„Eine Herausforderung, der ich mich gerne stelle!“

Zusammen mit seiner Tochter hatte er sich das Spiel der Borussia am vergangenen Samstag gegen die Sportvereinigung Quierschied angeschaut: Erste Stimmungen rund um den neuen Verein sammeln, erste Kontakte zu seinen neuen Schützlingen herstellen, erste Einblicke in das Umfeld gewinnen. Dazu gehörte für Christian Schübelin auch ein Eindruck von der Stätte, in der seine sportliche Heimat liegen wird: Das Ellenfeld-Stadion, das sich zurzeit noch im Rahmen der Rasenerneuerung als Baustelle präsentiert. Doch Borussias neuer Cheftrainer wird Phantasie genug gehabt haben, die Augen zu schließen und sich vorzustellen, was auf und neben dem hoffentlich bald saftig grünen Rasenteppich der traditionsreichen und geschichtsträchtigen Arena los sein wird, wenn sich der erwünschte Erfolg einstellen sollte. Darüber äußert sich Christian Schübelin (CS), der beruflich als Polizeibeamter im Kriminalkommissariat in Idar Oberstein arbeitet und mit seiner Familie (Ehefrau, Tochter und Sohn) in Baumholder zuhause ist, im Interview ebenso wie über seine Ziele und Pläne und was ihm im Fußball darüber hinaus wichtig ist.

Christian, schon jetzt herzlich willkommen im Ellenfeld – einem Stadion, das von vielen als das schönste im Saarland bezeichnet wird. Nicht selten zücken Spieler der Gastmannschaft erstmal ihre Handys, wenn sie ins Stadion kommen, um Bilder zu machen.

CS: Das habe ich in der Tat auch gemacht, auch wenn sich das Ellenfeld noch eine Baustelle ist. Aber die Atmosphäre mit den steilen Rängen kann man schon erspüren. Der Geist, den dieses reine Fußballstadion, in dem man ganz nah dran am Geschehen ist, ist was Einmaliges, etwas sehr Attraktives! Auch deshalb freue ich mich sehr auf die neue Aufgabe.

Wie kam der Kontakt zur Borussia zustande – bewirbt man sich?

CS: Es gibt in der Tat Trainer, die das tun. Doch bei mir war das nicht so. Der Kontakt kam über den sportlichen Leiter Gunther Persch zustande, mit dem ich erstmals im September 2022 zu tun hatte. Damals war ich als Trainer der rheinland-pfälzischen Polizeiauswahl tätig, wo wir an den Deutschen Meisterschaften in Berlin teilnahmen. In meinem Team stand mit Tim Braun ein Spieler der Borussia, und Gunther Persch hatte versucht, ihn für ein Saarlandliga-Spiel loszueisen. Als jetzt die Anfrage kam, musste ich nicht lange überlegen, obwohl ich eigentlich vorhatte, am Ende der Saison nach dem Abschied aus Freisen erst mal eine kleine Pause einzulegen.

Sie sind jetzt im neunten Jahr beim FC Freisen verantwortlicher Coach, haben den Verein aus der Landesliga in die Verbandsliga geführt, dort etabliert und im Vorjahr mit der Vizemeisterschaft einen Riesenerfolg gefeiert. Warum jetzt der Abschied?

CS: Da gibt es eigentlich keinen konkreten Grund. Denn ich bin grundsätzlich ein vereinstreuer Typ und muss mich wohlfühlen, um gute Arbeit zu leisten. Das war in Freisen immer der Fall. Ich habe dort viel erleben und erfahren dürfen. Aber ich bin der Meinung, dass 9 Jahre genug sind. Die Sache hat sich ausgereizt, ein neuer Impuls kann nicht schaden – weder dem Verein noch mir. Nach Absprache mit meiner Familie habe ich mich recht schnell entschieden: Okay, das mit der Borussia mache ich! Denn das ist eine ehrenhafte Herausforderung für mich, der ich mich gerne stelle.

Einen Berührungspunkt zwischen Ihnen und der Borussia gab es darüber hinaus ja auch schon im vergangenen Sommer, aber eher indirekt …

CS: Das stimmt. Als Vizemeister der Verbandsliga Nordost hatten wir das Relegationsspiel gegen den Vertreter des Süd-Westens, den SC Reisbach, mit 3:0 gewonnen, wären also in die Saarlandliga aufgestiegen, wenn … ja, wenn die Borussia über die Relegation den Sprung in die Oberliga geschafft hätte! Aber wer weiß, ob ich dann in diesen Tagen ein Trainerkandidat im Ellenfeld gewesen wäre?

Was haben Sie sich für das kommende Jahr im Ellenfeld vorgenommen?

CS: Das möchte ich nicht an einem Tabellenplatz festmachen. Mein Ziel ist es, die Mannschaft weiter zu entwickeln, guten, modernen und aggressiven Fußball zu spielen. Was dann am Ende dabei herauskommt, wird man sehen. Grundsätzlich habe ich die Einstellung, dass ich in jedes Spiel hineingehe mit dem Willen, es zu gewinnen. Klar werden wir uns mit der Borussia vornehmen, vorne mitspielen, aber das ist zum Teil auch von verschiedenen Faktoren wie Spielglück und Verletzungspech abhängig.

Wie ist Ihr erster Eindruck von der Mannschaft?
CS: Beim Spiel gegen Quierschied trafen der Tabellenneunte und der Spitzenreiter aufeinander. Ich habe aber keinen großen Unterschied gesehen. Gut, Quierschied hat zurzeit den besseren Lauf und war vielleicht einen Tick gefährlicher, aber nicht die bessere Mannschaft! Die Gespräche mit den Spielern der Borussia haben mir gezeigt, dass die Jungs sehr motiviert sind. Dass der Stamm der Mannschaft ihren Vertrag verlängert hat ohne zu wissen, wer der neue Trainer ist, spricht auf jeden Fall für einen guten Teamgeist. Ob ich letztlich als Trainer das Allheilmittel bin, weiß ich nicht, kann aber versprechen, alles für den Erfolg zu tun! Vor allem will ich erreichen, dass sich die Jungs wohlfühlen. Denn, wie oben schon gesagt, habe ich selbst erfahren, dass man dort, wo man sich wohlfühlt, auch richtig gute Leistungen erbringt.

Welche Werte sind dem Trainer Christian Schübelin wichtig?

CS: Ich bin ein Familienmensch. Familiäre Atmosphäre, in der allerdings auch mal Konflikte besprochen werden müssen, ist für mich bedeutsam. Dazu trägt die Wertschätzung viel bei, das heißt: Jeder im Kader ist wichtig, ist ein Puzzleteil, das für ein gutes Gesamtbild nötig ist. Darüber hinaus schätze ich Ehrlichkeit hoch ein. Auch Trainingsfleiß liegt mir sehr am Herzen – ich definiere mich sehr über das Training, gestalte sehr gerne das Training, denn hier wird die Saat gelegt, von der man später den Erfolg erntet. Schon als Spieler habe ich Spaß am Training gehabt. Dazu gehört natürlich auch die Bereitschaft und der Wille, der bekanntlich Berge versetzt und im Mannschaftssport oft entscheidend ist. Du kannst dir noch so viele Gedanken über Taktik und Matchplan machen – das nützt dir alles nichts, wenn der Gegner von der Mentalität stärker ist, die Zweikämpfe gewinnt und dich abläuft!

Auf eine Erfahrung hätten Sie sicher gerne verzichtet. Im Januar 2022 verloren Sie einen Ihrer besten Spieler Alexander Klos, der – da erinnert sicher jeder dran – bei einer routinemäßigen Personenkontrolle zusammen mit einer Kollegin brutal ermordet wurde. Wie macht ein so schreckliches Geschehen mit einem? In einem Beitrag der Nahe-Zeitung haben Sie die Stimmung wie folgt beschrieben: „Kein Sieg wird mehr so süß und keine Niederlage mehr so bitter sein wie zuvor.“

CS: Dieses Erlebnis war die größte Niederlage in meinem Leben. Ich habe Alexander Klos in seiner ganzen Zeit beim FC Freisen begleitet, er war so alt wie mein Bruder, mit dem er zusammen in der Jugend gespielt hat, dazu mein Arbeitskollege bei der Polizei. Verein und Mannschaft haben den Schmerz zusammen mit der Familie getragen – so etwas geht nur gemeinsam. Auf jeden Fall hat mich dieses Ereignis geerdet und den Wert eines Fußballspiels, eines Fußballergebnisses relativieren gelehrt. Fußball ist die schönste Nebensache der Welt, aber niemals wichtiger als das Leben!

Ein bedeutsamer Schluss-Satz, der viel über den Trainer Christian Schübelin aussagt! Herzlichen Dank für das interessante und offene Gespräch! Alle Borussen sind schon voller Vorfreude und sehr gespannt auf die neue Saison. Wir wünschen Ihnen für die restliche Saison beim FC Freisen noch viel Glück und Erfolg und dann einen guten Einstand im Ellenfeld! (-jf-)

3 Kommentare

  1. Ich kann dem neuen Trainer nur raten, ein Trainer ist nur so gut, wie die Qualität der Mannschaft und die steht an 9. Stelle der 6. Liga.

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