
Generalprobe missglückt: Deutliche Niederlage im Finale gegen die gastgebende Hertha / Partie schon früh entschieden / Jan Luca Rebmann und Tim Klein trafen für Borussia
Wer in dieser Jahreszeit, von der Autobahnabfahrt Illingen kommend, hinab ins Tal nach Wiesbach fährt, dem bietet sich noch auf der Höhe ein selten schöner Anblick: Auf einer riesigen Fläche recken tausende und abertausende Sonnenblumen die Gesichter ihrer Wärme und Licht spendenden Energiequelle am Horizont entgegen. Eine tragische Geschichte aus dem alten Griechenland erklärt den Grund: Eine Nymphe habe sich unsterblich in den Sonnengott Apollo verliebt, doch der erwiderte ihre Gefühle nicht. So sei sie an gebrochenem Herzen gestorben und habe sich in eine Sonnenblume verwandelt, deren Blüte sich immer voller Sehnsucht hoch zur Sonne richtete. Doch der Anblick des ganz in Gelb gewandeten Feldes blieb aus Borussen-Sicht am gestrigen Sonntag das einzig Erwärmende: Zum einen, weil die Sonne sich pünktlich zum Anpfiff des Finales um den LEVOBANK-Cup verzogen und heftigem Gewitterregen Platz gemacht hatte, zum anderen weil auf dem Kunstrasen die sportliche Sonne allein zugunsten der schwarz-gelben Hertha aus Wiesbach zu scheinen schien, die am Ende der 90 torreichen Minuten mit einem deutlichen und verdienten 7:2-Sieg ihre weitgehende Dominanz demonstriert hatte. Immerhin durften sich die Borussen mit dem mit 250,- Euro dotierten Preis für den Turnierzweiten trösten.
Die Partie zwischen dem gastgebenden Oberligisten und dem letztjährigen Saarlandliga-Vierten war im Grunde genommen schon nach gut 20 Minuten entschieden. Denn bis dahin hatten die hoch pressenden Wiesbacher mit drei Treffern durch Yannick Haupts und Doppelpacker Max Poller den Borussen den Stecker gezogen. Schnell und kombinationssicher stellte die Hertha vor allem über ihre starke rechte Angriffsseite die Borussen vor arge Probleme, die auch nach dem Positionswechsel (Dilowan Günel und Christoph Stemmer tauschten die Seiten) nicht wirklich behoben wurden. Nicht umsonst wurden alle drei Treffer über die rechte Flanke initiiert. Erster Lichtblick auf Seiten der Borussia war dann der Anschlusstreffer zum 1:3: Kristof Scherpf hatte Jan Luca Rebmann mit einem Steckpass bedient, der behielt vor Wiesbachs Torwart Julian Holz einen kühlen Kopf und netzte links unten ein. Die Borussen wirkten jetzt gefestigter, mussten aber dennoch vor dem Seitenwechsel in Unterzahl (Christoph Stemmler hatte nach einem zugegebenermaßen harten Einsteigen am allerdings auch sehr theatralisch fallenden Pascal Piontek eine 10-Minuten-Strafe kassiert) „dank“ einer Unstimmigkeit in der Defensive durch Wiesbachs Neuzugang Edonis Metaj das 1:4 hinnehmen.

Anschlusstreffer zum 1:3: Jan Luca Rebmann, von Kristof Scherpf in Szene gesetzt, verlädt Wiesbachs Torwart Julian Holz (Foto: -jf-)
Direkt nach Wiederanpfiff – es war noch kaum eine Minute gespielt – wurden die Borussen in schwüler Witterung gleich mal eiskalt abgeduscht, schon zum fünften Mal erklang die kurze Tor-Hymne im proWin-Stadion. Unglücksrabe Lennart Niederländer machte dann nach knapp einer Stunde das halbe Dutzend Gegentreffer voll, als seine Rückgabe Torhüter Kevin Collofong auf dem falschen Fuß erwischte und ins lange Toreck trudelte. Doch der junge Mittelfeldspieler ließ sich dadurch nicht unterkriegen, suchte und fand bereits fünf Minuten später eine Antwort, indem er Tim Klein mit einem Querpass in den Strafraum bediente – Borussias Nummer 9 hatte keine Mühe, das Leder zum 2:6 im Netz unterzubringen. Gleich zweimal hätte Lennart Niederländer in der Folge die Borussen nochmal heranbringen können, auf der anderen Seite versiebte aber auch die Hertha die eine oder andere Möglichkeit, so dass die Zuschauer bis zur Schlussminute auf den letzten Treffer warten mussten: Ihn markierte mit Yannick Haupts derjenige, der kurz nach Anpfiff auch den munteren Torreigen eröffnet hatte.

Schützt alles Wertvolle: Wiesbachs Abwehrmauet blockt einen Freistoß von Dominik Cullmann. (Foto: -jf-)
2:7 – das Resultat hatten sich die Borussen, die in diesem Jahr zuletzt in Liga (3:0) und Pokal (2:0) gleich zweimal gegen die Hertha triumphiert hatten, bei der Generalprobe zum Auftaktspiel der Saarlandliga gegen die zweite Mannschaft des 1. FC Saarbrücken am Freitag (19.00 Uhr) sicher anders vorgestellt. Nun gilt es, sich – wie nach dem 1:6 im Test gegen den FK Pirmasens vor zwei Wochen – zu schütteln, sich der eigenen Stärken bewusst zu sein und in der Trainingswoche auf die Startaufgabe zu fokussieren: Am Freitag zählt´s! Borussias Teamarzt Dr. Sebastian Richter, in Wiesbach vor Ort und lange genug „im Geschäft“, um die Niederlage einordnen zu können, ließ es sich nicht nehmen, mit Hilfe einer Whatsapp-Nachricht den Borussen Mut zuzusprechen: „Ein letzter Test, der leider in die Hose gegangen ist – nehmt es nicht so schwer! Ich glaube seit 33 Jahren fest an Euch und bin stolz, ein Teil von Euch sein zu dürfen.“ Noch etwas macht Hoffnung für Freitagabend: Gemäß einer alten Theaterweisheit folgt auf eine misslungene Generalprobe in der Regel eine gelungene Premiere! Auf dass dann wieder die Sonne über dem Ellenfeld lacht … (-jf-)
Statistik: FC Hertha Wiesbach – Borussia 7:2 (4:1)
Borussia: Kevin Collofong – Marc Dahler (C), Jan Eichmann (ab 55. Leon Bayer), Dilowan Günel (ab 46. Tim Klein), Christoph Stemmler (ab 48. Florian Stopp), Niklas Backes (ab 46. Tim Braun), Leon Bayer (ab 46. Nico Christmann), Dominik Cullmann, Jan Luca Rebmann, Dylan Sodji, Kristof Scherpf. – Trainer: Jan Berger, Jörg Backes.
Tore: 1:0 (4.) Yannick Haupts, 2:0 (8.) Max Poller, 3:0 (21.) Max Poller, 3:1 (26.) Jan Luca Rebmann, 4:1 (40.) Edonis Metaj, 5:1 (46.) Sören Maas, 6:1 (57.) Lennart Niederländer (Eigentor), 6:2 (62.) Tim Klein, 7:2 (90.) Yannick Haupts. – Zuschauer: 250. – 10-Minuten-Zeitstrafe Borussia: Christoph Stemmler (38.).
Unsere Fotos zeigen Impressionen vom Finale um den LEVOBANK-Cup zwischen Hertha Wiesbach und der Borussia. (Fotos: -jf-)




























