Borussia vergeigt den Start in die Restrunde

Albtraum-Auftakt für Borussia, Traumstart für starke Gäste / Michael Müller einziger Borussen-Torschütze beim 1:5 gegen Hasborn / Wie in der Bibel: „Der Geist war willig, das Fleisch schwach“

Unser Bild: Szene mit Symbolcharakter – Hasborns Johannes Gemmel versucht, Michael Müller zu trösten (li.), niedergeschlagene Borussen auf der Bank (re.). Jetzt heißt es: Wieder aufstehen! (Foto: -jf-)

1:5. In Worten: Eins zu fünf. Wer es mit der Borussia hält, muss das, was gestern in der Ferraro-Sportarena zu sehen war, erst mal sacken lassen. Unterschiedlicher konnten jedenfalls die Szenen nach dem Abpfiff von Schiedsrichter Niclas Zemke vom FV Fischbach nicht sein: Während die Schwarz-Weißen geknickt und konsterniert auf ihrer Bank hockten und stumm an ihren Getränkeflaschen nippten, verwandelten die anderen den Spielerkreis um Trainer Heiko Wilhelm in eine rot-weiße Hüpfburg. In der Borussen-Kabine war es anschließend mucksmäuschenstill, ein paar Meter weiter war dagegen Party-Zone. „Wir haben uns schon was ausgerechnet, aber dass wir hier mit solch einem Ergebnis rausgehen, hätten wir uns beim besten Willen nicht zu träumen gewagt“, bilanzierte Torhüter Jonas Merhej, der an ehemaliger Wirkungsstätte nicht allzu viel zu tun hatte und mit der Frühlingssonne um die Wette strahlte.

Keine Frage: Der Sieg für die Rot-Weißen war verdient. Die Tendenz der letzten Vorbereitungsspiele, als Hasborn den Oberligisten aus Jägersburg mit 3:0 vom Platz gefegt und Borussia gleichzeitig mit 1:4 beim Verbandsligisten in Merchweiler verloren hatte, fand zum Start der Frühjahrsrunde ihre Fortsetzung. Das war schon in der Anfangsphase zu spüren: Während die Mannen um Kapitän Marco Dahler sich schwertaten, ins Spiel zu finden, erwischten die selbstbewusst auftretenden Gäste mit kompakter Ordnung einen guten Start und belohnten sich früh.  Kaum acht Minuten waren gespielt, als Tim Rettenberger nach einem schnellen Angriff über die linke Seite in halbrechter Position im Strafraum „blank“ stand und das Leder nur noch einschieben musste. Für Borussia schien dieser Treffer allerdings ein Weckruf zu sein. Jonas Merhej tauchte nach Flachpass von Tim Klein im Fünf-Meter-Raum ab und begrub den Ball vor Sebastian Cullmann unter sich (12.). Dann zögerte Tim Klein nach Kopfballvorlage von Kamil Czeremurzynski zu lange mit dem Abschluss (14.). Wenig später Tohuwabohu im Gäste-Strafraum: Zunächst reklamierten die Borussen nach hartem Einsteigen von Gian Luca Forkel gegen Tim Klein Elfmeter, anschließend wurden Schussversuche gleich mehrfach abgeblockt, ehe Niklas Allenfort mit dem linken Fuß knapp am Tor vorbei zielte – die bis dahin beste Ausgleichschance (18.)!

Hoffnung auf eine Spielwende, die erste: Michael Müller köpft zum 1:1 ein (li.) und schreit anschließend seine Freude über den Ausgleichstreffer förmlich heraus. (Fotos: jf-)

Auf der anderen Seite brachten zahlreiche unnötige Fouls die Rot Weißen einige Male in aussichtsreiche Ausgangsposition rund um den 16er der Borussen. So zirkelte Christian Lensch einen Freistoß aus 17 Metern knapp über das Kreuzeck. Hasborn lief weiter aggressiv an, wodurch Borussia gezwungen war, immer wieder mit langen Bällen zu operieren. Einer davon zerschnitt nach 36 Minuten die Abwehr der Rot Weißen wie ein Messer die heiße Butter – prompt war Michael Müller zur Stelle und köpfte den Ball über die wie beschwörend ausgestreckten Hände von Jonas Merhej hinweg ins Netz zum 1:1. Doch wer jetzt auf eine Wende des Spiels gehofft hatte, sah sich getäuscht. Die Gäste gewannen wieder mehr Sicherheit und initiierten vor allem über die rechte Flanke mit dem wieselflinken Tim Rettenberger, den Borussias Defensive kaum in den Griff bekam, gefährliche Offensivaktionen. Hasborns Nummer 9 war so auch der Vorlagengeber zur erneuten Führung, Johannes Gemmel nahm das Zuspiel dankbar auf und jagte die Lederkugel mit Wucht flach ins lange Eck – ein blitzsauber herausgespielter Treffer (40.)! Noch vor der Pause hätten die Gäste bei besserer Chancenverwertung gegen eine zunehmend verunsicherte Borussen-Defensive ihre Führung durchaus noch ausbauen können. Vor allem als Niclas Scholl an einer scharfen Hereingabe von Johannes Gemmel nur um Haaresbreite vorbeirutschte, lag das 1:3 in der Luft.

Borussia durfte sich zur Pause über den Rückstand nicht beschweren und wurde nach Wiederanpfiff gleich kalt abgeduscht. Johannes Gemmels, der mit seinem zweiten Treffer nach schnell vorgetragenem Angriff über die linke Seite Philippe Persch per Flachschuss keine Chance ließ, war schon so etwas wie eine Vorentscheidung, zumal sich der eingewechselte Danny Kleinbauer eine zehnminütige Zeitstrafe einhandelte. Nach einem Pfostenschuss von Tim Rettenberger (58.) sorgte Borussia erst nach 62 Minuten wieder für Aufregung, als Nico Christmann von Kevin Saks freigespielt wurde, aber aus kurzer Distanz an Jonas Merhej, der „alle Viere“ ausfuhr und sich ganz breit machte, scheiterte. Ein Anschlusstreffer zu diesem Zeitpunkt hätte die Statik des Spiels sicherlich noch einmal entscheidend ändern können, denn der Wille war den Borussen zweifellos nicht abzusprechen. Doch gemäß dem biblischen Wort aus dem Matthäus-Evangelium „Der Geist ist willig, das Fleisch schwach“ erschwerten es viele leichtfertige Ballverluste (gerade bei den zweiten Bällen) trotz eingewechselter Offensiv-Power immer wieder, echte Gefahrenmomente vor dem Tor der cleveren Gäste heraufzubeschwören. Im Gegenteil: In der Schlussphase liefen Marco Dahler & Co in zwei eiskalt vorgetragene Konter: Zunächst staubte Tim Rettenberger zum 1:4 ab (84.), in der Nachspielzeit war es Niclas Scholl, der nach einem von Maximilian Strack abgewehrten Flachschuss von Julian Frisch, zur Stelle war und den Ball zum 1:5 einschob (90. +2).

Hoffnung auf eine Spielwende, die zweite: Nico Christmann scheitert an Jonas Merhej und verpasst den Anschlusstreffer zum 2:3. (Foto: -jf-)

Unter dem Strich ein bitterer, mehr als gebrauchter Nachmittag für die Borussen. Ursachenforschung ist angesagt, die Defizite gilt es jetzt in der kommenden Trainingswoche vor dem schweren Auswärtsspiel beim FV Eppelborn aufzuarbeiten. Ob Philippe Persch im Illtalstadion das Borussen-Tor hüten wird, ist dabei noch offen: Der Keeper zog sich schon früh eine Schulterblessur zu, die im Laufe des Spiels zu vermehrten Schmerzen und letztlich kurz vor Schluss zu seiner Auswechslung führte. Hasborns Coach Heiko Wilhelm wollte das Resultat nicht zu hoch bewertet wissen: „Als Borussia musst du ja zum Ende hin nochmal alles versuchen und dabei riskieren, den einen oder anderen Konter zu fangen. Das sollte man der Mannschaft jetzt nicht allzu hart ankreiden.“ Doch die Borussen konnte das kaum trösten. Mannschaftsarzt Dr. Sebastian Richter betrieb noch am Abend ein wenig Seelenmassage: „In dieser schwierigen Situation teile ich Euch mit, dass aus meiner Sicht die Leistungsbereitschaft absolut da war, die Konzentration leider nur zu 80 Prozent. Jetzt heißt es weiter kämpfen und die Saison keineswegs schon abhaken! Jede Mannschaft hat das Recht auf rabenschwarze Tage – auch mal zwei hintereinander. Versuche weiterhin mein Bestes für Euch zu geben als Doc und Freund und erhoffe mir einen Auswärtspunkt in Eppelborn“, schrieb der „Basti“ in einer Whatsapp-Nachricht an alle Akteure.

Traumstart für Rot-Weiß Hasborn, Albtraum-Auftakt für die Borussen – während mit Hasborn nach diesem Auftritt im Kampf um die vorderen Plätze zu rechnen ist, müssen die Borussen ihre Ambitionen zunächst einmal hintanstellen. Wie schon nach dem 3:4 in Brebach heißt es: Wieder aufstehen und zeigen, dass man eine Mannschaft ist! Dass Kapitän Marco Dahler und Co. das können, haben sie nur eine Woche nach dem Fiasko in Brebach beim 4:1 gegen die SG Mettlach-Merzig eindrucksvoll bewiesen! (-jf-)

Statistik: Borussia – Rot Weiß Hasborn 1:5 (1:2)

Borussia: Philippe Persch (ab 85. Maximilian Strack), Kamil Czeremurzynski, Marco Dahler, Nico Purket, Christoph Stemmler (ab 67. Simon Schreibeisen), Niklas Allenfort (ab 46. Tim Braun), Nico Christmann, Sebastian Cullmann (ab 46. Kevin Saks), Michael Müller, Dylan Sodji (ab 46. Danny Kleinbauer), Tim Klein.

Tore: 0:1 (8.) Tim Rettenberger, 1:1 (36.) Michael Müller, 1:2 (40.) Johannes Gemmel, 1:3 (47.) Johannes Gemmel, 1:4 (84.) Tim Rettenberger, 1:5 (90.+2) Niclas Scholl. – Schiedsrichter: Niclas Zemke (FV Fischbach). – Zuschauer: 450. – Gelbe Karten Borussia: Dylan Sodji (9.), Sebastian Cullmann (24.), Philippe Persch (25.). – Zeitstrafe Borussia: Danny Kleinbaue (56.).

Unsere Bilder vermitteln Eindrücke vom Spiel der Borussia gegen Rot Weiß Hasborn. (Fotos: -jf-)

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