale Stadionführung im Ellenfeld

Unser Bild: Auf dem grünen Rasen stehen, da, wo die Borussen-Helden einst wirbelten – für die Stadionbesucher aus Wiebelskirchen mit (v.l.) Frank Neu, Wolfgang Rausch, Thomas Krämer, Bernd Keßler, Joshi Sieren, Prof. Dr. Jens Kelm, Ralf Bauer, Bernd Eichner und Thomas Eichner ein ganz besonderes Erlebnis!

Führungen durch das traditionsreiche Ellenfeld-Stadion erfreuen sich weiter großer Beliebtheit. Nachdem vor zwei Wochen niederländische Groundhopper und ein Fußballfan aus der Pfalz die beeindruckende Kulisse im einzigen noch nahezu im Originalzustand der Bundesliga-Gründerjahre erhaltenen Sportstätte mit allen Sinnen erspüren durften, fand sich jüngst auch eine Gruppe von Anhängern der Borussia aus Wiebelskirchen im Ellenfeld ein und lauschte gebannt den Ausführungen des Stadion-Experten Professor Dr. Jens Kelm, der von Wolfgang Rausch unterstützt wurde.

Initiator der Führung war Thomas Eichner, der, wie er selbst sagt, mit großem Interesse die Bemühungen um den Erhalt des Ellenfelds verfolgt. Aus diesem Grunde wollte er unbedingt einmal in den Genuss einer fachkundigen Führung kommen. Im Zeitalter der modernen Kommunikationsmittel war eine Umfrage im Freundeskreis nach weiteren Interessenten schnell gestartet. „Fast alle haben signalisiert: Wir wollen unbedingt mitkommen“, berichtet Thomas Eichner über die große Resonanz, die ihn aber gar nicht einmal sehr verwunderte, denn „wir kennen uns seit fast 45 Jahren, haben alle aktiv Fußball gespielt, teils bei der Borussia, teils bei Viktoria, in Wellesweiler oder Furpach. Wir hatten sogar eine eigene Hobby-Mannschaft: Den AC Hexenkessel, mit dem wir in den 80er- und 90er-Jahren auf diversen Sportfesten kickten. Auf unseren Trikots trugen wir mit Stolz vorne den Schriftzug `Neunkircher Stahl´“, berichtet Thomas Eichner, der auch seinen 78järigen Vater zur Führung mitbrachte: „Als junger Mann versäumte er kein Heimspiel der Borussia in der Bundesliga und fieberte regelmäßig mit.“ Einer der Teilnehmer, der Ludwigsthaler Dirk Lang, der die komplette Jugend bei der Borussia gespielt hat und aktuell als Trainer des SV Niederbexbach amtiert, hatte eigens für die Stadionführung sein Original-Borussentrikot aus der Saison 1976/77 übergestreift: „Mein ganzer Stolz!“

Ob Hobbykicker à la AC Hexenkessel (li.) oder Dirk Lang im Trikot der Saison 1976/77 (re.) – mit der Borussia fieberten alle, die an der Stadionführung teilnahmen! (Fotos: Thomas Eichner)

Die ganz großen Zeiten der Borussia haben die Teilnehmer (alle Anfang 50) zwar nicht erlebt, aber sie waren in den 80er Jahren in der damaligen 2. Liga regelmäßig Gast im Ellenfeld. „Ich selbst bin als Schüler immer mit der Buslinie 2 aus Wiebelskirchen ins Stadion gefahren und gleich in die Spieser Kurve marschiert. Denn von da hat man die beste Übersicht“, erinnert sich Thomas Eichner, der einige legendäre Spiele noch bis heute abgespeichert hat: „Die Partie gegen Saarbrücken mit dem Hundebiss an Erich Unger und das 4:3 gegen die Stuttgarter Kickers mit Dixie Kobels Phantomtor durch das Außennetz habe ich live erlebt. Da wurde im Ellenfeld Sportgeschichte geschrieben. Das werde ich nie vergessen!“ Vor allem die einmalige Atmosphäre mit den steilen Stufen war für Thomas Eichner etwas ganz Besonderes: „Die Stadien hatten fast alle eine Laufbahn ums Spielfeld, doch im Ellenfeld war man schon damals `mittendrin statt nur dabei´“.

Treffpunkt Bronze-Fußballer: Professor Dr. Jens Kelm und Wolfgang Rausch (li.) die Gäste aus Wiebelskirchen. (Foto: Thomas Eichner)

Sehr gespannt, aber auch mit einer guten Portion Wehmut traf sich deshalb die Gruppe aus Wiebelskirchen an der von Karl Hock geschaffenen und den Neunkircher Eisenwerken anlässlich des 50jährigen Bestehens der Borussia gestifteten Fußballerstatue und folgte den detaillierten Ausführungen von Dr. Kelm, der auch Nachfragen jederzeit vollumfänglich zu beantworten wusste. „So entstand ein reger Austausch, garniert mit Anekdoten aus eigenen Stadionbesuchen früherer Tage“, lobt Thomas Eichner. Veranschaulicht wurde die wechselvolle Geschichte des Ellenfelds durch Bilder aus längst vergangenen Tagen, die die früheren Bauzustände des Stadons noch einmal lebendig werden ließen. Ein besonderer Moment war der imposante Blick von der mächtigen Spieser Kurve herab. Aber auch dort zu stehen, wo die Helden der Vergangenheit – Günter Kuntz, Willi Ertz, Günter Schröder, Elmar May, Paul Pidancet und wie sie alle heißen – gewirbelt haben, nämlich auf dem Rasen des Ellenfelds, der im Übrigen seit der ersten Bundesliga-Saison 1964/65 noch nie erneuert worden ist, ließ bei den Teilnehmern ein Gänsehaut-Feeling aufkommen.

Ob Entmüdungsbecken (li.) oder das sogenannte Stangerbad (re.) – was in den 60er-Jahren eher in Krankenhäusern zu finden war, gab es damals schon in den Katakomben der Sporthalle im Ellenfeld zwecks Körperpflege der Bundesliga-Borussen. (Fotos:Thomas Eichner)

Eine echte Zeitreise begann für die Wiebelskirchener mit dem Betreten der Katakomben unterhalb der Haupttribüne: Die frühere Geschäftsstelle von Willi Buschbaum, alte Duschräume mit den kleinen Fenstern zum Stadioninneren hin – „das hatte noch keiner von uns zuvor zu sehen bekommen“, so Thomas Eichner beeindruckt. Und auch den heutigen Weg von den Kabinen unterhalb der Sporthalle ins Stadion haben Fußballgrößen wie Uwe Seeler, Günter Netzer oder Oliver Kahn beschritten; „Dorsch dene Gang sinn se allegar gang“, sagte Dr. Kelm in unverkennbar saarländischem Akzent. „Da wurde man schon ein wenig ehrfürchtig, denn das Ellenfeld trieft geradezu vor Fußballgeschichte“, bilanziert Thomas Eichner.

Aufgefallen sind allerdings auch die Baumängel, „vor allem der zunehmende Verfall der Spieser Kurve war selbst für den Laien deutlich erkennbar“, sorgt sich Thomas Eichner, der zusammen mit seinen Freunden dem Ellenfeldverein als kleines „Danke-schön“ eine Spende übergab. Über eines waren sich alle am Ende eines sehr emotionalen Erlebnisses einig: „Das Ellenfeld muss als Teil der Stadiongeschichte unbedingt erhalten werden. Fußballhistorie zum Anfassen: Im Ellenfeld geht das – noch!“ (-jf-)

Borussia bedankt sich bei allen Teilnehmern für das große Interesse am Ellenfeld:

Bernd Keßler und Thomas Krämer (beide Wiebelskirchen, früher Neunkirchen), Ralf Bauer (Wellesweiler), Dirk Lang (Ludwigsthal, früher Neunkirchen), Hans-Jürgen „Joshi“ Sieren (Neunkirchen), Frank Neu (Neunkirchen), Bernd Eichner (St. Ingbert, früher Neunkirchen), Thomas Eichner (Bexbach, früher Neunkirchen).

Unsere Bilder vermitteln Eindrücke von der Führung der Gruppe aus Wiebelskirchen mit Professor Dr. Jens Kelm durch das Ellenfeld-Stadion. (Fotos: Thomas Eichner, vielen Dank!)

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