Von der Bank zum Matchwinner – fünf Minuten, die sich gelohnt haben

„Doppelpacker“ Dominik Jost bringt die Borussia in der Schlussphase auf die Siegerstraße / SV Bliesmengen-Bolchen mit spielerisch starker Leistung der erwartet schwere Gegner

Unser Bild: Da macht er den Deckel endgültig drauf – Dominik Jost auf dem Weg zum 4:2, Bliesmengens Keeper Marco Curcio kann den unwiderstehlichen Lauf des Matchwinners nicht mehr aufhalten! (Foto: -jf-)

UPDATE: Drei Videos vom Spiel am Ende des Beitrags unter den Bildern – herzlichen Dank an unseren Kameramann Heinz Petri, der uns die Videos zur Verfügung gestellt hat!

Es gibt Geschichten, die einfach nur der Fußball schreiben kann. Dominik Jost hat am gestrigen Sonntag so eine Geschichte erlebt. Und das in nur fünf sicher unvergesslichen Minuten. Exakt 31 Sekunden war Borussias Ersatzkeeper in der Schlussphase beim Spiel gegen den SV Blesmengen-Bolchen auf dem Platz, als er das Leder nach genau getimtem Eckball von Niklas Allenfort energiegeladen mit wuchtigem Kopfball wie eine Rakete hinter Gäste-Torwart Marco Curcio im Netz versenkte (86.) – 3:2, die Wende in einer Partie, die bis dahin auf des Messers Schneide stand. Nur zwei Minuten später nahm Dominik Jost, an der Mittellinie lauernd, einen Steilpass von Sebastian Cullmann auf, umkurvte geschickt Bliesmengens Torhüter und schickte den Ball erneut in die Maschen (88.) – 4:2, die Entscheidung! Spätestens jetzt verwandelten die Zuschauer, die es mit der Borussia hielten, das Ellenfeld-Stadion in ein Tollhaus! Auch die Borussen-Bank, inklusive der auf Gehstützen angewiesenen Verletzten Tim Cullmann und Frissell Hunter, war nicht mehr zu bremsen und schien den „Doppelpacker“ im Freudentaumel nahezu erdrücken zu wollen. In diesem Taumel wurde eine andere Geschichte fast die Blies hinuntergespült: Nach fast einem Jahr stand Vincenzo Accursio wieder auf dem grünen Rasen, wenn auch nur für wenige Minuten – ausgerechnet gegen den SV Bliesmengen-Bolchen, gegen den er sich am 17. Oktober 2020 einen mehrfachen Bänderriss zugezogen hatte!

Noch am Abend zuvor hatte Dominik Jost mit seinem Vater telefoniert. „Was meinst du, wirst du spielen?“ hatte der gefragt. „Eher weniger, habe ja am Mittwoch im Pokal gespielt. Wenn, dann höchstens für die letzten fünf Minuten, aber das lohnt sich ja kaum“, so die Einschätzung des 25jährigen. Und ob sich das gelohnt hat! Von der Bank zum Matchwinner – eine Sternstunde, wie sie Dominik Jost bislang noch nicht erlebt hat. „Mit dem ersten Ballkontakt direkt ein Tor machen, das ist für mich Premiere“, sagt er lachend nach dem Spiel im Kabinengang. Als ob er etwas geahnt hätte: „Als es Eckball gab, habe ich zum Trainer gesagt: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, mich einzuwechseln!“ Gut, dass der Übungsleiter auf ihn gehört hat, aber der hatte seinem „Ersatztorwart mit Torjägerqualitäten“ so etwas ohnehin zugetraut: „Man hat bei ihm das Gefühl, dass er mit seinem Willen und seiner Mentalität noch zum Schluss was bewegen kann“, bekennt ein sichtlich erleichterter Björn Klos, der sich extrem freut für Dominik Jost, „weil er einfach ein Supertyp ist. So wie er innerhalb der Mannschaft und auch außerhalb des Platzes agiert, hat er sich das total verdient.“

Kopfball ins Glück: Dominik Jost steigt willensstark hoch und versenkt die Ecke von Niklas Allenfort zum 3:2 im Tor (oben), danach brechen im Jubel alle Dämme (unten). (Fotos: -jf-)

Borussias Coach war glücklich mit der Moral seiner Mannschaft, die nach dem 2:2-Ausgleich eine Reaktion gezeigt habe und den spät erkämpften drei Punkten, gab aber unumwunden zu, „dass Bliesmengen spielerisch besser war. Wie sie die Bälle annehmen und dann aufdrehen – das war schon richtig gut! Der Respekt vor dem Gegner, den ich vor dem Spiel ja schon geäußert habe, war absolut berechtigt. Bei uns dagegen ist im spielerischen Bereich noch deutlich Luft nach oben. Allerdings hätten wir uns den ganzen Stress ersparen können, wenn wir unsere großen Torchancen in der ersten Halbzeit konsequent genutzt hätten.“ Dabei hat Björn Klos sicher an den ersten Auftritt von Neuzugang Tim Ugo gedacht, dessen abgebremster Schuss nach schöner Kombination über Borussias rechte Angriffseite schon in der ersten Minute auf der Linie geklärt wurde. Tim Ugo war es auch, der nach einer halben Stunde allein vor Torwart Curcio knapp rechts am Tor vorbei vorzog, auch das hätte ein Tor sein können! Für das hatte nach zehn Minuten Quincy Henderson gesorgt: Einen langen Einwurf von Niklas Allenfort verlängerte Marco Dahler per Kopf auf Dylan Sodji, der das Leder aber nicht zu kontrollieren vermochte und es auf Quincy Henderson zurücklegte. Der wiederum fackelte nicht lange und feuerte den Ball – verdeckt für Marco Curcio im Bliesmengener Tor – flach rechts unten ins Eck.

Nyger Hunter, der nach 26 Minuten nach einem tollen Solo aus der eigenen Abwehr heraus den richtigen Moment des Abschlusses verpasste, hätte nachlegen können, scheiterte aber am aufmerksam reagierenden Curcio. Die Gäste wussten in der Spielanlage durchaus zu gefallen, agierten sehr ballsicher und strahlten, auch wenn sie nicht so häufig zum Abschluss kamen, permanent Gefahr aus. So tauchte Peter Luck frei vor Philippe Persch auf, Borussias Torwart machte sich ganz breit und konnte einen Einschlag verhindern (16.). Geschlagen war er schon bei einem mit Effet getretenen Freistoß von Paolo Valentini, doch Julian Flammann hatte aufgepasst und köpfte das Leder auf der Torlinie stehend aus dem Winkel. Die letzte Chance vor dem Pausenpfiff von Schiedsrichter Thorben Rech bot sich Nyger Hunter, der nach Stemmler-Flanke einen Kopfballaufsetzer knapp neben das Tor setzte.

Borussias 2:1-Führung in drei Schritten: Quincy Hendersons Freistoß (oben) kann Marco Curcio nur abklatschen …
… Kamil Czeremurzynski schaltet am schnellsten, jagt das Leder aus spitzem Winkel in die Maschen …,
… und schreit die Freude über seinen Treffer, gemeinsam mit Tim Braun und dem Freistoßschützen (Nr. 25) heraus! (Alle Fotos: -jf-)

Den ersten Aufreger nach der Pause gab es nach einem unwiderstehlichen Solo von Quincy Henderson, dem sein erstes Saisontor sichtlich Auftrieb gegeben hatte. Borussias Stürmer hatte sich voller Entschlossenheit durchgetankt und den Ball sogar an Marco Curcio vorbeigelegt, ehe er zu Fall kam – hier hätte man durchaus auf den Elfmeterpunkt zeigen können (52.)! Stattdessen kassierten die Borussen wenig später den Ausgleich, als Oliver Schramm von Kamil Czeremurzynski nicht mehr am Schuss gehindert werden konnte und über Philippe Persch, der mit den Fingerspitzen noch am Ball war zum 1:1 traf. Borussia legte nun nochmal nach, wollte die erneute Führung, brauchte aber nach einigen verpufften Eckbällen und abgeblockten Schussversuchen bis zur 72. Minute, ehe Kamil Czeremurzynski nach einem nach vorn abgewehrten Freistoß von Quincy Henderson am schnellsten reagierte und den Ball aus spitzem Winkel im Bliesmengener Tor versenkte. Danach verpassten Dylan Sodji und Marco Dahler bei einer Doppelchance die endgültige Entscheidung. Umso größer war der Frust der Borussen, als Manuel Bisenius auf Zuspiel von Philipp König aus halbrechter Position mit einem satten Schuss ins lange Eck sechs Minuten vor dem Ende den 2:2-Ausgleich besorgte. Borussia schien nun die Zeit wegzulaufen, der ersehnte Dreier war in weite Ferne gerückt, bis, ja bis Björn Klos auf die 20 setzte – den letzten Trumpf, den Joker – und Dominik Jost einwechselte. „Vielleicht haben wir das ja jetzt auch mal gebraucht, hinten raus einen so emotionalen Sieg zu schaffen. Das ist für die Moral sicher ganz wichtig“, konnte Borussias Trainer am Schluss kräftig durchatmen. Nach fünf Minuten, in denen die Gefühle zu explodieren schienen. Auf jeden Fall fünf Minuten, die sich gelohnt haben. Fünf Minuten, die Dominik Jost in seinem Fußballerleben so schnell nicht vergessen wird. Und fünf Minuten einer Geschichte, wie sie nur der Fußball zu schreiben vermag! (-jf-)

Borussia – SV Bliesmengen-Bolchen 4:2 (1:0)

Borussia: Philippe Persch – Tim Braun, Marco Dahler, Kamil Czeremurzynski, Christoph Stemmler (ab 86. Dominik Jost), Nyger Hunter (ab 86. Vincenzo Accursio), Niklas Allenfort, Julian Flamann (ab 74. Joshua Penth), Dylan Sodji, Tim Ugo (ab 46. Sebastian Cullmann), Quincy Henderson (ab 74. Alexander Jochum). – Trainer: Björn Klos.

Tore: 1:0 (10.) Quincy Henderson, 1:1 (54.) Oliver Schramm, 2:1 (72.) Kamil Czeremurzynski, 2:2 (84.) Manuel Bisenius, 3:2 (86.) Dominik Jost, 4:2 (88.) Dominik Jost. – Schiedsrichter: Thorben Rech (Hülzweiler). – Zuschauer: 400. – Gelbe Karten Borussia: Marco Dahler (44.), Quincy Henderson (53.), Kamil Czeremurzynski (70.)

Unsere Bilder und Videos vermitteln Impressionen vom Spiel der Borussia gegen den SV Bliesmengen-Bolchen. (Fotos: -jf- / Videos: Heinz Petri)


Tor zum 2:2
Tor zum 3:2
Tor zum 4:2

6 Kommentare

  1. Die Aufgabe,eine Schippe drauf legen wurde erfüllt.Dann kam Jost,er kam sah und siegte.Er wollte es und machte zwei Buden.Glückwunsch zu dieser grandiosen Einstellung.Go Borussia

  2. Ja, die beiden bisher ausgetragenen Begegnungen Neunkirchen gegen Bliesmengen-Bolchen waren in der Tat beste Werbung für den Fußball. Sowohl auf dem Platz als auch auf den Rängen wurde alles gegeben, wobei die sportliche Fairnis immer gewahrt blieb. So schön kann Fußball sein. Günther Klingler, SV Bliesmengen-Bolchen.

    • Zwei Vereine, unterschiedlicher sie nicht sein könnten und doch gibt es Parallelen, die Fans. Ihr habt als Verein eure erfolgreichste Zeit, wir hatten sie schon hinter uns und stehen zur Mannschaft.
      Behaltet euch diese Art und Weise der großen Unterstützung bei, egal ob ihr irgendwann nochmal absteigt oder nicht. Das ist nämlich die große Gemeinsamkeit beider Vereine, wir haben Fans die den Verein unterstützen bei Wind und Wetter und immer da sind, das macht unsere beider Vereine so einzigartig in dieser Liga.

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