Heute Abend, 19 Uhr: Standortbestimmung gegen den FK Pirmasens in Lemberg

Unser Bild: Meist hoch her ging es vor vollen Rängen, wenn in früheren Jahren der FKP und die Borussia aufeinandertrafen – so wie her am alten Stadion an der Zweibrücker Straße beim Duell zwischen Borussias Stürmer Günter Kuntz und FKP-Torhüter Peter Jann. (Foto: Ellenfeld-Verein e.V. / Archiv Borussia Neunkirchen Hartung)

Noch wenige Stunden, dann ist es soweit: Das ewig junge, alte Südwestderby zwischen der Borussia und dem FK Pirmasens wird heute Abend um 19.00 Uhr auf dem Naturrasen der Sportanlage am Rothenberg im pfälzischen Lemberg angepfiffen. Für die Borussen stellt die Partie gegen den Vorjahresdritten der Oberliga Südwest nach den bisherigen Testspielen überwiegend gegen Landesligisten eine echten Härtetest da. „Da werden wir sehen, wo wir stehen und woran wir noch arbeiten müssen“, erwartet Trainer Jan Berger eine Standortbestimmung.

Den Gegner aus der früheren Schuhmetropole vorstellen bedeutet eigentlich Eulen nach Athen tragen. Denn im Fußball-Südwesten ist „die Klub“, wie der FKP auch liebevoll genannt wird, immer noch eine richtige Hausnummer mit Anziehungskraft, auch wenn heutzutage der graue Alltag Oberliga heißt. Am 10. Juni 1903 gegründet sorgte der Traditionsverein vor allem Ende der 50er- sowie in den 60er- und 70er-Jahren für Schlagzeilen und lieferte sich dabei immer wieder heiß umkämpfte Duelle mit der Borussia. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges war der FKP fester Bestandteil der alten Oberliga Südwest – die damalige erste Liga wurde 1963 zugunsten der neu installierten Bundesliga aufgelöst. In der ewigen Tabelle dieser Spielklasse liegen die Pirmasenser nur knapp hinter ihrem alten Rivalen 1. FC Kaiserslautern auf dem zweiten Rang, stellten mit Heinz Kubsch 1954 sogar einen Weltmeister, auch wenn der Torhüter beim Turnier in der Schweiz nicht zum Einsatz kam. Dreimal hintereinander (1958, 1959, 1960) wurden die blauen Dragoner in dieser Zeit Südwestmeister und nahmen an den Endrundenspielen um die Deutsche Meisterschaft teil.

Wie die Borussia verpasste der FKP wegen einer dubiosen Mehrjahreswertung 1963 den Einzug in die Bundesliga, spielte aber auch danach in der Regionalliga Südwest eine führende Rolle. Als Vizemeister nahm man – mit einem gewissen Horst Nußbaum, der später unter dem Namen Jack White als Musikproduzent sehr erfolgreich wirkte, im Kader – an der Aufstiegsrunde zur Bundesliga teil, wurde 1966 wieder Südwestmeister. Doch der Sprung in die bel etage des deutschen Fußballs gelang nicht – in den Aufstiegsrunden 1970 und 1971 scheiterte der FKP ebenso wie als Vizemeister der 2. Liga Süd in der Relegation gegen Bayer Uerdingen (4:4, 0:6). Seit 1997 pendeln die Westpfälzer zwischen Regionalliga und Oberliga, landeten in den letzten drei Jahren jeweils auf dem dritten Tabellenplatz der Oberliga. Noch vor wenigen Wochen erstickte eine 1:2-Niederlage am letzten Spieltag bei der U23 des 1. FC Kaiserslautern alle Hoffnungen auf eine Rückkehr in die 4. Liga, dafür hielten sich die Männer von Coach Daniel Paulus durch einen 2:0-Finalsieg gegen Meister TSV Schott Mainz im Südwestpokal schadlos. Der verdiente Lohn: In der ersten Hauptrunde wartet am 16. August mit dem Hamburger SV im Framas-Stadion ein Highlight auf die FKP-Fans – das Pokalspiel gegen den Bundesliga-Aufsteiger sorgt für einen großen Ansturm, fast alle Tickets sind weg!

FKP-Trainer Daniel Paulus (oben re.) baut in der Offensive auf Routinier Tobias Jänicke (oben li.) und Torjäger Dennis Krob (oben Mitte). Das Vertrauen des Trainers genießen darüber hinaus Torhüter-Legende Benjamin Reitz (unten li.) und Kapitän Yannick Grieß (unten Mitte). Aber auch Ex-Borusse Michael Müller (unten re.) hat sich im FKP-Trikot einen Stammplatz erobert. (Fotos: -jf-)

In die neue Saison will man den Schwung und die Euphorie der vergangenen Saison möglichst mit rübernehmen. Zwar hat sich mit Aaron Basenach eine Stammkraft zum Studium in die USA verabschiedet, auch Kenan Dogan (Ziel unbekannt) und Kristof Scherpf (zur Borussia ins Ellenfeld) gehören nicht mehr zum Kader. Dafür sind mit Dario Tuttobene (vom 1. FC Kaiserslautern II), den beiden Morlauterern Torben Kirch und Mario Forster sowie Nico Wiltz aus Diefflen vier Akteure dazugekommen. Tonangebend werden auch in der kommenden Saison die Routiniers sein – zu ihnen gehört Tobias Jänicke. Der 36jährige, der in der Jugend von Hansa Rostock ausgebildet wurde, bringt aus seiner Zeit bei Hansa, beim SV Wehen-Wiesbaden und dem 1. FC Saarbrücken jede Menge Profi-Erfahrung mit und hat im Trikot von Dynamo Dresden sogar 17 Spiele in der 2. Liga bestritten. Top-Stürmer Dennis Krob weiß, wo das Tor steht – in 287 Regionalliga- und Oberliga-Partien hat er 127 Treffer erzielt. Eine Borussen-Vergangenheit weist Luka Dimitrijevic auf: Der trickreiche und pfeilschnelle 28ährige war in 22 Oberliga-Spielen im Ellenfeld aktiv (2 Tore) und kam über Röchling Völklingen nach Pirmasens, wo er sich etablieren konnte und in 66 Spielen schon 27 Tore machte.  Auch Ex-Borusse Michael Müller, der vor Jahresfrist nach Pirmasens wechselte, hat sich zum Stammspieler gemausert. Gleiches gilt für den Ex-Eppelborner Thomas Selensky, der als Verbinder zwischen Dfefensive und Offensive viel Übersicht, Ruhe und Spielintelligenz auf den Platz bringt.

Im Tor steht mit Benjamin Reitz ein erfahrener Keeper. Zum Aufgebot gehören auch drei starke Pirmasenser Eigengewächse: Luca Eichhorn (27), Kapitän Yannick Grieß (29) sowie Manuel Grünnagel (29), die gemeinsam auf fast 700 Regionalliga- und Oberliga-Einsätze im blauen Trikot kommen, stammen alle aus früheren U19-Mannschaften des FKP! Das Sagen an der Seitenlinie hat jetzt im zweiten Jahr Daniel Paulus: Der 45jährige spielte zu aktiven Zeiten für den SVN Zweibrücken, war anschließend als Chefcoach bei Eintracht Trier und der Borussia im Ellenfeld (2014/15) tätig und wirkte im Jugendbereich beim 1. FC Kaiserslautern und 1. FC Nürnberg. Informationen und Namen, die zeigen, mit welchem Kaliber es die Borussen heute Abend zu tun haben werden!

Rückblende: Vor Jahresfrist gewann Borussia ein Testspiel gegen Pirmasens mit 2:1. In dieser Szene prüft FKP-Standardspezialist Kevim Büchler per Freistoß die Borussen-Mauer. Interessant am Rande: Von den Borussen auf diesem Foto ist heute Abend nur noch Alexander Velikov (re.) im Kader. Alexander Schmieden, Louis Cupelli, Ben Müller, Lukas Hoffmann (pausiert) und Torhüter Sebastian Kelm (v.l.) haben sich inzwischen aus dem Ellenfeld verabschiedet. (Foto: -jf-)

In der Vorbereitung sind die Pirmasenser bislang unbesiegt. Bei einem Blitzturnier bei Palatia Limbach spielte man gegen den Gastgeber 2:2, besiegte Saar 05 mit 3:0. Auch gegen den Saarlandligisten FV Schwalbach stand nach 90 Minuten ein 1:0-Erfolg. Am vergangenen Wochenende trennte sich der FKP von der U23 der Frankfurter Eintracht 2:2. Auch gegen die Borussia gab es in den letzten Jahren Testspiele: 2021 zog der FKP den Borussen mit 8:0 das Fell ganz ordentlich über die Ohren, im Sommer 2024 dagegen konnten Borussia im Stadion „In der Spesbach“ nach Toren von Tim Klein und Justin Kihm bei einem Gegentreffer von Yannick Grieß die Partie mit 2:1 für sich entscheiden.

Schiedsrichter des Spiels der Borussia gegen den FK Pirmasens heute Abend ist Florian Stahl. Ihm assistieren an den Seitenlinien die Herren Timo Kustes und Philipp Antoine Nentwig. Wir wünschen dem Schiefsrichterteam eine gelungene Spielleitung.

Navigationsadresse für Borussen-Fans: Sportanlage am Rothenberg, Laubbrunnerstraße, 66969 Lemberg/Pfalz (-jf-)