Projekt Gefallenen-Gedenktafeln (fast) abgeschlossen

Unser Bild: Simao Himmel, Mitarbeiter der Schreinerei Kaspar (li.), und Dr. Jens Kelm, der Stadionbeauftragte der Borussia, präsentieren die Informationstafel neben den Gedenkplatten für die Weltkriegsgefallenen der Borussia. (Foto: privat)

Das Projekt „Gedenktafeln für unsere Gefallenen“ im Ellenfeld ist jetzt (fast) abgeschlossen. In der vergangenen Woche wurden neben den beiden aus französischem Muschelkalk hergestellten und unlängst renovierten Platten, auf denen die Namen aller im ersten und zweiten Weltkrieg gefallenen Borussen zur ewigen Erinnerung eingeschrieben sind, eine Informationstafel angebracht. Sie gibt Auskunft über den ursprünglichen Standort der Erinnerungsmale. Lediglich die Montage von Spots zur besseren Ausleuchtung der beiden Monumente im Eingangsbereich zu den Funktionsräumen des Stadions steht noch aus.

Die beiden Gedenkplatten haben eine lange Geschichte. Den gefallenen Mitgliedern im ersten Weltkrieg zu Ehren wurde nämlich schon am 2. August 1925 anlässlich des 20jährigen Bestehens der Borussia ein Denkmal eingeweiht. Der vom Bauunternehmer Hermann Hahn gestiftete und im Nordostbereich des Stadions errichtete „Gedenkstein auf dem Borussenplatz“ musste wohl aufgrund der Stadionerweiterung in den frühen 1950er-Jahren abgetragen werden. Heute zeugen nur noch drei erhaltene Fotografien von seiner Formschönheit.

Zum 40jährigen Liga-Jubiläum 1952 ließ die Borussia dann im Ellenfeld ein weiteres Ehrenmal errichten, das ihren Gefallenen beider Weltkriege gewidmet war. Das vom Neunkircher Bildhauer Alois Weidig geschaffene Denkmal wurde im Nordwest-Bereich des Stadions errichtet und durch den damaligen Ministerpräsidenten des Saarlandes, Johannes Hoffmann, am 26. Oktober 1952 enthüllt. Es musste jedoch schon in den 60er-Jahren nach dem Aufstieg der Borussia in die Bundesliga der Erweiterung des Ellenfeld-Stadions weichen. Erhalten blieben lediglich die beiden Gedenktafeln, die zwichenzeitig im Eingangsbereich der Funktionsräume des Stadions ihren Platz fanden. Nch Restaurierung durch die Firma „Astrit Hilt und Ralf Jennewein GbR der formenpark“ sowie Rahmung und Montage auf Trägerplatten durch die Schreinerei Kaspar kehrten die beiden Tafeln an Osterdienstag 2022 an diese Stelle zurück, wo sie die Erinnerung an die Gefallenen der Borussia weiter wachhalten.

Das gesamte Projekt, initiiert, umgesetzt und gestaltet vom Ellenfeld-Verein e.V., einem Verein für Kulturgeschichte des Fußballsports in der Saargegend, konnte für den Verein und die Stadt Neunkirchen kostenfrei durchgeführt und jetzt abgeschlossen werden. Herzlicher Dank geht dabei an:

  • formenpark Bildhauerei, Kirkel
  • Schreinerei Christian Kaspar, Ottweiler
  • Hans-Jürgen Sieren Fliesenverlegung, Neunkirchen
  • Dr. Rainer Knauf, Blieskastel
  • Anna-Elisabeth Braunecker (Gestaltung der Info-Tafel), Bildstock
  • Udo Neurohr, Neunkirchen

2 Kommentare

  1. Mit großem Interesse habe ich diesen Bericht über die beiden Gedenktafeln gelesen. Die Tafeln stellen per se bestimmt einen historischen Wert dar, von daher ist die Erhaltung sicherlich angebracht. Diese aber an exponierter Stelle zu präsentieren, bereitet mir einiges an Bauchschmerzen. Es stellen sich mir mehrere Fragen. Wer waren diese Personen, die auf diese Art geehrt werden, vor allem jene, die für Führer, Volk und Vaterland gefallen sind? Welchen Organisationen haben sie angehört, eventuell auch solchen, die heute als verbrecherisch eingestuft werden? Wo waren sie eingesetzt, waren sie eventuell sogar an Verbrechen beteiligt?

    Wenn man schon in der Historie „kramt“, sollte man auch die richtigen Fragen stellen. Gab es Mitglieder jüdischen Glaubens bei der Borussia oder politisch Andersdenkende, die aufgrund dieser Tatsachen aus der Borussengemeinschaft ausgeschlossen wurden? Falls ja, wie war das weitere Schicksal dieser Personen? Haben sie die NS-Zeit überlebt oder wurden sie in nationalsozialistischen Vernichtungslagern ermordet? Und wieder falls ja, wäre da eine Gedenktafel nicht viel angebrachter? Welche Rolle spielten die Funktionäre der Borussia in der NS-Zeit, vor allem auch jene, die nach 1945 bei der Borussia (wieder) in Amt und Würden waren? Unangenehme Fragen sicherlich, deren Beantwortung wahrscheinlich auch unangenehme Wahrheiten zu Tage fördern würden.

    Die reine Präsentation dieser Tafeln an exponierter Stelle im Ellenfeld zeigt einen allzu unkritischen Umgang mit der Historie im Allgemeinen und wahrscheinlich auch einen unkritischen Umgang mit der Borussen-Historie.

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