Ein begnadetes Alter: Achim Melcher ist 90 Jahre alt!

Hundertprozentiger Profi, brillanter Techniker und tadelloser Sportsmann / 145 Spiele (7 Tore) im Borussia-Trikot / Borussia gratuliert und wünscht alles Gute!

Es war DAS Sportfoto des Jahres 1963. Und sicherlich eines der berühmtesten Bilder in der langen traditionsreichen Geschichte der Borussia. Geschossen vom legendären Fotografen Ferdi Hartung, der den erfolgreichen Weg der Borussia in den 50er- und 60er-Jahren im Ellenfeld, aber auch in auswärtigen Stadien begleitet hat. So auch am 29. Mai 1963, als die Borussen im Rahmen der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft in der Dortmunder „Roten Erde“ beim Namensvetter und späteren deutschen Meister ein mehr als beachtliches 0:0 mit nach Hause holten. Hoch das Bein – beim Tanz um das unsichtbare Leder sind Erich Leist, Achim Melcher und Dortmunds Timo Konietzka zu sehen. Ein Foto, das Achim Melcher bundesweit in die Schlagzeilen brachte. Ein Foto, das bis heute einen ganz besonderen Stellenwert bei Achim Melcher hat. Ein Foto, das er anlässlich seines 90. Geburtstages gestern sicher noch einmal in die Hand genommen und betrachtet hat!

Das legendäre Sportfoto des Jahres 1963: Fußball-Ballett mit den Borussen (v.l.) Erich Leist, Achim Melcher (aus Neunkirchen) und Timo Konietzka (aus Dortmund). (Foto: Ellenfeld-Verein e.V. / Archiv Borussia Neunkirchen Hartung)

Das Fußball-ABC gelernt hat Achim Melcher in seiner Heimat an der Nahe beim FC 03 Sobernheim. Die benachbarte Eintracht aus Bad Kreuznach wurde schon bald auf den leistungsstarken Läufer, wie seine Position im damals aktuellen WM-System genannt wurde, aufmerksam und verpflichtete ihn 1956 für die Oberliga-Mannschaft. In insgesamt 125 Spielen (5 Tore) trug Achim Melcher das Kreuznacher Trikot, ehe ihn 1961 der Ruf aus dem Ellenfeld ereilte. In der Mannschaft von Trainer Adi Preißler erarbeitete er sich schnell einen Stammplatz und gewann gleich in seiner ersten Saison im Borussen-Trikot 1962 die Südwestmeisterschaft, die zur Teilnahme an den Gruppenspielen zur deutschen Meisterschaft berechtigte. Ein Jahr später verpassten Achim Melcher und die Borussia als Vizemeister nur knapp und umstritten die Qualifikation für die neu gegründete Bundesliga – die erneute Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft war da nur ein schwacher Trost.

Er gehört bis heute zu den Helden der Stadt: Achim Melcher (4. von links) und die Aufstiegsmannschaft 1964. (Foto: Ellenfeld-Verein e.V. / Archiv Borussia Neunkirchen Hartung)

Doch ein Jahr später war es soweit: Achim Melcher war fester Bestandteil des legendären Teams, das mit drei Siegen in Folge gegen St. Pauli, Bayern München und Tasmania Berlin den Aufstieg in die erste Liga feierte. Seinem ehemaligen Kreuznacher Mannschaftskameraden Jakob Drescher gelang 1965 mit dem FC Bayern München das gleiche Kunststück. 52 Spiele bestritt Achim Melcher in der „bel etage“ des deutschen Fußballs für Borussia und trug in der Premierensaison entscheidend mit dazu bei, dass die Borussen mit Rang 10 im Endtableau die bislang beste Platzierung eines saarländischen Clubs in der Bundesliga erreichten. Vielleicht sein wichtigstes Tor für Borussia: Das 3:1 in der 54. Minute im Heimspiel gegen den Hamburger SV im September 1964 bedeutete nach den Treffern von Paul Pidancet (6.), Uwe Seeler (22.) und Elmar May (37.) die Entscheidung zugunsten der Borussen. Auch nach dem Abstieg in die Regionalliga blieb Achim Melcher dem Ellenfeld noch ein Jahr treu und beendete nach insgesamt 271 Spielen (145 für die Borussia, 126 Eintracht Bad Kreuznach) seine höherklassige Laufbahn.

Da heißt es: Auf die Zähne beißen! So schnell konnte Achim Melcher nichts umwerfen: Weder eine Verletzung im Niedersachsenstadion von Hannover (oben) noch ein Einsatz auf Schneeboden auf dem Betzenberg in Kaiserslautern (unten). (Fotos: Ellenfeld-Verein e.V. / Archiv Borussia Neunkirchen Hartung)

„Ältere Borussen-Fans beschreiben Achim Melcher als großen und insbesondere sehr fairen Fußballer“, heißt es in einer Laudatio von Borussias Stadion-Beauftragtem und Archivar Professor Dr. Jens Kelm anlässlich des 80. Geburtstages des Jubilars vor zehn Jahren. Auch von seinen ehemaligen Mannschaftskameraden Willi Ertz und Horst Kirsch (Kirsch spielte von 1973 – 1976 zum Abschluss seiner Karriere bei Melchers Ex-Club Bad Kreuznach) wird Melcher nicht nur auf dem Platz als hundertprozentiger Profi, brillanter Techniker und absolut tadelloser Sportler gelobt, sondern auch als Persönlichkeit außerhalb des Spielfeldes beschrieben, dessen Wort Gewicht hatte. Insbesondere Willi Ertz legt großen Wert auf die Feststellung, dass er als damals junger Spieler von der schützenden Hand Achim Melchers profitiert hat. Der leider viel zu früh verstorbene Torhüter bezeichnete Achim Melcher einmal als „Bombenkerl“ – einer, wie er noch heute der Borussia, aber auch jeder anderen Mannschaft gut täte! Gemeinsam mit Achim Melcher kamen die Trierer Paul Pidancet und Elmar May 1961 ins Ellenfeld. „Wir drei haben menschlich und sportlich wunderbar ins Team reingepasst, wie die Faust aufs Auge, würde man sagen“, erinnerte sich einmal zu Lebzeiten Paul Pidancet, der mit dem Neuzugang aus Bad Kreuznach nur Positives verband: „Ein ganz ruhiger Typ, der sich mit allen sehr gut verstanden hat und auf dem Platz viel Drang nach vorne entwickelte.“

Die Borussia gratuliert Achim Melcher zum Ehrentag und wünscht ihm für die Zukunft alles Gute, Gesundheit, Zufriedenheit und insbesondere viele schöne Erinnerungen an seine Zeit im Ellenfeld. Mögen Achim Melcher noch möglichst viele schöne Jahre im Kreis seiner Lieben vergönnt sein! (-jf-)

Unsere Bilder lassen Szenen aus Achim Melchers Karriere im Ellenfeld noch einmal Revue passieren. (Fotos: Ellenfeld-Verein e.V. / Archiv Borussia Neunkirchen Hartung)

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*