Fithalten für den Tag X

Unser Bild: Es geht wieder los! Borussia trainiert, aber nicht (wie hier zu Trainingsbeginn im Sommer) im Stadion, sondern im „Homeoffice“. (Foto: -jf-)

Borussias Saarlandliga-Mannschaft hat den Trainingsbetrieb seit einer Woche wieder aufgenommen. Individuell und virtuell, versteht sich. Etwas Anderes lässt die derzeitige Corona-Situation (noch) nicht zu. „Über die Feiertage haben wir pausiert, die Jungs hatten da auch keine Aufgaben bekommen, sondern sollten sich erholen“, berichtet Björn Klos, der am vergangenen Mittwoch mit seinen Schützlingen per Zoom-Meeting zu einer Athletik-Einheit zusammen war. Zwischen den Jahren hat sich der Borussen-Coach gemeinsam mit Fitness-Trainer Philipp Persch zusammengesetzt und für die Mannschaft einen neuen Plan zusammengestellt. Das Problem, vor allem für den Kopf: „Es ist kein Termin für den Auftakt eines vernünftigen Mannschaftstrainings in Sicht. Das ist mental nicht ganz einfach“, so Björn Klos.

Das Übungsprogramm für die Mannschaft fällt dabei etwas strammer aus als vor Weihnachten. Björn Klos erklärt: „Wir haben das ganz bewusst etwas umfangreicher und härter gestaltet, weil wir einen gewissen Fitness-Stand erreichen wollen für den Tag X, an dem es wieder losgeht. Dennoch sind wir natürlich bemüht, bei aller Beanspruchung ausgewogene Lösungen im Sinne von `Was geht und was geht nicht?´ zu finden.“ Eine Kontrolle über das durchgeführte Programm gibt es nicht: „Wir haben volles Vertrauen in die Jungs“, ist sich Björn Klos sicher, „dass alle den Willen und das Verantwortungsbewusstsein haben, sich fit zu halten.“

Fitnesstraining nach Plan (hier mit Philippe Persch, Bild links), nicht mehr dabei: Deniz Siga (Bild rechts), der das Ellenfeld aus familiären Gründen verlassen hat. (Fotos: -jf-)

Was besagten Tag X angeht, plant der Saarländische Fußballverband (SFV) mit verschiedenen Szenarien. Der noch Mitte November angedachte Plan, die komplette Runde zu spielen, dürfte angesichts der aktuellen Lage blanke Utopie sein. Der Verband hat mittlerweile auch in die Vereine „hineingehört“ – herausgekommen ist das, was Präsident Heribert Ohlmann wie folgt zusammenfasst: „Die überwiegende Anzahl der Vereine hat sich in einer Befragung für den Abschluss der Vorrunde mit anschließender Relegation ausgesprochen.“ Unabhängig von diesem Votum hat der Verband noch verschiedene Modelle erarbeitet.  Zumindest noch leichte Chancen auf Verwirklichung hätte ein Restart am 7. März: Dann könnten nach der Hinrunde noch Meister- und Abstiegsrunden gespielt werden. Sollte das nicht möglich sein, dann greift laut Josef Kreis, Vorsitzender des Spielausschusses, folgendes Szenario: „Wenn die Spiele erst im April beginnen können, haben sich die Clubs mehrheitlich für eine Austragung der Nachholspiele entschieden. Erst danach wird die Saison mit Abschluss der Vorrunde und folgender Relegation zu Ende gespielt.“ Klar ist auch: Sollte die Vorrunde nicht bis zum 30. Juni abgeschlossen werden können, dann wird die komplette Spielzeit annulliert. Fest steht ebenfalls: Die Mannschaften brauchen auf jeden Fall eine Vorlaufzeit von drei, vier Wochen zur Vorbereitung des Neustarts.

Denn dass der reguläre Trainingseinstieg nach so langer Zwangspause im Amateurbereich durchaus mit unkalkulierbaren Verletzungsrisiken behaftet sein kann, hat sich bereits nach der langen Trainings- und Spielabstinenz im Frühjahr und Sommer gezeigt. Deshalb wird Björn Klos in dieser Woche zu diesem Thema ein Seminar besuchen: „In der Hoffnung, dass ich dort noch mehr Erkenntnisse gewinne und ein paar neue Eindrücke und Ideen aufgreifen kann.“ Die Corona-Challenge, die Borussias Trainer im Dezember mit der Mannschaft durchgeführt hat, hat im Übrigen auch anderswo Anklang gefunden. Wie die „Rheinpfalz“ berichtet, ist Laurenz Stuppy, Trainer der U19 der SG Thaleischweiler-Fröschen  von seinem Arbeitskollegen und Borussia-Spieler Christoph Stemmler über die Aktion informiert worden und stieß damit unter leicht veränderten und auf sein Team abgestimmten Bedürfnissen auf eine Top-Resonanz bei seiner Mannschaft. Das Rad muss also nicht immer wieder neu erfunden werden, gerade in Krisenzeiten!

Den Abschied von Deniz Siga bedauert Borussias Übungsleiter indes sehr. „Deniz wurde zwar durch seine Verletzungen zu Saisonbeginn zurückgeworfen, hat aber in den Spielen, in denen er für uns auf dem Platz stand, deutlich gezeigt, wie gut er der Mannschaft sportlich wie menschlich getan hat. Schade, wir hatten eigentlich einen anderen Plan, aber die Familie geht natürlich vor“, hat Björn Klos Verständnis für die Entscheidung des 30jährigen, zu dem der Trainer vom ersten Moment an einen guten Draht hatte. „Unsere Gespräche im Sommer konnten ihn von unserem Weg überzeugen.“ Und noch eins hat an Deniz Siga imponiert: „Er hat sich stets in den Dienst der Mannschaft gestellt. In der Vorbereitung hatten wir ihn ja offensiv eingesetzt. Nach der Pokalniederlage in Auersmacher und sechs Gegentoren in Quierschied und Hasborn war uns klar, dass wir robuster und kompakter verteidigen müssen. Deshalb haben wir in Gesprächen ein System zusammengestellt und Deniz mit einer defensiven Rolle betraut, die er für den mannschaftlichen Erfolg sofort angenommen hat. Schon nach einer Woche Trainingsarbeit konnte Deniz unserer Abwehr die gewünschte Stabilität verleihen“, erzählt Björn Klos „aus dem Nähkästchen“.

Die Arbeit trägt Früchte: „Das Niveau in Training und Spiel hat sich verbessert“, konnte Björn Klos (hier bei der Arbeit mit der Taktiktafel) anhand des Video-Studiums feststellen. (Foto: -jf-)

Überhaupt ist Borussias Trainer mit dem Trainingsniveau in dieser Saison sehr zufrieden. Björn Klos hat die Arbeit mit der Mannschaft in den ruhigen Tagen um Weihnachten und Neujahr gründlich reflektiert: „Wenn man sich bestimmte taktische Übungen nochmal anschaut und sie mit der Situation vor ein paar Monaten vergleicht, dann zeigt sich schon eine enorme Entwicklung, die auch in einigen Spielen schon ihren Niederschlag gefunden hat.“ So konnte der Trainer dank der Video-Aufzeichnungen von Heinz Petry in mehreren Partien Spielzüge und die Arbeit mit und gegen den Ball analysieren und dabei erfreut feststellen: „Das war schon erstaunlich gut gespielt!“ Worin liegen die Ursachen für diese positive Entwicklung? „Der Mix aus unseren älteren und erfahreneren Spielern und den neuen, jungen, ehrgeizigen Leuten ist für mich entscheidend. Die älteren haben ein ganz neues Pflichtbewusstsein entwickelt, dafür muss ich ihnen ein großes Kompliment machen. Und die Jungs, die im Sommer zu uns gestoßen sind, sind nicht nur offen und herzlich aufgenommen worden, sondern sind auch lernbegierig, haben einen klaren Blick für die Realitäten und eine ganz hohe Identifikation mit der Borussia. Auf diese Weise ist ein Teamgeist entstanden, wie wir ihn lange nicht mehr hatten“, hat Björn Klos beobachten können.

An dieser Entwicklung soll nun kontinuierlich weitergearbeitet werden. Auch auf dem personellen Sektor. Ziel ist es, die Mannschaft punktuell, zielorientiert und nachhaltig zu verstärken. Mit Spielern, die sportlich und menschlich passen. Daran arbeiten Björn Klos und Sportvorstand Gunther Persch bereits seit Wochen, führen Gespräche mit interessanten möglichen Neuzugängen. „Einer hat bereits für Sommer zugesagt, bei einem weiteren hoffe ich auf die Zusage möglichst bald“, verrät Björn Klos. Namen werden natürlich noch nicht genannt. Es bleibt also spannend im Ellenfeld. Auch wenn es wohl noch ein bisschen dauert, bis der Ball wieder rollt. (-jf-)

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