Verlieben, verloren, vergessen, verzeihen

Gedanken und Worte zum Start der Schröder-Liga Saar in die Saison 2025/26 / Auftakt am Freitagabend im Ellenfeld mit der Partie der Borussia gegen den 1. FC Saarbrücken II / Rahmenprogramm ab 17.45, Vorstellung der Liga-Mitglieder um 18.30 Uhr, Anpfiff um 19.00 Uhr

„Verlieben, verloren, vergessen, verzeihen.“ Was Schlagerbarde Wolfgang Petry in den 90ern oder, leicht variiert, die „Münchener Freiheit“ um Aron Strobel und Stefan Zauner in den 80ern über den Kreislauf der Liebe gesungen haben, kann jeder, der sein Herz an einen Fußballclub verloren hat, durchaus nachvollziehen. Man verliebt sich in einen Verein, muss, wenn man nicht gerade Anhänger des notorisch erfolgreichen FC Bayern ist, zuweilen tiefe Täler durchschreiten. Denn Fußballteams sind außerordentlich einfallsreich, wenn es darum geht, Wege zu finden, um ihren Anhänger Kummer zu bereiten: Eine Pleite nach der anderen, unnötige Abstiege, finanzielle Abenteuer. „Immer, wenn du glaubst, dass du dich auf das Schlimmste, was passieren kann, eingestellt hast, lassen sie sich etwas Neues einfallen“, stellt Autor Nick Hornby, leidenschaftlicher und leidgeprüfter Fan von Arsenal London, in seinem nahezu legendären Fußballroman „Fever pitch“ ernüchtert fest.

Für 11FREUNDE-Chefredakteur Philipp Köster stellt sich die Frage, „warum wir in Gottes Namen unser Seelenheil einer Sache verschreiben, die wir nicht beeinflussen können und die uns regelmäßig eine solche Seelenpein verursacht, wie sie uns seit unserer ersten Liebschaft im Schatten eines Tanzschulkurses nicht mehr bereitet worden ist.“ „Jetzt reicht´s, ich geh´ nicht mehr hin“, so eine häufig zu hörende Stimme frustrierter Anhänger, die jedoch meist nur eine Halbwertzeit von unter einer Woche hat. Denn geht am Freitagabend das Flutlicht an, ist alles vergessen und verziehen. Die Liebe ist wieder da, und schließlich lebt da die Hoffnung auf Positives, auf Überraschungen, auf Ekstase nach Siegen in letzter Sekunde – schließlich weiß keiner, wie es ausgeht.

VERLIEBEN: „Ich verliebte mich in den Fußball. Plötzlich, unerklärlich, unkritisch und ohne einen Gedanken an Schmerz und Zerrissenheit.“ (Nick Hornby) „Diese Liebe kennt tatsächlich keine Liga.“ (Philipp Köster, 11FREUNDE)

Dabei ist die Initiation, der Akt des Verliebens, oft unerklärlich. „Ich verliebte mich in den Fußball, wie ich mich später in Frauen verlieben sollte: Plötzlich, unerklärlich, unkritisch und ohne einen Gedanken an den Schmerz und die Zerrissenheit zu verschwenden, die damit verbunden sein würden“, beginnt Nick Hornby seine Geschichte. Hornby ist im Übrigen der festen Überzeugung, dass „nur wenige von uns sich ihre Clubs ausgesucht haben, sie wurden uns schlichtweg gegeben.“ Bei den Anhängern der Saarlandliga-Vereine mag das oft genug mit dem Heimat- oder Wohnort zusammenhängen. Gemäß dem Motto: „Support your local club.“ Auf jeden Fall beginnt am kommenden Freitag auch in der höchsten Klasse des Saarländischen Fußballverbandes der Kreislauf der Fußball-Liebe von Neuem: „Verlieben, verloren, vergessen, verzeihen.“

VERLOREN: „Fußballteams sind außerordentlich einflussreich, wenn es darum geht, ihren Anhängern Kummer zu bereiten. Immer wenn du glaubst, dass du dich auf das Schlimmste eingestellt hast, lassen sie sich irgendetwas Neues einfallen.“ (Nick Hornby / Foto: -jf-)

Mit einem echten Traditionsduell startet die Liga: Um 19.00 Uhr erwartet die Borussia aus Neunkirchen den Aufsteiger 1. FC Saarbrücken II im altehrwürdigen und mittlerweile denkmalgeschützten Ellenfeld-Stadion. Josef Kreis, Vorsitzender des Verbandsspielausschusses des Saarländischen Fußballverbandes (SFV), freut sich auf das Spiel: „Fußballfans können sich auf einen packenden Start in die neue Saison freuen! Wir hoffen, zahlreiche Fans im Ellenfeld-Stadion begrüßen zu dürfen.“ Einen besonderen Dank richtet Josef Kreis dabei an den Namensgeber der Liga, Schröder Fleischwaren: „Deren Engagement stärkt die saarländische Fußballfamilie nachhaltig. Ein großes Dankeschön auch an die Borussia aus Neunkirchen, die zur Saisoneröffnung ein attraktives Rahmenprogramm auf die Beine stellt.“

Auch SFV-Präsident Heribert Ohlmann blickt dem Auftakt mit Spannung entgegen. „Nach der Sommerpause freuen wir uns alle darauf, dass der Ball wieder rollt. Das Eröffnungsspiel der Schröder-Liga ist der Auftakt zu vielen spannenden Begegnungen in unseren Ligen. Es wäre schön, wenn viele Fußballfans unsere Vereine durch ihren Besuch unterstützen.“ Eugen Schwamm jun., Geschäftsführer der Schröder Fleischwaren GmbH spielt den Pass gerne zurück: „Es ist uns eine große Freude, auch in diesem Jahr wieder als Namensgeber der Saarlandliga aufzutreten und den heimischen Fußball nachhaltig zu unterstützen. Als fest in der Region verwurzeltes Unternehmen liegt uns das Vereinsleben sehr am Herzen – denn hier kommen Menschen unterschiedlicher Generationen und Hintergründen zusammen, um gemeinsam für etwas zu kämpfen, sich weiter zu entwickeln und Erfolge zu feiern. Teamgeist, Fairplay und Leidenschaft – all das prägt den Fußball genauso wie unsere tägliche Arbeit bei Schröder und Schwarm. Wir wünschen allen Vereinen, Spielern und Verantwortlichen eine erfolgreiche, faire und möglichst verletzungsfreie Saison.“

VERGESSEN, VERZEIHEN: „Kein Abstieg, keine Insolvenz, keine noch so große Katastrophe kann die Liebe zum Klub endgültig zerstören. Etwas in uns ist unkaputtbar.“ (Philipp Köster, 11FREUNDE / Fotos: -jf-)

Für Jörg Eisenhuth, bedeutet es „eine große Ehre, dass wir als Borussen das Eröffnungsspiel ausrichten dürfen. Ein herzliches Willkommen geht an alle Vereinsvertreter, an alle Fans, Zuschauer und Gäste aus nah und fern“, so Borussias erster Vorsitzender, der sich den Wünschen an alle Clubs für eine erfolgreiche und spannende Saison gerne anschließt.

Borussia hat rund um das Spiel ein Rahmenprogramm geschnürt, das bereits um 17.45 Uhr mit einem Inklusionsprogramm (Vorspiel und/oder Trainingseinheit) rund um die Saarpfalz-Werkstatt für angepasste Arbeit beginnt. Um 18.30 Uhr beginnt dann die vom SFV durchgeführte offizielle Vorstellung aller 18 Saarlandliga-Clubs. In der Halbzeitpause werden dann zwei Spendenschecks der Borussia für soziale Zwecke übergeben: Der eine geht an „Kükenkoje“, den Förderverein für Frühgeborene und Neugeborene an den Universitätskliniken des Saarlandes, der andere an die „Kinderinsel Homburg e.V.“, den Förderverein für kranke und chronisch kranke Kinder und Jugendliche im Saarland. Beide Vereine unterstützen betroffene Familien.

HOFFEN AUF TORE: Am Freitagabend gilt´s für die Borussia, deren Anhang auf solche Szenen wie diese mit (v.l.) Christoph Stemmler, Dominik Jost (im Hintergrund), Sebastian Cullmann und Nico Christmann wartet. (Foto: -jf-)

Wenn Schiedsrichter Nicolas Scherer vom SC Reisbach um 19.00 Uhr den Startschuss für die Saarlandliga-Saison 2025/26 gibt, heißt es wieder: „Verlieben, verloren, vergessen, verzeihen.“ In Sieg und Niederlage, in Höhen und Tiefen zusammenstehen, Teil des Spiels sein, sich engagieren und den gemeinsam den Verein mitgestalten, unzertrennlich sein und keine Sekunde bereuen – auch als saarländische Fußballfamilie über die Vereinsgrenzen hinaus, erst recht in Zeiten des überkommerzialisierten Profisports. Der Kreislauf der Liebe zum Amateurfußball kann wieder neu beginnen – im Begriff des Amateurs steckt schließlich das alte Wort der Römer für Liebe: Amor. Und die kann viel aushalten! (-jf-)