Das Herz am rechten Fleck und immer hundert Prozent

Borussia droht Ausfall von Torjäger Kevin Saks / Zerrung im rechten Oberschenkel aus dem Spiel gegen Rastpfuhl macht Einsatz am Mittwoch in Rehlingen (Anstoß: 16.00 Uhr) unwahrscheinlich

Unser Bild: Torjubel mit Kevin Saks – in dieser Saison im Ellenfeld an der Tagesordnung. Zehn seiner 13 Treffer erzielte Borussias Stürmer, hier beglückwünscht von seinen Teamkameraden (v.l.) Mo Bengebrid, Nino Kannengießer und Vorlagengeber Daniel Ruschmann, im heimischen Ellenfeld. (Foto: -jf-)

Von Jo Frisch

Saks. Kevin Saks. Der Name sitzt. Wie ein knallharter Schuss unter die Latte. Saks. Kevin Saks. Der Name ist Programm. Das Programm heißt Tore. Saks. Kevin Saks. Sein Zuhause ist der Strafraum. Kevin allein zuhause – das bedeutet: Tore. 13 sind es bisher in dieser Saison. In 11 Spielen so viel wie Jens Kirchen in der ganzen letzten Saison. Die Zahl macht deutlich: „So ein Mann hat Borussia gefehlt“, sagt Björn Klos, der ihn ins Ellenfeld geholt hat. Nicht viel Phantasie ist nötig, um sich vorzustellen, was in der vergangenen Spielzeit möglich gewesen wäre. Mit einem Kevin Saks in der Box.

Keine Frage: Kevin Saks ist derzeit so etwas wie die offensive Lebensversicherung der Borussia: Schon viermal schnürte er bislang einen Doppelpack (Eppelborn, Elversberg, Rohrbach, Rastpfuhl), traf zehnmal im heimischen Ellenfeld. Bei Saar 05 war er gleich dreimal zielsicher, seine bisher einzigen Tore auf fremden Plätzen. Profitiert hat er zweifellos auch von der Vorarbeit Daniel Ruschmanns, mit zehn Assists derzeit Top-Vorlagengeber der Liga. Doch am Mittwoch im Spiel bei Aufsteiger SF Rehlingen-Fremersdorf müssen die Klos-Schützlinge wohl ohne Kevin Saks auskommen. Der Grund: Eine Zerrung im Oberschenkel, die sich der 24jährige im Heimspiel am Sonntag gegen den FC Rastpfuhl zugezogen hat. Schon Mitte der zweiten Halbzeit hat er bei einer Flanke und einem weiten Ausfallschritt ein Ziehen gespürt. „Kevin, was ist?“, so der besorgte Zuruf von Trainer Björn Klos. Der Torjäger winkt ab, beschwichtigend. Alles im grünen Bereich! Zunächst. Aber wenig später bei einem Sprint wird das Ziehen stärker. Borussias Torjäger fasst sich an den rechten Oberschenkel, signalisiert: Auswechseln! Safty first – bevor was Schlimmeres passiert. Die Ultraschall-Untersuchung am Montag bei Borussen-Doc Sebastian Richter ergibt: Keine Anzeichen für einen Muskelfaserriss. Dennoch: Einsatz in Rehlingen eher unwahrscheinlich. „Ich will kein Risiko eingehen, um eine längere Pause zu vermeiden“, sagt Borussias treffsicherster Stürmer, der sich von den Physio-Behandlungen schnelle Besserung erhofft: „Vielleicht geschieht ja noch ein Wunder!“

Das wäre in der Tat wunderbar. Borussia kann seine Tore nämlich gut gebrauchen. Doch Kevin Saks´ Bedeutung für die Mannschaft nur auf Torerfolge zu reduzieren, würde dem Torjäger nicht gerecht. Denn die Nummer 25 ist ein echter Typ. Das Herz am rechten Fleck. „Immer hundert Prozent“ – unter dieser Überschrift veröffentlichte die „Saarbrücker Zeitung“ einmal einen Beitrag über den Ex-Eppelborner. Was das konkret bedeutet? „Ehrgeiz, Disziplin, Zielstrebigkeit. Selbst manchem Profifußballer mangelt es an diesen Tugenden. Kevin Saks dagegen hat sie alle verinnerlicht“, heißt es in diesem Beitrag. So war er schon in der Jugend in seinem Heimatdorf beim SC Eiweiler, beim VfB Heusweiler und danach beim 1. FC Saarbrücken und der SV Elversberg. Der Fußball stand immer an erster Stelle. An der Kaiserlinde schwärmte Peter Eiden, heute Leiter des NLZ und Kevin Saks´ damaliger U19-Coach, von seiner tollen Einstellung: „Er gibt immer hundert Prozent und hat keine Angst. Er ist kopfballstark und gut im Abschluss. Auch menschlich passt er super ins Team.“ Genau die Argumente, die Björn Klos alles dafür tun ließen, Kevin Saks ins Ellenfeld zu holen: „Ich war mir absolut sicher, dass er total reinpasst, sich wohlfühlt und ohne große Anlaufzeit fester Bestandteil der Mannschaft wird“, sagte Borussias Übungsleiter und sollte sich darin nicht täuschen. Denn Kevin Saks, der Slatan Ibrahimovic aufgrund der Präsenz auf dem Platz als sein sportliches Vorbild bezeichnet, machte von Anfang an einen guten Job und das, was Stürmer ausmacht: Tore schießen.

Dass der gelernte Kfz-Mechatroniker, der in Heusweiler wohnt, es so weit gebracht hat, hat er vor allem seinem Vater, aber auch seinem Patenonkel „Stasi“ (für Stanislaus) zu verdanken. Seit er mit acht Jahren die ersten Fußballschuhe schnürte, haben sie ihn begleitet, gefördert und beraten. Viel gelernt hat der Schreinersohn auch von Jörg Schampel, der ihn in Saarbrücken weiter entwickelt hat. Im Ludwigspark und in Elversberg hat er in jungen Jahren schon manche Erfahrung gesammelt. Der Gewinn des Saarlandpokals mit der SVE, ausgerechnet gegen seinen Ex-Club FCS, und der Oberliga-Aufstieg mit dem FV Eppelborn stellen bislang die größten Erfolge seiner Karriere dar. Im Borussen-Trikot würde er gerne noch mehr davon feiern: „Borussia ist ein Traditionsverein im Saarland mit einem geilen Stadion. Ich kannte schon vorher die meisten der Jungs, und mit Björn Klos und Gunther Persch gab es sehr gute Gespräche“, nennt er die entscheidenden Faktoren für den Wechsel ins Ellenfeld. Dass er anderswo vielleicht ein paar Euro mehr bekommen könnte, war ihm da nicht mehr wichtig. Auch das ist Kevin Saks.

Bereut hat er die Entscheidung pro Borussia bislang nicht – im Gegenteil: „Ich bin toll aufgenommen worden und fühle mich sehr wohl!“ Noch ein Stück besser werden und mit seinen Toren der Mannschaft helfen – das sind seine Ziele für die noch verbleibenden 23 Saisonspiele. Auf eine bestimmte Zahl an Toren will er sich nicht festlegen, lieber „von Spiel zu Spiel schauen, wohin sich die Sache entwickelt“. Doch am Mittwoch in Rehlingen heißt es für Borussias Goalgetter womöglich zum ersten Mal in dieser Saison: Zuschauen. Ganz ungewohnt für einen, der schon im Oberliga-Jahr in Eppelborn als einziger in allen 36 Spielen auf dem Platz stand, auch im Borussen-Dress bislang in keiner Partie fehlte und immer hundert Prozent gibt. Bleibt zu hoffen, dass Kevin Saks die Zuschauerrolle möglichst bald wieder ablegen kann und von der Bank dorthin zurückkehrt, wo er sich am wohlsten fühlt: In der gegnerischen Box.

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